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Des hl. Leopoldi rechte Läng.

Hermann Maurer

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Auf der Sebastiansäule in Klosterneuburg befindet sich eine eingemeiselte 27 Zentimeter lange Linie und dazu der Text "Diese Linie 8 mal ist des H. Leopolti recht Leng".
Heilige Längen gibt es viele, die bekanntesten sind die Längen Christi und Mariä, meist Seiden- oder Papierbänder.
Kennt jemand ähnliche Heilige Längen in der Landschaft?

Literatur: Josef Schömer, Des hl. Leopoldi rechte Läng. Festschrift St. Leopold, Klosterneuburg 1936.
Lenz Kriss-Rettenbeck, Bilder und Zeichen religiösen Volksglaubens, München 1963, 40f.

Länge Mariens (Teilansicht) in Sammlung Prof. Hermann Maurer, Horn. Aufgedruckt ist als Holzschnitt das Gnadenbild von Maria Taferl und nicht wie zu erwarten eine Maria Loretto - Darstellung!
 

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Hier ein Foto der Prandtsäule aus dem Jahr 2006. Obwohl inzwischen der gesamte Bereich um die Säule umgestaltet wurde, blieb sie an ihrem angestammten Platz stehen.



Die Inschrift an der Vorderseite lautet:
VEIT PRANDT
MARIA PRANDTNERIN
ZV SCHVLDN
DANK AUFER
RICHTEN LASEN
1656

Das Grundmaß der "Rechten Länge" haben die Lokalhistoriker bis heute noch nicht eindeutig identifiziert ;)
 
Sehr interessant die neuen Bilder! Der Vergleich der alten und der neuen Bilder zeigt deutliche Unterschiede bei den beiden Inschriften, sowohl beim Text als auch bei der Buchstabengestaltung! Läßt sich dazu etwas sagen?
 
Ich vermute eine "schlampige" Renovierung.

Zum Autor dieses Artikels gäbe es auch einiges zu sagen: Josef Schömer war Stadtbaumeister und Bürgermeister in Klosterneuburg. Die von ihm gegründete Firma existiert heute noch in Familienbesitz. Der Firmenname und das Konzept wurden jedoch vom Schwiegersohn der Familie geändert (bauMax). Das von der Familie ohne jeden öffentlichen Zuschuss errichtete Museum moderner Kunst ist mittlerweile weit über die Grenzen unseres Landes bekannt.
 
Das ist keine "schlampige" Renovierung sondern die Vernichtung des Originalzustandes - sofern es sich bei dem heutigen Objekt überhaupt um das Original handelt und nicht um eine Nachbildung! Vielleicht steht das Original heute aus denkmalpflegerischen Gründen im Museum?
 
Zur "Heiligen Länge" möchte ich den Artikel von Hans Mayr in den "Tiroler Heimatblätter" zitieren:

Wahrhafte Länge und Dicke unser lieben Frauen
Von Hans Mayr

Frau Cilli Naschberger, geborene Thaler, fand in dem von ihr geerbten Austraghäusl (Loyhäusl) in Oberau diese „Marienlänge“ mit einer Länge von 1,69 m. Die Fußlänge Mariens ist mit 16 cm angegeben (mit der sie 63 Jahr so viele harte Tritt gegangen ist).

Diese Länge ist in einem zigarrendicken Zeltbahnsäckchen als Rolle verwahrt und zum Tragen um den Hals hergerichtet. Alter etwa 300 Jahre.

In den ersten Anfängen waren solche Längen aus Pergament und wurden trotz öfterer kirchlicher Abwehr und Verboten immer wieder in den Klöstern hergestellt.

„Wenn eine Frau mit einem großen Leib gehet,
soll sie diese Länge zwischen die Brüste legen,
dann wird sie eine schmerzfreie und fröhliche Geburt haben.“
Quelle: Hans Mayr, "Wahrhafte Länge und Dicke unser lieben Frauen" in: Tiroler Heimatblätter, 3/1987, S. 94.

Wolfgang (SAGEN.at)

 

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Hier ein weiterer Beleg zu einer "Heiligen Länge":

Adolf Spamer bringt im zweiten Band (Bildteil) seines Werkes "Die Deutsche Volkskunde", Leipzig 1935, ein sehr schön gearbeitetes Faksimile zur "Wahrhaften Länge Christi und Mariae" (siehe Bildanhang).

Bemerkenswert erscheint mir, dass es sich um den gleichen Druckstock wie beim anderen Beleg von Hans Mayr zu handeln scheint, lediglich das Bild Marias wurde im Druckstock ausgetauscht.

