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Der Speik

Lisa

Member
Liebe Leut,

seit gestern spukt mir der Speik im Kopf rum. Hab natürlich schon die Datenbank durchforstet, wollt aber fragen, ob jemand hier noch mehr sagenhaftes über den Speik weiß. Bei uns gibt es einen Ort in den Bergen, der Speick heißt, vielleicht ist der früher da ja gewachsen und wurde geerntet. Leider - hab ich glaub ich noch nie einen in der Natur gesehen.

Grüße von Lisa
 
Hallo Lisa!

In der Sagenwelt hab ich den Speik noch nicht beachtet, aber dafür in der Realität:

Der "echte Speik" Valeriana celtica gehört zu den Baldriangewächsen (riecht auch stark danach), bildet kleine Ähren und - kommt bei uns im O.ö. Kalkgebirge nicht vor (Ausnahmen gibts wahrscheinlich, kenn ich aber keine!), normalerweise im Hochgebirge der Ostalpen zu finden.

Bei uns in OÖ - und seltsamerweise auch in Kärnten - bin ich aber ebenfalls über einen "Speik" (Achillea clavenae) gestolpert! Holzknechte empfahlen mir diesen als Tee für Bronchialprobleme wie Husten, Hustenreiz, Magenproblemen (nach übermäßgem Alkoholgenuß=Gastritis und bei Wunden. Es handelt sich aber hierbei um eine Pflanze mit weißfilzigen aromatisch riechenden Blättern, langen Blütenstielen die ebenfalls Ähren (Trugdolde) ausbilden, nämlich die "weißfilzige Schafgarbe" oder "Steinraute".

Interessant und Auffällig hierbei: Der Name des "originalen" Speik (celtica) der auf (ur)altes medizinisches Wissen schließen läßt;

weiters meine persönliche Beobachtung, daß auf einem "Speikbühel" ("Speikhügel") in der Kreuzeckgruppe (nähe Stagor richtung Lenkenspitze) Kleingruppen von Schafen (2-10 Stück) abgetrennt von den Großherden zu finden sind, wobei meist ein einzelnes Schaf der Gruppe mitten in den rasenartig vorkommenden Speikflächen liegt und sich als hinkend oder stolpernd = verletzt erweist! Die Tiere nutzen somit die heilende Wirkung dieser Pflanze sehr bewußt. Wieso dort auf Silikat (eigentlich Kalkgebunden!) diese Pflanze wächst, weiß ich nicht. (Ich weiche seitdem übrigens diesen Schaf-Kleingruppen aus, um unnötige Beunruhigung durch "aufscheuchen" zu vermeiden!)

Ich selber pflücke immer diesen "weißfilzigen" Speik und brühe ihn als Zusatz zu normalen Kräutertees auf! Achtung: er ist nicht nur würzig, sondern auch leicht bitter!

Beide Arten sind in Wikipedia (Wolfgang möge mir verzeihen ;-) ) gut beschrieben. Sogar die mir auch bekanntgewordene Abwehrwirkung der filzigen Schafgarbe gegen Hexen (gemeinschaftlich mit Hauswurz gegen Feuer und Blitzschlag) ist dort angeführt. Man findet sie daher noch in einzelnen Blumenbeeten auf traditionell geführten Almhütten im oberösterreichischen Ennstal ....

Liebe Grüße vom teetrinkenden
Norbert
 
Danke Norbert,

dann gab es bei uns wahrscheinlich nie den Baldrian-Speik (wegen Kalk). Hm... ist ein Haselgebirge eigentlich auch so kalkhaltig (schäm, sowas weiß ich nie)? Aber "Deinen" Speik hab ich auch schon gesehen, es gibt ja noch den Blauen Speik und den Roten..., wenn ich "Deinen" mal wieder sehe, werd ich mir auch was pflücken, so genügend wächst, der ist ja nicht geschützt oder?

Liebe Grüße von Lisa
 
Speik hilft und schmeckt übrigens nicht nur als Tee

ich hab ihn auch schon als "Angesetzten" kredenzt bekommen, sehr gschmackig und vor allem ein hilfreicher Magenbitter!

Berit
 
Der echte Speik​

In alten Büchern auch mit ck geschrieben.
Vorkommen in Kärnten vor allem in den Nockbergen. Ich pflücke ihn ab und zu am Rinnsennock. Zahlreiche Berg und Flurnamen zeugen von seiner Existenz.
Speikkogel, Speikbichel, Speikboden, Speikleiten, den Großen und Kleinen Speikkofel.

500 v. Chr. War schon der Handel im Orient bekannt
1460 Verlieh Friedrich der Dritte der Stadt Judenburg das Monopol, mit dem Speik weltweit Handel zu betreiben. Das Monopol dauerte fast 100 Jahre an.
1787 Das alleinige Recht zum Speikgraben für Grundbesitzer und Adel endete und wurde unter Einhaltung der Waldordnung frei.
Säumer transportierten Speik mit Pferden Jahrhunderte über die Berge und weiter zu den großen Häfen der damaligen Zeit, wie Triest und Venedig.
1936 wurde die Speikanwendung verboten (Reichsnaturschutzgesetz)

Alpenbaldrian, wie der Speik auch genannt wird, verbreitet seinen Geruch nicht von den Blüten, sondern aus den Wurzeln und verfügt über wertvolle Stoffe, die ihn zur Heil- und Duftpflanze machen. Extraktion führt zum ätherischen Nardenlöl, und ist bis heute synthetisch nicht herstellbar. Der Speik wird auch Maria Magdalenen Blume genannt, weil in der Überlieferung Maria Magdalena, Jesus die Füße mit Nardenöl salbte

Im August, werden die Blätter des Speiks gelb, dann ist Erntezeit.„Gespeikt” wird zwischen dem großen und dem kleinen Frauentag, zwischen dem 15. August und dem 8. September. Geerntet wird von Speikbauern, die nur ungefähr die Hälfte entnehmen um ein Vermehren zu gewährleisten.Im Rahmen eines Nationalparkprojektes Nockberge ernten zwei Bauern aus Saureggen den Speik. Für ein Kilo getrockneten Speik müssen ungefähr sechs Kilo Speikpflanzen ausgegraben werden. Mit dem Speikkramperl wird er ausgegraben und zum Trocknen in Büscheln aufgehängt. Dabei werden allein für ein Liter Nardenöl rund 70 Kilo getrockneter Speik benötigt.

Neben der Kosmetik ist Speik in der Medizin als Baldrianart Valeriana celtica subspezies norica bekannt und in alten Schriften aufgezeichnet.
Er wirkt Magen stärkend und Harn treibend, gegen Fieber und Zahnschmerzen, Herz- und Nerven stärkend, Kreislauf fördernd.
 
uh ... meine oma hat aus diesem kraut immer eine heilsalbe gemacht ... als kleines mädchen musste ich ihr immer helfen speik zusammeln
 
nix da ... familiengeheimnis :smi_reite
ne ... werd mal bei meiner lieben oma nachforschen *g*
 
Oh, ich würd sooo gern mal einen echten Speick sehen, riechen...

Grüße von Lisa (allen neidisch, die freilaufende Speicks je erblickt haben)
 
Grüß euch!

@cerambyx und siegi: Danke für eure interessanten Informationen! :smi_blume

Bei uns im Pinzgau wird die Mehlprimel, die im Frühjahr auf moorigen Böden - immer seltener - anzutreffen ist, "Speik" genannt.
 
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