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Lieblingsgedichte

Also, da ich wie Kurt Tucholsky schreibe, hab ich nun auch ein Gedicht....


Selbstbesinnung​

Fort mit der sonst so aktuellen Harfe!

Heut pfeif ich mir nach eigenem Bedarfe

auf meiner Flöte einen in Cis-Moll

von dem, was ist; von dem, was werden soll.



Von dem, was ist ... Kaum kann uns etwas schrecken.

Mars schlägt mit Wucht auf sein verzinktes

Becken – laß bluten, was da bluten mag –

und er regiert die Stunde und den Tag.



Und er regiert die Stunde und das Jahr –

bedenk, wer damals noch am Leben war!

Und leise spielt – wie waren wir doch jung! –

der Leierkasten der Erinnerung.



Wie kannst du dich in all dem wiederfinden?

Du magst dich mühsam durch Systeme winden,

durch Pflichten, die es geben muß und gibt –

du siehst dahinter und wirst unbeliebt.



Laß dich von keinem Schlagwort kirren!

Von keinem Vollbart dich beirren!

Es schenkt dir niemand was dazu –

bleib, was du warst; bleib immer: Du!



Geheimrat Goethe sang nicht minder

vom höchsten Glück der Erdenkinder –

er war Ministerpräsident

und also sicher kompetent.



Man kehrt nach aller Schicksalstücke

doch immer auf sich selbst zurücke.

Drum wünsch ich dir nach dem Gebraus

dein altes, starkes, eignes Haus!
 
Einfach wunderbar!
Ich liebe die Gedichte von Hermann Hesse.
Dieses hab ich noch nie gelesen.
Aber, ich bin ja sozusagen in dieser Hinsicht auch noch fast ungeboren, wenn ich daran denke, was ich alles nicht kenne.

Danke....liebe Grüße Mystika

Es freut mich das es dir soooooo gefallen hat.:)
Hesse ist klasse, und deswegen noch ein Gedicht zum nachdenken

STUFEN
(von Hermann Hesse)

Wie jede Blüte welkt
und jede Jugend dem Alter weicht,
blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in and're, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten!
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
und traulich eingewohnt,
so droht Erschlaffen!
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegen senden:
des Lebens Ruf an uns wird niemals enden.
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
 
@ Mystika:
Admin: GEKÜRZT!
Höre bitte endlich mit den Vollzitaten vom vorherigen Beitrag auf - das nervt!!!
Wie oft soll ich Dir das noch wiederholen?
Beim nächsten Mal sperre ich Deinen Account!

Nimm Abschied und gesunde....schnief, schneuz....was, wenn aber die Gesamtheit der Dinge gesund ist, wie sie ist, mitsamt dem ungesunden? Warum sollte man dann Abschied nehmen müssen?

Schönes Gedicht!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Zur Erheiterung - 2x Heinz Erhardt:

Wahrheit

Die schlechtesten Bücher sind es nicht,
an denen Würmer nagen,
die schlechtesten Nasen sind es nicht,
die eine Brille tragen.
Die schlechtesten Menschen sind es nicht,
die dir die Wahrheit sagen.



Kinder

Kinder haben es so leicht, haben keine Sorgen, denken nur, was mach ich jetzt, nicht, was mach ich morgen ...?
Kinder haben es so schwer, dürfen niemals mäkeln und sich wie der Herr Papa auf dem Sofa räkeln ...
Kinder haben es so leicht, dürfen immer spielen, essen, wenn sie hungrig sind, weinen, wenn sie fielen ...
Kinder haben es so schwer, müssen so viel lernen und, wenn was im Fernsehen kommt, sich sofort entfernen ...
Kinder haben es so leicht, naschen aus der Tüte, glauben an den lieben Gott und an dessen Güte
... Kinder haben es so schwer, müssen Händchen geben - und auf dieser blöden Welt noch so lange leben ...



 
Für "alterego" noch etwas Heiteres von Eugen Roth:

Hilflosigkeiten

Ein Mensch, voll Drang, daß er sich schneuzt,
Sieht diese Absicht schnöd durchkreuzt:
Er stellt es fest mit leisem Fluch,
Daß er vergaß sein Taschentuch.
Indessen sind Naturgewalten,
Wie Niesen, oft nicht aufzuhalten.
Und während nach dem Tuch er angelt,
ob es ihm wirklich völlig mangelt,
Beschließt die Nase, reizgepeinigt,
Brutal, daß sie sich selber reinigt.
Der Mensch steht da mit leeren Händen ...
Wir wollen uns beiseite wenden,
Denn es gibt Dinge, welche peinlich
Für jeden Menschen, so er reinlich.
Wir wollen keinen drum verachten,
Jedoch erst wieder ihn betrachten,
Wenn er sich (wie, muß man nicht wissen)
Dem Allzumenschlichen entrissen.

