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Hermann Maurer

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Im nördlichen Niederösterreich (Wald- und Weinviertel) werden auch heute noch in der Nacht zum 1. Mai sogenannte Maisteige angelegt. Mit Kalk werden Texte und Zeichen meist auf dem Boden angebracht. Kalkstriche werden zwischen bestimmten Häusern (in Extremfällen sogar zwischen Häusern benachbarter Orte) gezogen, um anzudeuten, wo es geheimgehaltene Liebschaften (hauptsächlich außereheliche Beziehungen) gibt. Auch andere menschliche Schwächen werden auf diese Art publik gemacht. Es handelt sich dabei anscheinend um letzte wohl nicht mehr umfassend verstandene Reste eines Rügegerichtes. Auch die Aufstellung der Maibäume ist heute eher eine Spaßveranstaltung und dient in erster Linie der Unterhaltung der Dorfjugend bzw. der Eitelkeit derer, die einen Maibaum gesetzt bekommen und sich diesen Brauch auch finanziell (Freihaltung der Jugend mit Bier, Wein und Imbiss) leisten können.
 
Auch südlich der Donau, im Tullner Becken, ist es durchaus noch üblich, einen Maisteig (auch Maigang, Maistrich) anzulegen.
 
Neben dem üblichen Maibaum (meist für den Bürgermeister, ...) gab es noch den Brauch des dürren Baumes:
Wenn ein Mädchen sich gegenüber den Burschen des Dorfes schnippisch zeigte, so erhielt es am 1. Mai eine dürre kleine Fichte vor das Haus gepflanzt, die noch mit Papier (meist WC - Papier) geschmückt war. Das war ein Zeichen der Zurückweisung.
In letzter Zeit habe ich diesen Brauch bei uns nicht mehr gesehen.
Anm. zum dürren Baum: Wenn's den nit wasserst, dadiert da da!
(Wenn du ihn nicht gießt, verdorrt er dir!)
lg far.a
 
Es wäre interessant, wieweit außerhalb des Tullner Feldes dieser Brauch im südlichen Niederösterreich lebt! Jedenfalls ist mir aus dem südöstlichen Niederösterreich (Gegend der Hundsheimer Berge) bisher nichts diesbezüglich bekannt geworden. Maibäume werden aufgestellt, Maisteige kennt man meist nur vom Hörensagen!
 
Den Ausdruck kannte ich nicht, aber den Brauch schon. Zumindest hier an der Donau um Emmersdorf. In meiner Jugend gab´s das nicht, also in meiner Gegend (Mostviertel, Melktal). Inzwischen? Muss mal schauen die nächsten Wochen, das hält sich ja sehr lang. Vielleicht wird das, weil man es zu wenig kennt, auch zu wenig wahrgenommen. Hält es für irgendwas Ausgeronnenes, also unabsichtlich.
 
Den Ausdruck kannte ich nicht, aber den Brauch schon. Zumindest hier an der Donau um Emmersdorf. In meiner Jugend gab´s das nicht, also in meiner Gegend (Mostviertel, Melktal). Inzwischen? Muss mal schauen die nächsten Wochen, das hält sich ja sehr lang. Vielleicht wird das, weil man es zu wenig kennt, auch zu wenig wahrgenommen. Hält es für irgendwas Ausgeronnenes, also unabsichtlich.

Es wäre wirklich verdienstvoll, wenigstens für Niederösterreich die Verbreitung zu dokumentieren und die jeweiligen Bezeichnungen. Und wie ist das in den anderen Bundesländern? Wo gibt es heutzutage noch ähnliche Erscheinungen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Als Ausbeute des Wochenendes (1. und 2. Mai 2010) sei hier noch ergänzt: Im Umland von Laa/Thaya und Hollabrunn (Weinviertel) spricht man auch vom Maistrich. Dieser Brauch hat zwar in den letzten Jahren abgenommen, ist aber durchaus noch präsent. Damit die Zeichnungen länger haltbar bleiben, wird als Farbe gelöschter Kalk mit Motoröl vermischt verwendet. Es werden nicht nur einfache Striche zwischen den Häusern gezogen, auch Symbole und Sprüche sind festzustellen. Diese Aktionen gehören in den Dörfern noch zum festen Bestand des Jahresbrauchtumes, können aber auch noch in Städten, wie beispielsweise in Hollabrunn, partiell festgestellt werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hab das dank dieses Artikels gestern zum ersten Mal bei uns bemerkt.
Gesehen wohl schon öfter, aber nicht gewusst, was der weiße Strich bedeuten soll.
Ich bin dem auch nachgefrahren, einer führte von Opponitz über die große Gripp nach Hollenstein, der andere Richtung Waidhofen, einmal im kreisverkehr herum und wieder zurück nach Opponitz! *lach*
 
Bei uns im Oberen Drautal gibt es auch Maibäume, die werden am 30. April mit Musik aufgestellt, es gibt ein richtiges Fest und sind dann 3 Tage zu bewachen. Die Wachzeit fängt am 30. April um 0:00 Uhr an und dauert bis 6 Uhr in der Früh. Am 1. Mai von 18:00 Uhr bis 2.Mai 6:00 Uhr Früh. Von 2. Mai bis zum 3. Mai die selbe Zeit, Am 3. Mai endet die Wache wieder um 0:00 Uhr. Aufgestellt wird er von irgend einen Verein. Bei uns ist es die Burschenschaft. Ende Mai sind auch wieder 3 Tage zum Wachen. Die letzte Wache ist dann am 31. Mai bis 0:00 Uhr. Wenn er in dieser Zeit der Wache nicht gestohlen wurde, dann wird der Baum im Juni verlost, da gibt es auch wieder ein Fest.
Den Brauch vom Maisteig kennen wir hier nicht.
 
