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Der Teufelsabdruck an der Kirche in Ganderkesee

Nicobär

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Am südlichen Kirchenportal der Kirche in Ganderkesee (Ldkrs. Oldenburg) befindet sich in der Mauer ein großer Findling, in dem ein hufeisenförmiger Abdruck zu finden ist (siehe Bild). Der Sage nach hat es mit diesem Abdruck folgende Bewandnis:

Als die Ganderkeseer ihre Kirche bauten, erschien auch der Teufel. Er fragte die Bauleute, was für ein Bauwerk sie da errichteten. Da die Bauleute wussten, dass der Teufel ganz besonders etwas gegen Kirchen hatten, erwiderten sie: "Ei, ein Wirtshaus!" Das freute den Teufel und er fing an eifrig beim Bau mit zu helfen. Als aber die Mauern immer höher wurden, sah er, dass die Bauleute ihn betrogen hatten und wollte das Bauwerk zerstören. Die Leute in Ganderkesee hatten dies jedoch geahnt und die Kirche war noch vor der Fertigstellung geweiht worden. Da wurde der Teufel fürchterlich böse und trat gegen die Kirchenmauer, diese stuürzte jedoch, da sie bereits geweiht war, nicht ein lediglich der Abdruck des Pferdefusses blieb in der Südmauer der Kirche erhalten.

(Die Sage von der Kirche in Ganderkesee - frei erzählt von N.Behrmann).

Anmerkung: heute geht man davon aus, dass es sich bei dem besagten Stein um den Türstein eines Megalithgrabes handelte, das vermutlich an der Stelle der heutigen Kirche stand. Bei der Errichtung der Kirchhofmauer wurden bei den Ausschachtungsarbeiten u.a. Urnen mit Leichenbrand gefunden.
 

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Und nun die Interpretation

Nach einer Fahrradtour, die ich zu sagenhaften Orten auf der Wildeshauser Geest in der vergangenen Woche veranstaltet habe, habe ich den wahren Kern der Sage gefunden, den ich hier gerne vorab veröffentlichen möchte:

Wir wollen nun einmal einen detaillierten Blick auf den sogenannten Teufelsabruck werfen. Besonders auffällig erscheint bei seiner Betrachtung, dass es sich hierbei weniger um den Abdruck eines Pferdefußes, sondern um eine runde Bohrung handelt, die in den Stein hineingetrieben wurde. Allgemein wird von wissenschaftlicher Seite vermutet, es könne sich hier um einen sogenannten Türstein eines ehemaligen Megalithgrabes handeln, das sich vor dem Bau der Kirche an diesem Standort befunden haben könnte und dessen Steine nach seinem Abbruch als Baumaterial verwandt wurden. Die Frage nun, warum nun dieser Abdruck mit dem Teufel in Verbindung gebracht wurde, ist u.U. eher anekdotenhaft zu erklären:
Es ist davon auszugehen, dass der Stein beim Bau der Kirche ursprünglich mit der Bohrung zur Innenseite vermauert werden sollte, so dass diese nicht sichtbar war. Nun war Zeit auch im 15. Jahrhundert bereits Geld, und vermutlich durch einen Fehler der Maurer wurde dieser dann aber mit der Beschädigung nach außen hin vermauert. Augenscheinlich ist dieser Fehler der Maurer vom Baumeister erst bemerkt worden, als der Mörtel schon abgebunden war, woraufhin die Maurer, vom Baumeister erbost zur Rede gestellt, antworteten, der Stein wäre vom Teufel eingebaut worden. Vor allem im abergläubischen Mittelalter der vorreformatorischen Zeit ist davon auszugehen, dass sofort die Geistlichkeit benachrichtigt und die Kirche noch im unfertigen Zustand geweiht wurde; und es ist auch davon auszugehen, dass nächtens eine Person an der Kirche gesehen wurde, die vor lauter Wut gegen den Stein trat. Allerdings handelte es sich dabei nicht um den Teufel, sondern um einen Person aus Fleisch und Blut - vielleicht der Baumeister? Aber diese Frage lässt sich so nicht beantworten.
Nicolaus Behrmann
 
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