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An mehreren Stellen auf SAGEN.at und auch schon öfters hier im Forum werden die Riese und Schwemmkanäle angesprochen, deren Funktion heute teilweise nicht mehr rekonstruierbar ist.

Der in diesem Forum schon angesprochene Viktor Schauberger (1885 - 1958) entwickelte in Bad Ischl, Oberösterreich, Schwemmkanäle mit einer so hohen Effizienz, die bis heute nicht mehr rekonstruiert können.

Am Toplitzsee (Steiermark) befindet sich ein Holzschwemm-Kanal, von dem man zwar weiß, dass dieser im Jahr 1548 für den Bergbau und die Sudpfannen der Salinen errichtet wurde, auch dessen Funktion ist bis heute ungeklärt - zudem ist dieser in bis heute praktisch unerreichbarem Gebiet.

Mit Wasser gefüllte Schwemmkanäle, wie etwa die Klause Leopoldsdorf oder der bekannte Schwarzenbergische Schwemmkanal (Böhmerwald - Wien) sind in der Funktion ja durch die ständige Wasserfüllung nachvollziehbar.

Die Frage die sich stellt, ist die Funktion der Riese bzw nicht mit Wasser gefüllten Schwemmkanäle.

Eine solche Trockenriese ist im Kapitel Bergbau in Reutte in Tirol abgebildet (unterstes Bild).

Das Rätsel der Funktion der Trockenriese ist besonders deutlich erkennbar an dem angehängten Bild der Holzriese in der Eng, Niederösterreich (aus Conrad Matschoss 1932, S. 116).

Das mir erscheinende Rätsel hierbei ist, wie mit einer solchen Trockenriese große Holzmengen auf so weite Distanzen transportiert werden konnten?

Wolfgang (SAGEN.at)
 

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Das mir erscheinende Rätsel hierbei ist, wie mit einer solchen Trockenriese große Holzmengen auf so weite Distanzen transportiert werden konnten?
Eine solche Trockenriese sah ich als Bub (Mitte der 1950er Jahre) in Betrieb. Es war in einem Graben am Südhang des Latschur, am Ostufer des Weißensee in Kärnten. Die Stämme waren unheimlich schnell und ich kann mich erinnern, wie einer der Waldarbeiter uns erklärte, dass frisch entrindete Stämme am besten rutschen, weil sie feucht und glitschig seien. Da ging ganz schön die Post ab ...
 
Die Frage die sich stellt, ist die Funktion der Riese bzw nicht mit Wasser gefüllten Schwemmkanäle.

Das mir erscheinende Rätsel hierbei ist, wie mit einer solchen Trockenriese große Holzmengen auf so weite Distanzen transportiert werden konnten?

Wolfgang (SAGEN.at)

Hallo Wolfgang!

Viktor Schauberger war auch hier bei uns im Ennstal in der Nationalpark Region tätig - seine Riesen nutzen unter anderem physikalische Eigenschaften (Auftrieb) des Wassers bei verschiedenen Temperaturen (Nachtabtrift von schweren Hölzern, weil angeblich größerer Auftrieb des Wassers bei Kälte, wobei man früher die Ursache im Mond sah ...)!

Was die Riese betrifft, hab ich mich ein wenig damit beschäftigt; bei uns hier wurde ja massivst Holz über Riesen zur Klause geschafft, dann nach dem "Schlagen" der Klause getriftet und dann (nach Steyr) geflößt.

Diese Riesen waren aus Holz gefertigt, und zwar gabs wasserdichte und wasserdurchlässige, somit "trockene". Außerdem aus Brettern gefertigte ("Bretterrieß" - es lohnt sich auch nach entsprechenden Flurnamen zu suchen!) sowie aus ganzen runden Stämmen.
Den Boden einer aus Stämmen gefertigten Riese bildeten die "Laufer", darauf "lief" das Holzbloch). Etwas seitlich erhöht montiert waren die "Wehrer", sie "verwehrten" das seitliche Ausweichen des Bloches.
Darüber waren die "Sattler" und bei Bedarf (hohe Geschwindigkeiten!) die "Übersattler" - das Ganze ergab somit einen halbrunden Querschnitt.
Übrigens gab es sogar "Weichen", also Abzweigungen !!!
Die Riese ruhte auf einer Holzkonstruktion, dem sogenannten "Joch", da gabs wieder "Halbkastenjoch" (Querholz auf Holzkonstruktion) und "Erdjoch" (direkt auf Erde liegendes Querholz)

