Ich nutze die Gelegenheit, eventuell an solchen Dingen Interessierte auf ein beachtenswertes Digitalisierungsprojekt hinzuweisen:
Eines der größten deutschsprachigen Lexika, die „
Oeconomische Encyclopädie, oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- und Landwirthschaft, in alphabetischer Ordnung“, die von Johann Georg Krünitz 1773 begründet wurde und in
242 Bänden bis 1858 erschienen ist, wird im Rahmen eines Digitalisierungsprojektes der Universitätsbibliothek Trier online gestellt; das Projekt ist ziemlich weit fortgeschritten und endet z.Z. mit Bd. 181 beim Stichwort „Tempel des Wetters“(!):
https://www.kruenitz1.uni-trier.de/
Im Unterschied zu vielen anderen Digitalisierungsprojekten ist hier nicht nur das Buch eingescannt, sondern der Volltext wirklich digital aufbereitet, z.B. mit funktionierenden Querverweise usw.
Hier als Beispiel der Abschnitt über den Aberglauben im Stichwort „Hagel“ (Bd. 21 177f.):
„Zur Abwendung des Hagelschadens von den Gärten, Weinbergen und Feldern, hat man sich von je her verschiedener abergläubiger Mittel bedient.
Dergleichen Mittel versuchten schon die Griechen und Römer. Pausanias versichert, de statu Graeciae, lib. 2, cap. 34, er habe selbst Leute gesehen, welche den Hagel mit Opfern und Zaubereyen abwendeten. Denn der Hagelschade und schädliche Regen wurden für Strafen der erzürnten Götter gehalten. Außer den Opfern gab es noch andere eben so thörichte Mittel.
Der griechische Kaiser Constantin IV., lehrt in seinen (in griechischer Sprache hinterlassenen, und von Cornarius ins Lat. übersetzten) auserlesenen Lehrsätzen vom Ackerbau, seine Leser und die Wirthschafter aus dem Juden Philo, und dem Heiden Apulejus, wie sie den Hagelschlag von sich abwenden oder wegbannen könnten. Denn da solle man
1) der über das Feld hängenden Donnerwolke einen Spiegel entgegen halten;
2) die Haut eines Krokodilles, Vielfraßes oder See=Kalbes in der Gegend herum tragen, und bey bevorstehender Gefahr in der Thüre des Hauses oder Zaunes aufhängen;
3) viele Schlüssel von verschiedenen Häusern an einen im Zirkel um den Ort, von welchem man den Hagel= und Donnerschlag abwenden will, herum gezogenen Strick hängen, in den Häusern aber zugleich hölzerne Stierböcke setzen;
4) eine lebendige Schildkröte in die rechte Hand aufrecht stellen, und mit etwas Erde umschütten, damit sie nicht umfallen oder wegkriechen könne, hernach aber so auf dem Felde oder an einem andern Orte in der Hand halten und herum tragen; nach Einiger Meinung aber solches in der sechsten Tages= oder Nacht=Stunde thun.
Der Kaiser hält zwar selbst einige dieser Dinge für Aberglauben, und warnt seine Leser dafür, wofern er nicht etwann nur die in dem Himmelszeichen der Leyer auf eine Tafel gemahlte und geweihete Weintraube, welche Apulejus als ein Mittel, den Weinberg vor dem Hagel zu bewahren, angegeben hat, meinet. Er verwirft aber diese närrische Stückchen doch nicht alle, und empfiehlt hernach so gar selbst wider den Donnerschlag, die Haut eines Mutterpferdes zu vergraben, weil an solchem Orte der Donner nicht einschlage.
Andere riethen wider den Hagel: die Mühlen mit einem rosenrothen Tuche zu bedecken; dem Himmel mit einem blutigen Beile zu drohen; den Garten mit Waldrebe (Clematis Vitalba) zu umzäunen, oder eine Nachteule mit ausgespannten Flügeln anzunageln, und das Eisenwerk, womit man arbeitet, mit Bärenfett zu bestreichen. Dieses waren die Mittel, wodurch die Alten den Hagelschaden abzuwenden suchten, und welche genug bewiesen, daß ihr Aberglaube eben so groß war, als ihre Furcht.“
Vielleicht hilft ja etwas - aber versucht es bitte nicht mit der Eule!
Schönen hagelfreien Tag
D.F.