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Lokalbahn Haager Lies vor dem Aus

SAGEN.at

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Auf der Lokalbahn, die zwischen Lambach und Haag (Oberösterreich) pendelt, wird voraussichtlich Mitte Dezember der Zugverkehr eingestellt.

Seit 108 Jahren fährt die kleine Lokalbahn von Lambach nach Haag, bald jedoch könnte sie Geschichte sein. Am 12. Dezember, vor dem ÖBB-Fahrplanwechsel, wird die Haager Lies vorerst zum letzten Mal fahren.

Quelle: OÖ.ORF.at, 13. November 2009

Ich persönlich sehe in der Stilllegung der Bahnstrecke neben dem Verlust der Nahversorgung auch einen besonderen kulturellen Verlust für Oberösterreich. Hoffentlich kann diese Bahnstrecke doch noch erhalten werden.

Bilder von dieser herrlichen Bahnstrecke.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Auch wenn es schade um die Bahn ist, bei den heutigen Verkehrsströmen ist die Einstellung eine logische Konsequenz. Haag ist nach Ried orientiert, die Bahn fährt aber genau in die Gegenrichtung. Und ganz nebenbei, sie fährt vom Nichts (Bahnhof etwas außerhalb des Ortes), durchs Nichts ins Nichts, daher ist der Verlust der Nahversorgerfunktion nicht gegeben - die Bahn versorgt überspitzt gesagt nichts. Und das ist das Problem dieser an und für sich herrlichen Bahnstrecke.

MFG Dachstein
 
In der Zwischenzeit, d.h. im Lauf des heutigen Tages, hat sich ergeben, dass die "Haager Lies" eingestellt wird!

"Mit dem Fahrplanwechsel wird die Lokalbahn Haager Lies zwischen Lambach und Haag am Hausruck eingestellt. Das heißt, ab 13. Dezember fährt auf dieser Strecke kein Zug wie die letzten 108 Jahre, sondern ein Bus."

Eine mögliche zukünftige Nutzung der Bahnstrecke sei damit aber noch nicht ausgeschlossen.

Quelle: Ooe.ORF.at, 13. November 2009

Wer diese wirklich herrliche Fahrt von Lambach in den Hausruck noch geniessen möchte, sollte dies also schnellstmöglich in den nächsten Wochen machen - wir würden uns auch sehr auf weitere Fotos freuen...

@ Dachstein:

ich kenne diese herrliche Bahnstrecke ebenso wir Du sie kennst. Sie ist ein wichtiges Transportmittel für Schüler und Menschen ohne Auto, weiters bestehen Anschlußgleise an Industriebetriebe.

Zusätzlich wäre diese Bahnstrecke eine unglaubliche Chance für den Tourismus in der Region - ich kann etwa von meinem Urlaubstag erzählen, der wohl mehr als ausgefüllt und spannend war.

Aus meiner persönlichen Einschätzung stellt sich eine ganz grundlegende Frage, welchen Zweck eine Nebenbahnlinie erfüllen soll?

- Wenn eine Nebenbahnlinie nur als schnelles Transportmittel wie eine U-Bahn etc verglichen wird, hat so eine Bahnstrecke auf dem Tisch eines Betriebswirten natürlich keine Chance.

Der Betriebswirt möge jedoch auch noch zusätzlich bedenken, dass ohne Zubringerbahnlinien, die Kunden auf den gewinnbringenden Hauptstrecken dünner werden.

- Wenn eine Bahnlinie nicht nur als Transportmittel, sondern als kulturelle Bereicherung für eine Region betrachtet wird, zusätzlich Angebote für Wanderer, Radfahrer, Langläufer, Hausruck-Entdecker (und dort gibt es ziemlich viel zu entdecken!) und Familienausflüge betrachtet wird, dann ist auch eine Nebenbahnlinie von enormer Wichtigkeit für unsere Gesellschaft.

Mit dem Bus werde ich sicher nie wieder nach Haag im Hausruck kommen, das muss ich leider dieser schönen Region versprechen...

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Jetzt weis ich, was ich tun werde: ich geh nochmal Fotorgafieren....

Die Anschlussgleise werden übrigens schon längere Zeit nicht mehr bedient. Und Nachnutzung der Bahnstrecke wird wohl kaum möglich sein, spätestens dann, wenn die HL Strecke gebaut wird, fällt auch der Anschuss an die Westbahn. Nach 108 Jahren ist somit der Zug endgültig abgefahren.

MFG Dachstein
 
Werter Dachstein,

auch Deine Fotos werden in vielleicht 15 Jahren nicht mehr dem Stand der jeweiligen Technik entsprechen...

