Heute vor 60 Jahren: Die Hollandflut
Heute vor 60 Jahren, in der Nacht vom 31. Januar auf den 1. Februar 1953 wurden die Niederlande, Großbritannien und Belgien von der bis heute schlimmsten Naturkatastrophe der Nachkriegszeit heimgesucht. In den drei Ländern kamen nach Deichbrüchen und bei großflächigen Überflutungen 2170 Menschen ums Leben. Mindestens 224 Menschen blieben bei Schiffsuntergängen auf See.
Die sogenannte Holland-Flut sollte für die Küsten der Nordsee in Großbritannien, Belgien, der Niederlande, aber auch die deutsche und dänische Nordseeküste nachhaltig verändern. Sie war der Startschuß, ja die Initialzündung für den modernen Küstenschutz. An die Stelle veralteter Deichsysteme, deren Linien jahrhunderte alt sind, traten moderne Seedeiche und Sperrwerke. Nicht nur in den Niederlanden wurden Deichlinien radikal verkürzt, sondern auch in Deutschland, wo der Generalplan Küstenschutz aufgelegt wurde. Dass man sofort nach der Holland-Flut daran ging, Deichlinien und Deichhöhen an der deutschen Nordseeküste zu überprüfen und Seedeiche zu erhöhen und zu verstärken, wirkte sich bei der Sturmflut 1962 mit Ausnahme Hamburgs - hier hatte man die Entwicklung verschlafen - äußerst segensreich aus.
Doch auch in einem anderen Aspekt hat sich vieles zum Besseren gewandelt: im Bereich der Wettervorhersage, denn mit den damals zur Verfügung stehenden Mitteln der Meteorologie war die Wetterentwicklung nicht vorhersehbar gewesen. Der Seewetterbericht vom 30.01.1953 ging davon aus, dass das Orkantief von Schottland aus in Richtung Skagerak ziehen würde. Doch tatsächlich nahm es durch einen sogenannten Trogdruckfall nach dem Überqueren Schottlands eine südöstliche Richtung und zog mit seinem Kern in Richtung Elbmündung. Gleichzeitig stieß ein weit nach Norden gerichteter Keil des Azorenhochs unter Verstärkung nach, so dass sich über den Britischen Inseln unerwartet extreme Luftdruckgegensätze bildeten.
Erste Opfer dieser Entwicklung waren die Passagiere und Besatzungsmitglieder des Fährschiffs "Princess Victoria", das auf der Linie Straraer (Schottland) nach Larne (Nordirland) unterwegs war. Auf Grund des ihm vorliegenden Wetterberichts hatte sich der Kapitän am Morgen des 31.01.1953 zum Auslaufen aus dem Hafen Stranraer entschlossen. Beim Erreichen der offenen See am Northern Channel herrschte dort jedoch nicht abnehmender Sturm zu, vielmehr herrschte dort gegen 09:00 Uhr voller Orkan mit Spitzenböen von etwa 200 km/h und entsprechend hoher See. Für eine derartige Belastung war das Schiff jedoch weder konstruiert, noch geeignet. Kurze Zeit nach dem Erreichen der offenen See wurde das Schiff von achtern von einer riesigen Welle getroffen, die die achtern befindliche Ladeklappe zerstörte. Fehlende Schotten führten dazu, dass das Autodeck sehr schnell vollständig geflutet wurde. Eine Rückkehr nach Stranrear war unter den gegebenen Wetterbedingungen unmöglich, so dass das Schiff sank. Nur 44 Personen überlebten dank waghalsiger Rettungsversuche von herbeigeeilten anderen Schiffen den Untergang.
Gegen Mitternacht erreichte die Sturmflut die niederländische Küste. Dabei wurden alle bisher verzeichneten Rekordwerte bei weitem übertroffen. Vor allem im Rheinmündungsdelta auf den Inseln Schouwen und Duiveland kam es dabei zur Katastrophe: hier traf die Flut auf viel zu niedrige Deiche, das Hinterland lag zudem noch deutlich unter dem Meeresspiegel. Unter den gegebenen Umständen war an eine Deichverteidigung nicht zu denken, so dass die Inseln vollkommen überflutet wurden und anschließend auf Grund ihrer geringen Höhe nicht wieder leerlaufen konnten. Es dauerte Monate, bis der letzte Deichbruch hier geschlossen und das Land leergepumpt war.
Schon kurz nach der Flut herrschte Einigkeit, dass sich solch eine Katastrophe nie mehr wiederholen dürfe. Das Ergebnis war der Delta-Plan, eine ingenieurtechnische Meisterleistung. Mit ihnen wurde deutlich gemacht, dass die Abdämmung ganzer Meeresarme und Bau und Betrieb von Sturmflutsperrwerken machbar sind. Und es wurde noch etwas anderes deutlich: in den Zeiten vom Ausbruch des I. Weltkriegs über die Krisenzeiten der 20er Jahre bis zum Ende des II. Weltkriegs am Küstenschutz zu sparen, war ein Sparen am falschen Ende. Der Schaden, den die Sturmflut 1953 in Holland anrichtete, überstieg bei weitem die Kosten, die allein eine ordnungsgemäße Instandhaltung, Überprüfung und ggf. Erhöhung der am Vorabend des 31.01.1953 bestehenden Deiche gekostet hätte.
