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Streit um das Denkmal

Oksana

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Der Gewerkschaftsplatz am Dwina-Ufer neben dem See- und Flussbahnhof. Hier wird in den nächsten Jahren der Erzengel-Michael-Dom gebaut, der zur Hauptkirche der Region werden soll.
Der Erzengel Michael ist Patron der Stadt Archangelsk (Erzengel – gr. Archangelos) und ist auf dem Stadtwappen dargestellt. Die Hauptkirche hat die Region seit 1929 nicht mehr, damals wurde der Heilige Dreifaltigkeitsdom in Archangelsk vernichtet, der als einer der schönsten russischen Dome im ganzen Lande galt.
Jetzt will die Kirche die Situation verbessern und einen 70m hohen prächtigen Dom bauen, auf den die Stadt und das Gebiet stolz sein könnten. Ohne Zweifel ist dieser Bau ein bedeutsames Ereignis im kulturellen und geistlichen Leben des Russischen Nordens.
Das Problem liegt aber darin, dass der Gewerkschaftsplatz als der einzig passende Ort für den Bau des Domes gewählt wurde. Und früher befand sich auf diesem Platz das Denkmal „Den Verteidigern des Nordens“ (zum Andenken an die Zeit der Intervention 1918-1920). Die Kirche hat keinen anderen Ort gefunden und die Stadtverwaltung mit dem Stadtbürgermeister haben ihr den Platz zur Verfügung gestellt.
Im November 2005 wurde auf dem Platz ein Kreuz gesegnet und der Ort für den Bau umzäunt.

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Archangelsk, 1.Mai 2006

Daneben erschien im Februar noch die Michael-Kapelle.

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Die Michael-Kapelle auf dem Gewerkschaftsplatz, Archangelsk, 1.Mai 2006

Das Denkmal wurde zur Seite geschoben und wartet, bis man einen neuen Platz dafür findet.
Es gibt aber sehr viele Menschen, die mit dieser Situation unzufrieden sind. Vor allem sind das die Veteranen, die sich beleidigt fühlen und meinen, die Tat der Stadtverwaltung verletzt das Gedenken an die Menschen, die ihr Leben dem Schutz des Nordens geopfert haben. Außerdem wurden auf diesem Platz traditionell Demonstrationen, Konzerte, Studentenfestspiele, Meetings und Herbstmarkt veranstaltet.
Man kann aber schon nichts ändern, der Dom wird auf dem Gewerkschaftsplatz errichtet, aber die Unzufriedenen lassen die Stadtverwaltung nicht in Ruhe und nutzen jede Möglichkeit, um ihren Protest zu erheben. So erschienen am 1.Mai auf dem Denkmal folgende Plakate: „Donskoj, mach die Schuppen sauber! Finger weg vom Denkmal!“, „Kirche und Sittlichkeit sind unvereinbar“, „Donskoj, stell das Denkmal zurück!“ (Alexander Donskoj – der Stadtbürgermeister von Archangelsk). Am nächsten Tag waren Plakate schon weg...

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Das Denkmal "Den Verteidigern des Nordens", Archangelsk, 1.Mai 2006


Besonders gefällt mir die Anschrift am Zaun, der den Ort für den zukünftigen Dom kennzeichnet: „Eintritt des Territoriums für den Bau des Doms mit dem Ziel, zu rauchen, Alkohol zu trinken oder mit den Hunden zu spazieren, wird nicht gebilligt“. Dabei habe ich nie gesehen, dass das Tor geöffnet ist.

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Sie stehen immer noch nebeneinander, die Gegner.

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Archangelsk, 1.Mai 2006

Kennt jemand vielleicht andere Beispiele aus seiner Gegend, wo man um ein Denkmal gestritten hat?

Liebe Grüße
Oksana
 
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