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Unser Umgang mit der Natur u. menschlichem Handycup. Die Glockenelfe von Anni Mathes/Bludesch/A - in "Märchen im Reim" - netVerlag/Chemnitz/D 2021

Die Glockenelfe

Im einem wirklich kleinen Land
geschieht im Stillen allerhand.
Ein Hang im Ländle, herrlich mager
ist wohl das größte Blumenlager.

2016 zur schönsten Wiese gekürt,
hat Viele mit ihrer Vielfalt berührt.
Dort wachsen ungezählte Arten
und tausende Insekten warten.

Für Schmetterlinge ein Paradies,
das wohl keiner gern verließ.
Es tummeln seltene Exemplare
und dies schon viele hundert Jahre.

Doch hier ist Düngen nicht erlaubt,
weil man die schönsten Blumen raubt.
Dies musste vor 150 Jahren
ein armer Mann leidvoll erfahren.

Niemand gönnte ihm einen Gruß,
dem Johannes mit seinem Hinkefuß.
Er humpelte täglich hinauf zur Wiese,
denn keine Freude war wie diese.

Als plötzlich in seiner offenen Hand
eine Elfe ein Stück Heimat fand.
Herzentflammt: „Wer bist du, Kleine?“
Und arg verliebt: „Du bist wie keine.“

Spinnweben-Flügel, gar unendlich zart
strichen ihm sanft über Wange und Bart.
„Quadriella bin ich, kann herzlich lachen,
als Glockenelfe auch Unfug machen.

Ich behüte diesen besonderen Hang,
schütze Tiere und Pflanzen jahrelang.“
Er legte sich samt Gräsern nieder,
die Elfe sang ihm schöne Lieder.

Sie trafen sich täglich zum Stelldichein
und glaubten, es könnte immer so sein.
Doch eine Frau mit kaltem Herzen
vertrug kein Lachen und kein Scherzen.

Die Rache war grausam, voller List,
ihre Knechte fuhren mit ätzendem Mist.
Das Ende der Blumen, keine blieb stehen,
geknickte Stängel, verstummt ihr Flehen.

Quadriella war hilflos, ihre Zeit vorbei,
die Wiese gab ihre Hüterin frei.
Es perlten Tränen ins Verbrannte,
das niemand mehr als Gras erkannte.

Das Blumenwunder war komplett zerstört.
Nie mehr hat Johannes von der Elfe gehört.
Er vermisste schmerzhaft ihr frohes Singen,
nie mehr sollte ihm ein Lachen gelingen.

Doch nach siebzig Jahren war die Wiese gesund,
vernahm ich als Kind aus Großvaters Mund.
So habe er später in der Zeitung gelesen,
es gäbe wieder ein Fabelwesen.

Seltsames habe ein Wanderer erlebt,
Spinnwebenflügel hätten gebebt.
Eine Elfe habe fröhlich gewunken
und schlürfend Morgentau getrunken.

Mein Blick auf diesen Zauberhang
begleitet auch mich ein Leben lang.
Denn in manchen stillen Stunden
hat mich der Zauber auch gefunden.

© Anni Mathes/ Internationale Mundartautorin aus Bludesch/Vorarlberg/A
Die Glockenelfe vom Quadres war vor zwei Jahrzehnten als sagenhafte Geschichte - damals ungereimt -Ein wundersames Plätzchen in Bludesch - Vbg..JPG gemeinsam mit drei dazugehörigen Bildern einer Malerin, auf Schloss Bozen/Südtirol ausgestellt.

Magerwiesen gibt es in Vorarlberg noch einige Wenige. Sie sind schützenswert, da die einzigartige Vielfalt an Pflanzen und Tieren eine doch noch intakte Natur darstellt. Es braucht wirklich ca. 70 Jahre bis eine gedüngte Wiese wieder eine Magerwiese wird, vorausgesetzt, sie wird nie mehr gedüngt.
 
Hallo Heinzelmännchen,

hast Du die Veröffentlichungsrechte zu diesem Text und Bild?
Anni Mathes ist eine lebende Autorin und ohne Veröffentlichungsrechte dürfen deren Texte nicht verwendet werden!

Solche Postings kosten mich im geringsten Fall 1.200 Euro, sollte keine Genehmigung vorhanden sein...

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Ja, Wolfgang, ich bin Anni Mathes, habe die Geschichte gereimt und ungereimt geschrieben und auch das Foto selber geknipst. Mir als mehrfache Autorin sind die Quellennachweise sehr wichtig. Dieses Bild wurde auch in einer meiner Anthologien gedruckt.

Liebe Grüße, Heinzelmännchen Anni Mathes aus Bludesch im Walgau/Vorarlberg
 
Oh, Entschuldigung Anni!
Ich bin sehr sensibel in Bezug auf Urheberrecht.

Wow, super! Wir freuen uns sehr auf weitere Beiträge von Dir! Leider ist ja bisher Vorarlberg in Text und Bild in diesem Forum/Fotogalerie kaum vertreten, es würde mich freuen, wenn sich das verbessern würde.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Sensibel zu sein, vor allem auf Urheberrecht ist kein Nachteil, Wolfgang.

Gerne trage ich wieder was bei, denn in meinem Berufsleben als jahrzehntelang tätige dipl. Krankenschwester im Nachtdienst und als selbständige Kinesiologin (16 Jahre lang) kann ich auf einen reichen Erfahrungsschatz im Umgang mit Menschen zurückgreifen. Ich habe viele todkranke Menschen begleitet, auch Kinder und habe für manche von ihnen und/oder für ihre Familien tröstliche Märchen geschrieben. Zwanzig Jahre lang war ich Seminarleiterin für Märchenseminare (für das Schreiben aus dem Unterbewusstsein) für Erwachsene, aber auch im Rahmen des Deutschunterrichtes in österreichischen Schulen. Die Fantasie vieler Kinder ist durch passives Konsumieren enorm zurückgegangen. Für mich total unverständlich ist die Redewendung "Erzähle mir keine Märchen." Denn wer keine oder nur noch wenig Fantasie hat, wird lebensuntüchtiger, weil weil vor allem in Stress- und Ausnahmesituationen meist auch keine spontane, hilfreiche Idee zustande kommt, wie man solche Situationen wieder meistern könnte.

Außerdem bin ich mit einem mittelgroßen Projekt in der Vorbereitung, einem internationalen, literarischen Wanderweg, wo ich stets zum Frühlings- und Herbstbeginn die Tafeln mit neuen Texten bestücke. Eine Plattform für in- und ausländische AutorInnen, Prosa und Lyrik, bekannte und unbekannte AutorInnen, Mundart und Hochsprache, LiteraturpreisträgerInnen und auch Schulklassen. Falls einmal das Thema Sagen oder Märchen an der Reihe wäre, hätte ich hier eine wahre Fundgrube. Deshalb bin ich Mitglied geworden, weil ich Altbewährtes schätze und offen für das Neue, Unbekannte bin. Der Lektor meines ersten Buches hat in unserem Dorfbuch auch zwei Sagen nacherzählt, die ich ja auch beisteuern kann.

Also bis demnächst, Wolfgang, ich habe mich gefreut, hier herein geschneit zu sein.

Nächtliche Grüße vom Heinzelmännchen
 
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