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Sagenbuch: Im Reich der Sage

cerambyx

Active member
Grüß Euch!

Schon wieder über ein - eigentlich drei - Sagenbuch/Sagenbücher gestolpert - eine frühere Arbeitskollegin hat an mich gedacht und mir diese aus den 50ern stammenden gebracht.

Eine schnelle Durchsicht hat wieder ein paar "neue" ergeben - nachdem das "Reich der Sage" OCR-lesbar ist, kann ich das selber machen, die beiden anderen sind wieder Fraktur, muß ich aber erst genau durchschauen und ebenfalls scannen, sofern noch nicht in Datenbank ist ...

Sagenhafte Grüße
Norbert

Zum Gusto holen:

DIE PFALZGRÄFIN GENOVEVA
Zu Pfalzel, sonst Pfälzel (kleine Pfalz) an der Mosel, steht ein getürmtes Haus, das Genovevenhaus geheißen, da lebte zu Erzbischof Hildulfs von Trier Zeiten ein Pfalzgraf Siegfried, der eine treue und fromme Gemahlin sein Eigen nennen konnte, eine Tochter des Herzogs von Brabant.
Es geschah einmal, daß dieser Pfalzgraf Siegfried in das Heilige Land ziehen mußte. Sein Weib ließ er in seiner Grafschaft am Moselstrome zurück und übergab sie in die Obhut eines vertrauten Dienstmannes, der den Namen Golo trug. Bevor der Herr von hinnen schied, nahm er herzlich Abschied von seiner Frau und seinem lieben kleinen Söhnchen, das eben erst geboren ward. Golo war aber ein schlimmer Hüter. Er entbrannte in sündiger Liebe zu der schönen Gräfin und begann arge Ränke zu schmieden, um sie zu verderben, da sie seinen Nachstellungen ohne Wanken widerstand. Er schrieb falsche Briefe, als sei Siegfried mit aller Mannschaft im Meere ertrunken, und las sie der Pfalzgräfin vor, gestand ihr seine Liebe und wollte sie umarmen. Sie wehrte ihn jedoch mit einem Faustschlag ins Gesicht ab. Nun verwandelte sich seine Liebe in bitteren Haß, wie es immer zu geschehen pflegt, wenn der Mensch von Leidenschaften gerüttelt wird. Er entzog der frommen Frau alle Bedienung, quälte und drangsalierte sie, daß ihr nur mehr eine alte Waschfrau als treue Hilfe blieb. In dieser Zeit, da ihre Not am höchsten stand, kam Botschaft in die Burg, daß der Pfalzgraf lebe und auf der Heimkehr begriffen sei. Darüber erschrak natürlich Golo, der Erzverräter und Erzschelm, bis zum Tode und suchte Rat bei einem alten Hexenweibe, wie er sich aus der mißlichen Lage befreien könnte. Diese Hexe gab ihm einen teuflischen Ratschlag: Golo solle dem Pfalzgrafen einreden, der schone Sohn Genovevas sei gar nicht sein echtes Kind, sondern eine Frucht der Sünde. Er hätte es selbst angesehen, wie die Grafin sich früher schon von Draco, dem Koche, habe herzen lassen. Seinem Herrn habe er die Schmach bis jetzt verschwiegen, um nicht seinen Sinn zu trüben. Jetzt dürfe er aber das Geheimnis nicht mehr bei sich behalten, da die Herrin in der Sünde fortfahre.
Diesen Rat horte Golo und behielt ihn in seiner teuflischen Brust. Unverzüglich ritt er seinem Herrn entgegen und vermeldete ihm die ganz und gar erlogene Geschichte.
....... usw. usw.
 
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