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Verwendung eines Steinbeiles im 20. Jahrhundert!

Hermann Maurer

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Um 1965 fand die so genannte "Binder-Hanslin" bei der Feldarbeit in Oberthürnau bei Drosendorf (Niederösterreich) ein etwa 16,4 cm langes steinernes Lochbeil (Setzkeil) aus der jüngeren Steinzeit (etwa 5000 vor Christi). Die "Binder-Hanslin" schäftete die Steinaxt und verwendete diese zum Hacken von Reisig. Das Stück wurde von ihr verwendet bis es durch die Tätigkeit zersplitterte. Der Heimatforscher Dr. Raimund Bauer konnte das Stück solange es intakt war nicht erwerben. Das für die Besitzerin unbrauchbar gewordene zersplitterte Objekt wurde von ihm gegen eine moderne eiserne Hacke eingetauscht.
Literatur: Friedrich Berg / Hermann Maurer, Die Sammlung Bauer: Archäologische Funde aus der Umgebung von Drosendorf. Das Waldviertel 53, 2004, S. 229 - 254.

Kennt jemand eine ähnliche technische Verwendung von Urzeitgeräten in moderner Zeit?

Zur Interpretation der Steinbeile als Donnerkeile vergleiche bereits Josef Reitinger, "Donnerkeile" aus Oberösterreich und Salzburg. Archaeologia Austriaca, Beiheft 13 - 14, Wien 1976, Seiten 511 - 546.
 
Hallo Hornarum,

vielen Dank für Deinen interessanten Hinweis auf Verwendung steinzeitlicher Werkzeuge!

Kennt jemand eine ähnliche technische Verwendung von Urzeitgeräten in moderner Zeit?
Ja, solchen Belegen bin ich in volkskundlicher Literatur schon mehrfach begegnet!
Ich kann jetzt allerdings auf der Stelle keinen Beleg bringen, da es sich meist nur um Nebensätze gehandelt hat. Antwort meinerseits wird hier ein wenig dauern, aber sie wird kommen.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Zumindest in verschiedenen Trainingscamps für Einzelkämpfer etc. wird gelehrt, mittels Feuersteinen oder dem Reiben von Stöcken Feuer zu entfachen, sich völlig autonom von den Früchten und Tieren der Umgebung zu ernähren sowie sich aus Pflanzen Behausungen zu bauen.
Dresdner
 
mein ex-mann kannte sich ganz gut aus mit solchen dingen, er hat zum beispiel pfeile, bögen, köcher, sehnenschutz, usw... aus leder, fellen, feuersteinklingen, usw... selber gemacht und diese auch beim bogenschiessen verwendet.
er hat mit baumpech geklebt, mit sehnenmaterial gearbeitet, knochenplatten als sehnenschutz verwendet, mit schwarztee knochen gefärbt, usw...
wir haben zu der zeit als ich mit ihm noch verheiratet war alles mögliche ausprobiert nach vorlagen aus büchern oder von leuten die sich auch damit beschäftigten, haben einfach versucht, ob es funktioniert und meistens klappte es, er hatte aber auch ein gtues händchen dafür- und hat es noch immer.
ich habe auf diese weise damals unter anderem von ihm gelernt wie man ledertaschen näht, traumfänger webt, knochenschmuck herstellt, knochen färbt, usw...
wir habern auch feuerstein aus frankreich bekommen und haben versucht daraus klingen für die pfeile zu schlagen, aber das ist ziemlich schwierig wenn man nicht weiß wie`s geht. trotzdem sind einige brauchbare stücke abgefallen- auch mit obsidian geht das ganz gut. die klingen werden in ein gespleisstes holz gesteckt, mit baumpech fest verklebt und mit sehnenschnur umwickelt...
damit wurde dann auch geschossen und je mehr übung er hatte in diesen dingen, desto perfekter wurden die pfeile.
heute baut er langbögen aus holz (osage orange vorzugsweise) belegt sie mit schlangenhäuten und ähnliches...
da gibts einen haufen liebhaber für solche dinge.

liebe grüße, sonja
 
Hallo Hornarum,

hier ein Beleg - zwar nicht über ein Werkzeug der Steinzeit, sondern wesentlich jünger - aber ein gutes Beispiel für den Untergang eines historischen Gegenstandes in Privatsammlungen:

Eine Erinnerung aus dem Dreißigjährigen Krieg

Eine gute Viertelstunde von Liebenau entfernt steht das Bauerngut „Groß-Glashütter". In ihm erhalt sich folgende Erinnerung: Dieses Bauernhaus stand schon zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Nur war es damals ein kleines Stücklein von seinem heutigen Standort entfernt; die Stelle ist heute noch erkennbar. Im Laufe des Dreißigjährigen Krieges kamen auch in diese Gegend die Schweden. Die Einwohner flüchteten sich vor ihnen in die Wälder und verbargen sich. (Alte Leute wussten auch in dieser Gegend noch von dem berüchtigten „Schwedentranke" zu erzählen) Auch die Bewohner des Groß-Glashüttergutes flüchteten in einen nahen Wald und machten sich dort ein Verhau aus Bäumen und hielten sich verborgen. Nur von Zeit zu Zeit schickten sie einen Boten aus, der Nachschau halten musste, ob das Haus noch stehe und was es sonst Neues gebe.

