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historisches Vokabular der Technikgeschichte

@ Gerd: hieß das Ding nicht Telex?

Und kurz darauf gab es zu Beginn der Homecomputer-Zeit noch in jedem Staat isolierte und sauteure Entwicklungen, die das Telex ablösen und manche andere elektronische Kommunikation vorwegnehmen sollten.
In Österreich war das das "Mupid", in Frankreich das "Minitel". In anderen Ländern kenne ich die Entwicklungen leider nicht, vielleicht wissen Leser mehr?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Aus der Schreibmaschinen-Technik:

Die Typenhebel haben sich verhängt
(Bei mechanischen Schreibmaschinen, wenn man zu rasch zwei Tasten hintereinander betätigte - ein Typenhebel war noch an der Walze, der zweite kam hinterdrein und legte sich neben den ersten, beide verbogen sich und steckten fest)

Der Schlitten steckt
Die Gummiwalze mit dem eingespannten Papier befand sich am beweglichen "Schlitten" und wurde durch eine besondere Mechanik - ähnlich einem Uhrwerk - in Abständen von 1/10 (oder 1/12) Zoll von rechts nach links bewegt. Diese Mechanik neigte bei zu schnellem Schreiben zum blockieren.

Der Zeilenschalthebel ist gebrochen
Bei mechanischen Schreibmaschinen wurde mittels Handhebel auf der linken Seite des Schlittens dieser nach Erreichen des Zeilenendes wieder nach rechts geschoben - gleichzeitig wurde dadurch ein Zahnrad betätigt, das die Walze mit dem eingespannten Papier um eine Zeile (1/6 Zoll) nach oben drehte. Dieser Zeilenschalthebel war lang und schlank und konnte brechen ...

Wieviel Durchschläge brauchen sie?
Heute machen wir Kopien! Damals wurden Pauspapiere oder dünne Kohlepapiere zwischen haudünne, verschiedenfärbige "Durchschlagpapiere" gelegt, wodurch der anschlagende Typenhebel durch das oben befindliche Firmenpapier auf alle dahinterliegenden Durchschlagpapiere einen Kohleabdruck des Buchstabens "durchschlug" .... Welchen Zweck hatten dabei die verschiedenfärbigen Durchschlagpapiere? z.B. Rot für Buchhaltung, Blau für Verkauf, Grün für Verkäufer, Gelb für Registratur .... ;-)

Die Buchstaben bleiben hängen!
Etwa 45 Typenhebel (je nach Zeichensatz) wurden in einem halbkreisförmigen Guß-Segment durch schmale Schlitze geführt. Verschmutzten diese, fielen die Hebel nicht mehr durch Eigengewicht + Federzug in die Grundstellung zurück - sie "blieben hängen" ... ein Weiterschreiben war unmöglich!

Mach ein Benzinbad!
Anweisung des Werkstättenleiters an Techniker nach Grundüberprüfung. Beinhaltet das komplette (!) Zerlegen in mehrere Hundert (!) Einzelteile und waschen in Benzin (entölen) bzw. hinterher in Benzingemisch (Benzin-Petroleum-Knochenöl) mittels Haarpinsel (händisch, erst später "Waschmaschinen"); danach wieder Zusammenbau, wobei abgenützte Teile sofort ersetzt wurden ...

Die (Schreib)Maschine springt!
Durchaus übliche Fehlerbeschreibung des Kunden! Bei guten persönlichen Kontakten konnte man als Techniker fragen: "Wie hoch???" ... gemeint war aber, dass die Schreibmaschine nicht jede Buchstabenposition anfuhr, sondern manchmal bei Schnellschreibern eine Position ausließ, diese also "übersprang" ....

Die (Schreib)Maschine locht ....
Wenn die Schreibwalze aus Hartgummi durch längeren Gebrauch sehr hart geworden war und man zwei oder drei "Durchschläge" machte, mußte man sehr stark die Buchstaben-Tasten betätigen - dabei stanzte bei harter Gummiwalze der Buchstabe "O" ein Loch ins Papier ....

Haben sie Geradext?
Bei Tippfehlern wurde der falsche Buchstabe mittels eines "Radex"-streifens, der vor das Papier gehalten wurde, während der gleiche Buchstabe noch einmal getippt wurde, weiß (!) übertippt. Bei schlechten Schreiberinnen war oft sehr viel "geRadext" ... der Brief durfte/konnte nicht versandt werden!

Das Farbband schaltet nicht um!
Die eingelegten Farbbänder, von denen die Druckfarbe auf das über eine Gummiwalze eingespannte Papier durch den Anschlag eines Buchstabens übertragen wurde, waren meterlang und wurden bei jedem Anschlag weiterbewegt. Am Ende war eine Öse oder Klammer angebracht, die einen Mitnehmer bewegte, der letztlich die Bewegungsrichtung des Bandes wieder umdrehte! Fiel die Öse oder Klammer heraus, wurde nicht umgeschaltet und das Band wurde straff gezogen und blieb dann stehen. Blindschreiberinnen schrieben weiter und durchlöcherten so oft das Band an dieser letzten Postion durch oftmaligen Anschlag an die gleiche Stelle am Band!

