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Der Riesen- oder Teufelstein von Mold.

Hermann Maurer

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Früher außerhalb des Ortes Mold gelegen, heute nach seiner Versetzung nicht mehr am ursprüglichen Platz befindlich, fristet der Riesen- oder Teufelstein ein recht unbeachtetes Dasein!
Die Steinplatte ist etwa drei Meter lang, zwei Meter breit und etwa einen halben Meter dick.
Nach der von Franz Xaver Kießling überlieferten Sage soll diesen Stein einmal der Teufel verloren haben, als er vorbeiflog. Er wollte die Platte wieder aufheben, rutschte dabei aber mit den Fingern ab. Noch heute sieht man die Spuren (Näpfchen) von den Fingerabdrücken auf dem Stein. Nach einer anderen Meinung soll der Stein von einer Riesenfrau hergeschleppt worden sein.

Der Stein stellt ein Ortswahrzeichen dar. Seine Interpretation ist schwierig, weil sonst keine Überlieferungen vorliegen. Es könnte sich um einen sogenannten Bauern- oder Dorfstein handeln, bei dem Versammlungen abgehalten wurden. Möglicherweise steht er sogar mit der naheliegenden Wallfahrtskirche Maria Dreieichen in Verbindung und wäre ähnlich den Steinmalen von Sonntagberg und Maria Taferl zu sehen. Jedenfalls liegt der Stein im Bereich von Wallfahrtswegen und die künstlich hergestellten Näpfchen lassen wohl eine volksmedizinische Deutung im Sinne von dadurch hier gewonnenem Steinstaub als Heilmittel zu. Der Stein dürfte auch auf Wallfahrtsbildchen des 19. Jahrhunderts von Maria Dreieichen dokumentiert sein. Er könnte somit im Brauchtum der Wallfahrer vergangener Zeiten eine gewisse Rolle gespielt haben.

Abbildung aus Hermann Maurer, Waldviertel 1985, Bonn 1985, Seite 61.
 

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Ich war schon zwei Mal in Mold, um diesen Stein aufzusuchen und zu fotografieren. Weder die spärlichen Passanten noch die Herren der Gemeinde (Straßenreinigung) konnten mir sagen, wo er liegt.

Es gibt auch eine kleine Sage dazu:

Der Stein der Riesin zu Mold:
Zu Mold zeigt man einen Felsblock, den einstens eine Riesin in der Schürze getragen haben soll; das Schürzenband riß ihr jedoch, der Block entrollte ihr und sie konnte ihn nicht mehr heben. An dem Steine sieht man noch die Abdrücke ihrer Finger (Karl Landsteiner).

Quelle: Carl Calliano: Niederösterreichischer Sagenschatz, Bd.III, 1926

Im Moment jedoch möchte ich nicht dort hin fahren. Nach dem Hochwasser braucht das Dorf seine Ruhe.
 
Die Steinplatte liegt gleich neben der Bundesstraße auf der Wiese vor dem Gemeindehaus. Ist sicher ohne Schwierigkeiten zu finden!
Kießling hat die von ihm weitergegebenen Informationen persönlich vor Ort gesammelt! Er ist daher als Quelle jeder anderen bei weitem vorzuziehen!
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie ich die Steinplatte vor etwa einem Jahren zuletzt besichtigt habe, war diese ganz bemoost! Man müßte sie vor dem Fotografieren etwas reinigen bzw. abwaschen! Anscheinend kümmert sich heute kaum noch wer um diesen Stein!
 
Auf der Homepage der Gemeinde Rosenburg-Mold ist zu lesen:

Erwähnenswert ist auch die Sage von der R i e s i n in Mold:

In grauer Vorzeit soll einst eine Riesin durch Mold gezogen sein. In ihrer Schürze hatte sie einen Felsblock. Das Schürzenband (Füatabandl riß ihr jedoch, der Block entrollte ihr und sie konnte ihn nicht mehr heben. Am Stein selbst sieht man noch die Abdrücke ihrer Finger. (Blätter des Vereins für Landeskunde NÖ)

Dieser Stein befindet sich zwischen dem neu errichteten Gemeinschaftshaus und der Florianistatue und wurde zum Naturdenkmal erklärt.

Diese Erzählung deckt sich mit jener, die mir auch meine Großmutter erzählt hat. Ich selbst bin gebürtiger Molder.

https://www.rosenburg-mold.gv.at/Unsere_Gemeinde/Chroniken_und_Festschriften/Mold
 
Dieser Thread von Hrn. Prof. Hermann Maurer hat mich heute veranlasst einen Umweg über Mold zu machen, um diesen Stein ebenfalls zu fotografieren. Anbei ein paar Bilder davon.