Adolf Spamer schreibt dazu:

"Zu den ältesten, bis heute trotz aller kirchlichen Abwehr noch nicht verschwundenen Amuletten gehören auch die Wahrhaften Längen Christi, lange Papierstreifen, die mit Gebeten bedruckt sind. Die älteren Stücke bestanden aus beschriebenen, zuweilen auch mit Sigillen versehenen Pergamentstreifen, in deren Texte wiederholt der Name des Besitzers in roter Tinte eingeschrieben werden musste. Die frühesten Belege der Länge Christi sind kleine Maßstäbe in Handschriften; sie sollen 16mal genommen die Größe des Herrn ergeben, die eine Statue in Konstantinopel aufzeigte (so schon im Cod. Rom. Reg. lat. 421; 9./10. Jahrhundert, wahrscheinlich aus St. Gallen). Vermutlich kam die Verehrung der Länge Christi zuerst an den Hof Karls des Großen, wie so manche Reliquien. In der Form beschrifteter Pergamentstreifen lässt sie sich nicht vor dem 15. Jahrhundert nachweisen, und die entsprechenden Längen Mariae treten uns erst im 17. Jahrhundert entgegen. Die von uns in Originalform nachgebildetet Größe wurde 1908 in großen Mengen in Bayrisch-Schwaben von einem postlagernden St. Mariae-Verlag in München vertrieben, so dass das Augsburger Ordinariat vor ihrem Ankauf warnte. Dabei stellte es sich heraus, dass es sich hier um mißbräuchlich gedruckte Bestände eines Faksimiles handelte, das im ersten Jahrgang der Zeitschrift "Volkskunst und Volkskunde" erschienen war. Neben zahlreichen anderen christlichen Längen stehen solche des Mohammed, des Buddha und des ägyptischen Thot.
Vergleiche Adolf Jacoby, Heilige Längenmaße: Schweizerisches Archiv für Volkskunde, Bd. 29, Basel 1929."
Quelle: Adolf Spamer, Die Deutsche Volkskunde, Zweiter Band, Leipzig 1935, S. 9.


Hinweis 1: nach A. Spamer dürfte Hans Mayr in seiner Einschätzung zum Alter irren.

Hinweis 2: ich habe das Faksimile im Buch mit dem Massband gemessen, ich komme auf ca. 185 cm (Irrtum vorbehalten).

Wolfgang (SAGEN.at)
 

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Laut Gustav Gugitz befindet sich vor dem Eingang der Wallfahrtskirche Maria Rain in Kärnten ein Maßstab Christi zwischen zwei Steinplatten. Man behauptet laut Gugitz, dass der Abstand der beiden Platten die Körperlänge Christi andeutet.
Literatur: Gustav Gugitz, Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch 4, 1956, Seite 54.
 
In Regensburg gibt es die Maria-Läng-Kapelle. Sie liegt ganz nahe beim Dom in einer Nebenstraße, ist aber von außen kaum als Kapelle zu erkennen, weil einfach Teil der Häuserfront, freilich mit wohnhaus-untypischen Fenstern, und ein Schild gibt es auch, glaube ich. Von Touristen wird sie deshalb auch kaum besucht; ich habe jedenfalls noch nie jemanden darin gesehen, der sie zu "besichtigen" schien. Dafür sind immer Betende dort; daher habe ich auch nie ein Foto von der Gnadenmadonna gemacht, die genau die Größe Mariens haben soll (mir scheint die Statue selbst für eine heutige Frau reichlich groß).

Vor etwa 20 Jahren konnte man im Pfarrbüro des Doms den Nachdruck eines etwa DIN-A3-großen Blattes kaufen, das in sechs einzelne Streifen unterteilt war; wenn man es in diese Streifen zerschnitt und sie aneinanderklebte, ergab das die "wahre Länge Mariens". Es wird wohl das gleiche Blatt gewesen sein, von dem hier bereits Fotos des Anfangsstreifens eingestellt wurden. Mein Exemplar ist unauffindbar; ich fürchte, ich habe es seinerzeit zerschnitten, um festzustellen, wie groß Maria war. ;)

Wenn ich auch die Madonnenstatue nie fotografiert habe, um die andächtigen RegensburgerInnen nicht durch mein Blitzlicht zu behelligen, so habe ich doch viele Bilder von der Rückwand voller Ex Votos. Ich werde einiges davon in die Bildergalerie stellen.

Näheres zur Maria-Läng-Kapelle findet sich hier.
 
In Regensburg gibt es die Maria-Läng-Kapelle ...

Vor etwa 20 Jahren konnte man im Pfarrbüro des Doms den Nachdruck eines etwa DIN-A3-großen Blattes kaufen, das in sechs einzelne Streifen unterteilt war; wenn man es in diese Streifen zerschnitt und sie aneinanderklebte, ergab das die "wahre Länge Mariens".
Auch nach dem Faksimile, das in Regensburg verkauft wurde, wäre Maria eine Riesin von ca. 185 cm wahrer Länge gewesen. Wenn das unterste rechte Feld dem Fuß Mariens entsprechen soll, hätte dieser Körperlänge ein Füßchen von 16 cm Länge entsprochen. Das sind schon recht eigenartige Proportionen. :D

Der Druckstock (Köln 1746) ist weder der bei Mayr noch der bei Spamer. Bei allen drei Vorlagen ist das Madonnenbildchen ein anderes. Das in Regensburg angeblich früher als Original verkaufte Blatt zeigt eine Madonna, die der Statue in der Kapelle Maria Läng überhaupt nicht gleicht, denn das ist eine Marienfigur ohne Kind – eine sehr große Figur, die nach dem Maß der "seidenen Bande" von Loreto hergestellt worden sein kann.

Hier (1) das ganze Blatt, (2) die zwei linken oberen Felder, (3) die zwei rechten oberen Felder, (4) das Feld links unten, (5) die beiden Felder rechts unten.
 

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