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Aberglauben um den Kuckuck

Berit (SAGEN.at)

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Der Kuckuck gilt als Frühlingsbote, wenn man ihn rufen hört, ist bekanntlich der Frühling da!

Und wenn der Kuckuck ruft/schreit sollte man unbedingt Geld in den Taschen haben, denn dann wird sich über das ganze Jahr hinweg Geld in deinen Taschen befinden.

Den Kuckuck habe ich auch als "Wetterboten" erlebt. Je tiefer er zum Dorf hinab sitzt, man hört ihn ja schließlich, desto schlechter wird das Wetter und sitzt er weit oben im Berg, dann bleibt das Wetter schön.

Der Kuckuck ist neben dem Specht ein "Gertrudenvogel" (siehe heute Lostag 17. März https://www.sagen.at/doku/calendar/0317.htm ) und den Specht habe ich heute schon gehört :smi_huepf

Auch im Sprachgebrauch ist der Kuckuck präsent, von "Hol's der Kuckuck" über "da klebt der Kuckuck drauf" bis hin zum "Wolkenkuckucksheim"...

Berit
 
Da kenne ich einen Kinderreim:
Kuckuck, Kuckuck, sag'mir doch,
wieviel Jahre leb' ich noch?​
Sooft man also den Kuckuck rufen hört, soviele Jahre hat man noch zu leben.
 
Das habe ich in einer alten Gstanzl(*)-Sammlung aus 1936 über den Kuckuck gefunden:
*) Für nicht-alpine Leser: Das Gstanzl (auch Schnaderhüpfl oder Trutzliadl) ist eine oft spöttische, meist vierzeilige Liedform, bei der verschiedene Sänger einander mit Strophe und Widerstrophe (im besten Fall spontan) zusingen.
 

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Der Kuckuck bei alten Slawen galt als Verkörperung der Göttin Shiwa – der Göttin des Lebens und Frühlings, der Fruchtbarkeit und Liebe.

Der Kuckuck kommt aus dem fernen Lande, woher die Seelen der Neugeborenen kommen, wohin die gestorbenen gehen und wo die Schicksalsfrauen sind. Darum weiß der Kuckuck die Zeit für Geburt, Ehe und Tod.

Die verheirateten Frauen fragten beim Kuckuck, wie lange sie in Ehe leben werden und wie viel Kinder sie zur Welt bringen. Die unverheirateten Frauen wollten wissen, wann sie heiraten werden. Und natürlich wurde gefragt, wie lange einer noch leben wird. Damit der Kuckuck länger rief, musste man leise einen Gürtel um den Baum binden, auf dem der Vogel saß. Die Antworten des Vogels werden für Prophezeiungen gehalten.

In alten Zeiten fragte man den Kuckuck nach Beginn der Gewitter- und Regenzeit.
Der Landmann urteilte über die zukünftige Ernte: wenn der Kuckuck beim Sonnenaufgang und auf dem grünen Baum ruft, wird das Jahr eine reiche Ernte bringen, wenn er am Abend und auf dem nackten Baum ruft – bringt es Hunger und Not.

Die Menschen glaubten auch daran, dass die Seelen der Toten in Gestalt von diesem Vogel auf die Erde kommen, um mit den lebenden Verwandten zu reden.

Im Russischen ist das Wort „Der Kuckuck“ Femininum, darum gibt es auch viele Legenden, die auf verschiedene Weisen den Vogel vorzustellen versuchen. Bald ist der Kuckuck eine Frau, die ihren Mann ermordet hat und dafür zur Strafe in einen Vogel verwandelt wurde. Bald ist es die Schwester, die von ihrem Bruder dafür verflucht wurde, dass sie die Schlüssel verloren hat.

Wenn der Kuckuck auf dem Dach eines Haus ruft, dann heißt es Tod, Krankheit oder einen möglichen Brand. Man glaubte, vor jemandes Tod konnte der Vogel auch im Winter anfliegen.

Man sagte, wenn man den Kuckuck im Frühling zum ersten Mal vorne rufen hört, wird man weinen, wenn hinten – sterben. Wenn der Kuckuck beim Sonnenuntergang ruft, heißt es auch Tod, Unglück oder Teuerung.
Der Kuckuck hat auch kein eigenes Nest, denn er wurde vom Gott dafür bestraft, dass er das Arbeitsverbot an Maria Verkündigung gebrochen hat. Im Volk sagt man, darum hat der Kuckuck sein Nest und seine Kinder verloren und ruft seitdem die ganze Zeit, weint.

Eine Reihe Aberglauben ist mit dem Anflug und dem ersten Ruf des Kuckucks verbunden. Der frühe Anflug, wenn die Bäume noch kein Laub haben, bedeutet keinen hohen Ernteertrag, Hunger und Pech für die Diebe (sie können sich im Wald nicht verstecken).

Wenn man im Frühling das erste Mal den Kuckuck hörte, klirrten die Bauern mit den Münzen, damit sie auch das ganze Jahr Geld haben. Wenn jemand im Moment kein Geld dabei hatte, bedeutete es nichts Gutes für ihn, er würde es auch im Laufe des Jahres nicht haben.

Ein kleiner Zweig vom Baum, auf dem der Kuckuck saß, diente als Amulett und wurde vor allem von Jägern auf die Jagd mitgenommen, er sollte ihnen Glück bringen.

In der Liebesmagie benutzt man die Wurzel der Pflanze „Kuckucksblume“ (lat. Orchis maculata l., engl. Spotted orchis). Das Elixier der Wurzel wird von Neuvermählten getrunken, damit sie lange und glücklich in Liebe leben.


Quelle: Das Wörterbuch der heidnischen Mythologie der Slawen.

Lg

Oksana
 
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