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Weißwasser – Die Siedlung der Bergleute im Reichraminger Hintergebirge

maex

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Eine Kurzbeschreibung einer entlegenen Kommune

Die Bergbausiedlung Weißwasser beschränkte sich räumlich auf das Areal zu beiden Seiten des Weißwasserbaches, auch „Schwarza“ genannt, im Osten beginnend mit einer Wohnbaracke am Südufer und im Westen bis zur Einmündung des Saigerinbaches.

Die Siedlung Weißwasser war infrastrukturell voll aufgeschlossen und besonders zur Zeit des Bauxitbergbaues herrschte reges Treiben.
Unter anderem gab es in Weißwasser eine Werkstätte, eine Tischlerei, ein KONSUM – Kaufhaus und ein Betriebslabor.

Von Oktober 1948 bis Februar 1950 bestand eine einklassige Schule, welche von 23 Kinder besucht wurde. Die Schüler wurden vom Lehrer Friedolin Malenda unterrichtet.

Die Verwaltungsbaracke erhielt im Jahre 1958 eine eigene Kläranlage, welche die Abwässer von „15 Dauerwohnpersonen und 20 Personen, die zur Nächtigung im Gebäude verweilen“ zu reinigen hatte.

Hin und wieder kam ein Herr Stinglmayr mit seinem Wanderkino nach Weißwasser. Diese Filmvorführungen brachten ein wenig Farbe in den grauen Alltag in dieser entlegenen Siedlung.

Das Gasthaus in Weißwasser wurde vorwiegend von Holzknechten besucht. Die Bergarbeiter hatten eine eigene Kantine.

Eine Betriebsfeuerwehr, welche mit 4 Motorspritzen ausgestattet war, war zur Brandbekämpfung in der Bergarbeitersiedlung stationiert. Zur weiteren Ausstattung der Feuerwehr gehörten rund 40 Feuerlöscher, die in der Siedlung aufgeteilt waren.

Man schrieb das Jahr 1964 als die VAW-Ranshofen in Unterlaussa/Weißwasser den Bergbaubetrieb für immer stilllegte.
Die Menschen die ihre Arbeit verloren, zerstreuten sich in alle Himmelsrichtungen.
Bereits im Jahre 1961 wurde der neue LAWOG Bau in Unterlaussa fertig gestellt und einige Bergarbeiterfamilien fanden hier eine neue Bleibe.

Nach der Stilllegung des Bergbaues in Weißwasser verlangte das Berggesetz, dass alle Bergwerksanlagen (Seilbahnstationen, Seilbahnstützen-Fundamente, Verladerampen und Bunker, Stollenzu- und Eingänge, Werkstätten, Verwaltungs- und Wohngebäude) demoliert und den Erdboden gleichgemacht werden. Es musste der Zustand hergestellt werden, wie er vor dem Bauxit-Abbau herrschte.
Unter anderem wurden aber auch ausgewählte Gebäude zum Zwecke einer Feuerwehrübung in Brand gesetzt. 1968 waren die Demontagen abgeschlossen.

Heute hat sich die Natur den vom Menschen abgerungenen Grund und Boden wieder zurückgeholt.
Der aufmerksame Wanderer findet heute nur noch kümmerliche Mauerreste unter Brennnesseln und Disteln. Bäume wachsen wieder dort, wo einst Wirtschaftsgeschichte geschrieben wurde.

Häuserverzeichnis
Im Häuserverzeichnis der Gemeinde Weyer-Land (jetzt Weyer) waren unter „Weißwasser“ 32 Hausnummern eingetragen (1959).

