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Trachtenboom und Dirndlkleid

Rabenweib

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So, ich habs getan.
Zum ersten Mal in meinem Leben hab ich mir ein echtes Dirndl gekauft.
Man kann schon einige Hunderter rechnen, wenn man sich sowas kauft, schließlich braucht man Schuhe dazu und eine Bluse drunter und eine Schürze gehört dazu, und dann soll ja auch noch der Mann dazupassen mit ana "Krochleder`n". *schmunzel*

Ich wollte auf keinen Fall so ein modernes Dirndl, wie die Stars im Fernsehen sie tragen beim Oktoberfest. Nix mit Klimbim und gerafft und grelle Farben.
Es sollte ganz schlicht sein, traditionell, mit einer einfachen Bluse drunter und in dunkleren Farben.
Ich fuhr also zum "Loden Landl" nach Hollenstein und hab mich dort durch einige Dirndlkleider durchprobiert.



Zuerst war ich schon überrascht, dass es in meiner Größe (50-52) soooo viel Auswahl gab!
Die zweite Überraschung war, dass ein "stinknormales" Dirndl relativ günstig ist, im Vergleich zu den teuren modernen, oder den Themendirndln (Eisenstrassentracht, Mostvierteltracht, usw...)
Ich habe für meines mit einer zweiten Schürze und Bluse insgesamt 280 Euros bezahlt.

Nun hab ich also ein stinknormales Dirndl.
Und ich habe festgestellt, dass sich daran die Geister scheiden. Den einen gefällts, die anderen finden es furchtbar.
Mein Mann sagt ich schau aus wie eine Bäuerinn. Ihm gefällts nicht.
Aber ich muss sagen, es ist sehr gemütlich ich fühle mich wohl darin und ich finde es passt zu mir.
Ich trage es heute schon den ganzen Tag. :)

Kann ich also nur empfehlen!

Liebe Grüße, Sonja
 

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Liebe "Rabenfrau " Sonja, ich finde dich richtig "fesch "!
Habe auch früher "Trachtenlook" getragen, viele weiße Baumwollblusen mit
Spitze (Bügelarbeit!) zu "Trachtenröcken". Einen ganz feinen Rock habe ich
mal in Oberstdorf gekauft, mein Traum war immer ein "Abenddirndl".
Inzwischen habe ich auch einige Größen zugelegt, aber ein Dirndl steht jeder
Frau in jeder Größe. Bei uns ist es natürlich nicht so üblich. Schön finde ich
die echten Trachten eines Ortes, z.B. ganz besonders ist die der jungen
Mädchen in St. Ulrich/Grödnertal. Vielleicht hat Wolfgang Fotos? - Viele
Grüße von Ulrike
 
Mei, das sind ja diese klassischen schillernden Schürzenstoffe!! Und das Gezogene da oben heißt das nicht irgendwas mit smoke?? Ich glaube da war mal was in "Handarbeiten".
 
Meine Mutter nähte uns, als wir Kinder waren immer Dirndlkleider selbst...Ja, das hat die Gesellschaft gefreut. Mich weniger, wegen den weißen Strupfhosen, die nach 2 Minuter kaputt waren am Knie.

Doch ich bewundere dafür heute noch meine Mama, daß sie sich diese Arbeit für uns Gschroppn angetan hat.

Amen
 
Meine Oma hat früher auch Dirndlkleider für sich selbst genäht, immer in ganz dunklen Stoffen, wahrscheinlich weil die "Besseren" (die Frauen der schwarzen Grafen) alle immer sehr dunkel gekleidet waren.
Ja, es gibt da sehr schöne Trachten, mir gefällt die Steirer Tracht und die Ausseer Tracht, aber die sind für mich nicht erschwinglich.

Die schillernden Stoffe für die Schürzen find ich wunderschön. Und ja "gesmokt" hat man da gesagt zu den gezogenen Stoffen...

@Elfie: Hast du ein Wachauer Dirndl?

Alles Liebe, Sonja
 
Nein, ich hab kein Dirndl. Gefallen haben sie mir immer, aber an anderen. Ich hatte eines (kein Wachauer), so mit 17, sogar geschneidert, aber ich hab mich nicht wohl gefühlt. Mir passt kein Kleid.
 