Aber abgesehen davon, eine Stillegung dieser Bahnstrecke wäre ein unwiederbringlicher Verlust! Ich beschäftige mich nun doch auch schon ziemlich einige Jahre mit Bahnen, aber mir ist bisher noch kein einziger Fall untergekommen, wo die Stillegung einer Bahnlinie nicht einen enormen Kultur- und sonstigen Verlust für die Region bedeutet hat.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Werter Dachstein,

auch Deine Fotos werden in vielleicht 15 Jahren nicht mehr dem Stand der jeweiligen Technik entsprechen...

(SAGEN.at)

Echt? Wozu gibt es ordentliche Diafilme und eine Mittelformatlkamera? Der Dachstein hat noch analog - Vorteil durch antiquierte Technik. ;)

Ich sehe es zwar wie du, dass mit der Bahn 108 Jahre Geschichte aus dem Hausruck verschwinden würden, dennoch gehe ich davon aus, dass die Bahn abgetragen wird. Wenn die Hochleistungsstrecke kommt, wird die Verbindung gekappt. Das war es dann. Einzig einen Museumsbetrieb mit den alten Fahrzeugen kann ich mir vorstellen - fraglich ob der aber finanzierbar ist, zumal die Strecke gelinde gesagt in einem sehr schlechten Zustand ist. Für einen Verein ist eine derart lange Strecke mit dermaßen vielen Baustellen ein nahezu unüberwindliches Hindernis - einerseits weil die Leute fehlen, die wissen wie es geht und auf der anderen Seite am lieben Geld. Hätte man das Geld, würde man wiederum keinen Verein brauchen, denn dann könnte man ja weiterfahren, wenn man wollte. That's it...

Und wieder ein Radweg mehr, und eine Bahnstrecke weniger. Wobei ich anmerken muss, dass der Jetztzustand der Bahn die Einstellung im Gegenteil zur Salzkammergutlokalbahn und Steyrtalbahn rechtfertigt. Es gibt zwar nicht viele Bahnen wo ich mich traue, so was zu behaupten, hier ist es definitiv der Fall. Fährt man auf der Bahn, hat man meist seine eigene Sonderfahrt...
Und was kann man aus einer Bahn machen, die einfach an nahezu jeder Siedlung vorbeifährt? Die Bahn wird nun Opfer ihres Schicksales - die Tatsache, dass die Bahn zwar eine Verbindung nach Ried hätte werden sollen aber nie wurde, wird ihr nun zum Verhängnis - leider.

MFG Dachstein
 
Der Bahn werden mehrere Sachen zum Verhängnis und die Einstellung hat sich seit Jahren angekündigt!

1.) Die Strecke gehört den ÖBB und wird von S&H gepachtet - hier ist schon das erste Konfliktpotential

2.) Die Einmündung in die Westbahn und damit der Betrieb Haag - Wels ist durch Streckenbeschleunigungsmassnahmen der ÖBB an der Westbahn nicht mehr ohn erhebliche Kosten (Zugsicherungssystem) möglich. Die Kosten will keiner tragen, ein Inselbetrieb nur auf dem Haager Lies ist aber nicht zielführend

3.) Die Beförderungszahlen im Personenverkehr sind gelinde gesagt sehr, sehr nieder! Im Vergleich zur Ybbstalbahn (die noch eine relativ brauchbare Auslastung hatte) hat das Haager Lies "fast" gar nichts! Es gibt wenige Bahnen mit so schlechter Auslastung (etwa ein Zehntel der Fahrgäste der Igler!!!). Zudem nahm der Güterverkehr in den letzten Jahren auch ab (gibt es den überhaupt noch?), womit eine weitere Einnahmequelle sehr stark zurückging

4.) Die Fahrzeuge gehören zum Teil auch den ÖBB (4855), das einzige "moderne" eigene Fahrzeug darf getrost als Museumstriebwagen angesehen werden und darf meines Wissens nicht auf die Westbahn (mangels Sicherungssystem)

5.) es ist ein grosser Zuschussbetrieb, die Frage stellt sich, was man in dieser verfahrenen Situation (gepachtete Strecke, kaum eigene Fahrzeuge) machen kann? Ansprechenden Museumsbetrieb? Oder eine ganz neue Aufstellung losgelöst von historischen Hindernissen (Verlängerung Ried, Übernahme durch das Land) Nur das will (oder kann) sich keiner leisten.
Ich selbst habe noch den spannenden Betrieb mit den Gleichrichterfahrzeugen auf der Westbahn erlebt, heute mit den "modernen" Fahrzeugen ist es weder Museumsbahn noch (leider) ernstzunehmende Nahverkehrsbahn. Man braucht sich nur den Fahrplan anschauen: Am Sonntag warten die Eisenbahnfotografen fast vergeblich auf einen Zug!

