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Der Zwerg von Rusel

Tschossener

New member
Habe ich mal geschrieben, ein Teil von einen zukünftigen Projekt

Der Zwerg von Rusel

Ferdl Nowak und ich waren mit unseren Arbeiten schon fertig. Doch konnte ich noch nirgends mein Eichhörnchen entdecken. Ich hatte ihm gesagt, dass es nicht zu lange wegbleiben sollte. Ich schaute an das Ufer, ob ich ihn irgendwo entdecken konnte. Auf einmal sah ich meinen Freund herunterhüpfen. Er machte einen Sprung nach dem anderen und er kam immer näher dem Schiff. Dann sprang er über ein paar Sätze an das Deck und schnaufte mal. Es dauerte auch nicht mehr lange und wir legten ab. Silke kam gerade vorbei und sagte: „Da hat dein Freund Glück gehabt. Wegen Haustieren warten wir nicht.“ Dann ging sie weiter. Teberam war ein wenig beleidigt. Ich musste ihn auch gleich fragen: „Was hat dich denn so lange aufgehalten? Warum bist du denn nicht früher gekommen?“ „Lass mich zuerst ein wenig erholen. Dann werde ich dir von meiner spannenden Begegnung erzählen.“ Ich fragte mich, wen er getroffen haben könnte. Das war ein Dorf. Es gibt sicher interessante Leute, doch das er gar nicht mehr weg konnte, war schon ein wenig überraschend für mich. Als er sich ein wenig erholt hatte, begann er zu erzählen: „Ich war glücklich, dass ich endlich mal von diesem Schiff herunter konnte. Es war einfach wieder mal angenehm, dass ich normalen Boden und Wiese unter meinen Pfoten spürte. Da sah ich den Rusel. Ich wollte mir von oben einfach die Gegend ansehen. Es war sicher ein wunderschöner Anblick. So lief ich hinauf und neben mir floss ein Bach hinunter. Immer weiter hinauf wollte ich. Doch dabei wurde ich durstig. Neben mir endete der Bach oder besser gesagt hier war seine Quelle. Bevor ich weiter laufe wollte ich mich erfrischen. Als ich meinen Mund in das Wasser tunken wollte, hörte ich etwas Seltsames. Da ich so schnell gelaufen war, hörte ich nur mein Herz pumpern und konnte mich auf das Geräusch nicht so konzentrieren. So ließ ich mal ab von Wasser und setzte mich zu einem Baum. Dabei versuchte ich zu eruieren, woher es kam und was es sein könnte. Kaum vernahm ich etwas, blieb ich stehen, lauschte und ging in die Richtung, woher ich glaubte, dass es kam. Irgend wann konnte ich es endlich erkennen, was es war. Ein Weinen von einer Person. Ich schaute mich um, konnte aber niemanden sehen. Weinte vielleicht gar der Berg selbst. Ich lauschte noch mal und ging der Richtung entgegen. Da bemerkte ich, dass es aus dem Berg kam, wo die Quellen entsprangen. Ganz vorsichtig kletterte ich hinauf. Als ich mich durchkämpfte durch das Wasser, wurde ich plötzlich von einem hellen Leuchten geblendet.
Ich wusste nicht wie mir geschah. Wo kam denn das ganze Licht her? So wartete ich ab, bis sich meine Augen daran gewöhnt hatten. Da entdeckte ich den Umriss von einer kleinen Person, der neben einen goldenen Sarg saß und dahinter sah ich einen wunderschönen Eingang, der einen entgegen leuchtete. Dahinter standen die schönsten Kreationen aus Gold, Silber, Edelsteinen und sonstigen glänzenden Materialien. So etwas schönes Leuchtendes habe ich noch nie gesehen. Ich glaubte schon, dass ich gar im Himmel war. Vielleicht war ich gestorben und nun wirklich bei den Engeln gelandet. Doch irgend etwas störte mich daran. Da hörte ich es wieder und ich wusste, warum ich eigentlich hierher gekommen war. Es war der kleine Mann vor mir, der heulte. So rief ich ihn an: „Warum heulst du? Was ist denn passiert; dass dich so traurig macht.“ Der kleine Zwerg schaute auf und dabei kullerten die Tränen weiter. Sie hörten nicht auf. Als er mich ansah, sagte er zu mir: „Ich vermisse meine Freundin. Sie ist gestorben. Es war ein harter Schlag für mich.“ Ich war mir sicher, dass er nicht erkennen konnte, wer oder was ich war. Denn unaufhörlich rannen seine Tränen. Diese rannen über sein Gewand, dass total nass war über seine Schuhe, die er in zwei Richtungen gespreizt hatte. Von seinen Füßen rann durch das Loch was ich kam, von dem einen Fuß das Wasser hinab und das Wasser vom zweiten Fuß floss in eine andere Richtung ab.



