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Sprechende Tiere zu Weihnachten

Dreamsearcher

New member
Im Zuge der Recherche zu Weihnachtsbrauchtum stieß ich auf den folgenden Volksglauben: In der Christnacht soll das Rindvieh, wie alle Tiere überhaupt, in den Ställen wachen und Gott anbeten. In Frankreich (Normandie) glaube man sogar, dass es während der Mitternachtsmette geschah, "aber heißt es, es wäre unklug in die Ställe zu gehen, um sich davon zu überzeugen, und man würde sich aussetzen, von den Thieren gestoßen zu werden." Aus Schwaben gibt es einen volkskundlichen Beleg, dass das Vieh um 12 Uhr Mitternacht auf die Knie falle, um zu beten. Eine Erzählung aus Schleswig berichtet: "Ein Bauer, der nicht glauben wollte, legte sich Abends in die Raufe [was ist das?] und horchte. Um Mitternacht fing das eine Pferd an und sagte dem andern: 'Dit Joer maet wy noch mit unsen Bur los.' Da erschrak der Bauer so, daß er krank ward und starb. Die Pferde zogen ihn auf den Friedhof."
Aus: Cassel, Paulus: Weihnachten. Ursprünge, Bräuche und Aberglauben. Ein Beitrag zur Geschichte der christlichen Kirche und des deutschen Volkes. Unveränd. Nachdruck der Ausgabe von 1862, S. 169.
Auch mit ist seit meiner Jugend eine Erzählung von meinem Vater bekannt. Die Geschichte lautete sinngemäß: So soll wiederum ein neugieriger Bauer zu Mitternacht an Weihnachten an der Stalltüre gelauscht haben, weil zu dieser Zeit angeblich die Tiere sprechen können. Dabei sagte die Kuh zur anderen Kuh, dass es zukünftig schlecht aussehe, da der Bauer draußen, der an der Türe lauscht, bald sterben wird. Wer weiß ähnliche Geschichten von Weihnachten oder sonst von christlichen Festtagen, wo sprechende Tiere eine Rolle spielen?
 
Hallo Dreamsearcher,

der von dir angesprochene Volksglaube/Sage ist wahrlich sehr bekannt, so bekannt, dass ich mir den Glauben an die sprechenden Tiere in der Christnacht über ganz Europa verteilt vorstellen kann.

Mittels der Suchfunktion auf www.SAGEN.at findest viele weitere Beispiele zum Thema.

Bei einem Interview vor ein paar Jahren, erzählte die Tiroler TT-Jounalistin, dass ein Bekannter von ihr sie ernsthaft davor gewarnt hat in der Christnacht in den Stall zu gehen um die Unterhaltung der Tiere zu überprüfen... Der Glaube daran ist also immer noch aktuell.

Berit
 
Hallo Dreamsearcher,

- Bei der Stallfütterung des Viehs ist die Krippe (Kripfe) die bekannteste Einrichtung: Eine Art Rinne, aus der das Futter aufgenommen wird. Früher befand sich darüber eine Art Gitter aus senkrecht stehenden, schräg von der Wand abstehenden Holzstäben mit kleinen Zwischenräumen. Zwischen diesem Gitter und der Wand wurde von oben Heu eingefüllt, das vom Vieh zum Fressen herausgerupft wurde (Raufe und rupfen sind sprachlich verwandt).

- In meinem kürzlich erschienenen Sagenbuch "Tannhupper und Leelifotzel" (S. 335, Badische Sagen Nr. 114) ist auch die von Johannes Künzig überlieferte Sage von den redenden Stieren (= Ochsen) in der Christnacht enthalten (Künzig 1923, Nr. 141). Dabei will der Bauer den ausgehorchten Stier mit der Axt töten, trifft sich dabei selbst, stirbt, und wird tatsächlich von den Ochsen zu Grabe gezogen, wie sie es in der Christnacht prophezeiten.

Werni50
 
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