Wenn mir als Mann kurz mitzureden gestattet ist:
Ich habe mir vor ein paar Monaten erstmals auch eine Tracht gekauft - und: sieht auch nach Ansicht Dritter ganz toll aus :sensationell:
Ergibt eine ganz orginelle Mischung in meinem Kleiderkasten: von ein paar recht rockigen Lederjacken, über diverse Jeansjacken und Wanderjacken bis zu einer ersten Tracht. :smi_tanzt

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Lederhosen hätt ich wahrscheinlich schon getragen, aber das war zu meiner Zeit nicht wirklich der Trend :D
 
also mein Dirndl hatte ich mit 17 ungefähr, so genau weiß ich es nicht mehr. Und wie Sonja schon sagte, die klassischen waren die dunklen, schweren Stoffe. Meine Mutter hatte ein helles, kariertes, ganz einfach gemacht und es hat ihr herrlich gepasst. Ein paar ..naja, Dorffrauen meinten: die Alte zieht sich jung an ( meine Mutter war da Ende 30) und die Junge alt.
Soweit die dörfliche Kleiderkunde. Wann das war? Mitte 60er Jahre.
 
Einige kleine Modebetrachtungen aus männlicher Sicht:
Für mich, der in der tiefsten Provinz im Süden/Westen unseres Landes aufwuchs, war "Tracht" etwas ganz Normales und nicht erwähnenswert. wir trugen tagaus-tagein kurze Lederhosen. An Sonn- und Feiertagen wurde dieses "Outfit" von meiner Mutter um ein fesches Hemd ergänzt und das Sonntagsgewand war fertig.
Zell_1952_04.jpg

Bis ... ja, bis ich 1954 zur Erstkommunion ging. Wir waren wenige Wochen vorher nach Wien übersiedelt. Ich wurde zu diesem Fest mit (neuer) kurzer Lederhose, (neuem) weißem Hemd und (neuem) grünen Lodenjanker ausstaffiert. Als ich so gekleidet in der Kirche einer wiener Pfarre erschien, muß ich den Mitschülern und deren Eltern einen wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen haben:hahaha: und das habe ich noch sehr lange zu spüren bekommen.
Ich trug die nächsten 20 Jahre nie wieder etwas trachtiges. Da hätten mich meine Eltern erschlagen können.

Heute liebe ich es, Trachtenelemente mit Freizeitkleidung zu kombinieren: Jeanshose, Leinenhemd und Trachtensakko oder eine helle Hose mit einem Blaudruck-Hemd kombiniert sind heute auch in der Großstadt durchaus tragbar.:smi_dafue
 
HARRY!!!!!
Das Foto ist ja TOTAL LIEB!!!! *schmelz*
Bin ganz begeistert.
Ja kinder sind manchmal bösartig. Kleidung war auf jeden Fall egal zu welcher zeit und egal um welchen Stil es grade ging etwas, womit man entweder saucool oder weg vom Fenster sein konnte.
Lederhosen fand ich allerdings immer schon toll und die gefallen mir auch heute noch gut an Männern.

Alles Liebe, Sonja
 
Lederhosen trugen auch in meiner Jugend die Knaben. Vorteil: Unverwüstlich!
Dazu gab es karierte Hemden. - T-Shirts kannten wir noch nicht, Jeans
kamen auch erst später für die "Teenager", wir nannten sie zunächst noch
Nietenhosen (vielleicht erinnert sich noch jemand hier an diese Zeiten?). Sie liefen
stark ein und färbten aus. Übrigens hatte ich zum Schulanfang (Mädchengymn.)
auch ein Dirndl, habe ich noch auf dem alten Klassenfoto entdeckt. Es war
so ein Röschenmuster, ähnliche Kleider habe ich später mal in Ramsau
gesehen( Trachtenumzug). - Ulrike
 
Für die Lederhose sprach wirkliche ihre Unverwüstlichkeit. Es war üblich, sie nach einer Speckjause mit der Schwarte einzufetten, um sie geschmeidiger und haltbarer zu machen.
far.a:landwirt:
 
Fein, dass endlich auch das Thema Tracht im Forum angesprochen wurde!

