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Eines der großen Rätsel der Volkskunde in Tirol ist der "Bschriebene Stein" (Beschriebene Stein, Geschriebener Stein) im Vikartal (Viggartal).
Es handelt sich um einen Menhir mit Schriftzeichen, deren Bedeutung heute unbekannt ist.

Da mich schon viele Anfragen zum "Bschriebenen Stein" erreicht haben, bringe ich hier verschiedene Meinungen und Deutungsversuche.

Wir freuen uns über Meinungen, Ergänzungen und auch auf Fotos vom "Bschriebenen Stein" und aus dem Vikartal!

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Wanderung oder Mountainbike-Tour ins Viggartal

Das Vikartal (Viggartal) liegt zwischen dem Patscherkofel und dem Morgenkogel südlich von Innsbruck und ist ein wunderbares Wandergebiet.

Die Wandermöglichkeiten ab dem Meißner Haus wären nach Boscheben (2035 m) am Patscherkofel, sowie über den Hochleger auf die Viggarspitze (2306m). Im hinteren Bereich sind mit dem Glungezer (2677 m), Kreuzspitze (2746 m) und Rosenjoch (2796 m) noch weitere Ziele.

Anfahrt über Patsch (entweder Autobahn oder über Igls), weiter über Hennenboden und St. Peter, nach Mühltal bei der Peugeot-Werkstätte links hinauf abbiegen. Hier ist nach ca. 100 Metern auf der linken Seite eine Parkmöglichkeit.
Los geht`s jetzt den Asphaltweg entlang, beim „Loamgruber Hof“ links abbiegen (hier Wegweiser „RundwanderungMeißner Haus“) und noch einen
kleinen „Stich“ nach oben bis zum Ende der Asphaltstraße. Der Forstweg Nr. 72 geht jetzt in angenehmer Steigung mit flachen Etappen Richtung Mühltaler Berg. Nach ca. 8,5 km und 615 Hm ist man beim Meißner Haus
(1707 m ) angelangt.

Fahrzeit bis hierher gemütlich ca. 90 Minuten. Die ganz „wilden Hund“ probieren noch die 2 km und 220 Hm zum Viggar Hochleger (1928 m). Der Weg ist allerdings steil und schwierig zu befahren. Nur die „Elite“ schafft es, bis zum Hochleger zu radeln. Die Rückfahrt erfolgt über den Auffahrtsweg, als Alternative bietet sich die „Direkte“ neben dem Bach an (Abzweigung bei der Edelweisshütte - Wegweiser) dieser Weg (im Winter Rodelweg) ist jedoch ruppig, und ab dem Ortsteil Mühltal ist bis zum Parkplatz noch ein kleiner Anstieg auf der Ellbögner Landesstraße zu bewältigen.

(Bergradln ins Viggartal, Heinz Ebenbichler, in: Haller Blatt, 4. Juni 2004)

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Der „Bschriebene Stein“ im Vikartal
Von Dr. Herbert Kuntscher, Innsbruck – Troisdorf

Hoch über dem engen, wald- und blockerfüllten Graben des Vikartales breiten sich sanfte und ausgedehnte Hochmulden und Böden, die in schroffem Gegensatz zur Wildheit des Talschlusses und der Baumgrenze stehen. Die Steilheit der Flanken und Hänge des Morgenkogels und des Signalkopfes, der Mohrenköpfln und der Vikarspitze mildern sich und werden abgelöst von oft wasser- und schneerfüllten Vertiefungen und trümmerreichen Blockhalden. Glungezer, Kreuzspitze und Morgenkogel bilden mit ihrem Verbindungskamm, den Abschluss des Talrunds, das blumenreiche Rasenpolster, glitzernde Seelein und plätschernde Rinnsale zieren.

