• Willkommen im SAGEN.at-Forum und SAGEN.at-Fotogalerie.
    Forum zu Themen der Volkskunde, Kulturgeschichte, Regionalgeschichte, Technikgeschichte und vielem mehr - Fotogalerie für Dokumentar-Fotografie bis Fotogeschichte.
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst Du eigene Beiträge verfassen und eigene Fotos veröffentlichen.

Dinge des Verschwindens?

SAGEN.at

Administrator
Teammitglied
Wer erinnert sich an Dinge, die aus unserer Lebenswelt verschwinden?

"Das können ganz unspektakuläre Dinge sein, eine bestimmte Bewegung, eine Geste der Höflichkeit, eine von Not erfundene Speise, Markenartikel und unterschiedliche Dienstleistungen und natürlich all die technischen Geräte." So beginnt das "Kleines Glossar des Verschwindens. Von Autokino bis Zwischengas. Lauter Nachrufe.", herausgegeben von Andrea Köhler, München 2003.

Welche Dinge des Alltags fallen Euch ein, die verschwinden oder schon verschwunden sind?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Hallo Wolfgang,

als erstes fallen mir dazu die Compact Cassetten ein. Im Handel scheinen sie komplett von den CDs verdrängt worden zu sein, und auch im Privaten verschwinden sie zusehends. Zeitgleich verschwindet natürlich auch der allseits beliebte Bandsalat. ;)

Viele Grüße, Alexander.

Ps.: Das Wort "Bandsalat" selbst steht übrigens seit 2006 in der Liste der aussterbenden Wörter.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Alexander,

die "Compact Cassetten" und der "Bandsalat" sind sehr schöne Beispiele! Ich erinnere mich noch an die orangen Cassetten von BASF, die gabs als C60 und als C90, also mit 60 Minuten (=2x30 Minuten) und 90 Minuten (=2 x 45 Minuten). Irgendeine Marke gab es auch in grün.

Der Bandsalat war immer eine Aufregung, galt es doch die kostbare Cassette zu retten. Es war immer eine Wuzelei aus dem Gummirad und so einem Stäbchen, die eigentlich fast immer den Bandsalat ausgelöst haben. Das gerettete - aber meist zerknitterte Band - war halt dann leider bei späteren Abspielungen eine besonders gefährdete Stelle für neuen Bandsalat.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Wer verwendet noch eine mechanische Schreibmaschine? - Ich habe jedenfalls schon lange keine mehr gesehen.

Einen Nudelwalker aus Holz zu kaufen war mir unlängst nicht möglich. Alles Plastikware in Zwergerlgröße für den "Single-Haushalt". Ein Bekannter erbarmte sich meiner und drechselte mir einen.
 
Weil Harry einen Nudelwalker anführt, fällt mir das Nudelbrett ein. Weiter ein sogenanntes Stopfschwammerl oder Stopfholz. Wer kennt das noch? Strickliesl für Kordeln machen. Da wird mir noch so einiges einfallen.

In Klagenfurt gibt es ein Geschäft, in dem man sich in die Vergangenheit zurückversetzt fühlt. Ein Eisenwarenhandel der alten Schule. Alles was man sonst nirgends mehr bekommt, dann heißt es geh zum .............. :)
 
Wäre ein interessantes Fotothema, Gegenstände des alltäglichen Lebens vor 1970 :)

Oder "Es war einmal"
 
Zur von Harry beschriebenen Schreibmaschine gibt es einen kleinen essayistischen Text "Meine Schreibmaschine" auf SAGEN.at, den ich aus technikgeschichtlichen Gründen sehr interessant erachte. Bei diesem Text - dieser ist nun fast 100 Jahre alt - ist es übrigens ganz interessant, wenn man das Wort Schreibmaschine beim Lesen durch ein sonstiges technisches Gerät (zB PC) ersetzt.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Hallo Siegi,

In Klagenfurt gibt es ein Geschäft, in dem man sich in die Vergangenheit zurückversetzt fühlt.

Da habe ich vor 2 Jahren in Hamburg ein witziges Geschäft entdeckt. Das ist eigentlich eine große Kette, die es zwischenzeitlich auch in Österreich und der Schweiz gibt, die sozusagen die besten Produkte des 19. und 20. Jahrhunderts nachbaut. Dort habe ich mir dann einen Katalog gekauft, der schon aus ethnologischer Sachkulturforschung eine nette Lektüre ist. Wenn die Angaben in dem Katalog stimmen, sucht dieser Anbieter in entlegendsten Regionen noch alte Fabriken, die dann in deren Auftrag mit Originalwerkzeugen und den ursprünglich verwendeten Rohstoffen wieder die Produktion aufnehmen.

