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Kinderzimmer - Wie hat Euer Jugendzimmer ausgesehen?

SAGEN.at

Administrator
Teammitglied
Viele von Euch hatten in ihrer Jugend ein Zimmer im Elternhaus oder in der Wohnung Eurer Eltern und sind vermutlich zwischenzeitlich ausgezogen.

Entweder zum Studium in eine größere Stadt gezogen, evt in ein WG-Zimmer oder eine Wohngemeinschaft, evt mit Freund/Freundin zusammen oder Ihr lebt einfach allein in Eurer eigenen Wohnung? Unserer Kinderzimmer haben wir aber sicher noch in bester Erinnerung!

Das war doch der Rückzugsort, wenn einem die Familie zuviel wurde, wo wir unsere Privatsphäre hatten, wo die Poster unserer Jugendidole hingen, die ersten selbst gekauften Bücher und unsere "geheimen" Verstecke von manchem waren...

Wie habt Ihr Eurer Kinderzimmer / Jugendzimmer in Erinnerung?
Haben Eure Eltern Euer Zimmer so beibehalten, wie Ihr es verlassen habt, oder sind Eure Geschwister nachgerückt und haben alles zerstört? Hat Eure Mutter Ihre Bügelmaschine in Eurem ehemaligen Zimmer aufgebaut oder Euer Vater seinen Fitnessraum daraus gemacht?

War es ein Schock für Euch, als Ihr Euer ehemaliges Jugend-/Kinderzimmer wieder besucht habt?

Nun sind Eure Beträge gefragt!

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Ich antworte auf die Frage natürlich gerne mit einem Bericht von meinem Jugendzimmer!

Ich hatte das Glück, in einem sehr schönen Jugendzimmer in Oberösterreich im Haus meiner Eltern aufzuwachsen. In diesem Zimmer hatte ich übrigens eine meiner frühesten Erinnerungen, als mir meine Oma aus einem sehr schönen Märchenbuch vorgelesen hat, ich habe das im Beitrag "Die Geschichte über die Idee zu SAGEN.at" schon erzählt.

Leider hat sich mein Jugendzimmer verändert, eigentlich wäre es mir viel lieber, es wäre so geblieben, wie ich es in Erinnerung habe, als ich seinerzeit zuhause ausgezogen bin.

Dennoch hat sich allen Veränderungen zum Trotz ein Regal über viele Jahre fast im Orginal erhalten, davon möchte ich kurz erzählen:


zimmer_vbk.jpg


Ganz oben auf dem Regal sitzt mein geliebter Teddy-Bär - auweia, der hat schon viel mitgemacht, aber er wartet immer treu auf mich!

Darunter sind Bücher, die ich von meinem Großvater geerbt habe, da habe ich Ewigkeiten damit verbracht diese zu lesen, es handelt sich um höchst interessante Lexika aus dem 19. Jahrhundert, die ich liebend gerne digitalisieren würde, wenn sich jemand finden würde, dem das auch ein wertes Ziel wäre.

In den zwei Regalreihen darunter stehen immer noch die Taschenbücher, die ich mir von meinen ersten Ferialjobs gekauft habe. Kenner entdecken sicher in der rechten Ecke die schöne Ausgabe von Hermann Hesse, die war recht teuer, allerdings habe ich nach etwa 2 Drittel davon aufgehört, dann ist mir Hesse auf den Nerv gegangen. "Der Steppenwolf" war noch recht gut, aber beim "Glasperlenspiel" hat er mir gereicht.

Im Bild ist dann noch eine Box der noch heute funktionierenden Stereoanlage, da habe ich mindestens ein Jahr drauf gespart. Besonders stolz war ich damals (und bin es eigentlich noch bis heute), daß ich mir einen Plattenspieler der Marke "Dual" (ist oder war der Rolls Royce bei Plattenspielern) kaufen konnte. Die Anlage hat damals etwa 9000 Schilling gekostet, ich fürchte, ich war zu allen Verwandten sehr nervig, aber ich wollte sie unbedingt haben. Damit habe ich viele Stunden Musik gehört, neben Volkskunde bis heute ein weiteres Interesse von mir.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Wolfgang, da hattest Du aber echt Glück!
Mein "Jugendzimmer" mit 11 Jahren war ein Schlafsaal mit 42 (!) Bettenund ein Studien- und Freizeitraum mit 14 3er-Pulten. Es wurden aber immer weniger. Mit 18 hatten wir 4 Vierbettzimmer für unsere Klasse (sovoele blieben übrig). Zu Hause (Ferien und ein Wochenende pro Monat) hatte ich naturgemäß alle ein bis zwei Jahre ein anderes Zimmer (Bügelzimmer, Büro für den Vater ....).
Geschadet hat's mir nicht aber nicht um alle Schätze dieser Welt hätte ich eines unserer Kinder in ein Internat gegeben. Seit einer 7 Jahre war, hat jeder sein Reich in dem er schalten und walten kann.
Aber über unserem Bett auf "meiner" Seite sitzt noch immer, im Originalgewand, das meine Mutter (oder war es eine Tante) in den späten 40er Jahren gestrickt hat, mein erster Teddybär....