Beschriebener_Stein_Vikartal_Tirol.jpg
Der "Bschriebene Stein"
Aufnahme Karl Kuntscher

Dort in den „Seegruben“ steht, wie man aus den meisten Karten entnehmen und in vielen Wanderbeschreibungen lesen kann, knapp neben dem Bachlauf der „Gschriebene oder Bschriebene Stein“. Staffler bemerkt in seiner Landesbeschreibung (Bd. 1, S. 930, 1842), dass es ein mächtiger Steinblock sei, der mit kaum mehr kenntlichen Buchstaben die Inschrift trage: Maximilian 1489 (1). Diese Erklärung wurde von den meisten in der Folge erschienenen Wanderführern übernommen und allgemein einer Jagdgesellschaft Kaiser Maximilians die Schriftzeichen und -damit die Benennung „Bschriebener Stein“ zugewiesen. Bei den einheimischen Hirten und Bauern ist dieser Name durchaus geläufig, eine Erklärung freilich wissen sie in den meisten Fällen nicht. Die Bezeichnung „Gschriebener Stein“ dürfte wohl auf falscher Niederschrift des mundartlichen Lautbildes beruhen, sprachlich und sinngemäß richtig ist zweifellos „Bschriebner Stoan“.

Wandert man vom Meißner Hause am aussichtsreichen Vikar-Hochleger vorbei den bezeichneten Weg zur Kreuzspitze, so kommt man nach etwa anderthalb Stunden zum ersten flachen Boden über dem Talschluss, wo in rund 2100 Meter Seehöhe der Bschriebene Stein steht. Es ist dies ein großer, ziemlich freistehender Glimmerschieferblock, der ungefähr dreikantig ist, am Boden einen Umfang von 17 Meter besitzt und dessen Höhe auf gut 5 Meter geschätzt werden darf. Vor einigen Jahren noch (1934) stand auf seiner Spitze eine mit F. Z. gezeichnete kleine und rostige Blechfahne, die mittlerweile (1940) verschwunden ist. Bei genauer Betrachtung sind tatsächlich an manchen Stellen der glatten Felsfläche Zeichen aufzufinden, die allerdings bereits stark verwittert sind und deswegen besonders schwer als regelrechte Buchstäben aufgefasst zu weiden vermögen. Die Zeichen befinden sich in der Hauptsache auf der Nordost- und Westseite des Steines. Die Abbildung gibt eine übersichtliche Darstellung der erkennbaren Eingravierungen. Irgendeinen Sinn, eine Zeichnung, Darstellung oder ein Wortbild aus dem Wirrwarr der Striche herauszufinden, gelingt nicht. Ein Teil der eingemeißelten Striche ist kaum mehr kenntlich und nur noch andeutungsweise erhalten. Auffallend ist das häufige Vorkommen von Vierecken und die Darstellung von Kreuze n, die auch auf der weniger reich mit Zeichen versehenen Westseite erscheinen. Ansonsten ist auch aus dem gesamten Erscheinungsbild irgendeine Bevorzugung eines besonderen Zeichenelementes nicht zu entnehmen, gerade Linien und Bogenstücke kommen gleichwertig nebeneinander vor. Ein Alter der „Beschreibung“ schätzungsweise festzustellen, ist ohneweiters nicht möglich. Es muss aber besonders überraschen, dass bei der Betrachtung in der Natur Altersunterschiede deutlich zu erkennen sind: neben ausgewaschenen, flachen und flechtenüberwachsenen Vertiefungen treten ziemlich frische, scharfkantige und wenig verwitterte Einschnitte auf. Es ist daher wahrscheinlich, dass sich zu den von älterer Zeit stammenden Zeichen neue dazu gesellt haben. Dieses kaum scharf trennbare, zeitlich verschiedene Nebeneinander von allerlei rätselhaftem Strichwerk wird sich wohl kaum entziffern lassen.

Bschriebener_Stein_Schriftzeichen.jpg
Schriftzeichen der Nordostseite des "Bschriebenen Steins"

Wichtiger ist es, festzustellen, woher die rätselhaften Zeichen stammen könnten. In dieser Hinsicht bestehen mehrere Deutungen.

