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Das GULLIBUCH - Eure Erzählungen

SAGEN.at

Administrator
Teammitglied
Nach fast 100 Jahren erscheint "Das GULLIBUCH" erstmals wieder in der SAGEN.at-Buchedition. Das GULLIBUCH ist seit vielen Generationen "Kultlektüre".

- Wer hat in der Familie Erzählungen über Alfons Quellacasa gehört?

- Wird in Brixen noch heute von Alfons Quellacasa erzählt?

- Was waren Eure Eindrücke bei der Lektüre des GULLIBUCHES?

- Wie schätzt Ihr den Unterricht und die Erziehung von Alfons Quellacasa (für die damalige Zeit) ein?

- Wer hat ähnliches erlebt? Im Internat, in der Schule?

Wir freuen uns auf Eure Berichte zur Lektüre des Gullibuches und auch, wenn Ihr das Gullibuch weiterempfehlen möchtet :rolleyes: .

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Zuletzt bearbeitet:
"Das Gullibuch - Gymnasialerinnerungen" hab ich an einem einzigen (sehr kurzweiligen!) Nachmittag gelesen. Es war ein großes Vergnügen die mal erschreckenden, mal nachdenklich machenden, aber immer humorvollen und pointiert formulierten Ausführungen und "Weisheiten" Alfons Quellacasas zu lesen. Ich fühlte mich richtiggehend hineinversetzt in den Unterricht von damals.
Daneben bietet das Buch aber auch einen sehr authentischen und interessanten Einblick in das Menschen- und Weltbild sowie in den Schulalltag von damals.
Mich wundert, wo diese Aufzeichnungen so lange waren, warum solch eine Bereicherung eines jeden Bücherregals erst jetzt herausgegeben wurde, aber besser spät als nie.
Besten Dank jedenfalls dem Kompilator und Herausgeber und viel Erfolg beim Vertrieb dieses Werkes - verdient hätte das Buch es allemal.

Christian
 
Ich kann Christian78 nur zustimmen, das GULLIBUCH ist ein geniales Stück Schulgeschichte und äußerst vergnüglich zu lesen. Ich bin sicher, auch nach dem zehnten Durchgang wäre hier noch Neues zu entdecken, so groß ist die Fülle an Sprachwitz und interessanten Informationen zwischen den Zeilen.
"Gulli" scheint übrigens ein beliebter Lehrerspitzname (gewesen?) zu sein; auch an der Schule meines Vaters gab es einen Gulli: eine Legende, ein alter Franziskanerpater (auch bei dieser Schule handelt es sich um eine Klosterschule mit Internat, auch wenn mein Vater ein "Externer" war). Sein Name war Pater Heribert Raschl, wie er zu "Gulli" kam, wird wohl immer ein Mysterium bleiben.
 
@ Christian78

nur zur Sicherheit, damit keine Verwechslung auftritt:
das GULLIBUCH ist einzig und alleine das Werk von Franz Junger! Der "Kompilator" auf Seite 5 ist Franz Junger im Jahr 1914.

Von mir (W.M.) ist im vorliegenden "GULLIBUCH" das Nachwort und die Erklärungen ab Seite 191 verfasst und die Neuedition herausgegeben.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Zum "GULLIBUCH" langen erfreulicherweise immer mehr Meldungen ein, sei es als Briefe oder mündliche Erzählungen.

Ich sehe alle Rückmeldungen als erfreulichstes Ergebnis, die sich wirklich lohnen und die ich gewissenhaft sammle und dokumentieren werde.

Heute erreichte mich auch ein Hinweis, dass eine Neuauflage des "GULLIBUCH" 1914 angeblich von der Kirche verboten sei...

Wir erhalten Anekdoten, die seit Generationen über Alfons Quellacasa erzählt werden und freuen uns sehr diese noch dokumentieren zu können.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe heute von em. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Röd eine besonders wertvolle Zuschrift erhalten, die ich den Lesern des "Gullibuch" als ergänzende Lektüre nicht vorenthalten möchte.

Prof. Wolfgang Röd ist in Brixen aufgewachsen, sein Vater war der Gymnasialprofessor Dr. Josef Röd, der Gründer und erste Direktor der nach ihm benannten Mittelschule in Bruneck, Südtirol. Dr. Josef Röd hat Prof. Alfons Quellacasa persönlich gut gekannt.

Prof. Wolfgang Röd ist unter anderem Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Herausgeber des auf vierzehn Bände angelegten Werkes der "Geschichte der Philosophie" (eben erschien Band 13).

Wolfgang Röd schreibt:

Ergänzende Bemerkungen zu Prof. Quellacasa
(auf Grund von Erzählungen einiger Neustifter Chorherren und meines Vaters)


Prof. Quellacasa hat nicht nur Naturgeschichte, sondern — mindestens eine Zeitlang — auch Italienisch gelehrt. Vielleicht hat man ihn mit dieser Aufgabe betraut, weil er Ladiner war und aus dem stärker italienisch beeinflußten Buchenstein stammte. Da er aber kein Philologe war, sah er sich in manchen Fällen veranlaßt, zwecks Entscheidungsfindung die Meinung von Italienern einzuholen. Mit Vorliebe konsultierte er einen italienischen Maurer, auf den er sich im Unterricht berief: „Der Polier hat gesagt …“.