Wie sauste nun das Holz da hinunter, war Deine Frage: Durch die Schwerkraft, aber diese wurde je nach Gelände und Jahreszeit (!) sinnvoll unterstützt:

  • Frisch geschälte Bloche rutschen praktisch von alleine bis zu einer bestimmten Neigung ...
  • (Fast) Wasserdichte wurden bespült, somit wurde auch die Riese rutschig (wer mal auf eine nasse Knüppelbrücke stieg, weiß wovon ich rede!)
  • Nicht wasserdichte Riesen wurden oft im Winter betrieben: sie wurden beim Bergaufgehen in der Riese aus einem mitgetragenen Wassergefäß (!)besprengt, damit die Riese vereiste .... (!!!) - der "genagelte Schuh" bekommt hier seinen Sinn - er diente quasi als Steigeisenersatz!

Dann gabs auch noch die Erdriese, die einfach in die Erde eingetieft wurde (Steilhänge ohne Felsen)
Rieswege oder Wegriese nannte man Wege gleichmäßiger Steilheit, die seitlich oben noch durch Rundhölzer begrenzt wurden, um ein Entwischen der Bloche zu vermeiden ...

Hier wird deutlich wie wichtig das perfekte "Schöpsen" (Entrinden) war - vorstehende Aststummeln und Rindenreste bremsten den Bloch und führten zum Verkeilen der Stämme auf der Riese, was nur durch lebensgefährliches Herumturnen der Holzknechte und Entwirren der Stämme mittels "Sappel", dem Universalinstrument ebendieser erfolgen konnte. So mancher stürzte sich dabei zu Tode oder verschwand zwischen den Stämmen!

Freundliche Grüße aus der Nationalpark Region
Norbert

P.S.: Auch hier haben wir detaillierte Unterlagen, die von der Riese bis zur Holztrift in unserer Region reichen - und auch die werden bald online sein!
In Kürze steht mir auch eine Kopie eines Atlas aus 1885 zur Verfügung mit entsprechenden Bauskizzen :smi_huepf
 
Solche Reistwege waren bei mir in der Gegend bis in die 1940-er Jahre in Betrieb. Manche der „Rutschbahnen“ waren 5-6 Kilometer lang. Oft verliefen sie über lange Strecken den Talflanken entlang. War das Gelände schwieriger, baute hölzerne Rutschen, Brücken und in den Kurven eine Art Leitplanken.

Das Holz wurde konnte nur im Winter gereistet. Der Schnee diente sozusagen als Schmiermittel und der gefrorene Boden nahm weniger Schaden.

Im Wald konnten solche Reistwege jahrzehntelang genutzt werden. Da ähneln die Reistwege Hohlwegen mit seltsam erhöhten Kurven. Im Wiesland sah die Sache ganz anders aus, da musste man sich mit temporären Reistwegen behelfen, die im Frühjahr wieder entfernt werden konnten. Entweder man machte einfache Rutschen mit Baumstämmen als Begrenzung oder bloss Schneewälle.

Im rauen, hügligen Gelände baute man solche hölzernen Rutschen, wie auf deinem Bild. Man sieht gut, dass der Kanal eine Senke überwinden muss. In unserer Gegend baute man für die Reistwege sogar mächtige Brücke um Gräben zu überwinden...

Gruss gropli


.
 

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Vielen Dank für die interessanten Beiträge!

@ Harry:
Ja, das glaube ich auch, dass in einer Riese ganz ordentlich "die Post abging"...
Wenn ein Baumstamm bis zu mehrere hundert Kilo wiegt, mussten in der Riese ja gewaltige Kräfte abgehen. Und so wie die Riese ja auch gebaut sind, wie man das am Beispiel der Riese von Reutte sieht, dürfte es da nicht viel Zutun gebraucht haben. Dieser Konstruktion nach, wäre ein Raufklettern und einen Baumstamm anschieben fast unmöglich...

Es erschiene mir allerdings bei der Konstruktion der Riese schon auch durchaus möglich, dass es gelegentlich einen Baumstamm "rausgespickt" hat - dann möge hoffentlich niemand in der Nähe gewesen sein.