Die hatten z.B. die schönen Bakelit-Lichtschalter - das sind die Schalter in weiß und dunkelbraun, die so voll und kräftig "Klack" gemacht haben - in wunderbaren Nachbauten. Die hatten eine schöne Spielwand mit diesen Schaltern... Grad' dass sie nicht noch einen "Stromspion" (Zweifachverteiler an der Glühbirne) hatten :)

Übrigens bieten die auch eine schöne mechanische Schreibmaschine um ca 500 Euro an.

Der Trend zu "guten Dingen" (der Werbeslogan dieser Kette) scheint also zwischenzeitlich wieder so gross zu sein, dass größere Unternehmen damit ziemlich gut leben können.
Trotzdem, und das ist für mich der negative Haken an der Sache, wäre mir persönlich Regionalhandel lieber, als tausende LKW-Fuhren von und zur Logistik von Großanbietern.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Wolfgang,
zu dem Thema fällt mir spontan meine alte Super-8 Kamera ein, die im Schrank verstaubt. Filme und Entwicklung gibt es wohl gar nicht mehr. So wird es wohl auch mit den alten Tonbändern und irgendwann auch mal mit den mechnanischen Kameras sein.
Im untertägigen Bergbau darf zulassungsbedingt (schlagende Wetter) nur mit mechanischen Instrumenten gemessen werden. Über Tage wird natürlich mit elektronischen Instrumenten gemessen. Stirbt der u.T. Bergbau stirbt auch diese Art der Vermessung und die speziellen Kenntnisse darüber.
Selbst alte Darstellungen (Risse) lassen sich heutzutage nur noch schwer deuten, weil mit uns fremden Maßen gemessen wurde. (Lachter, Klafter,Rute)
Gerade wenn ich an den Bergbau denke, fallen mir etliche Dinge ein, die für immer in Vergessenheit geraten werden. Vor einigen Jahren wurde bei uns ein Schacht verfüllt, der eine der wenigen noch erhalten alten Fahrkünste enthalten hat. :smi_mitha Hab leider zu spät davon erfahren, sonst hätt ich was dagegen getan. Aber zu ist zu.:smi_ersch
Früher sprach man noch von Künsten. (Wasserkunst, Fahrkunst)
Wer heute von Kunst spricht, denkt an Malerei und Musik aber meist nicht an alte Handwerkskunst. Viele Berufe sind weggefallen. Ich denke da auch an die alten Explorateure, die über Land zogen und Kenntnisse hatten und auf Dinge achteten, die vollkommen in Vergessenheit geraten sind. Wer sieht schon einem kleinen Bachlauf an, dass das Gebirge in der Umgebung Kupfer enthält? Wer weiß noch von der Möglichkeit Pflanzen als Anzeiger für Bodenschätze zu nutzen? Ich glaube viele Sagen sind auch aus Nichtwissen bzw. Halbwissen entstanden.
Ein alter Bergmann hat mir erzählt, dass er als junger Mann einmal fast von einem herabbrechenden Fels erschlagen worden wäre. Er konnte sich nur noch mit einem beherzten Sprung hinter den Holzausbau retten. Die alten Bergleute fingen an zu lachen und sagten: " Eh Kleiner, hast wohl Angst zu sterben?" "Das war der Grubenkarl."-->Sage
Dann zeigten sie ihm, wie man das Gebirge mit einem Stock abklopft und die losen Steine am Klang erkennt und fachmännisch löst. Zum Glück nicht zu spät.
Übrigens, wer kennt den sogenannten "Klanghammer"? Kenne ihn nur vom Erzählen.
Sorry, war vielleicht etwas zuviel auf einmal aber das Thema ist sehr gut.:smi_dafue
Gruß Volker
 
Zuletzt bearbeitet:
volker333 schrieb:
Sorry, war vielleicht etwas zuviel auf einmal aber das Thema ist sehr gut.

Solche Geschichten, noch dazu vom Fachmann (!) können nie zuviel sein. Vielleicht könntest Du noch erklären, was eine "Fahrkunst" im Bergbau ist :headscrat

Ja, und meine Super-8-Ausrüstung verstaubt auch irgendwo vor sich hin ;)
 
Hallo Harry

Fahrkunst:
Ist eine Erleichterung beim Einfahren in einen Schacht.
Zwei Stangen (jede Stange besteht aus mehreren verbundenen Hölzern die insgesamt so lang sind wie der Schacht tief ist) werden durch Wasser- oder Dampfkraft auf und ab bewegt. Etwa 2-3 m bei jedem Hub. Hebt sich die eine Stange so senkt sich die andere. Dabei wird die Drehbewegung eines großen Rades in eine Auf- und Abbewegung umgesetzt.
Im Abstand des Hubes befinden sich Trittbretter.
Du steigst auf das erste Trittbrett und wirst 2-3m hinabgefahren. Nach jedem Hub stehen die Stangen für ein paar Sekunden still. Währendessen steigst du auf die andere Stange neben dir. Diese bewegt sich jetzt nach unten. Umsteigen- weiter- umsteigen-weiter.
Es gibt noch Nachbauten von Fahrkünsten. Habe selbst mal eine im Harz gesehen. Allerdings leider noch nicht selbst befahren.