Matrizenstellung
Kein erotischer Ausdruck :kopfkratz, sondern das Farbband wurde weggeschaltet, um mit den Metallbuchstaben auf den Typenhebeln benötigte Wachsmatrizen "prägen" zu können, mit denen danach in einem einfachen Druckverfahren mehrere Abzüge hergestellt werden konnten ....

Dezimaltabulator
Ganz oben im Tastenfeld befindliche Tasten, die den Schlitten mit dem Papier einen händisch gesetzten Stop (ein Metallstift) anfahren ließen. So konnten senkrechte Kolonnen (in Spalten) geschrieben werden.
Für Zahlen verschiedener Länge gab es später den "Dezimaltabulator"; jede Stelle der Zahl hatte eine entsprechende Taste; eine "100,00" wurde mit der Hunderter-Tabulatortaste "angefahren", eine "10.000,00" mit der Zehntausender-Taste ....

SS-Zeichen umlöten
Schreibmaschinen aus Hitlers SS-Beständen hatten statt des $-Zeichens eben das SS-Zeichen (in schmaler Blitz-Form) - zu meiner Zeit (1970) wurden diese Schreibmaschinen wieder "zurückverwandelt". Die Typen waren als Metallschuh auf die Hebel aufgelötet, wurden daher abgelötet und durch neue Typenschuhe mit "$" und dem Pfund-Zeichen (gerade habe ich dieses Zeichen automatisch auf der modernen PC-Tastatur gesucht *schäm*) ersetzt - somit "umgelötet"

Die Papierstütze
Um das Geschriebene lesen zu können, war hinten am Schlitten eine Papierstütze montiert, die das Papier lesegerecht aufrecht hielt und das nach Hinten hinunterkippen verhinderte.

Liebe Grüße
Norbert
 
Aus der Rechenmaschinen-Technik:

Zehnerübertragung
Für Addition, Multiplikation und Division benötigten die mechanischen (!) Rechenmaschinen Zahnräder mit 10 Zähnen, wobei ein Zahn auf einer Seite vorstand, um bei einem vollen Durchlauf (zählen bis Zehn!) das Nachbarzahnrad um eine Stelle mitzunehmen, den Zehner somit zu "übertragen" ...

Wendeplatte
Diese Zahnräder für die Zehnerübertragung waren 2x (einander gegenüber und jeweils 2 gegenüberliegende Zahnräder miteinander verbunden!) vorhanden und auf einer Platte montiert, die bei der "verkürzten Multiplikation" einfach "gewendet" wurde. Der Trick war, dass man "9" nicht mit neun Umdrehungen "zählte" sondern die Platte wendete und dadurch "1" als Negativzug durchführte ....
Ich spare mir jetzt, eine ganze mehrstellige Multiplikation beschreiben zu wollen :autor:

Stiftschlitten
Dieser war unter den Eingabetasten beweglich montiert und enthielt die Stifte, welche an bestimmten Positionen entsprechend der gewünschten Ziffer durchgeschoben wurden ...

Eventuell später noch mehr
Gute Nacht
Norbert
 
@ Wolfgang: Soweit mir bekannt ist hat das TELEX nur einen Streifen bedruckt.
Der Fernschreiber hatte jedoch ganz normale Seitenbreite und zusätzlich einen Lochstreifen um Texte zuerst zu speichern und dann mit höchster Geschindigkeit senden zu können. (Die selben Lochstreifen wurden auch zur Steuerung von EDV-Anlagen verwendet).
Das Fernschreibnetz war im Selbstwählverkehr weiter ausgebaut als das Telefonnetz. Es war z.B. möglich auf die Fitschi-Inseln ein Fernschreiben zu schicken, jedoch nicht im telefonischen Selbstwählverkehr.
 
Wobei Du mit "Selbstwählverkehr" auch ein historisches Wort der Technikgeschichte getroffen hast!

Ich erinnere mich noch als ich als Kind die ersten Seiten des Telefonbuches studiert habe: Da gab es Länder die man im Selbstwählverkehr erreichen konnte und eine Menge Länder, Inseln und sogar noch Kolonien, für die man ein Telefongespräch beim Amt anmelden musste.
Leider liegt mir kein altes Telefonbuch der 1970er-Jahre als Beleg vor.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Ich weiß nicht, ob der Begriff schon behandelt wurde:
"Ich geh' aufläut'n" - für "Ich geh telefonieren".
far.a
 
@ Telefon
In der DDR wurde der Viertelanschluss als Viereranschluss bezeichnet, zu beiden Bezeichnungen siehe auch (Administrator: Link existiert nicht mehr.).
Hatten wir schon Amtsanschluss, 0-Nummernapparat, Sonderleitungen, Sondertelefonnetz?
Dresdner
 
Ich erinnere mich an Telefonkabinen im Postamt, für Ferngespräche, die
angemeldet werden mußten. Man bekam dann die Nummer gesagt und
mußte hinterher am Schalter zahlen. Das waren noch Zeiten!-Ulrike
 
