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LEGO und Matador

dolasilla

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Ich hab ja voll gern mit LEGO gespielt. Mit Matador auch, aber LEGO war mir lieber. Hatte in meiner Kindergartenzeit immer einen Kampf mit den Kindergärterinnen, die fanden, Mädchen sollten lieber in der Puppenküche spielen, als mit LEGO....

Mich haben Puppen jedenfalls nicht interessiert, und aufs Kochen hatte ich auch keine Lust. Aber Häuser bauen, ja das war schon spannend!

Letzens war ich bei meiner Stiefschwester, ihre kleinen Söhne haben auch LEGO und ich war ganz erstaunt, wie das jetzt ausschaut. Also zu meiner Zeit waren das einfach bunte Steinchen, aus denen man halt Häuser u.ä. gebaut hat. Die jetztigen Dinger sind aber schon sowas von sophisticated, da brauchst/kannst eigentlich nix mehr bauen, weil die Steine/Bauteile an sich schon praktisch fertig sind. Ich wüsste da echt nimmer, was ich mit den Teilen da noch groß bauen soll. Ist ja alles schon fertig!

Und jetzt neu (zumindest für mich!): Bionicle. Ich kannte das überhaupt nicht. Das sind auch so Bausteine, ähnlich wie LEGO, aber auch schon so ausgereift und fertige Teile, also nimmer einfach nur Steindln, sondern praktisch schon halbfertige Dinger. Die Söhne meiner Stiefschwester haben irgendwelche Monsterviecher (Schlangen, Drachen, ...) damit gebastelt.

Viel zum Bauen und Platz für Phantasie bieten die Dinger eigentlich nicht (find halt ich).
 
Ich hatte Lego und Matador eigentlich recht gerne. Augenzeugen behaupten, ich sei als Kleinkind beinahe an einem Legostein erstickt, daher gab es kein Lego mehr in meiner Kindheit. (die großen Lego-Steine wurden erst viel später entwickelt).

Matador war für mich als Kind daher viel schöner. Wunderbar weiches Holz und wirklich kreativ! Manchmal mußte man mit den Zähnen einen Verbindungskeil rausziehen, das hat ordentlich weh getan...

Ich hatte zwar nur den Anfangsbaukasten, dessen höchstes Bastelziel ein Kran war, aber den habe ich geschafft und wunderbare Kranfahrten in Erinnerung. Dann sind aber - ich vermute durch Fremdeinflüße - manche Keile und Verbindungen gebrochen und es gab keine Ersatzteile.

Daher kam bald "Fischer-Technik", ein Spielzeug mit den gleichen Mängeln wie Matador, nur eben aus dem modernern Kunststoff. Also das war auch nicht das wahre.

Dann kam die Autorenn-Bahn von "Faller"! (Nicht verwechseln mit Carrera-Autorennen! Das habe ich nie gespielt. Faller war im Grund nur eine Kunststoff-Bahn.) Das war dann das Optimum! Völlig unzerstörbar und von Matchbox-Autos bis zu Murmeln befahrbar, ein Traum! Dazu wunderbares Teamwork aller Nachbarkinder: wir haben sowohl im Garten als auch im Haus Bahnen mit 10 Metern Länge und mehr gebaut... wunderschön...

Und auch die Eltern hatten ihre Freude, weil die "Faller-Bahn" nicht teuer war und wohl eines der ersten Marken-Spielzeuge war, zu denen es im normalen Spielzeug-Fachhandel günstige "Fälschungen" und "Nachbauten" gab.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Zuletzt bearbeitet:
Jaaa, Lego hab ich auch geliebt! Und als "lebendige" Ergänzung hatte ich Playmobil-Männchen! Damals musste man sich die Welten dazu ja selbst herstellen (es gab noch keine Ritterburgen/Bauernhöfe usw. von Playmobil).

