• Willkommen im SAGEN.at-Forum und SAGEN.at-Fotogalerie.
    Forum zu Themen der Volkskunde, Kulturgeschichte, Regionalgeschichte, Technikgeschichte und vielem mehr - Fotogalerie für Dokumentar-Fotografie bis Fotogeschichte.
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst Du eigene Beiträge verfassen und eigene Fotos veröffentlichen.

Feier / Festtage und Religionen

C

Christa

Guest
Servus!

Vielen Dank, Wolfgang und Baru, habe jetzt noch einige Fragen:
Also... Feiertage sind im katholischen Österreich fast alle von kirchlicher Bedeutung (Ausnahme: 26. Oktober, Nationalfeiertag, Österreich ist neutral). Sagen im Bereich der Kirche werden "Legenden" genannt., so wie Wolfgang mir geschrieben hat. Soll ich hieraus konkludieren das Festtage etwas anderes sind, dass also Festtage in Grundlage nicht Religieus sind? Und (alte) Erzählungen ohne Religion sind dann also Sagen? Wie soll mann Fest/ Feiertage wie zum Beispiel Almab/auftrieb oder Sonnewende sehen? Ist das vielleicht beides sowohl Katholisch als ein Jahrliches Brauchtum dass mann feiert?
So. Das war's dann nochmal, ich glaub' dass erstmal dies klar sein soll, bevor ich weiter arbeiten kann.
Vielen Dank im Voraus!
LG
Christa
 
Hallo Christa!

Da schneidest du ein sehr umfangreiches Thema an, vorerst einmal dazu:

Wie soll man Fest/ Feiertage wie zum Beispiel Almab/auftrieb oder Sonnewende sehen? Ist das vielleicht beides sowohl Katholisch als ein Jahrliches Brauchtum dass man feiert?


Almauf- und Abtrieb sind keine Feiertage, sondern Tage im Ablauf des bäuerlichen Arbeitsjahres, abhängig von der Natur, von der Vegetation.. Sie waren/sind wieder mit einem gewissen Ritual verbunden, das auch religiöse Zuge trägt. Sie fanden aus praktischen Überlegungen bevorzugt an Samstagen statt, weil da das Gesinde beim Viehtrieb mithelfen konnte. An Sonntagen sollte aber kein Almauf- oder Abtrieb stattfinden.
Die Bräuche rundherum, besonders um den Almabtrieb, sind regional verschieden, aber bestimmt wert, sich mit der Bedeutung der verschiedenen Glocken und des Kopfschmuckes der Tiere auseinander zu setzen.
In Tourismusregionen findet allerdings seit einigen Jahren eine unglaubliche Vermarktung statt, die mit Brauchtum nichts mehr zu tun hat. So werden z.B. die Tiere in LKWs zum Dorfrand gebracht und dann, manchmal auch öfter an einem Wochenende, geschmückt durchs Dorf getrieben....
Mit "katholisch" haben auch die Sonnenwenden nichts zu tun. Schon die Kelten feierten diese Tage, sowohl im Sommer als auch im Winter; da kommt auch der Tanz ins Spiel, bzw. der Sprung über das (Sonnwend-) Feuer. Die Sonnwend- Bräuche beschränken sich auch nicht auf den Alpenraum. Und wie gesagt - sehr umfangreich, das Thema! ;-)

LG
baru
 
zum almabtrieb kann ich noch beisteuern und das hab ich bereits in einigen bundesländern von bauern gehört

die tiere werden nur geschmückt wenn es auf der alm keine unfälle gegeben hat bezw wenn mensch und tier gesund wieder ins tal kommen

lg lisi
 
Mit "katholisch" haben auch die Sonnenwenden nichts zu tun. Schon die Kelten feierten diese Tage, sowohl im Sommer als auch im Winter; da kommt auch der Tanz ins Spiel, bzw. der Sprung über das (Sonnwend-) Feuer. Die Sonnwend- Bräuche beschränken sich auch nicht auf den Alpenraum. Und wie gesagt - sehr umfangreich, das Thema! ;-)LG
baru


Ja - und sogar schon vor den Kelten waren diese Ereignisse von Bedeutung, also einige tausend Jahre vor unserer Zeitrechnung...
Man denke hierbei nicht nur an neolithische Kalender in Europa, wobei die Natur viele Anhaltspunkte geliefert hat. Auch Übersee gibt es Beispiele dafür (etwa der Maya Kalender, ca. 3000 v.Chr.)
LG
 
Ich denke im deutschen Raum ist das eine vom anderen schwer zu trennen. Eine große Thematik.

