Jener Wildfrauenstein war das letzte Fragezeichen in meiner Recherenliste zu den vergessenen und neuen Kraftorte und Kultplätzen in den Salzburger Gauen Pinzgau, Pongau und Lungau („Magisches Salzburger Land“ Teil 2). Beim Durchforsten alter Sagenbücher und heimatkundlicher Fachbücher stieß ich auf ihn als einen bedeutenden mythologischen Stein, der vor einiger Zeit noch in der Bevölkerung geschätzt und beliebt gewesen ist.
Ein lokales Hotel, das meiner Meinung und wegen seines entsprechenden Namens nach in unmittelbarer Nähe liegen musste, kannte ihn jedoch nicht. Und schließlich erfuhr ich (Danke Joa!), dass jener Stein in den 50er Jahren mutwillig gesprengt wurde. Übrig ist ein kläglicher Steinhaufen – und wohl ein trauriger Steingeist. Nichts ist mehr übrig von seinen mystischen Schalen und dem geheimnisvollen Fußabdruck.
Was das erbarmungslose Mittelalter bei der Vernichtung heidnischen/vorchristlichen Kulturguts nicht schaffte, schafft jetzt der menschliche Expansionstrieb – sei es durch Forst- oder Landwirtschaft. Diese Feststellung musste ich in allen drei – für das Buch noch zu bearbeitenden – Gauen machen. Der Spurstein von Maria Hollenstein (Lungau) wurde in einen Holzschuppen gesperrt, der Durchkriechstein „Heidnische Kirche“ am Speichersee Moserboden (Pinzgau) wurde grausamst mit Beton „überbaut“, der Durchkriechstein bei der Sixtuskapelle (Pinzgau) wurde gesprengt...
Das kenne ich zur genüge von anderen Regionen: der Ursprungskultstein von Sankt Wolfgang am Wolfgangsee wurde hinter Gitter versperrt, der Ursprungskultstein von Sankt Wolfgang bei Rabenden/Altenmarkt wurde in einen Altartisch „umgewandelt“ usw. usw.
Ach ja, da fallen mir noch so ein paar Steinfrevel ein. Im Pongau traf ich auf einen Bergbauern, dem die Steine in seiner Wiese „nervten“ und immer wieder sein Gerät beschädigten. Also grub er sie aus, stellte fest, dass es kreisförmig angeordnete Menhire waren und ließ sich am nahen Abhang entfernen. Danach erkrankte er zweimal schwer. Von der letzten Erkrankung will er sich so gar nicht mehr erholen. Er beabsichtige sogar die Steine zurückzuversetzen – aber da kam die Hofübergabe und die Jungen wollen von „den alten Geschichten“ nichts mehr wissen. Die Zeit hat ihn eingeholt – oder überholt?
Oder ein Bauer meiner Heimatstadt: ein stämmiger, starker Mann – bis...
er seinen Stall erweitern wollte. Da lag ihm jedoch ein großer Stein im Weg. Erwähnenswert ist vielleicht, dass das Grundstück zu einem großen bekannten keltischen Stein-Kultareal gehört. Einzigartig in dieser Region und nach Auffasung der Archäologen sogar im Alpenraum. Da rückte schweres Baugerät an mit teuren Diamantbohrern, doch der Stein bewegte sich nicht – das Baugerät jedoch brach „auseinander“ - genauso wie der Bauer, der schwer erkrankte, seine Kräfte verlor und … ich habe ihn seit meinem Gespräch vor vielen Jahren nicht mehr gesprochen.
Heilige Steine, Quellen, Haine, Höhlen, Kultplätze, Kraftorte – es gab sie in Hülle und Fülle. Sie wurden geachtet, verehrt, beschützt. Heute sind nicht mehr viele übrig – und wehe, sie stehen dem menschlichen Streben nach Mehr im Wege.
Da gab es in unserer Bergheimat viele Kurbäder, die durch wirkungsvolle Heilquellen Kranke heilten. Dann kamen wirtschaftlich schwierige Zeiten, gar Kriege und sie zerfielen oder wurden sogar zugeschüttet oder gerieten in Vergessenheit, wie die Bitterquelle in Aigen oder die Heilquellen von Abtenau, die heute wieder fast „jungfräulich“ in die Lammer laufen.
Ich könnte ein dickes Buch füllen über diese vergangenen, vergessenen, zerstörten Plätze – doch es würde wohl auch keiner lesen.
