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Jakobsweg im Weinviertel, Niederösterreich

Hermann Maurer

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Wie die Bezirksblätter (Mistelbach den 28. Juli 2010) schreiben, befindet sich der durch das Weinviertel führende Teil des Jakobsweges in einem "unseligen" Zustand! Obwohl es ab 1. Juli einen neuen Jakobswegweiser gibt, häufen sich die Beschwerden der Pilger. welche diesen Teil des Jakobsweges von Mikulov bis Krems begehen. Die Wege sind verwuchert, teils fast unpassierbar, es gibt kaum Unterkünfte und Trinkwasser. Die Wegweiser mit Darstellung der Jakobsmuschel wurden teils falsch montiert und zeigen oft in die entgegengesetzte Richtung. Jetzt will die "Weinviertel Tourismus GmbH" die Mängel möglichst bald beheben!
 
Zuletzt bearbeitet:
... leider ist es ein beliebter Jugendstreich, Wanderwegweiser zu verdrehen. Die Befestigung mittels Schellen und/oder Pfähle mit runder Basis erleichtern dies leider ungemein!

Die Techniker sind gefordert, sich die sogenannte "Vandalensicherheit" von Wegweisern vorzunehmen ...

Und dass "künstliche" Wege zuwachsen, ist eigentlich normal ... wenn keiner geht, ist der Weg nonsense. Auch das ist leider eine Erscheinung unserer Zeit - siehe jede Menge "Lehrpfade", Obstbaumpfade mit Patenschaften (oje, der Pate scheint gleich nach der Gründung verstorben), japanische Gärten (überwuchert mit heimischem Unkraut) in diversen Gemeinden .... ja, sogar "Marktplatzbelebungen" haben schon so manchen Dorfplatz erst total aussterben lassen!

Liebe Wandergrüße
Norbert

der seit wenigen Tagen über den Jakobsweg nachdenkt und überlegt, ob und wann ..... hm .... ;-)
 
Es zahlt sich aus von Weinsteig einen Abstecher (4 Stunden Wanderung) nach Schleinbach zu unternehmen. Dem Rußbach entlang durch's Kreuttal oder durch den Sagenumwobenen Wald über Würnitz.

Zum Guster machen eine Geschichte aus Schleinbach...

