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Hausarbeit damals und heute

Zur Hausarbeit gehört auch die Verwaltung des zur Verfügung stehenden Geldes, die häusliche Buchführung. Welche Anteile des Einkommens wofür ausgegeben werden, das hat sich im Laufe der Jahrzehnte extrem geändert. Mein Haushaltsbuch von 1955 gibt folgende Richtwerte an – "bezogen auf einen Haushalt mit 1 bis 2 kleinen Kindern":

10 % Miete
6 % Heizung, Licht
45 % Ernährung
4 % Genußmittel
6 % Hausrat
12 % Bekleidung
6 % Reinigung der Wohnung und Körperpflege
6 % Bildung, Unterhaltung
3 % Verkehrsmittel
2% Sonstiges
= 100 %

Das wird dann spezifiziert am Beispiel eines Haushalts mit 387 DM Nettoeinkommen (und gelegentlichen, nicht näher bezeichneten Zusatzeinkünften, die von -,60 bis 50 DM reichen). Dieses Beispiel enthält zusätzlich 50 DM Sparrücklagen monatlich, die in der obigen Einkommensaufteilung nicht enthalten sind.

Auf der Abbildung einer handgeschriebenen Haushaltsbuchseite findet sich der Einnahmeposten "Rabattmarkenheft". Wer erinnert sich an diese Faltblätter, in die man die Rabattmarken einklebte, die man an der Kasse für den jeweiligen Einkauf bekam?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bewundere dich unendlich!!!
Ein Haushaltsbuch kenn ich nur vom Hörensagen :(. Noch dazu in prozentueller Aufteilung. Zu Zeiten von Mitbewohnern hab ich die Kosten bzw. Rechnungen vermerkt, das war mir lästig genug. Ansonsten schau ins Börsl: was ist drin - fertig. Naja und wenn das fertig ist, dann schaumamal, was das Konto sagt :D.
 
Ich bewundere dich unendlich!!! Ein Haushaltsbuch kenn ich nur vom Hörensagen :(.
Nein, das war aus einem Buch zitiert ("Mein praktisches Haushaltsbuch", 1955 gedruckt). Sooo alt bin ich nun auch wieder nicht, daß ich 1955 einen Haushalt mit zwei kleinen Kindern gehabt hätte. :rotfl:

Aber da wir einmal beim Thema sind, scanne ich die Haushaltsbuchseiten aus diesem Buch hier mal. Ist schon ganz interessant, da in einem anderen Thread gerade von Kaufkraft vor soundsoviel Jahren die Rede war.

Tatsächlich führe ich sowas aber tatsächlich. Ich habe es angefangen, als ich in Rente ging, um zu sehen, wie ich mit dem nunmehr viel geringeren Monatseinkommen zurechtkomme. Ich habe mir also ein Computerdokument eingerichtet, das alles schön addiert und nach allen erdenklichen Gesichtspunkten auswertet :D, und weil mir das Spaß macht, führe ich es immer noch – mehr Computerspielerei als sonst was.
 

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Ich hab schon die Anführungszeichen gesehen (also nicht gedacht, du warst 1955 Mutter 2er Kinder ;)), dachte aber, das wäre eben eine Richtlinie, um dein Haushaltsbudget in Prozenten zu errechnen ;), allein schon dieses Ansinnen :smi_augen.
Die Kostenaufstellung ist sehr interessant! 1 Brot 1 Mark kommt mir irgendwie viel vor. Mark-Schilling war 1:7, Mitte 1950er Jahre kostete eine Semmel ca. 30Groschen und Kleingebäck war irgendwie Luxus. Aber vielleicht hab ich auch etwas falsch in Erinnerung. Ich weiß nur, dass wir 1959 wieder mal umziehen mussten und die Miete errechnete sich aus dem Brotpreis: 40 kg. Wenn der Brotpreis stieg, dann auch die Miete. Was das genau in S war, weiß ich nicht mehr. Die Wohnung bestand aus 2 winzigen Räumen und Brunnen im Hof.
 