Heute vor 60 Jahren, in der Nacht vom 31. Januar auf den 1. Februar 1953 wurden die Niederlande, Großbritannien und Belgien von der bis heute schlimmsten Naturkatastrophe der Nachkriegszeit heimgesucht. In den drei Ländern kamen nach Deichbrüchen und bei großflächigen Überflutungen 2170 Menschen ums Leben. Mindestens 224 Menschen blieben bei Schiffsuntergängen auf See.
Die sogenannte Holland-Flut sollte für die Küsten der Nordsee in Großbritannien, Belgien, der Niederlande, aber auch die deutsche und dänische Nordseeküste nachhaltig verändern. Sie war der Startschuß, ja die Initialzündung für den modernen Küstenschutz. An die Stelle veralteter Deichsysteme, deren Linien jahrhunderte alt sind, traten moderne Seedeiche und Sperrwerke. Nicht nur in den Niederlanden wurden Deichlinien radikal verkürzt, sondern auch in Deutschland, wo der Generalplan Küstenschutz aufgelegt wurde. Dass man sofort nach der Holland-Flut daran ging, Deichlinien und Deichhöhen an der deutschen Nordseeküste zu überprüfen und Seedeiche zu erhöhen und zu verstärken, wirkte sich bei der Sturmflut 1962 mit Ausnahme Hamburgs - hier hatte man die Entwicklung verschlafen - äußerst segensreich aus.
Doch auch in einem anderen Aspekt hat sich vieles zum Besseren gewandelt: im Bereich der Wettervorhersage, denn mit den damals zur Verfügung stehenden Mitteln der Meteorologie war die Wetterentwicklung nicht vorhersehbar gewesen. Der Seewetterbericht vom 30.01.1953 ging davon aus, dass das Orkantief von Schottland aus in Richtung Skagerak ziehen würde. Doch tatsächlich nahm es durch einen sogenannten Trogdruckfall nach dem Überqueren Schottlands eine südöstliche Richtung und zog mit seinem Kern in Richtung Elbmündung. Gleichzeitig stieß ein weit nach Norden gerichteter Keil des Azorenhochs unter Verstärkung nach, so dass sich über den Britischen Inseln unerwartet extreme Luftdruckgegensätze bildeten.
Erste Opfer dieser Entwicklung waren die Passagiere und Besatzungsmitglieder des Fährschiffs "Princess Victoria", das auf der Linie Straraer (Schottland) nach Larne (Nordirland) unterwegs war. Auf Grund des ihm vorliegenden Wetterberichts hatte sich der Kapitän am Morgen des 31.01.1953 zum Auslaufen aus dem Hafen Stranraer entschlossen. Beim Erreichen der offenen See am Northern Channel herrschte dort jedoch nicht abnehmender Sturm zu, vielmehr herrschte dort gegen 09:00 Uhr voller Orkan mit Spitzenböen von etwa 200 km/h und entsprechend hoher See. Für eine derartige Belastung war das Schiff jedoch weder konstruiert, noch geeignet. Kurze Zeit nach dem Erreichen der offenen See wurde das Schiff von achtern von einer riesigen Welle getroffen, die die achtern befindliche Ladeklappe zerstörte. Fehlende Schotten führten dazu, dass das Autodeck sehr schnell vollständig geflutet wurde. Eine Rückkehr nach Stranrear war unter den gegebenen Wetterbedingungen unmöglich, so dass das Schiff sank. Nur 44 Personen überlebten dank waghalsiger Rettungsversuche von herbeigeeilten anderen Schiffen den Untergang.
Gegen Mitternacht erreichte die Sturmflut die niederländische Küste. Dabei wurden alle bisher verzeichneten Rekordwerte bei weitem übertroffen. Vor allem im Rheinmündungsdelta auf den Inseln Schouwen und Duiveland kam es dabei zur Katastrophe: hier traf die Flut auf viel zu niedrige Deiche, das Hinterland lag zudem noch deutlich unter dem Meeresspiegel. Unter den gegebenen Umständen war an eine Deichverteidigung nicht zu denken, so dass die Inseln vollkommen überflutet wurden und anschließend auf Grund ihrer geringen Höhe nicht wieder leerlaufen konnten. Es dauerte Monate, bis der letzte Deichbruch hier geschlossen und das Land leergepumpt war.
Schon kurz nach der Flut herrschte Einigkeit, dass sich solch eine Katastrophe nie mehr wiederholen dürfe. Das Ergebnis war der Delta-Plan, eine ingenieurtechnische Meisterleistung. Mit ihnen wurde deutlich gemacht, dass die Abdämmung ganzer Meeresarme und Bau und Betrieb von Sturmflutsperrwerken machbar sind. Und es wurde noch etwas anderes deutlich: in den Zeiten vom Ausbruch des I. Weltkriegs über die Krisenzeiten der 20er Jahre bis zum Ende des II. Weltkriegs am Küstenschutz zu sparen, war ein Sparen am falschen Ende. Der Schaden, den die Sturmflut 1953 in Holland anrichtete, überstieg bei weitem die Kosten, die allein eine ordnungsgemäße Instandhaltung, Überprüfung und ggf. Erhöhung der am Vorabend des 31.01.1953 bestehenden Deiche gekostet hätte.