Die eingangs erwähnte Ansicht, dass eine Jagdgesellschaft Maximilians hier ihre Namen und die Jahreszahl hinterließ, beruht auf einer Beschreibung in der Ellbögner Pfarrchronik, des Hausbuches des Widums zu St. Peter. Es heißt dort (2):

„......Von Mühlthale aus vührt durch eine Bergschlucht ein Weg nach der zwey Stunden entpfernten Alpe Viggar genannt, welche im Sommer von Hirten bewohnt ist. Merkwürdig ist in dieser Alpe ein Wasserfall, und ein Viertl Stunde von obern Läger entfernt eine Ebene, welche mit Felsentrümmern ganz überdeckt ist, die sich der Volkssage nach von den Rothwandspitzen auf den schönsten Theil der Obernalpe herabgestürzt haben. Auf einem bey 20 Schuh' hohen Felsenstück findet man mit römischen Buchstaben den Nahmen Kaiser Maximilian des 1 sten und deutschen Ziffern die Jahrzahl 1489 eingehauen.“
Tatsache ist jedenfalls, dass das Vikartal zu den Jagd gründen Maximilians gehörte und in seinem bekannten Jagdbuch angeführt ist. Wieweit die obige Angabe auf historischer Richtigkeit beruht, müssten weiter zurück datierte Belege beweisen. Die Möglichkeit aber besteht durchaus.

Eine andere Erklärung meint, dass die Senner hier ihren alljährlichen AImnutzen aufgezeichnet haben. Doch ist es nicht einzusehen, warum diese ausgerechnet Dreiviertelstunden von der Alm entfernt auf einem schwer bearbeitbaren Stein ihre Aufzeichnungen machen sollten. Schon eher möglich ist, dass die in der Umgebung hütenden Hirten zum Zeitvertreib allerlei in den Stein gemeißelt haben.

Wahrscheinlich dürfte es so gewesen sein, dass in weiter zurückliegender Zeit Besucher die ersten Zeichen schlugen. Als in der Folge die Jäger und Hirten, die in dieser Gegend weilten, den Felsblock näher betrachteten, bemerkten sie diese und der Stein erhielt seinen besonderen Namen. Hin und wieder nun meißelten auch sie Buchstaben ein und konnten sie nicht schreiben (was wohl meist der Fall war), so wurde eben mit mehr oder minder großer Geschicklichkeit und Sorgfalt ein Kreuz oder sonst ein Zeichen eingeritzt. So kam das Durcheinander der seltsamen Zeichen zustande, von dem der Block seinen Namen trägt. Dieser Hang zur Hinterlassung von „Andenken“ äußert sich auch an den an einigen Stellen sichtbaren Anfangsbuchstaben von Namen, die mit roter Farbe auf den Stein gepinselt wurden. Ein Hirte der Gegend meinte sogar, dass deswegen der Stein so genannt werde.

Übrigens ist der Bschriebene Stein auch in mehreren heimatlichen Sagenbüchern angeführt: Alpenburg (Mythen und Sagen Tirols, 1877) erwähnt seine Umgebung als Wohnort einer Seeschlange und sagt über den Stein selbst: .... „steht ein riesiger Steinblock, hoch und breit wie ein dreistöckiges Haus, in welchen verschiedene Buchstaben eingegraben sind, die nicht mehr zu deuten“. Auch in den „Tiroler Sagen“ von K. Paulin ist diese Geschichte in ähnlicher Fassung wiedergegeben.

Neben allen diesen Deutungs- und Erklärungsversuchen, die von der Fragestellung ausgehen, wie die Schriftzeichen auf den Stein gekommen sein mögen und deren unterschiedliche Antworten solange gleichwertig sind, bis es durch Auffindung entsprechender Urkunden gelingt, geschichtlich einwandfreie Belege für ihre Gültigkeit beizubringen, besteht eine Ansicht, die, so unglaubwürdig sie auf den ersten Blick erscheinen mag, doch den Dingen auf den Grund zu gehen vermöchte. Die Vermutung, dass wir es beim Bschriebenen Stein mit einer urzeitIichen KuItstätte — nicht im Sinne eines Opferortes o. ä., sondern, wie noch näher ausgeführt werden soll, als Fixpunkt einer räumlichen und zeitlichen Ordnung im Wechsel der regelmäßig wiederkehrenden Naturvorgänge — zu tun haben, ist durch verschiedene Anzeichen nicht von der Hand zu weisen (3). Leider war und ist es mir derzeit nicht möglich, die umfangreichen Messungen und Berechnungen, die eine endgültige Klarstellung erfordern würde, durchzuführen. Vielleicht kann dies zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. Aus diesem Grunde sind auch die folgenden Ausführungen mit allem Vorbehalt aufzunehmen und vorläufig als eine allenfalls bestehende Möglichkeit aufzufassen. Dass sie dennoch ausführlich verzeichnet wird, hat seinen Grund in der Überzeugung, dass dadurch die Erklärung des Rätsels vom Bschriebenen Stein von einer rein historischen Merkwürdigkeit auf die weitere und bedeutungsvollere Ebene der Vorgeschichte verschoben würde. Es sei gestattet, dazu etwas weiter auszuholen.