@ Norbert:
Danke für die volkskundlichen und fachlichen Hintergrundinformationen!
Sehr wichtig erscheint mir auch Dein Hinweis auf die Flurnamen: "Riesweg" erscheint mir hier jetzt in neuem Licht. Ich denke, ich habe diesen Flurnamen und auch als Wegbezeichnung schon gesehen, wusste aber bisher nicht wie zuordnen.
Soweit ich bisher in volkskundlichen Fachzeitschriften gesehen habe, gibt es zu den Riesen (wie auch zu den Waldbahnen und ähnlichen forstwirtschaftlichen Themen) relativ wenig Informationen.
Das ist ähnlich wie im Bergbau: während des Betriebes der Anlagen war es zu selbstverständlich diese volkskundlich zu dokumentieren, nach dem Abbau war es zu spät...

@ Gropli:
traumhafte Dokumentarfotos! :smiley_da
Reistwege mit Brücken sind ja überhaupt genial.


Noch etwas zum Thema:
Während der Suche zum Thema bin ich über Bilder der Fotogalerie gestolpert, die ich bisher nicht zuordnen konnte :smi_schnu

Mit einem zufälligem historischem Vergleichsbild in einer Regionalausgabe der "Kronen Zeitung" konnte ich die Bilder der "Brandenberger Holztrift" zuordnen.

Der Brandenberger Holztrift, eine der größeren Anlagen in den Alpen, wurden durch mehrere Riese die Baumstämme aus dem Rofan-Gebirge zugebracht, hierzu muss ich noch nach Bildern suchen.

Vielleicht haben ja auch weitere Leser Bilder der Riese im Rofan?

Die Bilder zeigen jedoch die Gewalt von Wasser und Holz sowie das Handwerk am Schwemmkanal:

Erzherzog-Johann-Klause, Brandenberg, Tirol:



Brandenberger Holztrift 1:



Brandenberger Holztrift 2:



Brandenberger Holztrift 3:



Brandenberger Holztrift 4:



Brandenberger Holztrift 5:



Brandenberger Holztrift 6:



Brandenberger Holztrift 7:



Wolfgang (SAGEN.at)
 
Grüezi

tolle Bilder...
Ihr bringt da aber einiges durcheinander: Triften, Reisten und Flössen.
Das sind grundsätzlich unterschiedliche Methoden um Holz zu transportieren. Die "Rutschbahnen" dienten ausschliesslich zum Reisten.

Gruss gropli


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@Gropli hat recht - diese Verwechslungen passieren auch hier immer wieder!

Wobei erschwerend hinzukommt, daß hier bei uns die LOSEN Bloche (Holzstämme), die sorgsam gestapelt und anschließend getriftet wurden, ebenfalls "Floß" genannt wurden!

Dieses Stapeln ("anreihen") parallel zum Bachlauf erfolgte übrigens, um ein gemeinsames Abschwemmen zu garantieren ohne "Verklausung" = verklemmen in schmalen Passagen.

Also:

Riesen (CH:Reisten): Transport vom Fällort zum Wasser zur Trift (oder Abholung durch Transportmittel bei Vorhandensein von Straßen oder Schienen) - Schnittzeichnung im Anhang

Triftanlage (Klause, Klaushof, Klauskörper, Klaustor, Klaussee, Triftsteig, Rechen - verantwortlich war ein Klausmeister; fallweise eine Schmiede, Grindlhütte): Tranport mittels aufgestautem Wasser, oft durch Klausketten (hintereinandergeschaltete Klausen) über mehr als 20 Kilometer

Flößen: Wassertransport von zu einem Floß gebundenen Blochen

Floß: die zu einer Plattform zusammengebundenen Bloche; aber auch das zu triftende lose Blochholz

In der Hoffnung, dies klären zu können
Norbert
 

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Ergänzend kann ich noch anfügen. In der Schweiz spricht man bei Klausen von "Klus", "Chlus". Zum triften eineten sich bloss kurze, etwa 1 Meter lange, Stämme.

Statt triften verwenden wir in der Schweiz oft auch das (falsche) Wort "Flössen"...

