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Falsches Wiegen und Messen - Van de Elmeloher Mööhl

Nicobär

Member
Die Sage vom Müller in Elmeloh (niederdeutsch mit Übersetzung und Bildern).

Hier eine kleine Spukgeschichte - in niederdeutscher Sprache, mit hochdeutscher Übersetzung und mehreren Bildern vom Ort des Geschehens.

Is noch nich lang heer, doar is mi een Book van Hermann Lübbing in'ne Hann fullen. Hermann Lübbing was een in't Ollnburger Land heel good bekannter Schrieverling und Heematforscher. In dat Book funn ick nu een von em vortellte Saag, in der dat um een oolen Müller von'ne Elmeloher Mööhl gung.
De Elmeloher Mööhl gifft dat as Mööhl van Dage nich mehr. Bloots dat Möhlenhus, de Stau un dat groote Mööhlrad sin noch doar un in't ool Mööhlenhuss leevt van Dage Lüde. Ji könnt jo dat ankieken, ick heff 'n Bild davon hier rinnstellt.

De Elmeloher Mööhl is bannich old. Fröher höört se to't Gut Elmeloh, dat up guntsiet vonne Straten stunn und dat de Witzlebens tohöörte. Dat eerst Mol, dat'n wat van'ne Mööhl leesen kunn weer in't darteinte Johrhunnert. De Lüde van Elmeloh, man ook von wied her muss'n den heelen weten Wech mit ehr Korren foarn, wulln se ehr Korn mohlen, denn de Elmeloher Mööhl weer een herschaplichen Mööhl un höör den Grundherrn to un weer een Zwangsmööhl.

Man nu schall ick mal anfangn de Geschicht to vertelln, de ick lesen hebb. Se mutt sick inn'ne Tied twischen 1825 - ab dit Joar sitt de Amtmann in Falkenborch un nich in Gannerkesee un 1856, as de Gewerbefreeheit ook bi de Möhlens in't Ollnburger Land inföört waard, todragen hebben.
Doar is mal een Müller up de Elmeloher Mööhl west, de hett de Buern bie't Messen wan't Korn, wat se to de Mööhl bröcht, över't Ohr haun. De Buern kricht'n immer weniger Geld von em, as se em Korn bröchten. So lang de Müller leevt, kunnen se em nix anhoben - wiel se em dat nich nowiesen kunnen. Man nach veelen Joohrn wurd de Müller old und gung up'n Karkhoff. Man in sien Graff kreeg he kien ro. He keem elk een nacht torüch in'ne Möhl un polterte doar un dreev sien spöök mit hui un radau. Und de niege Müller kunn maken wat hei wull - de spöök höörde nich off. As se allens versücht haarn, den Spöker loos to waarn, schickten se eenen den weeten Wech na Vechta, wo de Lüde katholisch sünn, domit hei een katholisch Pater hollen schull.
De Pater keem und krieg den Geist ook furst mit Gebet inne Schnupftobaksdose um em wechtobringen. Man doar riekten keen veer Peerd ut, denn de Spöker maakt sick heel schwer. Se mussen söss Peerd vor den Wagen spannen. Man denn gungs un sei föhren na Falkenborch, wo de fröher de Amtmann sütt.
Man de Amtmann wuss ook nich, wat hei mit den Spöker anfangen sull un so bruch de Pater em na'n Hasbruch, dat is een ooln Wold. An ne Jachthütt sett hei em na buten und verkloort em, dat hei von nu an de Beek mit'm Emmer ohne Boden leermaken schall. Un da fraagt em de Spöker: "Wat schall ick maken, wenn ick de Beek leerschöpt heff?" Man de Pater weer nech up't Muuhl fallen un secht "Denn tellst Du all Graashalm, de hier sünd!" - "Und wat schall ick maken, wenn eck daormit ferddich bün?" frogt de Spöker. - "Dann fängst allwedder van voorn an" seggt de Pater.
Sieht de Tied gifft dat keen Spöök mehr inne Elmeloher Mööhl, man an'ne Jachthütt in'n Hasbruch doar hefft man bis vor een poar Joahrens denn Spööker as een Iiesgrohen Mann noch sehen.