Kultstätten verschiedener Art sind bereits in großer Zahl bekannt (4). AIs eindeutig sichergestellte Kultstätten gelten z. B.: Die Externsteine im Teutoburger Wald, der Steinkranz von Stonehenge in Südengland, der Steintanz von Bützow in Mecklenburg. Dass aber auch im Gebirge Kultstätten bestanden, beweist G. Innerebner für den Jobenbühel am Montiggler See in der Umgebung von Bozen (5).

Wozu diente eine solche Kultstätte?

Der einfache Mensch der Urzeit wusste als guter Naturbeobachter, dass bestimmte Vorgänge in anscheinend ähnlichen Zeitabständen wiederzukommen pflegen (Sonnenaufgang, Gestirnsbewegung, Jahreszeiten). Ihn interessierte weniger der Vorgang als solcher sondern er wollte die Zeit einteilen, um mit annehmbarer Genauigkeit solche Ereignisse vorausbestimmen zu können. Damit trat, der Begriff Zeit in sein Leben. An sich natürlich nichtssagend, solange ihm ein Bezugspunkt fehlte. Nichts aber lag näher als seine Umgebung, also seine ruhende Umwelt dazu heranzuziehen. Der Begriff des Raumes entwickelte sich. Beide, Raum und Zeit, beherrschen in ihrem Zusammenhang jedwedes Leben überhaupt. Der Raum ist das Ruhende und Beständige, die Zeit das Bewegliche und Fortschreitende.

Es galt daher als folgerichtige Handlung, zum Mittelpunkt beider Begriffe das menschliche Leben zu nehmen. Der Beobachter stellte bald fest, dass z. B. die Sonne nicht täglich am gleichen Platz auf- und untergeht, sondern wechselt und im Laufe der Zeit weiteste und engste Grenzen berührt, die nicht überschritten werden. Die Sonnenwende war auf diese Art entdeckt und die Bedeutung, die ihr im Naturgeschehen zukommt, rechtfertigt ihre festliche Begehung, die heute noch in überlieferten „heidnischen“ Bräuchen vorhanden ist. Eine Markierung solcher Sonnenstände konnte nur durch Festlegung bestimmter Merkmale, z. B. eines Baumes oder Felsblockes in der Ebene oder einer bestimmten Bergkuppe im Gebirge möglich sein. Das Wiederauftreten der Sonne an diesem oder jenem Ort bedeutete für den Urmenschen ein aus seiner Erfahrung bekanntes Merkmal, nach dem er die Zeit einteilte. Mit fortschreitender Entwicklung gelang ihm eine weitgehende Unterteilung des Jahresbogens und damit die immer genauere Festlegung einer geordnet ablaufenden Jahreseinteilung, wobei bald Sonne oder Mond, Fixsterne oder Planeten zur Grundlage gemacht wurden.

Es ist einleuchtend, dass zur Vornahme solcher Messungen jeweils durch ihre Lage, Umgebung oder sonstige Eigenschaften hervorragende Orte benutzt wurden. Je ausgeprägter ihre Umgebung war (Gipfel, Kuppen, Jöcher), desto genauer konnte die Einstellung vorgenommen werden. Das ist der Vorgang, der heute als Ortung bezeichnet wird, d. h. die geometrische Einstellung zu einer Bezugsrichtung, um Zeit und Raum von dieser festen Linie aus eindeutig zu bestimmen. Die so gewonnenen OrtungsIinien stehen meist auch untereinander in einem bestimmten geometrischen Verhältnis.