Hört sich abenteuerlich an, ist es bestimmt auch gewesen. Aber besser als mit Fahrten (bergmännische Ausdruck für Leitern) in den Berg zu kommen.
Die Fahrkunst herzustellen, im Laufen zu halten und dafür zu Sorgen, dass sie auch störungsfrei läuft, war sicher eine Kunst, die hoch geachtet wurde, hing doch auch dein Leben daran. Direkt damit verbunden war auch die Wasserkunst. Das Herleiten und Vorhalten von Wasser für die Betreibung der Fahrkunst. Ich habe selbst mal in Rheinland-Pfalz (Fischbach) den Verlauf einer oberirdischen künstlich angelegten Wasserzuleitung für eine Fahrkunst erkundet. Die haben sich nicht gescheut Tunnel zu graben und am Hang entlang Gräben auszuhauen und dabei immer das Gefälle im Auge behalten.
Kann ich nur sagen Hut (Helm) ab.
Wirkliche Künstler.
Gruß Volker
 
volker333 schrieb:
Fahrkunst:
Ist eine Erleichterung beim Einfahren in einen Schacht.


Immer wieder interessant, die oft verwirrenden Fachausdrücke oder Berufssprache der verschiedenen Berufsgruppen. Besonders der Bergbau ist für Laien ein Buch mit sieben Siegeln :)
 
Ulrike Berkenhoff schrieb:
Ist das "Arschleder" auch verschwunden? Dies fragt sich Ulrike

Hallo Ulrike,
nana, solch böse Worte in dem Mund einer Frau.:floet:
Das Arschleder gibt es noch und wird vereinzelt auch noch getragen. Insbesondere in steilen Bereichen, wo man besser auf dem Hintern :floet: rutscht, als auf seinen Füßen zu gehen.
Das Arschleder wurde vor 20-30 Jahren häufiger als Ehrengeschenk mißbraucht.
Dabei wurde auf das Leder der Ehrenanlass und natürlich der zu Ehrende vermerkt. Das Ganze farbig ausgestaltet und feierlich überreicht.
Habe auch ein solches in irgendeiner Schublade liegen. (Hab ich zu meinem Einschulung bekommen. Quatsch. Hätte mir aber einige Schmerzen erspart.)
Hat ein Vorfahre von mir geschenkt bekommen.
Fazit:
Arschleder --> absolut rote Liste

Gruß Volker
 
siegi schrieb:
Immer wieder interessant, die oft verwirrenden Fachausdrücke oder Berufssprache der verschiedenen Berufsgruppen. Besonders der Bergbau ist für Laien ein Buch mit sieben Siegeln :)

Hallo Siegi,
zum besseren Verständnis. Ein Bergmann geht nicht ein Bergmann fährt.
Auch wenn er geht. :smi_mitha
Ein Bergmann fährt in die Grube.
Es gibt in der Grube den Fahrweg. (Fußweg)
Fährt ein Bergmann in der Grube mit einer Lokomotive oder mit dem Band fährt er auch. --> Ein Bergmann fährt immer, außer er liegt.:smi_im_be
Gruß Volker
 
Lederherzln auf Westen als Ellenbogenschutz sind kaum mehr zu sehen. Gänzlich verschwunden scheinen die Ärmelschoner. Ein Lehrer von mir war der Letzte, den ich mit den Dingern gesehen habe.
In der Metallbearbeitung sind die Schweißelektroden nur mehr selten im Gebrauch. Auch das Punktschweißen ist verschwunden.
 
die lederherzen auf den westen hatte mein gastvater in irland ... und punktschweißen hab ich noch während meinem eben abgeschlossenen lehrgang lernen müssen :smi_heult

geschichtenerzählende großeltern werden immer seltener ... die schwarzbeerriffel ist auch fast nicht mehr zu sehen ... die guten alten holzrodeln werden auch langsam aber sicher durch bobschlitten oder rennschlitten ersetzt ...
 
mina schrieb:
... die schwarzbeerriffel ist auch fast nicht mehr zu sehen ...
Vor wenigen Tagen sah ich in der Haushaltsabteilung eines großen Möbelhauses (in der Haushaltsabteilung bei den Küchengeräten und nicht in der Dekorationsabteilung!) Schwarzbeer-Riffeln. In Wien 22.
Ich hab' nicht schlecht gestaunt und die Verkäuferin gefragt. Sie antwortete mir, dass sie jetzt in der Urlaubszeit "sehr gut gehen".

In meiner Küche oft und gerne verwendetes, allerdings auch schon aussterbendes Gerät ist der Mörser. Der große für frische Kräuter, Pesto und ähnliches, der kleine für getrocknete Gewürze, wie etwa Nelkenpulver
 

Anhänge

  • Moerser_02.jpg
    Moerser_02.jpg
    57,3 KB · Aufrufe: 2
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben