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Eine Reise um die Welt in 34 Tagen

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Eine Reise um die Welt in 34 Tagen, in der „Rev. scient. wird daran erinnert, welche Fortschritte unsere Verkehrsmittel im letzten Jahrhundert und besonders in den letzten Jahrzehnten gemacht haben. Vor kaum 25 Jahren wurde das Werk von Jules Verne: „Eine Reise um die Welt in 80 Tagen" von allen Leuten als eine Fabel verstanden, heutzutage eine solche Reise nicht nur keine Fabel mehr, sondern unsere Verkehrsmittel haben diese damals erdichtete Geschwindigkeit weit übertroffen.

Wenn man die neuesten Fahrpläne von Eisenbahnen und Dampfschiffen zu Rate zieht, kann man sich folgende Weltreise zusammenstellen: von Marseille durch den Suezkanal über Aden, Singapur, Saigon nach Yokohama 33 Tage; von Yokohama nach San Francisco 14 Tage; von San Francisco nach New York 4 ¼ Tage, von New York nach Paris 7 Tage, von Paris nach Marseille 3/4 Tage, macht zusammen 59 Tage. Freilich würde sich diese Reise nicht ganz in dieser Geschwindigkeit wirklich ausführen lassen, da man noch einige Zeit für die Ein- und Ausschiffung der Passagiere und des Gepäcks rechnen muss; auch muss man wohl in Yokohama zwei Tage vor Abfahrt des pazifischen Dampfers eintreffen, um diesen nicht zu verfehlen. Man kann mit ziemlicher Genauigkeit behaupten, dass man die 360 Längengrade des Erdumkreises in rund 60 Tagen durchmessen kann.

Aber es ist schon jetzt mit Bestimmtheit auszusagen, dass in einer nahen Zukunft, sagen wir in 20 Jahren, die Weltreise noch bedeutend kürzer sein wird. Nach Vollendung der großen Eisenbahn durch Sibirien wird man in 12 Tagen von Paris zum Stillen Ozean gelangen, dann bei der heutigen Geschwindigkeit der Dampfer in 11 Tagen nach San Franzisco, in 4 Tagen nach New York und in 7 Tagen von dort nach Paris zurück, also zusammen nur 34 Tage. Wenn man noch etwas weiter denken will, so wird dann wahrscheinlich Geschwindigkeit der Dampfer und Eisenbahnen noch zugenommen haben.

Wenn wir solchen Fortschritten mit großer Wahrscheinlichkeit entgegen sehen können, so muss es allerdings höchst wunderbar erscheinen, dass die Menschheit in Bezug auf die Verkehrsmittel in den früheren Jahrhunderten vor der Benutzung der Dampfkraft so außerordentlich wenig geleistet hat. Die Fahrzeuge, mit denen noch vor 5/4 Jahrhunderten der große Cook Entdeckungen in Australien und im Stillen Ozean machte, haben sich in Bezug auf Geschwindigkeit wohl nicht allzu weit von den Schiffen unterschieden, mit denen schon die Phönizier ihre Handels- und Entdeckerreisen unternahmen. Man kann wohl kaum einen stärkeren Beweis für die Bedeutung unseres Jahrhunderts als desjenigen der Dampfkraft erbringen, als es in den obigen Vergleichen dargestellt ist.

Quelle: Uhland's Verkehrszeitung und industrielle Rundschau, 11. Jg., Nr. 51, 23. Dezember 1897, S. 303.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
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