Diese allgemeinen Ausführungen deuten genügend an, welche entscheidende Rolle allenfalls dem Bschriebenen Stein zukommen könnte. Eine Beziehung, die zumindest auffällig ist, ist folgende: Eine Verbindungslinie zwischen dem Bschriebenen Stein und St. Georgenberg (bei Schwaz) trifft genau die WaIdrastgegend. Eine darauf mit dem Mittelpunkt des Bschriebenen Steins errichtete Senkrechte führt über „Boscheben“ am Patscherkofel-Westhang (wo sich nach Angabe von Herrn Dipl.-Ing. Rüdiger eine weitere Kultstätte befinden könnte) in die Kranebitterklamm (6). Alle die genannten Orte haben möglicherweise Ortungsbedeutung.

Das Problem der Ortung im Hochgebirge ist noch fast völliges Brachland und bisher kaum behandelt, die obigen Angaben sind daher nur als Vermutung zu werten.

Für den Bschriebenen Stein wäre zunächst festzustellen, ob und in welcher Art Beziehungen der Bergumgebung zu gewissen Sonnenständen oder Gestirnbewegungen bestehen, diese zu vermessen und zu berechnen. Außerdem müsste dabei auf allenfalls vorhandene richtungweisende Steinsetzungen geachtet werden. Erst nach Vorliegen solchen einwandfreien Materials könnte ein näheres Urteil abgegeben werden. Die Schriftzeichen jedoch können m. E. dabei vernachlässigt werden, denn es ist kaum zu denken, dass die Verwitterung im Hochgebirge sie über einen so langen Zeitraum bestehen hätte lassen. Sie dürften wohl, wie eingangs geschildert, von Besuchern viel späterer Zeit stammen.

Immerhin ist damit eine Frage von nicht geringem Interesse und heimatkundlicher Bedeutung angeschnitten und es wäre erfreulich, wenn gegebenenfalls Freunde der Sache sich weiter um den Bschriebenen Stein annehmen wollten, damit dieser nicht länger ein, seinem Namen wenig Ehre machender, „unbeschriebener“ bleibe!

(1) Vgl. H. Hörtnagls Schilderungen vom Vikartal, Innsbrucker Nachrichten, 4. Sept. 1920 und Tiroler Heimatblätter 1930, S. 199.
(2) Pfarr-Archiv Ellbögen, Lade M, Mappe I, Nr. 1: Kirchliche Topographie und Statistik der Kuratie Ellbögen, Seite 3. Verfasser ist der Kurat von Ellbögen 1835 Niedermayr (dankenswerte Mitteilung des dortigen Pfarramtes).
(3) Herrn Dipl.-Ing. Rüdiger, Innsbruck, danke ich für verschiedene wertvolle Hinweise auch an dieser Stelle herzlich. Seine Ansicht (Privatmitteilung), die Schriftzeichen nicht einzeln, sondern aus ihrem ganzen Erscheinungsbild (Ursache, Wirkung) als Überbleibsel einer versunkenen KuIturperiode zu deuten, in welcher einzelne, geistig vorausschauende Menschen intuitiv höher als verständlich entwickelt waren, die dann von bestimmten Kultstätten aus Gestirnsbeobachtungen usw. vornahmen, um bevorstehende geistige und körperliche Aussichten (Heirat, Tod usw.) zu erfahren, scheint mir zu sehr in das Gebiet des Unexakten zu schlagen, um heute schon ernstlich vertretbar zu sein.
(4) R. Müller: Himmelskundliche Ortung auf nordisch-germanischem Boden. Leipzig, 1936. — O. S. Reuter: Germanische Himmelskunde.
(5) Der Jobenbühel, eine zeitweisende Kultstätte der Urzeit; Der Schlern 1937, S. 46 (mit Abb. und Karten). Vergl. auch, G. Innerebner, Der Menhir von Villandro. Ebenda, S. 184.
(6) Rüdiger, Die Hundskirche in der Kranebitter Klamm. Tiroler Heimatblätter, VII, 1929, Seite 120.

