• Willkommen im SAGEN.at-Forum und SAGEN.at-Fotogalerie.
    Forum zu Themen der Volkskunde, Kulturgeschichte, Regionalgeschichte, Technikgeschichte und vielem mehr - Fotogalerie für Dokumentar-Fotografie bis Fotogeschichte.
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst Du eigene Beiträge verfassen und eigene Fotos veröffentlichen.

Alltagskultur in Bayern im frühen 20. Jahrhundert

dolasilla

Active member
Alltagskultur in Bayern im frühen 20. Jahrhundert: Die erste große volkskundliche Erhebung in Bayern im 20. Jahrhundert und die Rundfrage des Bayerischen Vereins für Volkskunst und Volkskunde im Jahr 1908/09

Die Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (https://badw.de/kommission-fuer-bayerische-landesgeschichte.html) ist eine wissenschaftliche Einrichtung zur Erforschung der Geschichte Altbayerns, Frankens und Schwabens. Das Institut für Volkskunde und die Schwäbische Forschungsstelle Augsburg sind der Kommission angegliedert.

Das Institut für Volkskunde verfügt über thematisch unterschiedlichste Quellensammlungen zur Alltagskultur. Dazu gehören Materialien und Ergebnisse von früheren Forschungen des Instituts selbst und anderer Institutionen, die an sein Archiv übergeben worden sind. Das Institut hat aber auch von Wissenschaftlern oder Privatleuten gesammelte Quellen erhalten und bewahrt zudem einige Teilnachlässe von Forschern auf. Die Quellen umfassen einen Zeitraum von der Frühen Neuzeit bis in das 20. Jahrhundert. Im Einzelnen handelt es sich um folgende wichtige Sammlungsbestände. Quellen zur Alltagskultur im Institut für Volkskunde: https://kbl.badw.de/institut-fuer-volkskunde/quellen-zur-alltagskultur.html

Der „Bayerische Verein für Volkskunst und Volkskunde in München“ führte in den Jahren 1908/09 unter der Leitung des Germanisten Friedrich von der Leyen (1873–1966) und des Volkskundlers Adolf Spamer (1883–1953) eine „Rundfrage“ durch. Diese erste große volkskundliche Erhebung in Bayern im 20. Jahrhundert steht zeitlich zwischen den Physikatsberichten aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und den Fragebogen des Atlas der Deutschen Volkskunde (1928–1935). Für die Umfrage erstellte man einen Fragenkatalog zu den Themenbereichen 1. Sitte und Brauch, 2. Nahrung und Kleidung, Wohnung und Gerät, 3. Glaube und Sage, 4. Volksdichtung und 5. Mundart, der rund 400 Einzelfragen enthält. Mit ihnen sollten materielle und immaterielle Aspekte des Alltagslebens sowie Glaubens- und Wertvorstellungen der breiten Bevölkerung ermittelt werden.

Die Umfrage ging an alle bayerischen Bezirksämter, die sie wiederum an Lehrer, Geistliche, Bürgermeister oder andere Gewährsleute zur Beantwortung weiterleiteten. Diese sandten ihre Schreiben an den Verein zurück. Am Institut für Volkskunde sind heute noch die Antworten aus 598 Orten in Bayern und der damals Bayerischen Pfalz vorhanden. Sie sind jeweils im Umfang verschieden und reichen von nur wenigen Zeilen bis zu ausführlichen vielseitigen Berichten. Im Detail sind die Fragebogen individuell unterschiedlich beantwortet: manche gehen nur auf einzelne Aspekte ein, andere bieten umfassende Darstellungen. Es handelt sich um etwa 6.700 handschriftliche Textseiten, die einen singulären Bestand darstellen. Bereits ab 1909 wertete man die Zuschriften thematisch aus und verzettelte sie nach Sachkategorien; 27.670 Auswertungsseiten haben sich erhalten.