Ich fragte ihn mit bedrückter Stimme: „Ist es die Person, die neben dir im goldenen Sarg liegt?“ Er nickte nur. So fragte ich weiter: „Darf ich wissen, wer es war. Vielleicht fällt es dir leichter, von ihr Abschied zu nehmen, wenn du ein wenig darüber sprichst. Das musst du aber selber wissen.“ Da begann er eine besondere Geschichte zu erzählen. Vor langer Zeit, war ich ganz unten im Rusel. Wo noch nie ein Mensch hingekommen ist. Es gibt tiefe Wege tief in das Gestein. Wir Zwerge haben diese angelegt. Dabei schürften wir die schönsten Gesteine, Gold, Silber und Edelsteine heraus. Wir lagerten sie. Unser König liebte sie. Doch nur in ihrer rohen Form. Ich konnte nicht anders und machte aus ihnen die schönsten Werke. Das man sie auch im Alltag wunderschön betrachten konnte und verwenden konnte. Doch die anderen Zwerge verstanden mich nicht. Sie fanden es hässlich, außerdem erzeugten die geschliffenen Gold, Silber und Edelsteine für sie zu viel Licht. So befohl mir der König, dass ich damit aufhören sollte. Ich wollte es auch, doch ich konnte nicht. So beschloss ich, dass ich einfach immer etwas von den Schätzen raubte. Ich wollte sie alle hinauf Richtung Oberfläche bringen. Dort hatte ich meine Ruhe und konnte meinem Hobby nachgehen, ohne das mir jemand Vorschriften machte. In meiner Freizeit arbeite ich einen Tunnel durch das harte Gestein des Rusel. So konnte ich immer mehr Schätze des Königs unterbringen in meinem geheimen Tunnel. Eines Tages hatte ich beschlossen, dass ich genug versteckt hatte und floh still und heimlich. Doch einer der Wächter entdeckte mich, wie ich mit den Schätzen floh, als ich gerade den Tunnel verschließen wollte. Er konnte es nicht mehr verhindern, aber er rief mir noch nach. Du solltest immer in deinen Traum leben, doch solltest du oder jemand anderen einen deiner Schätze zerstören, die du geschaffen hast, dann wird das dein oder sein Ende von deinem Traum sein. Ich versperrte den Weg, dass kein Zwerg wusste, wo ich war. So ging ich dann meinem Hobby nach und erbaute mir diese wertvollen Dinge, die du hier so wunderbar strahlen siehst. Doch bald bemerkte ich, dass mir die anderen Zwerge fehlten. Einfach, dass sie da waren und das ich mit ihnen über ganz normale Dinge sprechen konnte. Ich fühlte mich einsam. Doch da erinnerte ich mich an die Sagen, die in unserer Unterwelt erzählt wurden. Von Wesen, die auf dem Berg lebten und für unsere Schätze morden würden. Irgendwie hatte ich Angst, doch auf der anderen Seite, wollte ich zumindest wieder ein Leben sehen. So beschloss ich einen Tunnel nach oben zu graben. Als ich oben angekommen war, entdeckte ich die verschiedensten Menschen und sah zumindest ihren Treiben zu.