Quelle: Herbert Kuntscher, Der "Bschriebene Stein" im Vikartal, in: Tiroler Heimatblätter, 19. Jahrgang, Heft 7/8/9, 1941, S. 99 - 103.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Der „Bschriebene Stein“ im Vikartal
Von Franz Zangerl

Dr. Herbert Kuntscher brachte im letzten Heft, Seite 99 ff, unserer Zeitschrift einen längeren Aufsatz über den auffälligen Steinblock auf dem Hochleger im Vikartal. Er führt mehrere Deutungen und Erklärungsversuche an, wie die Schriftzeichen wohl auf den Stein gekommen sein mögen und hält es schließlich nicht für ausgeschlossen, dass hier eine urzeitliche Kultstätte vorliegt.

Vor allem möchte ich feststellen, dass ich den „Bschriebenen Stein“ selbst noch nicht gesehen habe. Nach der Abbildung, die auf Seite 102 die Schriftzeichen auf der Nordostseite des Steines zeigt, fällt die große Ähnlichkeit, ja Gleichheit dieser Zeichen mit den in Tirol üblichen Hausmarken auf. Das Vorkommen des Vierecks mit einem Stiel an einer Ecke oder an einer Seite, der Kreuzform, der „Römischen Zahlzeichen“ und einzelner Buchstaben ist auch bei den Hauszeichen typisch. Unter den Zeichen auf dem Steine ist nicht ein einziges, das nicht als Hausmarke auf dem östlichen Mittelgebirge von Innsbruck zu finden wäre.

Der Hochleger im Vikartal ist Interessentschafts-Ochsenalpe der Gemeinde Ellbögen. Konrad Egg hat im Heft 4 des 15. Jg. der Tiroler Heimatblätter die Hofzeichen von drei Fraktionen der Gemeinde Ellbögen: MühItal, Tarzens und Niederstraßen mitgeteilt, die er auf Urkunden entdeckt hat, die nach der Schrift aus dem 17. Jahrhundert stammen. Mehrere Zeichen auf dem Stein stimmen mit diesen Zeichen, wie man durch Vergleiche feststellen kann, vollständig überein (Abb. 1). Egg erwähnt auch, dass die Hauszeichen für die Fraktion Innerellbögen in dem Verzeichnis fehlen. In den heute in Ellbögen noch verwendeten Holzzeichen finden sich ebenfalls gleiche Zeichen wie auf dem Steine.

Was hätte nun dieser Stein mit den Hauszeichen zu tun? Bei allen Völkern bestand seit jeher die Notwendigkeit, herdenweise lebende Tiere zu kennzeichnen. Auch heute noch werden bei uns die Tiere vor dem Auftrieb auf die Alm mit Erkennungszeichen versehen. Gebräuchlich sind die Haarmarke, die darin besteht, dass gewisse Zeichen, Buchstaben oder die Hausnummer in der Kreuzgegend mit einer Schere aus dem Haar geschnitten werden, dann das Kerben und Lochen der Ohren, das Einbrennen von Zeichen in die Hörner und das Bezeichnen mit Farbstiften. Für das Kleinvieh, die Schafe und Ziegen, ist die „Ohrmarch“ am gebräuchlichsten, für das Großvieh die „Haarmarch“. Bei dieser werden meist die Namensinitialen oder die Hausnummern aus dem Haar herausgeschnitten, früher häufiger die Hausmark. Das Hauszeichen war gleichzeitig auch „Viehmarch“.

Die Hirten müssen die „Viehmarch" kennen, denn sie haben ja den Viehbesitzer zu verständigen, wenn etwas fehlt. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass der Hirt seinen besonderen Stolz darein setzt, die Zeichen seiner Herdentiere möglichst bald auswendig zu wissen. In den großen Bezirksalmen etwa des Kreises Landeck, wo viele Hunderte von Tieren aufgetrieben werden, ist dies keine so einfache Sache. Der Hirt beschäftigt sich daher mit den Zeichen und da ist es wohl naheliegend, anzunehmen, dass er aus Zeitvertreib die Zeichen seiner Herdentiere in den Stein gemeißelt hat, der ihn zum Bekritzeln einlud.