Eines Tages war ein Sohn des Bauern, ein noch kleiner Knabe, aber schlau und findig, auf Kundschaft ausgeschickt worden. Er schlich sich an das Haus heran, um zu sehen, ob es noch stehe oder schon niedergebrannt sei. Da bemerkte er einige Soldaten, die immer um das Haus herumgingen. Er beobachtete sie, was sie tun würden. Aber die Soldaten gewahrten bald den Knaben. Sobald er sich entdeckt sah, lief er davon, die Soldaten jedoch setzten ihm nach, um ihn zu fangen. Der Knabe lief einer Steinmauer (Felsen) zu, die sich in der Nähe des Hauses am Rande des Waldes befand. Dort waren zwischen den Steinblöcken mehrere Löcher. In eines, das sehr eng, aber tief war, schlüpfte er hinein und verbarg sich.

Die Soldaten kamen heran und vermuteten wohl den Knaben in dem Loche, aber es schien ihnen doch zu eng, als dass selbst ein kleiner Knabe hineinkriechen könnte. So machten sie sich daran, weiter nach dem Knaben zu suchen. Einer jedoch lehnte zur Vorsicht sein bloßes Schwert zum Felsenloch, damit sie das Loch wieder fänden, falls der Knabe doch darin sein sollte. Dann suchten sie weiter nach dem Knaben, gingen ein paarmal um die ganze Steinmauer herum und entfernten sich auf der weiteren Suche. Als der Knabe nichts mehr von den Soldaten hörte und sich sicher fühlte, schlüpfte er aus seinem Verstecke heraus und eilte wieder zu den Seinen in den Wald zurück. Das zurückgelassene Schwert des Soldaten aber nahm er mit sich. Über zweihundert Jahre wurde dann das Schwedenschwert in dem Bauernhaus aufbewahrt. Der Vater des jetzigen Besitzers des Bauerngutes besaß das Schwert noch. Zuletzt wurde es anstatt eines Messers zum Abschlagen der Stengel der Krautköpfe benützt und dann ist es vor ungefähr dreißig Jahren ganz verloren gegangen; wahrscheinlich wurde es einmal zum alten Eisen geworfen.
Lambert F. Stelzmüller (Waldhausen).
Quelle: Heimatgaue, Zeitschrift für oberösterreichische Geschichte, Landes- und Volkskunde, Hg. von Dr. Adalbert Depiny, 2. Jahrgang 1921, S. 187.

Wolfgang (SAGEN.at)

 
hab sogar in diesem Forum was gefunden:

Bodendenkmale und Bodenfunde in Vöcklabruck

In der „Wildstuben“ wurde auch der Sockel eines römischen Meilensteines gefunden, der jetzt als Eckstein des Kellers im Hallwirtengute zu Obergallaberg dient. Vielleicht stand auch bei der Haltestelle Oberthalheim ein solcher Meilenstein, denn in der Burgfriedensbeschreibung von Timelkam, welche aus dem Jahre 1612 stammt, heißt es: „Der Burgfridt fängt an bei der umgestürzten steinernen Säullen." Im Garten des H. Braun in Schöndorf steht ein Römerstein.

da wurde ein Meilenstein im Kellerbau verwendet


und irgendwo hab ich noch was gelesen .....
 
In dem Stadtteil in dem ich wohne gibt es noch so einiges archäologisches zu entdecken:

https://de.wikipedia.org/wiki/Nida_(römische_Stadt)

u.a. eine römische Türschwelle, einen römischen Brunnen und eine Straßenflucht, die noch genau zu den archäologischen Befunden aus der Römerzeit passt (Treffender Weise heißt sie auch "In der Römerstadt").
Leider wurde auf dem Areal der römischen Siedlung in den 70ger Jahren die Frankfurter Nordweststadt gebaut, wobei gigantische Baubefunde und Funde einfach abgebaggert wurden, meterhohe Ruinen sollen darunter gewesen sein. Ich als Archäologe finde es jedesmal Traurig wenn ich mir überlege, welche Quellen da für immer zerstört wurden. Immerhin, einiges wurde gerettet, u.a. ein Römischer Helm, so dass Heddernheim namensgebend für diesen Helmtyp wurde.
Wenn ich mit dem Bus durch besagte Straße fahre finde ich es immer wieder unglaublich, dass diese Straße schon seit 1800 Jahren den selben Verlauf haben wird.
Weitere Beispiele fallen mir grade nicht ein, aber da ist was im Hinterkopf.

Ahhhh!!! Da ist es: Auf Exkursion in Portugal waren wir an einer Kapelle, die aus einem jungsteinzeitlichen Megalithgrab bestand, man hatte einfach die Lücken zugemauert, mir fällt nur grade nicht ein wie sie heißt.

Auch das Danewerk, die frühmittelalterliche Befestigung zum Schutz des dänischen Königreichs Richtung Süden, wurde 1864 während des Deutsch-Dänischen Krieges zum Selben Zweck nocheinmal genutzt.

Man darf es eigentlich nicht erzählen, aber mir hat ein befreundeter Archäologiestudent erzählt ,dass sie bei einer Ausgrabung Abends Schnaps aus den zahlreich Ausgegrabenen, noch erhaltenen steinzeitlichen Becherchen getrunken haben, bei einem waren sie zuspät mit dem Ausspühlen, so dass der Restaurator die Schnapsgeruch noch fand.
 
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