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Halloween

Dieter

New member
Zum Thema Halloween, welches ich gerne der Gegenwartskultur zuordnen möchte, habe ich zu berichten, dass es innerhalb von wenigen Jahren einen enormen Zulauf bei Halloween Partys und besonders beim "Haussieren" gegeben hat. In der Region südlich von München sind dieses Jahr in allen Orten am Abend vor Allerheilgen auf den Straßen in Abständen von 50 bis 100 m kleine Gruppen von verkleideten Kindern die Haustüren abgelaufen, um mit dem Spruch "Süsses sonst gibts Saures" etwas Süsses zu fordern. Jedes Kind ist mit einer riesigen Tüte von Süssigkeiten nach Hause gekommen. In manchen Orten ist gegen 20:00 Uhr Abends die Polizei ausgerückt und hat die Kinder nach Hause geschickt. Irgendwie bin ich mir nicht sicher, ob dieses Halloween von verschiednen Industrien gesteuert wird oder ob es einfach eine Eigendynamik hat. Auf jeden Fall bedeutet es einen enormen Umsatz für die Hersteller von Süssigkeiten und diversen Partymaterial. Für mich eine schrecklich kommerzielle Entwicklung, welche auch ein Spiegel unserer westlichen Gesellschaft ist. Ich selbst habe 3 Töchter, 2 davon waren auf den Straßen unterwegs und sind seit dem vom übermässigen Zuckerkonsum letztendlich nicht sonderlich gut drauf. Ich verstehe die Freude der Kinder am Verkleiden und auch an Süssigkeiten. Dennoch, ab sofort beginne ich ausgehend von meiner Familie eine "Anti-Halloween" Srömung. Nächstes Jahr verkleiden wir uns, stecken und ein wenig Süsses in den Rucksack und machen in der Natur eine Fackelwanderung.

Dieter
 
Da fällt mir eine Erzählung ein, die vor ein paar Jahren im hintersten Stubaital (Tirol) "wirklich" passiert ist:


Die verkleideten Halloween-Kinder läuten an einer Haustüre und rufen "Süßes oder Saures?!"

Der Inhaberin war der Brauch bis dato völlig unbekannt und gibt den Kindern ein große gelbe Zitrone....

Berit
 
Als vor einigen Jahren Halloween auch bei uns im Pinzgau "modern" wurde, machte ich es so:
Als die Kinder vor der Haustür standen, klärte ich sie auf, dass es diesen Brauch bei uns nie gegeben hätte, dass es Geschäftemacherei sei, sie von mir auch nichts bekämen und sie sich auch nicht einfallen lassen sollten, mir auf irgendeine Art Saures zu geben, aber sie seien herzlich willkommen als "Alperer". Ohne Murren zogen sie ab....
Das Alpern ("Åöpan") ist ein uralter Brauch im obersten Oberpinzgau, der am Abend des 10.Nov. (vor Martini) durchgeführt wird. Junge Burschen, heutzutage Kinder (Buben und Mädchen), ahmen einen Almabtrieb nach, sie hängen sich Kuhglocken um und ziehen von Haus zu Haus. Früher endete der Zug beim Wirt, heute werden die Kinder an den Haustüren beschenkt.
Dann, am 10. Nov. stand die "Herde" mit enormem Glockengeläut vor der Tür und wurde ordentlich beschenkt. Seither werde ich von Halloween verschont und freue mich auf die "Åöpara"!
(Ich bin gerade dabei, die Sagen von Wald i. Pzg. zusammenzustellen, da ist auch eine dabei, wo es ums Alpern geht, da werde ich den (alten) Brauch auch genauer beschreiben.)

Ich bin bekennender Halloween-Gegner:smi_reite
 
Meine amerikanische Ex-Schwägerin hat mir erzählt, dass sie als Mädchen bei den Halloween-Rundgängen nie "trick or treat" annehmen durfte, weil es schon mal vorkam, dass jemand Rasierklingen in die Schokolade reingegeben hatte.

In meiner Jugendzeit (und sooo lang ist das noch nicht her) wurde Halloween in Österreich jedenfalls nicht gefeiert.
 
In meiner Jugendzeit (und sooo lang ist das noch nicht her) wurde Halloween in Österreich jedenfalls nicht gefeiert.

Ich muss gestehen, dass mir Halloween auch noch nicht so ewig lange auffällt. Die ersten Dokumentar-Fotos habe ich im Jahr 2000 dazu gemacht.