@ Rabenweib
Gratuliere zu deinem Kauf, das Dirndl steht dir wirklich gut und sitzt perfekt. Die Haare würde ich allerdings nicht ganz offen dazu tragen, wie wäre es mit einem kleinen seitlich geflochtenen Zopf wie man es momentan trägt? :smi_klats

@ Ulrike
Ich hoffe doch nicht, dass der Wolfgang Fotos von jungen hübschen Grödnerinnen in Tracht besitzt :flirt:

Und dann ist mir noch ganz wichtig auf die Unterscheidung Tracht, Dirndl und Trachtenkleid hinzuweisen sowie auf Tracht und Trachtenanzug. Eine Tracht ist in ihrem Aussehen festgelegt und wird einer Region und dem sozialen Stand zugeordnet. Die dunklen Trachtenkleider tragen meist die Bezeichnung "Alt" wie z.B. "Altbairisch". Ein Dirndl war früher das Alltagskleid und hat einen "Schurz", das "Meraner Dirndl" war ebenso ein Alltagskleid und ist nicht mit der "Meraner Tracht" zu verwechseln, letztere ist natürlich viel aufwendiger gearbeitet.
Ein Trachtenkleid ist leicht daran zu erkennen, dass es keine Schürze hat. Frisur, Strümpfe, Schuhe und Make-up unterliegen keinen grundlegenden Kriterien.
Ein Trachtenanzug ist leicht daran zu erkennen, dass er in der Regel nicht maßgefertigt ist.

Berit
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich versuche gerade, meine seeeeehr alten Dias zu digitalisieren und hab da eines gefunden mit Kalmuk-Jankerln. Es waren DIE Meisterwerke meiner mütterlichen Schneiderkunst, dass ich meinen Kindern solche - für die Wachauer Weinbauern typischen - Jankerln genäht habe. Das Kind auf meinem Arm ist jetzt schon 37 und das Kalmuk-Jankerl würde ich leider nicht mehr schließen können .-)
DSC_0369.jpg
 
Für die Lederhose sprach wirkliche ihre Unverwüstlichkeit. Es war üblich, sie nach einer Speckjause mit der Schwarte einzufetten, um sie geschmeidiger und haltbarer zu machen.
far.a:landwirt:

Lederhosen trugen auch in meiner Jugend die Knaben. Vorteil: Unverwüstlich!
Dazu gab es karierte Hemden. - Ulrike

Ich war ein solcher oberösterreichischer Knabe (siehe Bild). Die "Kurze", wie die Lederhose in meiner Familie genannt wurde, habe ich von meinem älteren Bruder eines Tages übernommen - und der sie wahrscheinlich vom ältesten Bruder.
Fleckig, Speckig war sie von Anfang an, ein eigener Geruch nach Leder, Schweiß, Fett, Erde und Mensch steckte in ihr. Und das am liebsten getragene Kleidungsstück war sie auch, weil man nicht geschimpft wurde, wenn sie irgendwie (und nicht sauber gefaltet) herumlag!
Wie am Bild zu sehen, trug ich Baumwollhemd(en) dazu, helle einfärbige am Wochenende, bunte Wochentags. In der Sommerhitze einfach gar nix, nicht einmal ein Leibchen. Da konnte es schon vorkommen, dass bei den wilden Bubenspielen der Hosenträger die Haut auf der Schulter durchscheuerte.
Die Hose hatte seitlich das "Feit'ltasch'l", wo ein Messer eingesteckt werden konnte, was uns natürlich verboten war. Kaum außer Sichtweite, trugen wir dennoch ein "Kleines Trattenbacher" (Zaukerl) mit uns, das etwas kleiner als das Standardmesser war und nicht aus dem Feit'ltasch'l herausragte, somit das Tragen nicht gleich bemerkt wurde. Was wäre damals ein Bub ohne Messerl gewesen!

Zur Tracht und Trachtenbekleidung:
So, ich habs getan.
Zum ersten Mal in meinem Leben hab ich mir ein echtes Dirndl gekauft.
..... Nun hab ich also ein stinknormales Dirndl.
Und ich habe festgestellt, dass sich daran die Geister scheiden. Den einen gefällts, die anderen finden es furchtbar.
...
Liebe Grüße, Sonja

Gratuliere Sonja zu dem Entschluß, ein Dirndl zu tragen! Für mich ist das einfach ein Stück Österreichische Kultur, wenngleich ich verstehe, dass es nicht jedermann gefällt. Der Identifizierungsgedanke ist heut einfach nicht mehr so wichtig, scheint's.