Die große Ähnlichkeit der Zeichen auf dem Stein mit den Hauszeichen der früheren Jahrhunderte in Ellbogen und dem Mittelgebirge und die zwingende Notwendigkeit für die Hirten, sich mit diesen Zeichen zu beschäftigen, lassen vermuten, dass die „mysteriösen“ Zeichen auf dem „Bschriebenen Stein“ im Vikartal nichts anderes sind als harmlose Viehmarken der einst dort aufgetriebenen Tiere.

Hauszeichen von Ellbögen

Fraktion Tarzens: 1 Schwaykhofer Georg d. Ält., 2 Schwaykhofer Georg d. Jung., 3 Aigentler Jenebein, 4 Schwaykhofer Claus, 5 Nagiller Lorenz, 6 Nagiller Gregory, 7 Pennz Oßwalht, 8 Heiß Muighen, 9 Reiner Peter und Hanns, 10 Schwab Jogl, 11 Aigentler Veith, 12 Zimmermann Veith.

Fraktion Mühltal: 13 Mair Blasy, 14 Rinner Erhardth, 15 Ysser Jacob, 16 Erler Jacob, 17 Zimmermann Metheiß, 18 Schwab Hanns, 19 Penz Thomann, Blasy Urban, Veit und Jacob, 20 Hilber Bartlme (Zeichen fehlt), 21 Glanderer Jacob, 22 Hueber Bartlme, 23 Glätzl Mathias.

Fraktion Niederstraßen: 24 Spörr Lorenz, 25 Kienast Jakob, 26 Penz Georg (Familienwappen), 27 Mair Antony (Familienwappen), 28 Holzer Bartlme, 29 Zäch Benedikt, 30 Lenner Georg, 31 Zäch Gallus (Petschaft), 32 Haller Urban, 33 Glätzl Gallus, 34 Singer Matheiß, 33 Praunögger Gall, 36 Praunögger Jacob.

Ellboegen_Hauszeichen.jpg
Hauszeichen von Ellbögen
Quelle: Franz Zangerl, Der "Bschriebene Stein" im Vikartal, in: Heimatblätter für den Reichsgau Tirol und Vorarlberg, 20. Jahrgang, Heft 4/6, 1942, S. 53 - 54.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Eines der großen Rätsel der Volkskunde in Tirol ist der "Bschriebene Stein" (Beschriebene Stein) im Vikartal (Viggartal).
Es handelt sich um einen Menhir mit Schriftzeichen, deren Bedeutung heute unbekannt ist.

Da mich schon viele Anfragen zum "Bschriebenen Stein" erreicht haben, bringe ich hier verschiedene Meinungen und Deutungsversuche.

Wir freuen uns über Meinungen, Ergänzungen und auch auf Fotos vom "Bschriebenen Stein" und aus dem Vikartal!

Wolfgang (SAGEN.at)

hallo wolfgang,

die luftbildarchäologie hat kürzlich in ägypten 17 potentielle pyramiden zu tage gebracht. vermutlich könnte auch in unseren breiten noch so manches zu finden sein.
(Administrator: Link existiert nicht mehr)

ob das auch beim "brschriebenen stein" hilfreich sein könnte?
kannst du den stein auf google maps lokalisieren?
das ist wahrscheinlich nur dann möglich, wenn man selber schon mal dort war.
viele kultplätze erfahren erst durch verbindungen mit der umliegenden landschaft ihren tieferen sinn.

die erklärung mit den hirten und ihrem möglichen zeitvertreib kann durchaus eine erklärung sein, trotzdem kann so ein megalith in dieser lage schnell auch kultcharakter gehabt haben.
 
Der Megalith ist zwar bei mir gleich in der Nähe, aber ich muss gestehen, noch nie dort gewesen zu sein... ich Depp i

Im Anhang ein Bild zur Orientierung der Lage des Vikartales bei Innsbruck, Tirol.

