Es war vor langer, langer Zeit...
Es war eine Großmutter, die erzählte ihrem kleinen Enkel jeden Abend eine Gutenacht-Geschichte aus einem kleinen blauen Taschenbuch. Irgendwann war sie am Ende des Taschenbuches angelangt, doch der kleine Enkel wollte mehr Geschichten daraus hören. Weil es keine Geschichte mehr gab, hat sie dem Enkel das Vorwort aus dem Taschenbuch vorgelesen.
Und im Vorwort erzählt die Autorin, daß sie auch ihren Kindern jeden Abend eine Gutenacht-Geschichte erzählte, bis sie keine mehr wußte. Und da ging sie zu den Zeitungen und zu den Radiostationen und sagte: "Denkt euch nur, ich weiß keine Gutenacht-Geschichten mehr! Seid so lieb und schreibt in eure Zeitungen - und ihr von den Radiostationen sagt es durch den Lautsprecher -, daß alle ihre schönsten Gutenacht-Geschichten schicken sollen."
Und die Zeitungen und die Radiostationen taten, was die Frau ihnen gesagt hatte. Nun kamen von überall her Briefe und Briefe mit tausend und aber tausend Gutenacht-Geschichten. Aus der Schweiz, aus Österreich, aus Deutschland und aus Frankreich kamen sie, aus Schweden und Italien. Von den Meeresküsten kamen die Briefe, aus hochgelegenen Gebirgstälern, aus Dörfern und Städten, aus armseligen Baracken und aus reichen Häusern. Und nicht nur Mütter und Großmütter schickten ihre Gutenacht-Geschichten, nein, auch Väter und Großväter, Dichter und gefangene Soldaten, Mönche -, ja sogar Kinder hatten Gutenacht-Geschichten aufgeschrieben, die ihnen ihre Mütter erzählt hatten oder die sie gern von ihren Müttern gehört hätten.
Manche Geschichten waren auf der Maschine getippt und manche mit der Hand geschrieben - und da sah man oft, daß sie von Menschen geschickt worden waren, die ganz selten schrieben, so selten, daß sie nicht richtig schreiben konnten. Manche Geschichten waren uralt und schon von der Großmutter und Urgroßmutter erzählt worden, und manche Geschichten waren ganz neu ausgedacht. Ja, so kamen Tausende und Tausende von Gutenacht-Geschichten.
Diese Geschichte - eigentlich das Vorwort des Buches - war die spannendste Geschichte für den kleinen Enkel. Der hat sich damals gedacht, das könnte er auch einmal probieren, vielleicht macht das ja vielen Leuten eine Freude?
Viele Jahre später hat er es dann in einem neuen Medium probiert und die Datenbank SAGEN.at angelegt. Das kleine blaue Taschenbuch, aus dem ihm damals seine Großmutter vorgelesen hat, hat immer noch einen Ehrenplatz in seiner inzwischen größeren Bibliothek. Denn die Idee von Jella Lepman ist das Vorbild für SAGEN.at ...
Wolfgang (SAGEN.at)
Es war eine Großmutter, die erzählte ihrem kleinen Enkel jeden Abend eine Gutenacht-Geschichte aus einem kleinen blauen Taschenbuch. Irgendwann war sie am Ende des Taschenbuches angelangt, doch der kleine Enkel wollte mehr Geschichten daraus hören. Weil es keine Geschichte mehr gab, hat sie dem Enkel das Vorwort aus dem Taschenbuch vorgelesen.
Und im Vorwort erzählt die Autorin, daß sie auch ihren Kindern jeden Abend eine Gutenacht-Geschichte erzählte, bis sie keine mehr wußte. Und da ging sie zu den Zeitungen und zu den Radiostationen und sagte: "Denkt euch nur, ich weiß keine Gutenacht-Geschichten mehr! Seid so lieb und schreibt in eure Zeitungen - und ihr von den Radiostationen sagt es durch den Lautsprecher -, daß alle ihre schönsten Gutenacht-Geschichten schicken sollen."
Und die Zeitungen und die Radiostationen taten, was die Frau ihnen gesagt hatte. Nun kamen von überall her Briefe und Briefe mit tausend und aber tausend Gutenacht-Geschichten. Aus der Schweiz, aus Österreich, aus Deutschland und aus Frankreich kamen sie, aus Schweden und Italien. Von den Meeresküsten kamen die Briefe, aus hochgelegenen Gebirgstälern, aus Dörfern und Städten, aus armseligen Baracken und aus reichen Häusern. Und nicht nur Mütter und Großmütter schickten ihre Gutenacht-Geschichten, nein, auch Väter und Großväter, Dichter und gefangene Soldaten, Mönche -, ja sogar Kinder hatten Gutenacht-Geschichten aufgeschrieben, die ihnen ihre Mütter erzählt hatten oder die sie gern von ihren Müttern gehört hätten.
Manche Geschichten waren auf der Maschine getippt und manche mit der Hand geschrieben - und da sah man oft, daß sie von Menschen geschickt worden waren, die ganz selten schrieben, so selten, daß sie nicht richtig schreiben konnten. Manche Geschichten waren uralt und schon von der Großmutter und Urgroßmutter erzählt worden, und manche Geschichten waren ganz neu ausgedacht. Ja, so kamen Tausende und Tausende von Gutenacht-Geschichten.
Diese Geschichte - eigentlich das Vorwort des Buches - war die spannendste Geschichte für den kleinen Enkel. Der hat sich damals gedacht, das könnte er auch einmal probieren, vielleicht macht das ja vielen Leuten eine Freude?
Viele Jahre später hat er es dann in einem neuen Medium probiert und die Datenbank SAGEN.at angelegt. Das kleine blaue Taschenbuch, aus dem ihm damals seine Großmutter vorgelesen hat, hat immer noch einen Ehrenplatz in seiner inzwischen größeren Bibliothek. Denn die Idee von Jella Lepman ist das Vorbild für SAGEN.at ...
Wolfgang (SAGEN.at)