Gruss gropli


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Einen volkskundlich ziemlich ergiebigen Artikel zum Thema findet sich in den Oberösterreichischen Heimatblättern, 16. Jahrgang, Heft 2:

Ernst Neweklowsky: Die Naarn-Schwemme

Neweklowsky schildert dort ziemlich ausführlich (und mit grandiosen Fotos!) die Holzschwemme aus der Naarn, einem Nebenfluss der Doanu in Oberösterreich. Hier wurde auf Scheiterlänge geschnittenes Holz bis an die Mündung in die Donau gebracht, wo dieses in Schiffe verladen und auf der Donau nach Wien befördert wurde.

Die Holzschwemme wurde 1755 von den Schiffmeistern Angerer angesucht und bis 1938 betrieben. Hiebei wurden jährlich etwa 25.000 bis 30.000 Raummeter Schleifholz sowie harte und weiche Brennhölzer geschwemmt.
Der Autor schildert ua. die Schwemmwerkbauten, die Schwemmteiche, das Klammleitengeflüter, die Absperrechen, Holzfangrechen und Schwimmvorrichtungen.

Interessant ist auch das "Kaufen des Wassers", also die zu zahlende Entschädigung für das Abstellen der Mühlgänge bei den im Unterlauf der Naarn gelegenen Mühlen und Brettersägen, wenn das Wasser für die Ermöglichung der Trift gestaut wurde.

Zugebracht wurde das Holz im Lauf des Winters von den Holzhauern entweder mittels Handschlitten oder über Holzriesen.

Interessant ist auch der Hinweis auf die drei Kilometer lange Feldeisenbahn mit Pferdebetrieb "Holzförderbahn Keindlau" bei Mitterkirchen/Labing!

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Gropli,

also kunstvolle Riese könnt ihr in der Schweiz wirklich bauen!

Als Anhang die kunstvoll gebaute Holzriese am Hang und im Einschnitt im Schlierental, OW, Schweiz.

Unglaubliche Konstruktion, allein beim Anblick des Fotos fühlt man den Schwung der Riese - da könnten sich manche Rodelbahnen was abschauen... :cool:

Wolfgang (SAGEN.at)
 

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Hallo Gropli,

also kunstvolle Riese könnt ihr in der Schweiz wirklich bauen!

Als Anhang die kunstvoll gebaute Holzriese am Hang und im Einschnitt im Schlierental, OW, Schweiz.

Unglaubliche Konstruktion, allein beim Anblick des Fotos fühlt man den Schwung der Riese - da könnten sich manche Rodelbahnen was abschauen...

Wolfgang (SAGEN.at)
Meine Bilder entstanden ein Tal weiter...
Im Tal der Laui, Giswil, OW

Gruss Gropli

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Heute habe ich den Schlaghammer mit dem Holzzeichen meiner Familie gesucht, gefunden und seit 50 Jahren wieder mal ein Holzzeichen eingeschlagen.
Auf dem Bild steht das Holzzeichen allerdings auf dem Kopf, richtig heisst es "IH".

Gruss Gropli

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Hallo Gropli,

wie funktioniert der Schlaghammer?
Wenn ich das richtig verstehe, wird hier das Zeichen mit einem eher festeren Schlag aufgebracht?

Nicht Feuer und auch kein Hammerschlag von hinten also?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Hallo Volker,

wenn Du Tempo, Action und Spannung suchst, solltest Du in den Alpen Urlaub machen!

Eine Arbeitskollegin hat hier bei uns in den Bergen einen netten Film zu diesen Themen gemacht :smiley_da

Rodelbahn Mieders, Stubaital, Tirol - die steilste Achterbahn in den Alpen: 40 Steilkurven, 640 Meter Höhendifferenz...

Hier das Video von Andrea Nowak (18 MB, Windows-Media-Format):

https://www.sagen.at/doku/div/images/Sommerrodelbahn_Stubai.wmv

Viel Spaß :smi_ersch :D

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Hallo Wolfgang,
sorry, dass ich nicht gleich auf deinen schönen Film :smi_ersch mit sagenhaftem Abspann reagiert habe. :smi_mithaich Depp i
Aber nach der schwindelerregenden Fahrt musste ich mich erst mal hinlegen :smi_im_beund Luft schnappen.:eek:
Ich glaube, ich hab die ganze Fahrt die Luft angehalten.
Ein ganz toller Film, der sicher noch vielen sagen.at Usern Freude bereiten wird. Hast du den selbst gedreht und von wem sind die Schreie? (Berrit?? :smiley_da)
Ich muss unbedingt mal wieder nach Tirol!
Liebe Grüße und vielen Dank :smi_klats:smi_klats