Die Strecke Lambach - Vorchdorf hat es da deutlich besser gehabt, da diese seinerzeit von den ÖBB gänzlich auf den Stern übergegangen sind und damit weniger Problemfelder vorhanden sind. Eben diese historische Konstellation des Haager Lies dürfte neben der Einbindung in die Westbahn sowie des starken Abnehmens des Güterverkehres Hauptauslöser für die Einstellung sein (keine Verlängerung des Pachtvertrages (der seit über 70 Jahren besteht!) über das Jahr 2009 hinweg).

Schade um diese schöne Bahnlinie, keine Frage! Sehr romantisch angelegt und fotogen... Nur das sind halt nicht immer Argumente für den Erhalt, noch dazu nicht in einer Region wo nur bedingt Tourismus herrscht und daher auch das touristische Potential für den Betrieb etwas fehlt... Bleibt die Frage, ob die 4855er nunmehr doch wie lange schon angedacht auf der Semmeringbahn landen, oder ob sich die ÖBB von dieser Splittergruppe auch trennt (wobei diese Fahrzeuge schon einige Bauteile aus zeitgleich produzierten ÖBB Triebwagen eingebaut haben, was die Ersatzteilhaltung leichter machen würde)...

2009 wird wie 1988 das Jahr der Nebenbahneinstellungen: 112 Jahre Bahnverkehr im Ybbstal sind Geschichte (leider, leider und noch einmal leider - eine gewaltige Bahn, die Österreich verloren hat!) und auch das Haager Lies scheint nach 108 Jahren auch keine Zukunft mehr zu haben. Fahler Beigeschmack: es wird nicht die letzte Stillegung einer Nebenbahn in den nächsten Jahren bleiben, deutlich bekanntere und besser frequentierte Bahnen stehen auch auf der roten Liste oder wurden schon im Personenverkehr gekübelt (Gesäusebahn auf steirischer Seite z.B., hier frage ich mich schon, was das gebracht haben soll???)

Liebe und sehr nachdenkliche Grüsse sendet euch

Günter
 
4.) Die Fahrzeuge gehören zum Teil auch den ÖBB (4855), das einzige "moderne" eigene Fahrzeug darf getrost als Museumstriebwagen angesehen werden und darf meines Wissens nicht auf die Westbahn (mangels Sicherungssystem).

Der Montafoner darf auf der Westbahn fahren, in Ermangelung einer PZB aber nur mit Beimann.

MFG Dachstein
 
@ Dachstein: Danke für den Hinweis! Ja ich meinte die fehlende PZB, die dem ex "Bad Eilsener" bzw. Montafonerbahn Triebwagen fehlt. Ich selbst habe das Fahrzeug auch nie im Planeinsatz auf der Westbahn erlebt. Fuhr der dort planmässig? Ich glaube fast nicht...

Nundenn wieder ein Stück Eisenbahn in Österreich Geschichte... Mir kommt vor, dass wir langsam so agieren wie Frankreich in den 1950er und 1960er Jahren... Schade... Anstelle Infrastruktur zu nützen (und der Zeit anzupassen), legt man diese still und ersetzt diese durch Busse! Modern? Ich glaube wer nicht verstehen will, dass Bahnen von Zeit zu Zeit Investitionen in die Zukunft benötigen und wer auch nicht verstehen will, dass in Österreich eine grobe Ungleichgewichtung zwischen Strasse und Bahn herrscht (bei der Bahn müssen die Betreiber des Fahrbetriebes die Erhaltung zahlen, bei der Strasse kann der Bus gegen eine geringe Strassenabgabe auf Steuerkosten verkehren - womit sich die Optik und Bilanz zu Gunsten des Busses verschieben muss!)... Erst wenn man diese Krux erkennt und löst, dass beide Verkehrsträger gleiche Voraussetzungen haben wird man sich bewusst werden können wie energiearm und effizient das System Eisenbahn sein könnte. Gerade im Ybbstal war z.B. der Vergleich 2095 gegen Bus eher unfair, da die 2095 den technischen Stand von 1958/60 darstellen, der Bus aber von 2009! Man muss immer Vergleichbares vergleichen und dass Bahn modern sein kann, gut funktioniert und gut angenommen wird zeigen uns seit Jahren die Schweizer. Die Rhätische Bahn z.B. hat auch Linien, die von der Bevölkerungsstruktur an das Ybbstal errinnern könnten. Doch dort lebt die Bahn von vielen Standbeinen: Pendler, Güterverkehr und Touristen... Bei uns darf es scheinbar wenn überhaupt nur mehr erstes geben, um die touristische Entwicklung einer Region und deren Infrastrukturnetze machen sich die VErantwortlichen leider viel zu wenig Gedanken und können so strukturschwache Regionen damit langfristig schädigen - Verantwortung für das Tun wird im Nachhinein leider immer abgelehnt - siehe unsere Linie 4 in Innsbruck - 35 Jahre nach Einstellung wünscht sich sogar die Poltik sehnlichst deren Wiederaufbau, man frägt sich daher warum diese Linie überhaupt eingestellt wurde?

LG
 
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