Hier der Link zu Google-Maps:
https://goo.gl/maps/eKrEJsumCySZbWNh9


Die Bildauflösung ist dort recht gut, vielleicht findet jemand die Position?

Wolfgang (SAGEN.at)
 

Anhänge

  • Vikartal_Innsbruck_Tirol.jpg
    Vikartal_Innsbruck_Tirol.jpg
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Hier noch weitere Ansichten, leider auch ohne Positionsangabe:

Tiroler Schutzgebiete, Viggartal
Im Jahr 2005 wurde das Landschaftsschutzgebiet Patscherkofel-Zirmberg um das Viggartal mit den Blauen Seen erweitert. Dieses weitgehend unerschlossene Tal erstreckt sich vom Morgenkogel über die Kreuzspitze bis zum Gipfel des Glungezers. Der Weg zum Geschriebenen Stein und anschließend hinauf zu den ganz versteckt liegenden Blauen Seen lohnt sich für jeden naturverbundenen Wanderer.

Geschriebener Stein, Rennrad-News

Tirol.ORF.at (Link existiert nicht mehr) , Zu den "Blauen Seen" und zum "Geschriebenen Stein" von Hubert Gogl
Die "Blauen Seen" und der "Geschriebene Stein" sind ein wohl gehüteter Schatz im hintersten Viggartal. Die "Blauen Seen" sind mehrere kleine Seen, die sich auf rund 2400m Höhe malerisch in Mulden betten.
Kurz vor man zum ersten der "Blauen Seen" kommt, erreicht man den "Geschriebenen Stein" (2190m) - ein großer Felsklotz an dem neben einigen zeitgenössischen Inschriften auch uralte Schriftzüge zu finden sind. Der "Geschriebene Stein" dürfte für Jäger und Sammler der Steinzeit ein Rast- oder Kultplatz gewesen sein.


Wolfgang (SAGEN.at)
 
Vielleicht ist das der Bschriebene Stein???

https://goo.gl/maps/WjNhqAn37546c2Cm8


Wolfgang (SAGEN.at)

glaube ich nicht. nach der beschreibung
Nach dem "Geschriebenen Stein" kommt eine letzte Steilstufe, hinter der sich am Fuße der Kreuzspitze die "Blauen Seen" verstecken(ca.2380m).
liegt der von dir vorgeschlagene ort zu weit weg von der kreuzspitze.
aber ich kann mich auch irren.
jedenfalls ist es schwierig in dem ganzen steinlabyrinth einen einzelnen, wenn auch großen stein heraus zu finden.
 
allerdings...
ist der auf google-maps mit durrensee bezeichnete see identisch mit den "blauen seen"?
dann wäre die lage des steins an der von dir bezeichneten stelle möglich.
 
Vielleicht ist das der Bschriebene Stein???

https://goo.gl/maps/WjNhqAn37546c2Cm8

Wolfgang (SAGEN.at)

Ich weiß nicht, ob wir die selbe Gegend haben - ich meine, hier ist er:
bsch. stoa - google.jpg

In der Bildmitte ist ein Stein mit einem großen Schatten,daneben ein kleines Fotosymbol. Wenn man Google Earth öffnet, zeigt das Foto den Bschriebnen Stein.
Unten im Foto sind die Koordinaten und die Seehöhe angegeben.
Ich hab mich beim Suchen nach den Blauen Seen und den Hinweisen aus den Rennrad-News "orientiert" ... vielleicht passt's? ;)

Link zu dem maps:
https://goo.gl/maps/DVSXF52n1jR42rrh8
 
Zuletzt bearbeitet:
Grüß euch!
Meine Fahrten haben mich auch ins Burgenland geführt, wo es ja auch einen "Geschriebenstein" gibt (inzwischen auch ein grenzüberchreitender Naturpark, ungarisch Írott-kő)
Leider ist an der höchsten Stelle (wo sich vielleicht einmal "etwas" befand) ein steinerner Aussichtsturm (Administrator: Link existiert nicht mehr)

Obs da wohl Zusammenhänge/Ähnlichkeiten gibt?

LG Norbert
 
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