Auch auf dem Gebiet der Fahrkarten und Tickets gibt es viele interessante historische Vorläufer.
Richtige Fahrkarten in Pappausführung, die mit einer Lochzange entwertet wurden, findet man heue nur noch bei historischen Schmalspurbahnen. Eine besondere Spezies davon waren Bahnsteigkarten, mit denen man lediglich den Bahnsteig betreten, jedoch nicht im Zug mitfahren durfte. Alle Fahrkarten kontrollierte an einem Bahnsteigeinlass ein Bahnsteigschaffner. Die Weichen wurden selbstverständlich von einem Handstellwerk aus gestellt, heute übernimmt dies, hunderte Kilometer entfernt, ein Zentralrechner.
Was die Seilbahntickets betrifft, haben einige wenige Unternehmen den Werbewert früherer nostalgischer Tickets wieder erkannt - Vorreiter ist hier die SAD Bozen mit Mendel-, Rittner- und Jenesienbahn:
Hier das Beispiel des aktuellen Tickets der Jenesienbahn mit der historischen Kabine.

Dresdner
 
Die kleinen Kontroll- Häuschen nannten wir Sperren, man mußte "durch die
Sperre" gehen. Manchmal wurde auch am Ausgang kontrolliert. Im Zug
waren Schaffner und Zugführer, vor einem Tunnel rannten sie durch den Zug,
um die Beleuchtung an bezw. auszuschalten. Es gab 1. u. 2. Klasse, jeweils
Raucher- und Nichtraucherabteile. Es waren Hand-Hebel für die Heizung und
Fenster zum Öffnen, sogar Vorhänge aus Stoff. An den Wänden hingen
gerahmte, teils lustige, Werbeschilder. Ich habe viele Erinnerungen an
Bahnfahrten! -Ulrike
 
Es gab auch eine 3. Klasse (Holzbrettklasse). Vielleicht weiß jemand wann diese aufgelassen wurde ???
 
@ gerd: da hilft uns wiki wieder einmal ausführlich weiter: https://de.wikipedia.org/wiki/Abteilwagen.

Auch reichsbahngeschichtlich interessant: die Mannschaftstransportwagen. Sie sahen aus wie Güterwagen, nur dass darin Betten, Tische und Stühle aus Holz installiert waren. Diese Wagen waren für die Verlegung von Militäreineiten eingesetzt, NVA und GSSD nutzten sie.

Ich kann mich auch an ein FDJ-Treffen in Berlin erinnern, von dem wir in solchen Waggons zu unserem Heimatort zurückkehrten.
Das war schon ein besonderes Erlebnis: Nachtfahrt im unbeleuchtetem Waggon, wir alle um die 15, 16 Jahre und natürlich "gemischtes Publikum" ...

Dresdner
 
Bei meinen Bahnfahrten in den 50er Jahren gefielen mir vor allem die netten kleinen Bahnhöfe mit ihren Blechplakaten (Schöller-Wolle, Nomotta, Juno, Provinzial-Feuersozietät, Beru-Zündkerzen) und ihren vielen Blumen in Kästen an allen Fenstern und in Ampeln, die vom Vordach hingen. Der Bahnhofsvorsteher trug Uniform mit Mütze, eine Art Schiedsrichterpfeife und das Ding, für das ich nicht mal einen Namen weiß: das runde weiß-rote Schild auf einem Stab, mit dem er dem Zugführer die Abfahrt freigab (wenigstens soweit ich es verstanden habe). Er machte durchaus den Eindruck einer Respektsperson, auch wenn sein Bahnhof so klein war, daß nicht unbedingt jemand aus- oder einstieg.
Diese kleinen Bahnhöfe verschwanden im Zuge der Streckenstilllegungen, als sich die Bahn zunehmend auf die einträglicheren Städteverbindungen konzentrierte und die Dörfer nur noch mit Bussen erreichbar machte (bzw. das anderen Unternehmen überließ). Kleinere Bahnhöfe, die noch angefahren werden, bestehen heute meist nur noch aus einem übel vernachlässigten Gebäude, entweder zugesperrt oder gerade noch als überdachter Durchgang und Warteraum (für Winter- und Schlechtwettertage) offen gehalten, und einem Fahrkartenautomaten.
 
In den 1950/60 er Jahren hat man beim Mopedfahren eine Drahtbürste zum Putzen der Zündkerze gebraucht. (Wenn sie verrußt war und kein Funke mehr entstanden ist.)
 
Nicht nur beim Moped.
Auch beim Trabant wurden die Zündkerzen ordentlich mit einer Drahtbürste bearbeitet und wenn der Lichtmaschinenriemen mal wieder gerissen war, sorgte ein zusammengedrehter Damenstrumpf für Ersatz.
Dresdner
 
Las einen Zeitungsartikel über altmodische Kinderbücher in Neuauflage,
z.B. stände dort: er legte den Hörer auf die Gabel - darunter könnte
die heutige Generation sich nichts mehr vorstellen - nur ein Beispiel! Ulrike
 
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