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Ein altes Steinkreuz bei Grasstein, Südtirol

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Ein weiteres altes Steinkreuz in unserm Land [Südtirol].
Von Hermann Mang.

Im „Schlern" XII (1931) 168. ist von einem alten Steinkreuz berichtet worden, das in Millan bei Bressanone [Brixen] am Denkmal beim alten Soldatenfriedhof steht und das als erstes solcher Art für unser Gebiet festgestellt wurde, nachdem bis dahin jenes bei Matrei am Brenner als einziges an den großen Alpenübergängen genannt wurde. In jenem Aufsatz wurde der Wunsch ausgesprochen, dass damit zur Nachforschung nach weiteren Steinkreuzen angeregt werde. Nicht umsonst. Herr Baron Ingenieur Max Sternbach hat aufmerksam gemacht auf ein altes Steinkreuz, das bisher unbekannt geblieben war (Herr Baron Max Sternbach hat zum Hinweis auf das Steinkreuz auch die archivalischen Daten angefügt und erst noch das Lichtbild beigestellt. Ihm sei für sein weitgehendes Entgegenkommen auch hier gedankt.). Es steht in einer Wiese am Eisack zwischen Mules [Mauls] und Le Cave [Grasstein], etwa vierzig Meter südwestlich vom neuen Kilometerstein N. 498, ungefähr zwanzig Meter von der Straße entfernt.

Das ganze ist eine Granitplatte. aus welcher das Kreuz herausgehauen ist. Die Gesamthöhe vom Erdboden aufwärts beträgt 65 cm, die Breite 38 cm, die Kreuzbalken sind 15 cm breit. Auf einer Höhe von 20 cm über dem Erdboden geht eine Bruchlinie quer durch den Stein, sodass der obere Teil des Steinkreuzes ohne sonderliche Mühe abgehoben werden kann. Auf den Querarmen ist die Jahrzahl 1516 eingemeißelt, die Rückseite ist leer.

Dieses Steinkreuz ist ein Grenzzeichen, auch heute noch. Von hier aus geht nordwärts das Fischereigebiet der Grafen Taxis als Besitzer von Sprechenstein und Inhaber der ehemaligen Deutschordensgüter, während gegen Süden die Fischerei der Herrschaft Baron Sternbach sich zieht. Fraglich bleibt noch die Jahreszahl 1516.

Nach einer Urkunde im Bundesarchiv in Innsbruck schloss im Jahr 1516 Heinrich von Knöringen, der damalige Landkomthur der Deutschordensballei an der Etsch, mit Hans Trautson von Sprechenstein eine Vereinbarung wegen der Fischerei im Eisack. Das Gebiet der Trautson-Sprechenstein reicht nicht soweit nach Süden; die genannte Vereinbarung hat darum mit unserm Steinkreuz nichts zu tun. Wohl aber ist es wahrscheinlich, dass der Landkomthur damals auch mit seinem südlichen Fischereinachbarn die Besitzgrenzen klarstellte und dass darum das Steinkreuz zur Aufstellung gelangte. Nachforschungen im Deutschordensarchiv in Wien haben leider leine Klärung gebracht (Hochw. Herrn Archivar P. Dr. Marian Tumler O. T. sei für sein Bemühen auch an dieser Stelle herzlicher Dank gesagt.).

Allwegs bleibt es sicher, dass das Steinkreuz in der Grassteiner Wiese ein Grenzzeichen ist, und damit erhalten all die vielen Unrecht, welche die Verwendung von Steinkreuzen als Grenzmarken ablehnen.

Schade ist es dass unser Kreuzstein so stark beschädigt und darum gänzlicher Zerstörung so leicht ausgesetzt ist. Es wäre verdienstvolle Tat, wenn das Kreuz gesichert, beziehungsweise beide Teilstücke durch Eisenklammern verbunden würden. Es handelt sich doch um ein 400jähriges Denkmal, das in seiner Eigenart in unserer Heimat einzig dasteht.

Vielleicht regen auch diese Zeilen an. dass noch weitere alte Steinkreuze bekannt werden.

Quelle: Mang, Herman, Ein weiteres altes Steinkreuz in unserm Land, in: Der Schlern, Zeitschrift für Heimat- und Volkskunde, 15. Jahrgang 1934, S. 478 bis 479.

Bildanhang: Altes Steinkreuz Grasstein

Ergänzungen, exakte heutige Ortsangabe und aktuelle Fotos erbeten.

Wolfgang (SAGEN.at)
 

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