In unserer heutigen Gesellschaft erlebe ich von Jahr zu Jahr mehr, dass die Menschen sich von der Kirche, dem katholischen Glauben, mehr und mehr entfernen, sich immer weniger mit diesen Wurzeln identifizieren - aber trotzdem halten sie an diesen traditionellen Bräuchen und Feierlichkeiten fest, es ist ein Element ihres Lebens, Familienlebens - doch asoziieren immer weniger die Ursprünge des katholischen Glaubens damit. Das mag am Land noch etwas anders gesehen werden, doch im städtischen Bereich nehme ich das von Jahr zu Jahr mehr wahr.

Ich fand einen guten Text hierzu:

"Nur Kommerz, eigentlich überflüssig usw... unabhängig von der Religion die herrscht, wird die Weihenacht überleben, jede religiöse Änderung, jede kulturelle Verschiebung, dieses Fest ist tiefer in uns drinnen als jedes andere, es ist der Primat der Heiligen Feste, das war es schon vor den Kelten, Germanen und Römern, dass wird es auch dann noch sein, wenn man von Christus nichts mehr weiß oder sogar das, was nach ihm kommen mag vergessen hat, die Weihenacht, die Nacht drei Tage nach dem Finsteren Tag der Toten Sonne, die Nacht, in der man wieder beginnt auf die Sonne zu hoffen ist Teil unseres Menschheitserbes... es ist die Stille Nacht, die Heilige Nacht in allen Kulturen, ...denn ein Gott ist da geboren ..."

Als sich die frühe christliche Kirche im Römischen Reich etablierte, musste sie die vorhandene Staatskirche, die im ganzen damaligen Römischen Reich, als Soldatenreligion existierte, in ihre eigene Lehre integrieren, um so selbst an die Macht zu kommen.

Weihnachten ist vielleicht eines der extremsten Beispiele - doch verhält es sich mit so manchen Feierlichkeiten ähnlich.

Ein gar nicht so geringer Anteil unserer heutigen Jugend nimmt die Feiertage im Kalender wahr, erfreut sich an dem "freien" Tag - kennt die Bedeutung, die Herkunft nicht mehr. In diesem Falle spreche ich aus der Praxis.

Heuer erlebte ich dieses Phänomen extrem an Allerheiligen. Durch die Beobachtung der vergangenen Jahre nahm ich es zur Kenntnis, irgendwie traf es mich dennoch.
Vor einigen Jahren war an Allerheiligen der Friedhof überfüllt, keine Möglichkeit ein Parkplatz zu erhaschen, ...
Ich gehöre eigentlich auch jener Gruppe an, die erklärt, ich muss das ganze über unsere Familiengrabstätte pflegen, arrangiere sie auch vor Allerheiligen ganz nett - muss aber wirklich nicht an diesem Trubeltag den Friedhof aufsuchen.
Heuer begleitete ich eine liebe ältere Freundin, die Hilfe brauchte und ich war total überrascht: Der Friedhof war zwar frequentierter als an anderen Wochentagen, doch bei weitem nicht überfüllt. Die Hälfte der Parkplätze war frei. Im städtischen Bereich verändert sich unser Brauchtum gewaltig. Und wie wenige von all den Friedhofsbesuchern an diesem Tag auch nur in die Kirche ging, möchte ich lieber nicht wissen ...

Brauchtum wurde vor dem Christentum gepflegt, vom Christentum übernommen und verändert und wurde wieder gepflegt - heute orientieren sich viele Menschen nicht mehr an ihrem Glauben - Bräuche verändern sich, bleiben aber erhalten.
 
Zurück
Oben