Bild 001.jpgBild 006.jpgBild 002.jpgBild 005.jpg


In Mold steht auf einem Volutenpostament mit Tressendekor und einem mit 1724 bezeichneten Wappen eine Statue des hl. Florian. Quelle
Diese Statue steht direkt neben dem Riesenstein.

Bild 004.jpg
 
Der Stein sieht noch immer wenig gepflegt aus! Aber man kann die Näpfchen gut erkennen! Natürlich werden diese Näpfchen nicht rasch verwittern, weil der Quarzit aus dem die Platte besteht sehr hart ist. Es wäre natürlich interessant, den ursprünglichen Platz des Steines zu kennen.
 
Der Stein dürfte auch auf Wallfahrtsbildchen des 19. Jahrhunderts von Maria Dreieichen dokumentiert sein. Er könnte somit im Brauchtum der Wallfahrer vergangener Zeiten eine gewisse Rolle gespielt haben.
Dabei dürfte es sich allerdings nicht um den Stein bei Mold, sondern um einen Stein gehandelt haben, welcher neben der Basilika Maria Taferl zu sehen ist.

Ich war am 6.06.2016 in der Schatzkammer der Basilika von Maria Taferl und auf einem Fresko ist neben der Eiche, dieser Altarstein auch zu sehen.
Bild 031.jpg

Bei der mechanischen Krippe in Maria Taferl findet sich noch diese Information. Das alles betrifft aber nicht den Stein von Mold.
Bild 050.jpg

Anlässlich dieses Besuches habe ich diesen "Altarstein" nochmals fotografiert.
Bild 048.jpg

Der Riesenstein von Mold dürfte somit bez. seines unaufgeklärten Ursprunges seinen Nimbus behalten. ;)
 
Die "ganze Geschichte" ist in meinem fachlichen Aufsatz "Ursprungsbilder" von Maria Dreieichen bei Horn, Niederösterreich. (in Unsere Heimat, Zeitschrift für Landeskunde von Niederösterreich 81, 2010, S. 295 - 305) abgehandelt. Dieser Beitrag bringt auch eine reiche Literatur, sodass hier dazu nicht umständlich argumentiert werden muss.
 
Seine Interpretation ist schwierig, weil sonst keine Überlieferungen vorliegen. Es könnte sich um einen sogenannten Bauern- oder Dorfstein handeln, bei dem Versammlungen abgehalten wurden. Möglicherweise steht er sogar mit der naheliegenden Wallfahrtskirche Maria Dreieichen in Verbindung und wäre ähnlich den Steinmalen von Sonntagberg und Maria Taferl zu sehen. Jedenfalls liegt der Stein im Bereich von Wallfahrtswegen und die künstlich hergestellten Näpfchen lassen wohl eine volksmedizinische Deutung im Sinne von dadurch hier gewonnenem Steinstaub als Heilmittel zu. Der Stein dürfte auch auf Wallfahrtsbildchen des 19. Jahrhunderts von Maria Dreieichen dokumentiert sein. Er könnte somit im Brauchtum der Wallfahrer vergangener Zeiten eine gewisse Rolle gespielt haben.

Sollte der Riesenstein von Mold auch auf Wallfahrtsbildchen des 19. Jahrhunderts von Maria Dreieichen dokumentiert sein, dann dürfte seine Herkunft ja zumindest teilweise geklärt sein, doch nichts liegt mir ferner, als Ihre fachliche Kompetenz auch nur entfernt in Zweifel zu ziehen Herr Professor Maurer! Vergessen Sie einfach meine Beiträge dazu, ich kann sie auch löschen wenn Ihnen das lieber ist. :)
 
Stimmt! Nicht nachzuweisen - aber auch nicht auszuschliessen! Sofern nicht noch Quellen gefunden werden, die eine Klärung bringen. Und diese sollte man suchen. Das könnten aber sicher nur schriftliche (urkundliche) und/oder eindeutige bildliche Quellen sein. Für Maria Taferl und Sonntagberg gibt es solche Quellen ab der Barockzeit. Für Maria Dreieichen ist das einzige bekannte barocke Ursprungsbild leider seit langem nicht zugänglich. Man kann nur hoffen, dass dieses eines Tages zur Klärung dieser Frage beiträgt.
 
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