Die Kostenaufstellung ist sehr interessant! 1 Brot 1 Mark kommt mir irgendwie viel vor.
Es ist die Frage, wie groß das Brot war. Weiter oben auf derselben Seite steht: "9 Brötchen, 1 Pfd. Schwarzbrot –,85 DM. Es muß also schon ein recht großes Ding gewesen sein – naja, für eine vierköpfige Familie ... ;)

1 Liter Milch ist mit –,38 DM angegeben. Ich weiß noch, daß ich im Milchgeschäft –,42 Pfennig bezahlt habe – der einzige Preis, den ich behalten habe, wahrscheinlich weil man im Milchladen sonst nichts kaufte (oder bekam?) und diese 42 Pfennig sozusagen "netto" alle Tage ausgab.

Lebensmittel waren – gemessen an heute – teuer; ein Großteil des Monatseinkommens ging ja dafür drauf. Was Neues zum Anziehen war eine große Ausgabe, die man sich selten leisten konnte (ich habe mir damals noch alles selber genäht und kam damit auf ca. 1-2 neue Kleider jährlich) – heute nimmt man ein T-Shirt mal so nebenbei mit und hat zu Hause schon vergessen, daß man dafür Geld ausgegeben hat. Und ein Kühlschrank wird in dem Buch als eine "erhebliche finanzielle Belastung" bezeichnet und "für ein jungverheiratetes Paar in der Regel noch nicht erschwinglich".

Ich bilde hier noch eine Doppelseite aus dem Buch ab. Als ich das Buch bekam, konnte ich es nicht leiden – wie alle diese ewigen Drohungen: "Du heiratest ja mal, und dann ..." Heute liebe ich es innig. :)
 

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Herrlich! Heute, wo man das alles gefahrlos betrachten kann, ist es sehr interessant :D! Und Vieles ja immer noch gebräuchlich – also je nachdem: mein Haushalt ist recht unkompliziert und mit wenig Aufwand ;).
Da fällt mir ein: es gibt keine brauchbaren Flaschenbürsten mehr und dort liegt eine!

So einen Wasserpfeifer hatte ich auch mal und die gute alte Milchkanne: anfangs schöpfte die Milchfrau sie mit einem ½ Litermaß aus der großen Milchkanne, dann war auf einmal ein Pumpe da, die viel bestaunt wurde: mit einem Hub kam 1L Milch, sie konnte es auch auf ½ umstellen.
Ich denke schon, dass es alle Molkerei-Produkte gab. Joghurt war noch nicht modern, aber Sauermilch, Butter… Käse. Meine Großmutter kaufte im Milchgeschäft immer ihren Lieblingskäse: den mit dem Mäderl. Das war ein Eckerlkäse mit einer Frau in Tracht, ich glaube Vorarlberger oder so. Alma-Käse wars.
 
es gibt keine brauchbaren Flaschenbürsten mehr ...

So einen Wasserpfeifer hatte ich auch mal ...

Ich denke schon, dass es alle Molkerei-Produkte gab. Joghurt war noch nicht modern, aber Sauermilch, Butter… Käse. Meine Großmutter kaufte im Milchgeschäft immer ihren Lieblingskäse: den mit dem Mäderl. Das war ein Eckerlkäse mit einer Frau in Tracht, ich glaube Vorarlberger oder so. Alma-Käse wars.
Wieso nicht? Ich hab eine, die genauso aussieht wie auf dem Bild. Aber wozu braucht man die überhaupt noch? Zur Zeit der Milchflaschen natürlich – aber heute? Soll ich dir eine schicken? ;)

So einen Pfeifkessel hatten wir in unserer Dreimäderl-WG in meiner Augsburger Studienzeit. Da passierte es schon mal, daß wir Teewasser aufsetzten, dann kamen ein paar Kommilitonen und nahmen uns irgendwohin mit, wir vergaßen das Teewasser, der Kessel pfiff stundenlang, bis er leer war, und bei der Heimkehr erwartete uns wutschnaubend die Mieterin der Wohnung unter uns ... :D

Ja, unser Milchladen hatte auch so eine Pumpe. Butter und Eckerlkäse kauften wir im Lebensmittelladen, und ab und zu wurde ich beauftragt, nach der Schule in der Kaufhaus-Lebensmittelabteilung Edamer und/oder Emmentaler zu kaufen. Joghurt gab es im Milchladen, stimmt, und er wurde leider in den 50er Jahren sehr schnell modern. Ich habe niemals Milch trinken können, und Joghurt war das Allerschlimmste. Nun kam meine Mutter leider auf die Idee, Salat nicht mehr mit Essig und Öl anzumachen, sondern mit Joghurt. Ich habe nie wieder in meinem Elternhaus Salat gegessen. :mad:
 
Ich hab auch eine – neue – die aber deshalb ziemlich unbrauchbar ist, weil der Stiel zu weich ist. Die hat zwar am Ende einen schönen eleganten bunten Griff daran, den keiner braucht, aber schruppen kann man mit der nicht, alles gibt nach … Naja, ich setz im Sommer aus Kräutern alles mögliche Zeug an in Glas(Mineral)flaschen, da setzt sich dann auch manches innen an, weil sie ja etwas stehen müssen, deshalb. Außerdem für ein Glas-Babyflascherl, das ich für meine Hautcremepantscherei brauche, da kommt man auch mit sonst nix rein zum Reinigen…
Es gibt in Melk noch ein Geschäft, die haben Sachen, von denen die meisten gar nicht mehr wissen, dass es die mal gab. Früher war das eine Bürstenbinderei, jetzt ein Geschirr- und Haushaltswarengeschäft, die könnten noch so ursprüngliche stabile haben, wenn nicht, komm ich gern auf dein Angebot zurück ;).

Naja, so ein Kessel macht auch ein ganz scheußliches Geräusch, Wand an Wand würde ich auch ebendiese hochgehen ;).

Dressing ist eben auch modern :D!
Als Kind konnte ich auch kein Joghurt essen, später dann gern, aber bei der Umstellung auf die Plastikbecher dauerte es wieder sehr lange.
Milch war am besten kuhwarm :D.
 
Es gibt noch gute Flaschenbürsten beim Bürstenmacher, der ab und zu auf
unserem Markt steht. Diese handwerkliche Arbeit hat allerdings ihren
Preis! Früher konnte man dergleichen auch beim Blindenverein bekommen,
die eine Werkstatt unterhielten. -Ulrike
 
Ich erinere mich auch noch gut an das Milchgeschäft. Die Luft im Laden hatte einen ganz herrlichen, zarten Duft von saurer Milch. Im Geschäft auf der Stahltheke mit den eingelassenen Milchwannen standen der Reihe nach die Hohlmaße, jedes mit einem kleinen Bleiknopf mit dem Eichstempel. Es gab nur Milch, Butter und saure Milch (Die Milch wurde damals noch von selbst sauer). Alles andere, wie das Schlagobers oder mein geliebtes Fru-Fru (das war dicke saure Milch mit Erdbeermarmelade) mußte man vorbestellen. Meine Mutter verweigerte das "teure Glumpert". :nono: Das wäre Geldverschwendung, meinte sie, und Marmelade hätten wir genug zu Hause.

Ja, die aussterbenden Küchengeräte. Für einen begeisterten Koch :koch: ein ewiges Ärgernis. Man müsste auch dafür eine Rote Liste anlegen.
Wie bereits gesagt, Flaschenbürsten.
Ein gedrechselter Nudelwalker aus einem Stück und nicht mit einer Bohrung für eine Griffstange, in der stets Mehl und andere Zutaten zufinden sind.:kotz:
Eine vernünftige Gugelhupfform aus Keramik, die die Hitze ordentlich aufnimmt und gleichmäßig verteilt.
Und viele andere kleine Helferlein, die schon fast vergessen sind und die man :Fluester: oft noch auf Jahrmärkten findet.
 