Manchmal versetzte ihn die Frage, ob man sich in einem bestimmten Fall nicht auch anders ausdrücken könne, in Verlegenheit. Dann verhielt er sich dezisionistisch: „Sie können, man kann, Sie dürfen einfach nicht“.

Im Italienisch-Lehrbuch kam ein Satz vor, der mit dem Worten „Quella casa“ begann. Die Schüler übersetzten „Jene Hütte“, worauf der Gulli korrigierte: „Es heißt nicht jene Hütte, es heißt jener Palascht!“

Einmal soll er bei einer Schularbeit versichert haben: „Die Aufgaben sind leicht, Fallen habe ich Ihnen nicht gestellt, und wenn Sie fleißig gelernt haben, werden Sie mit Gottes Hilfe ein gutes Ergebnis erzielen.“ Bei der Rückgabe der Hefte hieß es dann: „Ich habe Ihnen einige Fallen gestellt, und richtig sind Sie hineingetappt.“ (Eine „Falle“ war zum Beispiel die Wortverbindung „vierzehn Tage“, die mit „quindici giorni“ wiederzugeben ist.) Benotet hat er übrigens recht streng.

Die deutsche Sprache hat er nie ganz beherrscht. So kam es immer wieder zu verunglückten Formulierungen, wie „Heute nacht habe ich kein Auge über das andere gebracht“. Auf ausgiebigen Schlaf scheint er Wert gelegt zu haben, wie seine Klagen über die frühe Ruhestörung in der dem Kloster Neustift gehörenden und Neustifter Chorherren als Sommerfrische dienenden Alm Steinwend zeigen: Er beklagte sich über die Ruechen (Rohlinge), die dort schon um vier Uhr in der Frühe zu dengeln beginnen.

Als Prof. Quellacasa einmal gefragt wurde, wie das italienische Wort für „Gondel“ heiße, fragte er zurück: „Meinen Sie die Wassergondel“ (er sprach den Mundartausdruck „Kandel“ [= Kanne] wie „Gondel“ aus). An die Wendung „in den letzten Zügen liegen“ anknüpfend sagte er „zu den Zügen greifen“. So soll er auf dem Sterbebette zu der Klosterschwester, die ihm Trost zu spenden suchte, gesagt haben: „Hören Sie auf, oder ich greife zu den Zügen“. Als die fromme Frau ihm die Schönheiten des Himmels vor Augen hielt, soll er nur geknurrt haben: Vedremo!

Wir bedanken uns bei Prof. Wolfgang Röd für diese wertvolle Zusendung!

Wolfgang (SAGEN.at)
 
em. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Röd sendet eine weitere sehr wichtige Nachricht seiner Analyse des GULLIBUCH, die wir hier wiedergeben dürfen:

"Was "Gulli" betrifft, hatte ich seit langem den Verdacht, daß ihm manchmal Äußerungen, die gar nicht auf ihn zurückgehen, zugeschrieben worden seien. In einem Fall habe ich den Verdacht bestätigt gefunden. Der Vergleich des von der Klapperschlange erzeugten Geräusches mit dem Klappern beim Schütteln eines leeren Sacks voller Nüsse, das man von weitem höre, wenn man in die Nähe komme, habe ich vor Jahren in einer Sammlung von Aussprüchen des Klassikers der Kathederblüte, des Gothaer Gymnasialprofessors Galletti, gefunden."

(vgl. Franz Junger, Gullibuch, Ausgabe 2006, S. 58)

Wir bedanken uns bei Prof. Wolfgang Röd für diese wertvolle Zusendung!

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Daß Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache auch nach Gulli noch zu sensationellen „Neuentdeckungen“ führen können, habe ich gestern beobachtet und will daher nicht unterlassen, die Forumsmitglieder gebührend auf eine ganz neu entdeckte Tierfamilie hinzuweisen!

Ich war anläßlich des „Tages der offenen Tür“ in einem hiesigen Gymnasium, in welchem Schüler einer 1. Klasse ein großes Plakat zu Säugetieren gestaltet hatten. Manche der Tiere waren sehr gut gezeichnet, manche auch ausführlich beschrieben...
In der Gruppe der PAARHUFER ließ sich ein Tier mit einigem guten Willen als Steinbock identifizieren. Der Text war mit wahrhaft lakonischer Kürze auf die wesentlichsten Informationen reduziert:

„Lebt in: Felsengegenden.
Frisst: Gras.
Gehört zur Familie der: BARHÜTER.“

Damit noch einen schönen Sonntag wünschend
D.F.
 
Interessante Einblicke in die Schule des beginnenden 20. Jahrhunderts. Man kann sich's sehr gut bildlich vorstellen.

Nett zu lesen
 
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