Das technische Spielzeug ließ bei mir leider etwas zu wünschen übrig - hatte es nie zu einer Rennbahn gebracht - man dachte wohl geschlechtsspezifisch nicht an solche Geschenke, dafür hatte ich einen batteriebetriebenen Hund, der selber gehen, wedeln und bellen konnte! Wow, das war wirklich high-tech in den 70ern - und gerade kann ich mich an eine Puppe erinnern, die man mit bunten, kleinen Schallplatten befüllen konnte.

lg s hexchen
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Hexchen,

"Paymobil-Männchen" hätte ich Dir nicht zugetraut :eek:

Die Puppen mit den eingebauten Schallplattenspielern waren tatsächlich ein technisches Wunder! Das waren ganz normale Schallplatten mit etwa 5 cm Durchmesser. Ich habe eine solche Schallplatte in meiner Sammlung, werde ich suchen...

Wolfgang (SAGEN.at)
 
(M)Einige Erinnerungen aus der Nachkriegszeit (ca. 1959):

Ich kannte Matador von den Nachbarkindern - und der Geldmangel und die Aussichtslosigkeit ließ daraus in mir den einzigen unerfüllbaren unbedingten brennheißen Wunsch entstehen ...

Mein findiger Vater beschaffte sich hierauf schlanke, gelochte Metallstreifen (heute weiß ich: Stanzabfälle aus Kugellagerproduktion) und verschiedene Eisenstäbe, sägte mühevoll im Keller diese auf gleiche Länge, feilte die scharfen Kanten rund - und produzierte im Luftschutzkeller ein mittels kleiner Handkurbel betriebenes Ringelspiel von fast 3/4 m Durchmesser. Die Sitze waren Holzscheiben (wahrscheinlich Untersetzer), die Abhängungen aus den Kettchen, wie sie am Ausgußstöpsel zu finden sind. Die notwendigen festen Verbindungen wurden mit Schrauben und Beilagscheiben und Muttern geschaffen.
Unter dem Christbaum stand nun dieses metallene Monstrum - und es war das (oder der?) schönste Matador, das je existierte!!

Mein Vater war gelernter "Dreher und Schleifer", und rückblickend weiß ich daß dieses Modell seine ganzen Kenntnisse wiederspiegelte: die Mechanik, die Hebelgesetze, die Fliehkräfte, Riementrieb und Übersetzung (die Handkurbel hatte 3 [in Worten drei] "Gänge"!), und als wichtigstes die Metallbearbeitung als solche.

Anfangs wurde ich von Mitschülern ausgelacht, weil "Metall" als Matador unvorstellbar war. Nachdem ich mein Ringelspiel herzeigen konnte, wurde ich vielseits beneidet - seltsamerweise von so manchem "betuchten" Schüler ...

Ich habe dieses Ringelspiel einmal zerlegt und genau einmal mit meinem Vater wieder zusammengebaut - und hier wurde vielleicht der Grundstein zu der später erlernten Feinmechanik (und dem Hobby Insektenpräparation!) gelegt.
Das Zweitemal wurde es endgültig zerlegt und im Keller deponiert, und irgendwann durch meine größeren Brüder als Alteisen entsorgt (damals bekam man Geld dafür).

Ich führe vier für mich wichtige (Lebens)Erfahrungen auf diese Erinnerung zurück:
Ich weiß, warum ich meinen Vater liebte
Ich schätze Mechanik und Feinmechanik (Uhren, Fotoapparate, Nähmaschinen, Büromaschinen usw.)
Ich hatte nie wieder Neidgedanken, wenn andere etwas besaßen, was für mich unerreichbar war
Ich mag und schütze das Filigrane, das Zarte, das Zerbrechliche

Norbert
 
Ich hab mit meinem Papa früher total viel Matador gebaut, wir haben sogar einmal das HAUS gebaut. Da gab es eine Anleitung wie man ein komplettes Matador-Haus baut. Das war riesig groß und wir hatten es eine ganze Weile im Vorhaus stehen zum angeben wenn Besuch kam. *lach*
Und ich glaube,davon existiert sogar noch irgendwo in Mamas Fotoalben ein Bildchen...

Ausserdem haben wir einmal ein Riesenrad damit gebaut, daran kann ich mich noch erinnern. Und das war echt gar nicht einfach zum bauen.