Hochdeutsche Version:

Vor nicht all zu langer Zeit ist mir ein Buch des Oldenburger Heimatforschers und Schriftsteller Hermann Lübbing in die Hände gefallen, in dem ich eine Sage über einen früheren Müller der Wassermühle Elmeloh (Gem. Ganderkesee, Ldkrs. Oldenburg) fand. Die an der Welse, einem kleinen von der Wildeshauser Geest kommenden Flüßchen gelegen Elmeloher Wassermühle gibt es als Mühle seit den 60er Jahren nicht mehr. Im Rahmen der großen Stillegungsaktionen wurde auch sie aufgegeben. Lediglich der Stau, das große mittelschlächtige Wasserrad und das alte, heute als Wohnhaus genutzte Mühlengebäude dieser ehemaligen Gutsmühle stehen noch. Von der Mühle, der imposanten Eichenallee, die die Zufahrt von Osten her bildet sowie des Flüßchen Welse unmittelbar oberhalb der Mühle habe ich ein paar Bilder hier hinein gestellt.

Die früher zum auf der anderen Straßenseite gelegenen und nach den Napoleonische Kriegen abgebrochenen Gut Elmeloh - ein Bild von der heute noch im Gelände erkennbaren Burgwüstung befindet sich im Anhang - war als herrschaftliche Mühle Zwangsmühle für weite Gebiete. Dies bedeutete, dass die Bauern im Einzugsbereich des Guts Elmeloh verpflichtet waren, ihr Getreide nur in der Gutswassermühle mahlen zu lassen.

Doch kommen wir zur Sage. Sie muss sich, will man den Erzählungen glauben, zwischen 1825 und 1856 so zugetragen haben, denn 1825 wurde der Sitz des Amtes Ganderkesee nach Falkenburg verlegt und 1856 das System der Zwangsmühlen im damaligen Großherzogtum Oldenburg durch die Einführung der Gewerbefreiheit im Mühlenwesen ersetzt.

In der Elmeloher Mühle gab es einmal einen Müller, der die ihr Korn anliefernden Bauern durch falsches Wiegen betrog: sie bekamen immer weniger Geld, als ihnen eigentlich zustand. So lange, wie der Müller lebte, konnten sie ihm nichts anhaben, denn sie hätten ihm das falsche Wiegen nachweisen müssen, was sie aber nicht konnten. Als der Müller alt wurde und starb, fand er im Grab keine Ruhe und spukte in der Mühle und trieb allerlei Schabernack. Dies wurde am Ende so schlimm, dass man aus dem katholischen Vechta einen Pater holte, der den Geist bannen sollte.
Der Pater kam, und mit Gebeten gelang es ihm, den spukenden Müller in eine Schnuptabaksdose zu bannen und diese auf einen Wagen zu bringen. Hier machte sich der Geist jedoch so schwer, dass nicht einmal vier Pferde ausreichten, um den Wagen in Bewegung zu setzen. Erst als man sechs Pferde angespannt hatte, konnte man losfahren und wählte als erstes Ziel das Amtshaus in Falkenburg. Der Amtmann dort wusste aber nicht, was er mit dem Geist anfangen sollte und so fuhr der Pater mit dem Geist in der Dose in den nahen Hasbruch, setzte ihn in Höhe der Jagdhütte an der Bäke aus und befahl ihm, dort mit einem Eimer ohne Boden den Bach leerzuschöpfen. Der Geist hoffte nun, dass er, wenn er dies geschafft hätte entlassen wäre und zurück in die Mühle dürfe. "Was", so fragte er den Pater, "soll ich machen, wenn ich damit fertig bin?" - "Dann", befahl ihm der Pater, fängst Du an, die Grashalme zu zählen!" - "Und wenn ich damit fertig bin?" fragte der Geist. - "Dann fängst du damit wieder von vorne an!" erwiderte der Pater.
Seit der Zeit spukt es nicht mehr in der Elmeloher Mühle. Aber den Geist haben manche Leute bis vor ein paar Jahren nachts als steingrauen alten Mann im Hasbruch gesehen. Inzwischen sieht man nicht mehr und vielleicht hat ja der Herrgott mit ihm ein Einsehen gehabt.

frei erzählt nach Hermann Lübbing (1968) sowie mündlichen Erzählungen.
Quelle: LÜBBING, H.: Oldenburgische Sagen. Holzberg Verlag Oldenburg: 1968
 

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