Doch eines Tages kam mit einem Almauftrieb ein junges Mädchen mit seinen Schafen herauf. Ihr freundliches Wesen und der nette Umgang mit ihren Schafen berührte mein Herz. So wollte ich mit ihr Freundschaft schließen. Ich ging auf ihr zu. Doch sie erschrak von meinen Aussehen. Die schönsten Wesen sind wir Zwerge ja nun mal nicht. Doch ich streckte meine Hand aus und gab ihr ein paar funkelnde Steine. Diese konnte sie nicht aus ihren Augen lassen und betrachtete diese ganz genau. Da sie merkte, dass ich ihr nichts Böses wollte, sprachen wir miteinander über die verschiedensten Dinge und erfreuten uns an den Schönheiten dieses Berg. Eines Tages bemerkte ich, dass der Winter wieder einkehrte. Ich wusste, dass da alle Viehhirten mit ihren Tieren heimkehrten. So auch meine junge Freundin. Als mir dies bewusst wurde, saß ich einen ganzen Tag traurig neben meiner kleinen Freundin. Sie fragte mich, was denn sei. Ich sagte, dass ich sie den ganzen Winter vermissen würde. Das ich dies aber nicht wollte. Sie sagte mir, dass sie nächstes Jahr doch wieder käme und die Zeit würde schnell vergehen. Doch da bat ich sie flehend: „Bleib doch bei mir. Du sollst es in meinem Reich so schön und gut haben wie eure Könige und Königinnen in eurer Menschenwelt. Sogar besser. Du wirst von goldenen Tellern essen und auf goldenen Stühlen sitzen und in einem goldenen Bett schlafen.“ Ich merkte schon, wie sie von meinen Erzählungen fasziniert war, doch sie hatte noch Zweifel, die sie mir in einer Frage stellte: „Ist es denn nicht finster und kalt in deinem Berg?“ „Bei mir ist es immer warm und immer hell vom Funkeln der vielen Edelsteinen“, erwiderte der Zwerg. „Es wird dir bei mir gewiss so gut gefallen, dass du nicht mehr fortgehen wirst.“ Doch sie hatte noch immer Bedenken. „Ich muss doch die Schafe nach Hause treiben!“ Aber ich sagte nur zu ihr. „Die Schafe? Die kennen den Weg schon selber. Die finden sicher auch ohne dich nach Hause.“ Jeden Tag wenn ich sie sah, erzählte ich ihr mehr von meinen Wunderdingen, die ich es in meinem kleinen Reich gab, entschloss sich die Kleines eines Tages bei mir zu bleiben und stieg mit mir in den Berg hinunter.



Als sie die wunderschönen Dinge sah, die ich in meinem Reich hatte, kam sie aus dem Staunen nicht mehr heraus. Schließlich sagte sie mir, dass sie großen Hunger fühlte. Das war natürlich für mich auch kein Problem und schon stand ein köstliches Mahl auf den Tisch. Kaum war sie müde, brachte ich sie zu ihrem goldenen Bett. Darin schlief sie tief und ohne zu träumen bis zum Morgen. Als sie erwachte, musste ich ihr eine Warnung mit geben: „Nun bist du hier zu Hause und darfst alles tun, was dir Freude macht. Nur musst du darauf achten, dass du nichts von all den Schätzen zerstörst.“ Wir lebten glücklich und zufrieden in den tiefen des Berges. Sie wollte gar nicht mehr hinaus. Die Jahre vergingen und wir waren beide glücklich. Doch eines Tages hörte ich etwas krachen und ich lief sofort zu ihr. Sofort sah ich die Bescherung, dass sie einen Kranz aus gläsernen Lilien zerbrochen hatte. Sofort schrie ich sie an: „Was hast du denn nur getan? Jetzt ist alles zu Ende.“ „Was sollte denn zu Ende sein?“, fragte die Hirtin. Da bemerkte sie erstaunt, dass ihre Haare und Glieder immer länger wurden. Bald konnte sie in der Höhle nicht mehr stehen und musste sich setzen. In wenigen Augenblicken war sie älter geworden, was sie in meinem Reich schon war. Doch nun erinnerte sie sich auch an ihr Heimatdorf Deggendorf. Aber sie war zu groß, dass sie durch den Eingang passte. Der Rusel hielt sie nun für immer gefangen. Darüber grämte sie sich so sehr, dass sie an einem gebrochenen Herz starb. Ich machte noch ein Meisterwerk. Diesen schön verzierten goldenen Sarg, den du neben mir stehen siehst. Seitdem habe ich sie nicht mehr verlassen können. Ich habe die Jahre nicht gezählt, denn sie waren alle für mich bedeutungslos. Ich hatte das liebste in meinem Leben verloren. Ein Wesen, das an mir und meiner Kunst eine Freude hatte. Es gab mir einfach ein tolles Gefühl. Und mein Traum ist wirklich zu Ende. Was bringt mir all der Reichtum und der Spaß an meinem Hobby, wenn ich es mit niemanden teilen kann.“ Während des ganzen Gespräches rannen die Tränen weiter.