... Und wie Sonja schon sagte, die klassischen waren die dunklen, schweren Stoffe. Meine Mutter hatte ein helles, kariertes, ganz einfach gemacht und es hat ihr herrlich gepasst. Ein paar ..naja, Dorffrauen meinten: die Alte zieht sich jung an ( meine Mutter war da Ende 30) und die Junge alt.
Soweit die dörfliche Kleiderkunde. Wann das war? Mitte 60er Jahre.

Die hellen karierten mit einfachem Schnitt waren meist "Sommerdirndln" oder auch "Hitzedinrdln", die wirklich sehr kleidsam sind, weil sie aufgrund der Farbgebung und einfachen Musterung einen fröhlichen Eindruck machen und die leichten Stoffe leicht schwingen und dadurch die Weiblichkeit unterstreichen! Außerdem eben luftig und praktisch sind. Ein buntes "Fürtuch" (Schürze) schützt vor leichtem Schmutz, und wenn Besuch kommt, kann blitzschnell das bunte Fürtuch durch eine weiße, mit Durchbruchstickerei versehene weiße oder helle Schürze ausgetauscht werden und schon ist man adrett gekleidet.

@ Rabenweib
Gratuliere zu deinem Kauf, das Dirndl steht dir wirklich gut und sitzt perfekt. Die Haare würde ich allerdings nicht ganz offen dazu tragen, wie wäre es mit einem kleinen seitlich geflochtenen Zopf wie man es momentan trägt? :smi_klats
Berit

:smi_dafue
Offene Haare waren wenn überhaupt "erlaubt" der unverheirateten Jugend vorbehalten, die Ausschnitte und Blusen waren hier dafür oft eher "hochgeschlossen", um den Anstand zu wahren. Neckisch dann der offene oberste Knopf ....
Verheiratete Frauen hatten "gebändigte" Haare, bei öffentlicher Erscheinung Kopfbedeckung, zeigten "Gesicht" = Lebenserfahrung.
Haarband, Haarreifen, Stirnband, Kappe, Goldhaube, Hut .... alles paßt zur Tracht, aber immer (leicht) gebändigtes Haar!

@ Ulrike
Ich hoffe doch nicht, dass der Wolfgang Fotos von jungen hübschen Grödnerinnen in Tracht besitzt :flirt:
Berit

dz dz dz .... wären sie Dir wirklich OHNE Tracht lieber ?? :smi_augen

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So, jetzt ist die Trachtlermentalität genug mit mir durchgegangen. Die Zeit der Trachtenvereins-Zugehörigkeit schlägt da gehörig durch ...

Ich selber trage als "Trachtig" einen Feinloden-Trachtenanzug (ist keine Tracht, wie Berit richtig anmerkt!) mit Weste und Seidenkrawatte für festliche Anlässe und im Winter einen allwettertauglichen Steirischen Lodenjanker, einen sogenannten "Schladminger" mit dazugehöriger Feinstrick-Zipfelmütze. Als Schuhwerk praktisch ausschließlich "Waldviertler" Lederschuhe mit Profilsohle, niedrig und hell als Sommerschuh, praktisch und dunkel als Alltagsschuh, und als hohen (jagdlichen) Schnürschuh für meine Exkursionen abseits von Straßen. Außerdem für festlichere Anlässe im Winter einen profilierten Hafferlschuh (Schuh mit seitlicher Schnürung) und im sommer einen Trachtenschuh.
Fallweise auch einen "trachtigen" Lederanzug mit Weste, darunter Leinen-Pfoad (kragenloses Leinenhemd, aber nicht durchgehend geknöpft, sondern zum "überziehen"; wenn Kragen, dann schmal und mit geknotetem "Bündchen" statt Krawatte zu tragen).

Am Berg im Winter: jagdlich grüne dicke Lodenknickerbocker, hinten hoch geschnitten (Nierenwärmeschutz), Stutzen und Lodengamaschen zum seitlichen Schnüren (=lautlos, rascheln nicht wie Kunststoff, und warm!), Zipfelmütze oder Seiden-Sturmhaube, wenns mal so richtig kracht vor Kälte und Sturmwind .... dazu hohe Lederbergschuhe ("Westalpenschuh" genannt), hölzerner Bergstock.

Trachtige Grüße
Norbert
 

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so, jetzt weiß ich auch was ein zaukerl ist. *lach*
wahnsinn, das bild schaut cool aus. :)))))
und ich geh dann mal meine wilde haarpracht bändigen und züchtig die bluse zuzuknöpfen, damit da kein falsches bild entsteht. *hüstel*

sonja raabenweib
 
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