Es würde mich ja sehr interessieren, wie es zu den Maistrichen kommt? Genau gesagt: wie werden Maistriche produziert?

Man wird die Maistriche ja wohl kaum aus dem Kofferraum der eigenen Luxuskarrosse produzieren.

Ich könnte mir mit meiner Phantasie vorstellen, dass man mit Traktor und offenem Anhänger fährt, wo die Farbe auf den Boden träufelt.

Es wäre toll, wenn sich Maistrich-Erzeuger melden würden und auch die technische Vorgangsweise erklären!

Wolfgang (SAGEN.at)
 
angeblich hockt da wirklich einer im Kofferraum. Ich war Samstag wieder mal in der alten Heimat und konnte reichlich Striche feststellen, dabei wusste ich von dem Brauch von früher gar nix. Aber das war eine Linie zum Fürchten und zum Glück kein Gegenverkehr. Ich hab das daraufhin beim Cousin angesprochen, der meinte, das gab es immer schon (wenn ich Zeit hab, schäm ich mich) und er sprach auch den Kofferraum an. Dass es nicht ungefährlich sei bei dem feuchtfröhlichen Gaudium.
 
Auch im Weinviertel wird bei längeren Strichen die Technik mit dem Auto, wo einer aus dem Kofferraum heraus arbeitet, benützt. In den Dörfern selbst ist das meist nicht notwendig, dafür aber bei doch sehr langen Strichen zwischen zwei Orten. Habe vor etwa zwanzig Jahren einen Strich zwischen Kleinebersdorf und Gebmans (Bezirk Korneuburg) beobachtet, der aus einer ruhigen Strichführung letztendlich in wilde Schlangenlinien mündete. Da solche Aktionen (wie auch das Maibaumaufstellen) für die Beteiligten bekanntlich meist ein recht alkoholträchtiges Ereignis sind, war hier der "Kurvengeist" anscheinend schon etwas stark ausgeprägt!
 
Mitteilung eines Bewohners des Dorfes Platt (Bezirk Hollabrunn) im Weinviertel!

Dort gibt es auch heuer wieder mehrere Maisteige. Diese werden auch so genannt, im Gegensatz zu der nicht weit entfernt gelegenen Stadt Hollabrunn, wo, wie bereits oben berichtet, vom Maistrich gesprochen wird.
 
Bei einem Spaziergang in der Stadt Horn konnte heute (14.11.2010) im neuen nördlichen Stadtviertel auf dem Gehsteig vor einem Haus ein noch relativ gut erhaltener Maisteig gesichtet werden. In etwa halbmetergroßen mit weißer Farbe gemalten Blockbuchstaben steht hier geschrieben: "Zu früh gefreut" und dazu wurde ein Herz gemalt. Es handelt sich wahrscheinlich um den schadenfrohen Hinweis auf eine doch nicht zustande gekommene Liebesbeziehung.
Ansonsten konnte heuer für die Stadt Horn kein Maisteig festgestellt werden.
 
Kann jemand neue Beobachtungen zum Thema Maisteig / Maistrich berichten?
Ich selbst habe heuer noch keinen gesehen, bin aber aus verschiedenen Gründen im Monat Mai bisher aus dem Weichbild der Stadt Horn nicht rausgekommen!
Vielleicht hat wer auch neue Fotos zu diesem anscheinend auch schon abkommenden Brauchtum!
 
bei uns am land sieht man`s auf allen strassen! von einem dorf zum andern, auch weite strecken, wird der weisse strich auf die strasse gemalt. :)
 
@ Rabenweib


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Wolfgang (SAGEN.at)
 
Kann jemand aktuell zum Thema Maisteig/Maistrich berichten? Ich vermute, dass die ländliche Jugend auch diesmal - in der Nacht von gestern auf heute - wieder aktiv war und diesen alten Brauch hat aufleben lassen.
Berichte dazu, vor allem in welcher Gegend und in welcher Art dieser Brauch heute noch lebt, wären interessant!
 
Im Bezirk Melk ist er auf jeden Fall beidseits der Donau sehr verbreitet. Kaum eine Straße, sowohl Haupt- als Nebenstraße ist über lange Strecken ohne. Im Vorjahr konnte ich bis in den Raum Zwettl sehr viele sehen. Heißt nicht, dass es nicht weiter oben... weiter bin ICH nicht gekommen ;). Zumindest nicht, so lange er sichtbar gewesen wäre.
 
Auf dem Weg zu einem Besuch - etwa 20 km Haupt- und Nebenstraßen - war kaum ein Kilometer ohne Maistrich:
ein dicker
zwei zarte, die sich an der nächsten Kreuzung trennten, aber schon bei der folgenden kam wieder einer dazu.
ein kräftig hingepatzter
und zwei mäandernde, deren Spritzer zeigen, dass sie aus verschiedenen Richtungen kamen...
 

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