Ist es wirklich so schwer, den Geist des Ortes zu besuchen und mit ihm zu reden oder ihm vielleicht ein Gebet oder eine kleine Opfergabe darzureichen? Dazu möchte ich anregen, wenn uns schon so Begriffe wie Demut und Ehrfrucht fremd geworden sind.
Der Wildfrauenstein am Granitzl – für mich persönlich ist er zu einem Symbol geworden.
Ein lokales Hotel, das meiner Meinung und wegen seines entsprechenden Namens nach in unmittelbarer Nähe liegen musste, kannte ihn jedoch nicht. Und schließlich erfuhr ich (Danke Joa!), dass jener Stein in den 50er Jahren mutwillig gesprengt wurde. Übrig ist ein kläglicher Steinhaufen – und wohl ein trauriger Steingeist. Nichts ist mehr übrig von seinen mystischen Schalen und dem geheimnisvollen Fußabdruck.
Was das erbarmungslose Mittelalter bei der Vernichtung heidnischen/vorchristlichen Kulturguts nicht schaffte, schafft jetzt der menschliche Expansionstrieb – sei es durch Forst- oder Landwirtschaft. Diese Feststellung musste ich in allen drei – für das Buch noch zu bearbeitenden – Gauen machen. Der Spurstein von Maria Hollenstein (Lungau) wurde in einen Holzschuppen gesperrt, der Durchkriechstein „Heidnische Kirche“ am Speichersee Moserboden (Pinzgau) wurde grausamst mit Beton „überbaut“, der Durchkriechstein bei der Sixtuskapelle (Pinzgau) wurde gesprengt...
Das kenne ich zur genüge von anderen Regionen: der Ursprungskultstein von Sankt Wolfgang am Wolfgangsee wurde hinter Gitter versperrt, der Ursprungskultstein von Sankt Wolfgang bei Rabenden/Altenmarkt wurde in einen Altartisch „umgewandelt“ usw. usw.
Ach ja, da fallen mir noch so ein paar Steinfrevel ein. Im Pongau traf ich auf einen Bergbauern, dem die Steine in seiner Wiese „nervten“ und immer wieder sein Gerät beschädigten. Also grub er sie aus, stellte fest, dass es kreisförmig angeordnete Menhire waren und ließ sich am nahen Abhang entfernen. Danach erkrankte er zweimal schwer. Von der letzten Erkrankung will er sich so gar nicht mehr erholen. Er beabsichtige sogar die Steine zurückzuversetzen – aber da kam die Hofübergabe und die Jungen wollen von „den alten Geschichten“ nichts mehr wissen. Die Zeit hat ihn eingeholt – oder überholt?
Oder ein Bauer meiner Heimatstadt: ein stämmiger, starker Mann – bis...
er seinen Stall erweitern wollte. Da lag ihm jedoch ein großer Stein im Weg. Erwähnenswert ist vielleicht, dass das Grundstück zu einem großen bekannten keltischen Stein-Kultareal gehört. Einzigartig in dieser Region und nach Auffasung der Archäologen sogar im Alpenraum. Da rückte schweres Baugerät an mit teuren Diamantbohrern, doch der Stein bewegte sich nicht – das Baugerät jedoch brach „auseinander“ - genauso wie der Bauer, der schwer erkrankte, seine Kräfte verlor und … ich habe ihn seit meinem Gespräch vor vielen Jahren nicht mehr gesprochen.
Heilige Steine, Quellen, Haine, Höhlen, Kultplätze, Kraftorte – es gab sie in Hülle und Fülle. Sie wurden geachtet, verehrt, beschützt. Heute sind nicht mehr viele übrig – und wehe, sie stehen dem menschlichen Streben nach Mehr im Wege.
Da gab es in unserer Bergheimat viele Kurbäder, die durch wirkungsvolle Heilquellen Kranke heilten. Dann kamen wirtschaftlich schwierige Zeiten, gar Kriege und sie zerfielen oder wurden sogar zugeschüttet oder gerieten in Vergessenheit, wie die Bitterquelle in Aigen oder die Heilquellen von Abtenau, die heute wieder fast „jungfräulich“ in die Lammer laufen.
Ich könnte ein dickes Buch füllen über diese vergangenen, vergessenen, zerstörten Plätze – doch es würde wohl auch keiner lesen.
Ist es wirklich so schwer, den Geist des Ortes zu besuchen und mit ihm zu reden oder ihm vielleicht ein Gebet oder eine kleine Opfergabe darzureichen? Dazu möchte ich anregen, wenn uns schon so Begriffe wie Demut und Ehrfrucht fremd geworden sind.
Der Wildfrauenstein am Granitzl – für mich persönlich ist er zu einem Symbol geworden.