1 Bundesforstverwaltung Moosbauer Fritz Fuxjäger sen.
2 Bundesforstverwaltung Neues Meisterhaus Hans Fuxjäger und Sohn
3 Bundesforstverwaltung Forsthaus 2001 abgetragen
4 Bundesforstverwaltung Blockhaus erbaut 1947/49 Josef Rathgeb
5 Bundesforstverwaltung Stallgebäude 1911 und Blockh. Josef Fuxjäger sen.
6 Christine Gsöllpointner, Maria Kerschbaumsteiner, Fischerwirt, ÖBFReichraming,1971 demoliert
7 Christine Conrad, Johann Laussermayr, Walpurger Stieger, Horst Dilly
ÖBF-Reichraming Überländhäusl 1971 demoliert
8 David Weißensteiner, Franz Irsberger sen.+jun., Franz u. Frieda Brenn Sandberg (Weißengütl) 1971 teilweise demoliert
9 ÖBF-Weyer Neues Forsthaus erbaut 1954/55
10 Bundesforstverwaltung Saghaus (10er Keuschen) 1971 demoliert
11 Bundesforstverwaltung Großes Saghaus 1959 abgetragen
12 Bundesforstverwaltung Saigerinhäusl 1955 abgetragen
13 Franz Rodlauer
Michael Aigner (Reiterer)
Rudolf Stummer, Rosenau
J u.M Stummer Windischg. Bergeralpe Almnützung
14 Bundesforstverwaltung Ötscherhäusl 1971 demoliert
15 VAW-Ranshofen Verw. Gebäude in Holz 1959 demoliert
16 VAW-Ranshofen Neues Bürogebäude 1987 abgetragen
21 Bundesforstverwaltung Sonnberg Köhlerhaus gelöscht
23 Math.Weißensteiner Frieda u. Franz Pren Schaufelhacker 1971 demoliert
24 Bundesforstverwaltung Jägerhaus Mooshöhe Hermann u. Hubert
Hubert u. Kath. Fuxjäger 1989 Kauf Fuxjäger
26 Bundesforstverwaltung Blahberg Jagdhütte gelöscht
29 Anna Mooslechner, Roman u. Sabine Maderthaner,Christine Halsmayr- Jodlbauernalm,wird genützt
30 Alois Hintsteiner Berthold u. Franziska Sulzner Englalm Sonnberg verfallen
31 Josef Kaltenbrunner, Viehtaleralm, Bodenwies teilw. Verfallen
32 Alois Hintsteiner Berthold u. Franziska Sulzner Neue Englalm 1968 abgetragen

Quellen: J. Weichenberger Jahresbericht 1997 Bergbau, Gemeinde Archiv Weyer Land, Dir. Kurt Redl – „Weißwasser“ Beitrag aus der Vereinszeitung "KSV Unterlaussa" 7/2003, Gespräche mit Bewohnern und Arbeitern der Bergbausiedlung Weißwasser.
 
Mein Großvater und Urgroßvater dürften auch Bergleute gewesen sein.
Weißwasser, das hört sich nach reiner Unschuld an. Eine Frage, die ich mir immer stelle, weiß es noch das Wasser? In den Wasserkristallen > ist ja alles gespeichert. Gefühle, Vergangenheit, Gedanken. Eigentlich ist Wasser reiner Geist. Gerade die Bergleute wußten das ganz genau. Ich habe eine große Achtung vor den Ahnen und ihren Weißwasserweg. Ich glaube, das Wasser wird alles auf ewig in sich tragen.
 
Noch ein persönlicher Gedanke. In diesen Namen, die sie hier aufzählten, steht ein Name eines Pfarrers, den ich kannte. Er verliebte sich damals in ein Mädchen mit wundervollen blonden langen Haaren. Sie war auch aus dieser Gegend. Er gestand offen und ehrlich seine Liebe zu ihr und schrieb ihr eine Karte. Kurz darauf fand man ihn erhängt und nackt in einem Waldstück. Jedesmal, wenn ich von diesem Namen und dieser Gegend höre, kommt ein eigenartiger Schauder über mich. Es wird mir wohl auch immer in meinen Wasserchristallen gespeichert bleiben. Ich war damals sehr jung und habe das bis heute nicht richtig verarbeitet. Obwohl ich nicht einmal eine nahe persönliche Beziehung zu diesen Menschen hatte. Ich war nur zufällig in der gleichen Klasse.
 

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