Dennoch dürfte es nach meiner Einschätzung (ich mag mich irren) dennoch Spuren des Brauches schon lange geben. Alfons Quellacasa berichtet im Gullibuch etwa in der Zeit 1895 - 1903 über den Kürbis:

"Derselbe ist ein vorzügliches Mastfutter und auch für große Kinder ein häufiges Kurzweil. In den Kürbis werden Augen-, Nasen- und Mundlöcher geschnitten und eine brennende Kerze hineingestellt. Das ist aber unter Umständen eine schwere Sünde. Ich weiß einen traurigen Fall. Ich habe eine Häuserin, ein bildsauberez Weibez gekannt, die hat davon das Hinfallende oder die Epilepsie gekriegt und bald darauf war sie fertig."

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Diese Diskussion überHalloween ist eine gute Gelegenheit, einmal die Ethnologen zu fragen: Was ist eigentlich ein "Brauch"?

Sind es nur die guten alten althergebrachten Volksbräuche oder ist nicht auch gerade Halloween (auch, wenn ich persönlich nichts damit anzufangen weiß) mittlerweile bei uns zum Brauch geworden. Vielen jungen Leuten ist es durchaus ein Bedürfnis, an diesem Abend als Gruftie verkleidet durch die Strassen zu ziehen und um Süssigkeiten zu heischen.

Andererseits sind oft Bräuche derart zur Touristenattraktion verkommen, dass sie IMHO den Namen nicht mehr verdienen. Ich denke da etwa an die mancherorts stattfindenden wöchentlichen Almabtriebe im Herbst oder an die sinnentleerten Brauchtumsabende in manchen Fremdenverkehrsorten.

In den "modernen" Lebensbereichen gibt es ebenfalls Usancen, die vielleicht schon dem Brauchtum zuzuordnen sind. Dazu etwa der Thread Aberglaube - Auto oder die beleuchteten Bäume in den Gärten, die neuerdings zur Adventszeit wie die Schwammerl aus dem Boden schießen.
Und die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.
 
Im Zuge der Globalisierung werden aus allen Teilen der Erde Sitten und Gebräuche, Speisen und Sprachen übernommen.
Wenn wir uns gegen diese neuen Einflüsse wehren wollten, dürften wir keine Pizza mehr essen und keine englishen Songs hören.
Mann muß zwar nicht jeden Sch... mitmachen, aber wenn einer Spass daran hat.
Ich habe bei mir im Laden eine Halloween-Party gegeben und Kinder mit ihren Eltern eingeladen. Ganz nebenbei habe ich neue Kunden gewonnen
 
hmmm

ich komme aus österreich und hier gibts geschichten, dass schon lange vorher die kinder zu allerheiligen rumgezogen sind und um geschenke gebeten habe....das alles lange vor dem wiedereinführen des halloween brauchtums...
ich wunder mich, da es denselben brauch schon mal gegeben hat, der anscheinend verschwunden ist und warum man sich dann so darüber den kopf zerbricht, wenn er wiederkommt :)
 
hier gibts geschichten, dass schon lange vorher die kinder zu allerheiligen rumgezogen sind und um geschenke gebeten habe....

Hi Kriss,

ich kann dir da nur beipflichten und wenn ich mich nicht täusche, dann ist es sogar wissenschaftlich belegt, dass es einen vergleichbaren Brauch auf dem Kontinent gab.

Berit
 
ja, es ist wissenschaftlich belegt!
muss mal das alte buch aus der bibliothek raussuchen.

mir selbst hat sogar mal ne frau aus der obersteiermark erzählt, dass sie als kind noch unterwegs war. das müsste so in der kriegszeit bzw danach gewesen sein.

und was ganz spannend ist, die sache mit dem kürbis. hier wo ich herkomme ist der kürbis zwar ein "landestypisches" gewächs und er wurde schon immer an allerheiligen ausgehölt, aber vor dem kürbis oder anstatt des kübris wurden/werden hier auch rüben genommen.
vor allem die alten leute hier können sich daran erinnern, auch dass dann mit den rüben "geistern" gegangen wurde, das heisst man lief damit durch die gegend und hat die leute "erschreckt" oder die rüben wurden einfach wo hingestellt, gleich dem kürbis.

über die symbole bzw die schnitzereien in der rübe konnte ich nichts erfahren... mündlichen geschichten nach wurden einfach muster reingeritzt. auch über die bedeutung desselben habe ich im moment nix rausgefunden.

allerdings, für jeden der sich für lebendiges brauchtum und volksmagie und die ganzen geschichten interessiert und das praktisch anwendet, dem sei gesagt, versucht es mal mit so ner rübe, das ist der hammer....!
die ganze rübe leuchtet nämlich mit der flamme im inneren.
muss mal schauen ob ich das foto mit meiner geschnitzten rübe finde.

lg
Kriss!
 

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