Liebe Grüße, Sonja
 
Aw:

[…] Dann kam die Autorenn-Bahn von "Faller"! (Nicht verwechseln mit Carrera-Autorennen! Das habe ich nie gespielt. Faller war im Grund nur eine Kunststoff-Bahn.) Das war dann das Optimum! Völlig unzerstörbar und von Matchbox-Autos bis zu Murmeln befahrbar, ein Traum!
Diese Form der "Autorennbahn" war keineswegs ein von der Gütenbacher Firma "Faller", die vor allem mit Häuschen und Zubehörteilen für die Modelleisenbahn groß geworden ist, erfundenes Systemspielzeug - Faller hatte seit 1963/64 bereits ein im annähernden H0-Maßstab angelegtes elektrisch betriebenes Verkehrsspiel (AMS) im Sortiment, dessen Fahrzeuge ab 1969/70 auch als Bodenläufer (also unmotorisiert) in den Handel kamen.
Dieses System wurde Faller Hit-Car getauft und suchte an den Verkaufserfolg der 1968 auf dem Markt eingeführten "Hot Wheels" anzuschließen, deren Funktionsprinzip (reibungsarm drehende Räder, die auf steckbaren Fahrbahnteilen schwerkraftbedingt Beschleunigungsrennen ermöglichten) von praktisch allen Herstellern von Spielzeugautos bald kopiert wurde.
 
[…] ich war ganz erstaunt, wie [Lego] jetzt ausschaut. Also zu meiner Zeit waren das einfach bunte Steinchen, aus denen man halt Häuser u.ä. gebaut hat. Die jetztigen Dinger sind aber schon sowas von sophisticated, da brauchst/kannst eigentlich nix mehr bauen, weil die Steine/Bauteile an sich schon praktisch fertig sind.
Bauteine/Bauklötze sind bekanntlich von Friedrich Wilhelm August Fröbel erfunden worden und mithin seit mehr als 200 Jahren gebräuchlich; der ersten Bauklötze waren aus Holz, der dänische Spielwarenhersteller LEGO, der steckbare Bausteine aus gefärbtem Kunststoff in den 1950er Jahren herzustellen begann, griff diese Spielidee auf - musste sich im Laufe der Zeit jedoch auf veränderte Nachfrage und Spielbedürfnisse einstellen. Dass ein "Baukasten" in neuerer Zeit also vor allem die Teile zum Bau eines bestimmten Spielzeugs beinhalten, während vormals die freie Kombinationsfähigkeit der wenigen Grundelemente "Hauptsache" war, ist der Marktgängigkeit der Produkte geschuldet.
 
[…] - hatte es nie zu einer Rennbahn gebracht - […]
Allein schon die Beengheit der Wohnverhältnisse verboten den Aufbau allzu raumgreifender Spielutensilien. Meine frühesten Lebensjahre verbrachte ich mit meiner älteren Schwester zusammen in der kaum 45 qm großen Zweizimmerwohnung meiner Eltern…*erst, nachdem der in der angrenzenden Wohnung lebende Nachbar verstorben war und meine Eltern dessen Wohnung hinzumieteten, bekamen meine Schwester und ich jeweils ein eigenes Zimmer, womit dann auch der Aufbau einer stationären Modelleisenbahn möglich wurde.

Eine elektrische Autorennbahn habe ich als Kind auch nie besessen, allerdings wäre ihr Spielwert doch recht eingeschränkt gewesen - und da ich die zweite Hälfte der 1960er Jahre also bewusst erleben durfte, blieb mir nicht verborgen, wie der Erstarkung der Popkultur auch die Spielzeugindustrie ihre Produkte einem stärkeren Modediktat unterwarf. Lego entfernte sich von den vielseitig einsetzbaren "Grundformen" und begann in den 70ern dem Siegeszug von Playmobil folgend (Pionier in Hinblick auf diese stilisierten Spielfiguren war übrigens Jean Höfler, der Gründer von "BIG", der auch das Bobbycar erfand oder zumindest zum Markterfolg führte) zum kaufkraftbindenden Systemspielzeug zu wandeln…*
 
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