Eine Geschichte von Schleinbach’s Golem Gurgul. Es ist nicht überliefert, wer den kleinen Golem Gurgul mit seinen stechend türkisgrünen Augen aus dem hohen Norden in seinen Taschen mitgebracht hat. Sehr wahrscheinlich ist es, dass einer der Reisenden, dessen Grab man im Bereich des Ziegelwerkes fand, den Golem in die Weinviertler Hügellandschaft brachte. Der Gräberfund wird dem Aunjetitzer Kulturkreis zugeschrieben (ca. 2.000 Jahre v. CH.).
Der kleine Gurgul konnte das durch die Jahrhunderte umstrittene Herrschaftsgebiet zwischen Mähren, Ungarn und den Babenberger Markgrafen für sich verteidigen. Die endgültige Eingliederung in den deutschen Sprachraum gelang erst etwa 100 Jahre nach der Niederlage der Ungarn gegen König Otto den Großen auf dem Lechfeld im Jahre 955. Entscheidend für den Erfolg der Babenberger waren die positiven Verhandlungen mit Gurgul. Ein in den Babenberger Büchern ausgewiesener nicht näher definierter Schatz und ein Vertrag wurden mit Gurgul abgeschlossen. Darin wurde festgeschrieben, dass sich Neuansiedler niederlassen dürfen und es erfolgte wahrscheinlich auch die Gründung von Slinbach (Schleinbach). Gurgul unterstützte ab Mitte des 12. Jahrhunderts eine Familie, die im Bereich Riede
„Burgstallhof“ eine Burg oder „festes Haus“ bewohnte. Sie hatten etwa 25 „Hubenbauern" zu diensten. Gebietsmäßig gehörte das Land zum Bistum Passau, dort sind einige Personen wie zum Beispiel „Albrecht von Slinbach“ urkundlich erwähnt. Gewiss ist, dass der eigentliche Herrscher Gurgul war und ist. Noch immer hält er sich an den alten Babenbergervertrag, den Schatz in seinem Besitz hält er sicher versteckt, wie uns nun die folgende Geschichte berichtet. Das Schönste für einen Golem ist das Spiel mit Lehm solange er vom Menschen unbeobachtet bleibt. Nähert sich jedoch ein Mensch so verharrt er wie versteinert, seine steinfarbene graue Haut fördert noch diesen Eindruck der Versteinerung, lediglich die Augen blitzen wie Fluorite türkisgrün hervor. Ähnlich einem Maulwurf treibt er gerne tiefe Stollen durch das Erdreich, Labyrinthgänge weiten sich zu Räumen um sich dann wieder in kaum
überwindbare enge Gänge und Schluchten zu verjüngen, ab und an eine Sackgasse, dann wieder ein riesiger Saal. In einem dieser Räume hatte er seinen unermesslichen über die Jahrhunderte angewachsenen Schatz gelagert. Die Bevölkerung durfte dieses Gangsystem nach Belieben nutzen, so entstanden viele Kellereingänge im Bereich der heutigen Waldgasse, später wurden dann auch noch Presshäuser und Vorkappen errichtet. Es gab nur eine einzige Regel, Gurguls Schatz durfte nicht berührt oder gar entwendet werden. In den kriegerischen Jahren zog sich die Bevölkerung oft in das Lehmlabyrinth zurück, nutzte die Räume als Wohnort, die Stollen als Lager und die großen Säle als Viehställe (Erdställe). Damit sich die Bevölkerung im Labyrinth nicht verlief, markierte Gurgul die richtigen Wege mit R.L. Man vermutet, dass R.L. für „realiame livet“, „wirkliches Leben“ oder „Richtung Lager“ steht. Auf alle Fälle wurden später diese Wege mit Tonziegeln markiert die ebenfalls dieses R.L. trugen.
Es waren wohl die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem böhmischen König Ottokar und dem deutschen König Rudolf von Habsburg, die das Militär die umliegenden Dörfer plündern ließ und so die Bevölkerung wieder in die Stollen trieb. Das Stollenleben wurde so zur Gewohnheit und man bewegte sich auf den gekennzeichneten Wegen. Eines Tages gelangte ein kleines Mädchen in die Kammer des Golem Schatzes. Starr vor Überwältigung stand sie vor den golden und silbrig funkelnden Münzen. Das Sonnenlicht, welches durch einen feinen Riss in der Decke eindrang, bestrahlte hell die Münzen, die in allen Regenbogenfarben glänzenden Geschmeide, Diamanten, Ringen und Ketten und die purpur bis dunkelroten Rubinsteine. Lautlos, wie versteinert, seine stechend türkisgrünen Augen zwei geschliffene Fluorite gleichend, fixierte der Golem das Kind und seinen Schatz. Schreckliches wäre passiert, hätte das Kind auch nur einen Teil des Schatzes berührt, doch ausgerechnet in diesem Moment geschehen zwei entscheidende Dinge zeitgleich. Die Mutter findet Ihr Kind, nimmt es hoch, ohne den Schatz eines Blickes zu würdigen da sie um seine Gefahr wusste, und ein Soldat Ottokars betritt durch einen anderen Eingang die Schatzkammer und entdeckt den Schatz. Vor lauter Begeisterung rief er seine Kameraden und griff nach einer Münze. Mutter und Kind mussten mitansehen wie im selben Moment der versteinerte Gurgul zum Leben erwacht, er stürzt sich von der Ecke herab, umkreist den Mann so geschwind, dass sich eine Lehmstaubwolke bildet, es klingt wie schwerer Atem, so als würde jemand hauchend die Worte „Mein Schatz“ sprechen. Der Golem hat dem Soldaten das Leben ausgehaucht, das Wasser entzogen und übrig blieb nichts als ein kleines Häufchen Staub in Menschengestalt. Die Staubfigur zerfiel beim ersten Luftzug der sich bildete, als die Kameraden den Schatzraum betraten. Wie viele Soldaten an diesem Tag ihr Leben lassen mussten ist nicht überliefert, da es ja keine Überreste gab, gewiss ist nur, dass bei der folgenden Schlacht im Marchfeld 1278 die Habsburger die Regentschaft über Wien gewannen.
Die Zeiten wurden ruhiger und die Stollen nicht mehr genutzt. Ab und an verschwand mal jemand und man munkelte der Betreffende habe Gurgul’s Schatz gefunden. Irgendwann beschlossen die Bauern die Zugänge zum Stollenlabyrinth zu vermauern. So wurden die Stollen mit jenen tönernen Wegsteinen verschlossen, welche das Zeichen R.L. sichtbar trugen, was bedeuten soll bis hier her „realiame livet“, was jedoch geschieht dahinter???
Geht man heute durch die Kellergassen kann man ab und an eine kleine versteinerte Kreatur mit den stechend türkisgrünen Augen kauern sehen. Verhält man sich geziemlich, so hat man jedoch nichts zu befürchten. Bei rauschenden Festen in Vollmondnächten erwacht die kleine Kreatur und feiert freudig mit. An einem Mauervorsprung oder Sims im gelben Mondlicht, tanzt Gurgul bis das purpurne Abendrot der Morgensonne die Kellergasse zart
rosa erhellt.


...neugierig geworden?
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