Regal_B.jpg

Der alte Teddybär
 
Zuletzt bearbeitet:
Mir fällt auf: Vieles wird wieder Mode! Ich hatte z.B. einen roten "Knautschlack-
Sitzsack " . Mein Mann hatte in seinem Zimmer eine orangefarbige Glaskugel-
Deckenlampe. Glastische sind auch wieder angesagt! Dann gab es so einen
würfelförmigen Beistelltisch auf Rollen mit Drahtgestell für Schallplatten. Nicht
leicht zu beschreiben, Foto habe ich leider nicht. Bücherregal waren auch lose
Bretter in leiterähnlichen Drahtseitenteilen. Es gab so "Bettsofas", rundherum
Schiebetüren mit Fächern (Stauraum) und Bettzeugkasten. Es gab schöne
"Anbaumöbel", meist bekam man aber alte Möbel und dekorierte sich alles
z.B. Fischerkugeln im Netz, Ton und Holzwaren, Tropfkerzen in alten Weinflaschen aus Italien, Deckchen und Kissen, Puppen und Stofftiere wurden
neu eingekleidet, denn wir häkelten und nähten noch ganz ordentlich, meine
Freundinnen und ich bestickten auch Sets für den Tisch u.a. - Radio oder
Plattenspieler waren schon Luxus! Am Schreibtisch gab es eine kleine
Leselampe! Wer kennt denn noch so bunte "Trockensträuße" in großen
Bodenvasen oder mit Tinte eingefärbte Blumen? Mobiles waren auch Mode,
z.B. geflochtene Fische aus Spanbänder o.ä. Was alles so im Gedächtnis
auftaucht!? Würde gerne zum Thema noch einiges hier lesen! Ulrike
 
Grüß Euch alle mit'nand!

Mein Beitrag zu diesem Thema ist etwas schlichter Art:

Als Jüngster von 5 Geschwistern in einer somit 7-köpfigen (Schichtarbeiter)Familie wurde ich in einer 3-Zimmer-Wohnung im ersten Stock groß. Ich schätze, daß wir nicht mehr als 50-60m² zur Verfügung hatten - somit war das "Kinderzimmer" eigentlich ein "Kindergruppenzimmer" !

Die Einrichtung dieses Zimmers bestand aus einem Eisenrohrbett (mit Sprungfedern und drei Teilen einer blau mit weißen Blumen gefärbter Roßhaarmatratze) für mich, einem schmalen (!) Doppelbett für meine Schwestern, einem selbstgemachten Stockbett (zersägtes Doppelbett auf 4 Fichtenholzstelzen montiert) für meine beiden Brüder. Ein dreiteiliger alter, schmuckloser Holzkasten war der Stauraum für aller Kleidung - unter den Betten in Schachteln und Kisten der Rest (eigentlich nur das wenige Spielzeug: ein braungrauer Bär mit nur einem Auge, eine selbstgestrickte Puppe, Matador (zumindest Reste davon) für meine Brüder ... Irgendwo stand noch ein kleines braunes Nachtkästchen - der Inhalt ist mir nicht mehr bekannt; es dürfte der "privilegierte Aufbewahrungsrt" der ältesten Schwester gewesen sein. Verschlossen war es nicht - aber keiner ging da ran; soweit ging die Disziplin!