Danke für die vielen Hinweise, ich muss gestehen: ich war schon ewig lang auf keinem Markt, außer den fixen "Grünmärkten", werde ich bei Gelegenheit nachholen und mich eindecken ;).

Ja, die Nudelwalker, ich dachte, ich spinne, als ich so ein Trumm bekam :smi_mitha. Man kann den Druck gar nicht dosieren, hat das Gefühl, der macht sich selbststängig. Ich brauchte ihn ja für das Herstellen von Tonplatten, das erfordert großen Druck, da bog sich alles.
Mal ganz abgesehen von der Reinigung, heute, wo doch alles im Hygienewahn deliriert.

Mit backen kenn ich mich nicht so aus, hab noch die emailierten Gugelhupfformen in Erinnerung, aber was mich schon lange ärgert, ist das neue Riess-Geschirr: die haben den modernen Metall-Abschluss übernommen, worin so schön der Filz vom Schwammerl hängen bleibt, aber auf einen Deckelgriff, den man auch ohne Topflappen anfassen kann und der schon ziemlich üblich ist, sind sie noch nicht gekommen.
 
Mal ganz abgesehen von der Reinigung, heute, wo doch alles im Hygienewahn deliriert.
Wozu müssen die Geräte gut zu reinigen sein, da man sie doch in antibakteriellem Spülwasser baden und vor Gebrauch mit irgendwas Antibakteriellem ("tötet 99,9 % aller Keime") ansprühen kann? :kopfkratz

Ein besonders schönes Gerät war doch der Teppichklopfer, mit dem die Hausfrau früher angeblich auch die Kinder versohlte und den Ehemann begrüßte, wenn er stockbesoffen ins traute Heim heimkam (früher beliebtes Witz- und Ansichtskartenmotiv). Mitunter sehe ich noch in älteren Wohngebieten die vergessen vor sich hinrostenden Teppichklopfstangen herumstehen. :D
 
Wozu müssen die Geräte gut zu reinigen sein, da man sie doch in antibakteriellem Spülwasser baden und vor Gebrauch mit irgendwas Antibakteriellem ("tötet 99,9 % aller Keime") ansprühen kann?
Naja, mir schmeckt eben die Paste aus Teig, Spülmittel und Desinfektionsspray nicht so besonders. :D
 
Naja, mir schmeckt eben die Paste aus Teig, Spülmittel und Desinfektionsspray nicht so besonders. :D

Ich wär da auch eher für die alte Methode: lufttrocknen und dann abklopfen :D.

Ja und teppichklopfende Hausfrauen bekämen doch heute gleich eine Anzeige wegen Feinstaubbelastung!
 
Naja, mir schmeckt eben die Paste aus Teig, Spülmittel und Desinfektionsspray nicht so besonders. :D
Ich wär da auch eher für die alte Methode: lufttrocknen und dann abklopfen :D.
Ihr seid halt alle noch nicht in der Gegenwart angekommen. :(
Ja und teppichklopfende Hausfrauen bekämen doch heute gleich eine Anzeige wegen Feinstaubbelastung!
Bestimmt! Aber mit dem Ende der Teppichklopferei ist auch ein Motiv für die Lyrik verschwunden. Christian Morgenstern hat diese Tätigkeit noch so schön bedichtet:

Mägde am Sonnabend

Sie hängen sie an die Leiste,
die Teppiche klein und groß,
sie hauen, sie hauen im Geiste
auf ihre Herrschaft los.

Mit einem wilden Behagen,
mit wahrer Berserkerwut,
für eine Woche voll Plagen
kühlen sie sich den Mut.

Sie hauen mit splitternden Rohren
im infernalischen Takt.
Die vorderhäuslichen Ohren
nehmen davon nicht Akt.

Doch hinten jammern, zerrissen
im Tiefsten, von Hieb und Stoß,
die Läufer, die Perserkissen
und die dicken deutschen Plumeaus.
 
Das könnte tatsächlich ein Motiv für heutige Auffälligkeiten sein: man kann sich nirgendwo mehr straffrei seine Wut auslassen ;).
 
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