Volker
 
Das wird zum "Pflichtprogramm" bei meiner nächsten Tirolreise gekürt :smi_huepf
Gratulation an die Kamerafrau, dass sie den Film heil ins Tal brachte :smi_augen
 
Hast du den selbst gedreht und von wem sind die Schreie? (Berrit?? :smiley_da)
Volker

Sorry für die blöde Frage.
Ich muss wohl noch im Schwindeltrauma gewesen sein, als ich die gestellt habe.
Die Frage hast du ja oben schon beantwortet.
Gruß an deine schwindelfreie Arbeitskollegin. Sorry, Berrit.ich Depp i

So jetzt fahr ich die Abfahrt noch einmal dann schleife ich die Kufen von meinem Schlitten setzt mich mit dem Ding auf die Wiese und warte bis es schneit. :smi_im_be

By Volker Ätsch!
 
Das aus meiner Sicht eher enttäuschende und unkritische Buch „Der Attersee. Die Kultur der Sommerfrische“ bringt in Bezug auf Seilbahntechnik und Riese einen erstaunlichen Hinweis:

„Während also die Ufer des südlichen Attersees bereits entdeckt waren, lag der Norden touristisch noch brach, denn vorerst gab es keine dauerhafte Verbindung zwischen den bei den Teilen, weder zu Land noch zu Wasser.

Heutzutage, da der Attersee seit hundert Jahren primär von Norden und Westen her erschlossen wird, ist es schwer vorstellbar, dass im frühen 19. Jahrhundert der aus heutiger Sicht „hinterste Winkel" des Sees, nämlich der Ort Weißenbach, der Nabel zur großen weiten Welt war - jedoch leicht verständlich, wenn man weiß, dass das Wirtschaftsleben der Seebewohner seit Jahrhunderten in diese Richtung orientiert war, nämlich durch das Weißenbachtal hindurch ins innere Salzkammergut. Mitte des 16. Jahrhunderts waren dort die Holzvorräte für die Salzproduktion verbraucht, sodass man nach neuen Wäldern suchte, die geschlägert werden konnten. Im Attergau und rundum den Attersee wurde man fündig: Hier gab es Holz nicht nur in ausreichenden Mengen, sondern auch in unterschiedlichen Qualitäten. Einerseits wurden enorme Mengen an Brennholz für die Sudpfannen, andererseits Bauholz für Pölzungen der Stollen, zur Wartung der Wasserriesen und für Rohre benötigt, durch die die Sole geleitet wurde. „Die zum Versieden erforderliche Sole wurde auf einer Gesamtlänge von 40 km in hölzernen Röhren von den Hallstätter Bergwerken bis zu den Ebenseer Sudpfannen geleitet. Dieses einmalige Bauwerk bestand aus 13000 durchbohrten, luftdicht ineinander gesteckten Lärchenstämmen und kann wohl als ‚die älteste Pipeline der Welt’ bezeichnet werden." Nicht zuletzt musste man für den Transport Boote und Salzfässer bauen - der Holzbedarf der Salinen war zweifellos beachtlich.

Diese wirtschaftlich motivierten Begehrlichkeiten am Rohstoff Holz bescherten den Menschen rund um den Attersee, die neben der Holzverarbeitung und dem Kalkbrennen vorwiegend Fischfang, Jagd und Landwirtschaft für ihre jeweiligen „Herrschaften" betrieben, einen präindustriellen Aufschwung. Bislang war man auf Schiffsbau spezialisiert, aber auch die Produktion von kleinen Holzwaren wie Schüsseln, Besteck usw. brachte ein stetes Einkommen. Die seit dem Mittelalter bestehenden Sägemühlen an der Ager, dem Abfluss des Attersees, lieferten das Schnittholz, die handgefertigten Waren wurden seit jeher mit den speziellen, ebenfalls am Attersee hergestellten „Ager-Zillen" oder den „Traunerln" weiter über die Traun in die Donau und bis nach Wien verschifft.