Peinlichste Ordnung und Sauberkeit war uns von unserer Mutter mitgegeben, sonst hätte das nie klappen können! (Ich habe noch heute meine Utensilien an fixierten Plätzen und kenne den Inhalt meiner Werkzeugtasche auswendig...).
Trotz der Kleinheit des Raumes (grade schmale Gänge waren zwischen den Möbeln) spielten wir bei Schlechtwetter alle gemeinsam darin. Das für mich wichtigste Spiel war "Schule" ... so hatte der kleine Schüler Norbert gleich vier Lehrer, die an ihm herumerzogen .... allerdings konnte ich schon lange vor Schuleintritt bis 20 zählen, fast alle Buchstaben und damit einfache Worte schreiben und lesen!

Lehrer brauchen eine Tafel - und das war unser brauner dreitüriger Kasten!
1. Tür für die Lehrerinnen-Schwestern; 2. Tür für die Lehrer-Brüder; 3. Tür (unterer Bereich wegen Körpergröße) war für mich .... Hinderlich waren die alten, teilweise noch vorhandenen Lackspuren, da die Kreide darauf nicht und nicht halten wollte! So mußte der glatte Bereich der "Tafel" immer mit Spucke (D: Speichel) feucht gehalten werden, worauf die Kreide griff und nach dem antrocknen besonders schöne Schriftzeichen ergab! Achja, die Kreide ... es waren immer nur winzige Kreidenknödelchen, die grade noch zwischen 2-3 Fingern gehalten werden konnte. Einmal brachte mein Bruder eine "große" Kreide mit - er hat sie sich für eine gute Leistung wünschen dürfen und auch bekommen!

Der Lampenschirm war ein alter großer gelber Schirm aus Ölpapier oder Ähnlichem; ein Drahtgestell gab dem Ganzen halt - und es war daher streng verboten, mit dem Ball zu spielen.

Wichtige Einrichtungsgegenstände (wir zählten das stolz zur Einrichtung!) war die Tür, die aufgrund der Enge nur zu 50° zu öffnen war - sie wurde als Turngerät genutzt, und wir hingen um die Wette an ihr wie die reifen Pflaumen (wobei die "großen" Mädchen sogar gegen mich verloren!) - und natürlich das Fenster! Wir saßen wie die Schwalben und ließen die Beine nach draußen baumeln - rangeln war natürlich nicht erlaubt und fand auch niemals statt
- immerhin war's der erste Stock! Seltsamerweise hatten die Eltern nichts dagegen - scheinbar verließen sie sich auf unsere Disziplin und Geschicklichkeit; es gab auch niemals ein Problem hierbei.

Das Fenster ermöglichte mir die Welt zu erkunden: Donnerstag früh der Wagen mit der Mültonnenabfuhr mit den seltsam riechenden, dunklen Männern; Montag früh der Milchwagen, der einen Greißler um die Ecke belieferte; in der sommerheißen Zeit ein Sprengwagen, der die Straßen kühlte und staubfrei hielt; und die Nachbarn mußten gegrüßt - und konnten so kennengelernt werden ...

Die Wände dieses Zimmers waren liebevoll hellblau bemalt - und mit einer Gummiwalze brachte mein Vater eigenhändig mit viel Geduld und fehlendem Fachwissen ein zopfartig geschwungenes Muster auf. Mit einem schmalen und einem breiten Pinsel wurden die Abschlüsse zur Decke aufgebracht - und mit einer Schablone kam noch ein blumiger Abschluß zustande. Nur wir Kinder hatten diese fürsorgliche Buntheit und erst heute kann ich diese Arbeit für uns Kinder so richtig schätzen .... (ich durfte damals still dabeisitzen und alles genau beobachten - was Euch heute zugutekommt!)

Wie ihr bemerkt, waren die Wände, Fenster, Türen und Möbel mehr als "Raum" - und ich bin dankbar dafür, so wenig "Spielsachen" gehabt - und dafür den Reichtum des "Bemerkens des Gewöhnlichen" erhalten zu haben - daß man so wenig braucht um den Rest des Lebens ein fröhlicher Mensch zu werden!

In diesem Sinne grüßt Euch alle
Norbert aus'm Steyrtal
 
meine schwester und ich mussten uns ein zimmer teilen ... also hatten wir ein stockbett ... sie schlief oben *g* ... sonst hatten wir einen riesigen kasten über die ganze wand ... außerdem war ein großer schreibtisch für zwei personen (wo man sich gegenüber sitzt) ... man hat die platten herunter geben können und im schreibtisch war eine spieleisenbahn mit wald und bahnhof und einen kleinen tunnel eingebaut ... das haben meine eltern für uns hand angefertigt ...
 
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