Momentan bin ich stark erkältet und wirklich dankbar für jede
Packung Papiertaschentücher! - Ulrike
 
Schlußsatz des Klappentextes meines Roth Büchleins
(Hanser Verl. Mchn . 1960, Bertelsmann Lizenzausg.)-übrigens "köstlich"
illustriert v. Wilh. M. Busch-

Ein Mensch, der dieses Buch nicht hat,
ist zu bedauern in der Tat,
doch mit Enschlußkraft ist s getan:
wenn er s nicht klaut, dann schafft er s an.

(Warum klappen meine Auslassungszeichen nicht?) - Ulrike
 
@ Mystika:
Admin: GEKÜRZT!
Höre bitte endlich mit den Vollzitaten vom vorherigen Beitrag auf - das nervt!!!
Wie oft soll ich Dir das noch wiederholen?
Beim nächsten Mal sperre ich Deinen Account!

Nimm Abschied und gesunde....schnief, schneuz....was, wenn aber die Gesamtheit der Dinge gesund ist, wie sie ist, mitsamt dem ungesunden? Warum sollte man dann Abschied nehmen müssen?

Schönes Gedicht!

Am Besten iiiiiiiiiiiist, ich lese nur mit, da ich das Gefühl habe, du magst mich nicht. Entschuldigen sie vielmals, ich war mir nicht bewußt, einen Fehler zu machen, wenn ich auf Zitieren drücke.

Du mußt wissen ich hatte vor Kurzem einen Auffahrunfall und seither reagiere ich etwas verlangsamt. Nun kann ich mich erinnern, daß Sie das schon mal erwähnten....also ich werde versuchen, mich nächstes Mal kurz zu fassen.

"Ent" >schuldig!!! uhhhh nnn g.
 
Jedes Forum hat ja seinen Troll, hier scheint es sich passenderweise sogar um einen mystischen zu halten.

Wenn es dir, trotz Ermahnung, nicht möglich ist die Forumsregeln zu verstehen - bzw. zur möglich ist in Kasperlsprache zu antworten - wäre eine selbstgewählte Auszeit nicht das Schlimmste was diesem Forum passieren könnte.

Krawuzikapuzi
 
@Mystika: drück einfach statt auf "zitieren" auf "antworten", dann sparst du wenigstens die Wiederkäue.
 
Die Unverstandene....

oh, ich bin es nicht, Natur kehre zurück ins Neue ich Du.

Jugend war ich und von Sagen der alten Gemäuer hielt ich nicht viel,
bis dass Erschütterungen über mich einbrachen und mich immer wieder
am Alten, die Sagen erklingen ließ. Daher ich hier her stieß. Ich freundete mich endlich an mit altem Kram....sogar ein wenig Glück schwang mit...bis ich wurd vergrämt, vom toten Gespräch des Grämers Gram.
 
Der "unverstandenen" Mystika sei ein
weiteres Gedicht von Kästner beigestellt.

Die unverstandene Frau

Er band, vorm Spiegel stehend die Krawatte.
Da sagte sie (und blickte an die Wand)
„Soll ich den Traum erzählen, den ich hatte?
Ich hielt im Traum ein Messer in der Hand.

Ich hob es hoch, mich in den Arm zu stechen,
und schnitt hinein, als sei der Arm aus Brot.
Du warst dabei. Wir wagten nicht zu sprechen.
Und meine Hände wurden langsam rot.

Das Blut floß lautlos in die Teppichranken.
Ich hatte Angst und hoffte auf ein Wort.
Ich sah dich an. Du standest in Gedanken.
Dann sagtest du:„Das Messer ist ja fort...”

Du bücktest dich. Doch war es nicht zu finden.
Ich rief:„So hilf mir endlich!“ Aber du,
du meintest nur:„Man müßte dich verbinden“,
und schautest mir wie einem Schauspiel zu.

Mir war so kalt, als sollte ich erfrieren
Du standest da mit traurigem Gesicht,
und wolltest rasch zum Arzt telefonieren
und Rettung holen. Doch du tatst es nicht.