Als Zulieferer für die kaiserlichen Salinen galt es nun Baumstämme möglichst rationell zum Endverbraucher zu schaffen. Dazu musste erst einmal der Attersee selbst überquert werden: das Hallholz wurde mittels Plätten nach Weißenbach gebracht, das sich zum zentralen Holzumschlagplatz der Region entwickelt hatte. Um das nach der Zwischenlagerung getrocknete und dadurch leichtere Holz zur Traun transportieren zu können - wo es dann nach Ebensee hinuntergeschwemmt wurde-, musste man jedoch eine Anhöhe im Weißenbachtal überwinden wofür Anfang des 18. Jahrhunderts eine technologische Lösung gefunden wurde, die in ihrer baulichen Ausformung als prämodern (der Begriff „modern“ existiert im Deutschen als französisches Fremdwort seit 1727 in der Bedeutung von „neu“ im Gegensatz zu „antik“, „alt“.) bezeichnet werden kann.

In den Jahren 1721/22, nach geschätzter zehnjähriger Entwicklungsarbeit durch zwei Ischler Holzknechte (Bezüglich der Namen der beiden Holzknechte konnten keine übereinstimmenden Angaben gefunden werden), wurde ein 90 Meter langer schräger Aufzug in Holzkonstruktion errichtet, der nach dem Standseilbahnprinzip funktionierte. Durch ein Wasserrad im Gimbach angetrieben, wurde der eine mit Holz beladene Wagen auf Rädern an einem Seil hinaufgezogen, während der andere leer hinunterfuhr. Am höchsten Punkt kippte man das Holz in eine Wasserriese, einem aus Planken gefertigten Kanal, wo es fünf Kilometer im Gefälle hinab in die Traun geschwemmt wurde. Diese technologisch geniale Anlage (die ersten historisch erwähnten Standseilbahnen datieren aus dem frühen 19. Jahrhundert als Schiffshebewerke in Amerika. Die Ischler Holzknechte waren praktisch 100 Jahre ihrer Zeit voraus.) war 145 Jahre lang in Betrieb, brannte einmal ab, wurde wiederaufgebaut und gab den Menschen am See für fünf Generationen Arbeit. Die Hallholzproduktion bot sichere Arbeitsstellen; die Salinen als Arbeitgeber sorgten sogar für eine Sozialversicherung. Dafür mussten sich die Holzarbeiter permanent zur Verfügung halten und durften nur mit Genehmigung des Salzamtes aus dem Arbeitsgebiet ausreisen.

Als in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Industrialisierung einsetzte, suchte man auch bei der Salzproduktion nach Rationalisierungsmöglichkeiten und wurde beim Brennstoff fündig: Der Umstand, dass Braunkohle wesentlich effizienter und daher billiger für den Betrieb war und direkt mit der Bahn aus dem Hausruck nach Ebensee geliefert werden konnte, brachte die Hallholzgewinnung rund um den Attersee zum Erliegen. 1871 wurde der Holzaufzug abgetragen, lediglich die gemauerten Unterkunftshäuser für das Personal blieben erhalten, wobei eines davon zu einem Jagdhaus für Kaiser Franz Joseph I. umgestaltet wurde.

Das Forstamt Attergau in Weißenbach verlagerte sein Geschäft nun vollständig zum nördlichen Seeufer hin, zu mal es seit 1882 einen Bahnanschluss in Kammer-Schörfling gab und die Liefermöglichkeit nach Wien dadurch beschleunigt wurde. Die Holzwirtschaft im Atterseegebiet konnte trotz Ausfall eines Großabnehmers gut gehalten und später durch neue Industriezweige wie die Papierindustrie in Lenzing, einem flussabwärts an der Ager gelegenen Ort, verstärkt werden. Evident wird die historische Macht des Holzes bei einem juristischen Blick auf den See selbst: Die Verwaltung des Attersees liegt seit 2002 in Händen der Österreichischen Bundesforste.“

Quelle: Judith Eiblmayr, „Der See und der Mensch. Werden und Nutzung
einer Kulturlandschaft“ in: Der Attersee. Die Kultur der Sommerfrische, Wien 2008, S. 89 – 91.

Die Fotos zeigen ein Modell des Holzaufzuges als Detail des „Hallholz-Transportweges“ im Heimathaus Steinbach. Hierbei wurden die Stämme, die sich in einem Auffangbecken im Wasser befanden, zu mehreren in zwei hölzerne Seilbahnwagons verfrachtet, welche gegengewichtig in hölzernen Schienen die Bergstation erreichten. In der Mitte der beiden Schienenwege befand sich eine Treppe für Wartungsarbeiten an der auf ganzer Strecke überdachten Anlage.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
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