Die „Rundfrage“ des Bayerischen Vereins für Volkskunst und Volkskunde über volkstümliche Überlieferungen und Gebräuche, 1908/09
https://www.bavarikon.de/object/IFV-RUN-00000BAV80000564?lang=de

Unter der Leitung des Germanisten Friedrich von der Leyen (1873–1966) und des Volkskundlers Adolf Spamer (1883–1953) führte der „Bayerische Verein für Volkskunst und Volkskunde“ in den Jahren 1908/09 eine „Rundfrage“ durch. Es handelt sich um die erste große volkskundliche Erhebung in Bayern im 20. Jahrhundert. Dafür wurde ein Fragenkatalog zu den Themenbereichen 1. Sitte und Brauch, 2. Nahrung und Kleidung, Wohnung und Gerät, 3. Glaube und Sage, 4. Volksdichtung und 5. Mundart erstellt, der insgesamt rund 400 Einzelfragen enthält. Die „Rundfrage“ wurde an sämtliche bayerischen Bezirksämter versandt und von diesen an Gemeindeverwaltungen (Bürgermeister), Lehrer oder Geistliche zur Beantwortung weitergeleitet.

Am Institut für Volkskunde haben sich 598 Antwortschreiben aus Orten in allen bayerischen Bezirken (einschließlich der Pfalz) erhalten. Sie sind jeweils sowohl ihrem Seitenumfang nach sehr unterschiedlich - von wenigen Zeilen bis zu ausführlichen mehrseitigen Berichten - als auch in der Berücksichtigung des Fragenkatalogs - von einzelnen Aspekten bis zu umfassenden Darstellungen. Unmittelbar nach Eingang der Zuschriften erfolgte ab 1909 eine thematische Auswertung auf Einzelblättern, die nach Sachstichworten sortiert sind. Zusammen handelt es sich um 6.766 handschriftliche Textseiten aus den Antworten und um 24.018 thematische Objekte der Auswertung mit zusammen 27.870 Seiten.

Die Materialien geben einen Einblick in Alltagsleben sowie Glaubens- und Wertvorstellungen breiterer Bevölkerungsschichten Bayerns zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Sie repräsentieren in einem einzigartigen landesweiten Querschnitt jene „kleinen Leute“ und deren Lebensverhältnisse, die als Grundlage von kultureller Entwicklung und Identität in Bayern gelten dürfen. Es handelt sich hier um einen singulären Bestand, der, zeitlich zwischen den Physikatsberichten des 19. Jahrhunderts und den Erhebungen für den Atlas der Deutschen Volkskunde (1928-35) gelegen, ein vielschichtiges Bild zeichnet.

Jede einzelne Zuschrift spiegelt Kenntnisse, Interessen, Engagement und Vorverständnis ihres meist männlichen Autors wieder: Alltag kann so als kulturelle Praktiken und Lebensformen aufgefasst sein oder als magisch-religiöse Vorstellungen und Erzählungen; Alltagskultur kann sich auf die Gegenwart beziehen oder auf eine nicht näher bestimmte Vergangenheit; die Bevölkerung kann sozial homogenisierend verstanden oder nach sozialer Zugehörigkeit, Geschlecht oder Religion differenziert sein. Für eine historisch angemessene Beurteilung der Texte sind entsprechende quellenkritische Fragen daher unabdingbar.

Das Verzeichnis führt alle Orte auf, aus denen im heute noch vorhandenen Sammlungsbestand Antworten vorhanden sind. Die Liste ist nach Regierungsbezirken untergliedert. Orte der ehemals bayerischen Pfalz liegen heute in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Die Ortsnamen sind jeweils alphabetisch sortiert; verwendet werden die gegenwärtigen Ortsnamen. Zudem finden sich Familien- und Vornamen sowie Berufe oder Funktionen der Verfasser, soweit sie bekannt sind. Nur neun Frauen sind genannt, sechs von ihnen waren Lehrerinnen. Die Inventarnummern der Originaldokumente ergänzen die Angaben.

Die Teilsammlungen der "Rundfrage" des Bayerischen Vereins für Volkskunst und Volkskunde in bavarikon:

Diese Sammlung ist ein Bestand des Instituts für Volkskunde der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
 
Zurück
Oben