Mir tat der Zwerg leid. Ich ging auch schon auf ihn zu, doch nach meinem ersten Schritt stoppte ich auch schon wieder. Ich wusste ja, was der Hirtin passiert war. Wenn ich nur hinging, damit ich ihn tröstete, würde ich selber schnell altern. Und wenn es nur fünf Minuten waren, kamen es mir wie Sekunden vor und auf einmal blieb ich länger und länger, weil ich glaubte, dass keine Zeit verging und dann wollte ich aus der Höhle hinausgehen. Da alterte ich plötzlich. So sprach ich ihn nur an: „Was wäre, wenn du hinunter gehst in den Ort. Nimm einige deiner Reichtümer mit und fange da unten ein neues Leben an. Ich bin mir sicher, dass du da unten sehr viele neue Freunde finden kannst. Besonders, wenn du da unten den Armen hilfst. Dann findest du sehr schnell dankbare Menschen. Außerdem könntest du ja unten deinem Hobby nachgehen. Dir Gold bringen lassen und die schönsten Dinge entwerfen, die die Menschen je gesehen haben.“ Doch der Zwerg erwiderte mir fast schon launisch: „Weißt du wie lange ich auf dieses liebe Mädchen gewartet habe. Immer wenn ich auf jemanden zugelaufen bin, hörte ich Beleidigungen, da rollt ein kleiner Gnom herab. Oder ich schenkte ihnen ein wenig etwas von meinen Schätzen und ich sah ihre gierigen Blicke, dass ich schneller lieber ging. Ich hatte Angst, dass sie mich festhielten, bis ich ihnen verriet, wo die anderen Schätze waren, dass sie mein Reich plündern konnten. Hin und wieder habe ich auch manch brutalen Kerl in mein Reich gelockt, wo er von den Schätzen so begeistert war, dass er sich umschaute und die Zeit vergaß. Er packte eine Sache nach der anderen in seine Hände. Doch kaum ging er weiter hinein in die Höhle entdeckte er etwas Neues. Er konnte einfach nicht genug bekommen und ging immer weiter hinein, bis er sich in meinen Höhlen verirrt hatte und darin verdurstete und verhungerte. Andere hatten einfach nur Angst vor mir, weil sie so ein Wesen wie mich noch nie gesehen hatten. Passierte irgend etwas auf der Alm, gaben sie mir die Schuld. Meist waren es nur die bösen Sachen. Denn für das Gute hatten sie ja ihren Gott, denn sie preisten. Stellte dir nun vor, dass ich in die Stadt hinunter ginge und nicht älter wurde. Einige Menschen waren sicher neugierig und forschten nach, woher ich kam. Wenn sie dann nichts fanden, wurden sie mir gegenüber sicher noch misstrauischer. Nein, ich hatte nur eine Chance. Ein kleines Kind zu finden. Es war zwar ehrlich und hatte am Anfang Angst. Doch gewannst du sein Vertrauen, dann mochte es dich. Egal wer oder was du warst. Du zählst als Wesen. Deswegen hatte ich auch so eine Freude an meiner lieben Freundin.“ Ich nickte nur und sagte zu ihm: „Ich muss jetzt dann leider weg. Doch du kannst am Ende selber wählen. Ob du für immer hier traurig sitztst und weinst oder ob du dein Leben wieder selber in die Hand nehmen willst und etwas riskieren willst. Gehe zu deinen Zwergen in den Berg hinab oder aber zu den Menschen hinunter und tue etwas Gutes. Lasse eine neue Sage auferstehen. Von einem Wesen, dass den Menschen etwas gutes tat und ihnen zusah, wie sie sich an seinen Gaben erfreuten, die er ihnen in die Wohnung schummelte, damit sie fortan im Warmen sitzen konnten, wenn es draußen kalt war. Baue dir einen Ruf auf und du wirst eines Tages Freunde finden, die die dich bewundern für deine Güte. Das sind Möglichkeiten, du musst nun selbst entscheiden was du machst. Andere haben leider nicht diese Möglichkeiten, dass sie von einem solchen Reichtum profitieren können. Ich muss leider weg.“ Dann drehte ich mich um und sprang hinunter über den Berg. Wenn wir das nächste mal in Deggendorf ankommen und sehen noch immer zwei Bäche über den Rusel herabfließen, dann wissen wir, dass er noch immer oben sitzt und sich selbst bemitleidet.“
„Da hast du noch Glück gehabt.“, hörten wir von unseren Arzt zu meinem Eichhörnchen sagen. „Das ganze hätte für dich schlimm ausgehen können. Hättest du nämlich von der Quelle getrunken, dann wärst du traurig um das Herz geworden und du hättest nicht gewusst. Der Zwerg spült nämlich seine Traurigkeit aus seinem Herzen. Doch da ist so viel drinnen, dass es bis zum Ende der Welt dauern wird. Seht, es geht schon wieder los. Dann werde ich mich wieder unter das Deck begeben.“ Dann sahen wir auch schon wie das Ufer langsam bei dem Ufer vorbei fuhren. Plötzlich schrie der Kapitän. Stoppt die Maschinen. Dann sahen wir am Ufer einen Mann mit blutrotem Mantel und einen breitkrempigen Hut. Dieser wurde aufgenommen, dann ging die Fahrt weiter.
 
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