Dann nahmst du Hut und Mantel, um zu gehen,
und sprachst:„Jetzt muß ich aber ins Büro“,
und gingst hinaus. Und ich blieb blutend stehen.
Ich starb im Traum. Und war darüber froh...“

Er band, vorm Spiegel stehend, die Krawatte.
Und sah im Spiegel, daß sie nicht mehr sprach.
Und als er sich den Schlips gebunden hatte,
griff er zum Kamm. Und zog den Scheitel nach.


Ein Gedicht, daß mich persönlich sehr betroffen gemacht hat.
Wer von uns ist nicht hin und wieder gleichgültig und
unaufmerksam seinen Mitmenschen gegenüber.
 
Die Aufmerksamkeit beginnt bei einem selbst....da? Wenn man an andere denkt...das Fahrzeug in den Abgrund schwenkt
 
An das Baby

Alle stehn um dich herum:

Fotograf und Mutti

und ein Kasten, schwarz und stumm,

Felix, Tante Putti ...

Sie wackeln mit dem Schlüsselbund,

fröhlich quietscht ein Gummihund.

»Baby, lach mal!« ruft Mama.

»Guck«, ruft Tante, »eiala!«

Aber du, mein kleiner Mann,

siehst dir die Gesellschaft an ...

Na, und dann – was meinste?

Weinste.



Später stehn um dich herum

Vaterland und Fahnen;

Kirche, Ministerium,

Welsche und Germanen.

Jeder stiert nur unverwandt

auf das eigne kleine Land.

Jeder kräht auf seinem Mist,

weiß genau, was Wahrheit ist.

Aber du, mein guter Mann,

siehst dir die Gesellschaft an ...

Na, und dann – was machste?

Lachste.

Von Kurt Tucholsky, der so schrieb, wie Mystika "jetzt" schreibt, laut PC.
 
Kurt Tucholsky, 1890 - 1935

Erst wollte ich mich dir in Keuschheit nahn.
Die Kette schmolz.
Ich bin doch schließlich, schließlich auch ein Mann,
Und nicht aus Holz.

Der Mai ist da. Der Vogel Pirol pfeift.
Es geht was um.
Und wer sich dies und wer sich das verkneift,
Der ist schön dumm.

Denn mit der Seelenfreundschaft ? liebste Frau,
Hier dies Gedicht
Zeigt mir und Ihnen treffend und genau:
Es geht ja nicht.

Es geht nicht, wenn die linde Luft weht und
Die Amsel singt ?
Wir brauchen alle einen roten Mund,
Der uns beschwingt.

Wir brauchen alle etwas, das das Blut
Rasch vorwärtstreibt ?
Es dichtet sich doch noch einmal so gut,
Wenn man beweibt.

Doch heller noch tönt meiner Leier Klang,
Wenn du versagst,
Was ich entbehrte öde Jahre lang ?
Wenn du nicht magst.

So süß ist keine Liebesmelodie,
So frisch kein Bad,
So freundlich keine kleine Brust wie die,
Die man nicht hat.

Die Wirklichkeit hat es noch nie gekonnt,
Weil sie nichts hält.
Und strahlend überschleiert mir dein Blond
Die ganze Welt.
 
Es klapperten die Klapperschlangen
Bis ihre Klappern schlapper klangen

Im Schulhaus hört man Kinder heulen
Da gibts was auf die Hinterkeulen

Sehr eifrig sucht das Käthchen Männer
Doch flieht sie jeder Mädchenkenner

In später Nacht sie lasen noch
Die Fingerchen im Nasenloch

Herr Meier steigt mit Zuversicht
Froh in die Badewanne

Und hofft, dass er damit die Gicht
In seiner Wade banne
 
Schüttelreime sind herrlich.

Hier etwas vom Großmeister des Klamauks:

Was hast du denn da angestellt,
mit dem das ich da aufgestellt;


Du hast dich nicht nur drangestellt,
du hast dich auch noch draufgestellt;


Wie schön war alles eingelegt,
wie hatte ich mich krummgelegt;


Einmal hast du mich reingelegt,
nochmal und du bist umgelegt.


Otto Waalkes
 
Einst stand ein alter Baum inmitten eines wunderschönen Traum,
da kam ein Realist und sägte und sägte, übrig geblieben ist?
Der Karren und Mägde.
Einst war die Erde bunt und voller Überfluss,
da kam ein Realist und brachte Kummer und Verdruss.
Einst war die Welt für jeden gedacht,
dann kam ein Realist und hat die Klugheit gebracht.
Einst konnte ich in Ruhe träumen,
von uralten dicken Bäumen.

Von mir
 
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