• Willkommen im SAGEN.at-Forum und SAGEN.at-Fotogalerie.
    Forum zu Themen der Volkskunde, Kulturgeschichte, Regionalgeschichte, Technikgeschichte und vielem mehr - Fotogalerie für Dokumentar-Fotografie bis Fotogeschichte.
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst Du eigene Beiträge verfassen und eigene Fotos veröffentlichen.

Dat is mien Kopp! (in niederdeutscher Sprache - aber mit Übersetzung)

Nicobär

Member
Is noch goar nich so lang her, doar hebb ick een Geschicht ut'te Wersermarsch leest, de een angeflik van sien Grotvadder haar. Man woar mutt se ween, denn, hebbt dat ja de Bröders Grimm seggt, as se de Geschicht van Hasen un den Swinegel un deren Renn' up de Buxtehuder Heid offsrieven, wenn een Geschicht nich woar ist, dann kunn man se nich vertelln.

Dat mutt woll to Beginn van't leste Jahrhunnert wesen sien, as de Grotvadder, von de, de mi dat vertellte noch 'n staat'schn Keer was. Doar har hei un noch poar anner noch laat inne Nacht in'n Kroog bi heel veel Schluck und Beer seten. Un mit een keem dat Reden up Spuk und Düvel to. Und dor weer een bi, de wull nich glöven, datt dat sowat gifft. Un mit eens sech hei, hei wett' um Schluck un Beer vör aal, dat hei up'm Karkhoff to nachschlafner Tied gohen wull un ut'n Beenhus een Todenkopp holen wull. De annern ober secht, dat hei dat goar nich kunn - hei würd' vor'n Düvel un vor de Doden utneihen. Man hei seggt, hei würd' nich und hei würd den Dodenkopp holen.
Tja - und nu gung hei upm Karkhoff. Dat weer heel dunkel un doar woar ook kien Mand an Heben. Man hei gung stracks to't Beenhuss, dat dat damals noch geev. Un as hei in't Beenhus weer fung hei ook foars an, mang de Knokens to söken. Un ass hei so sök, har hei mit eens 'n Dofenkopp inne Hann. "Den hebb ick funnen" seggt hei to sick sülbens - man as hei denn Kopp inne Hand har, doar hört hei mit eens een Stimm, de seggt "Dat is aber mien Kopp!". Na - doar leggt hei den Kopp wech und funn een annern Kopp, de doar leggt. Aber doar weer de Stimm wedder un seegt: "Dat is mien Vadder sien Kopp". Un hei leggt den Kopp wieder wech und nehm een drüdden Kopp - und furs seggt den Stimm "Dat is mien Grotmudder eer Kopp". Doar war hei aber bannich fuchtich und reeP "Un wenn dat denn Düvel sien Grotmodder eer Kopp is - denn nehm eck mit". Un gung mit dem Kopp torüch in'n Kroog. De Wett harr hei wonn - man hei het bannich weeke Knee krägen un is nienich wedder nachts ins Beenhus van'ne Rodenkarker Karkhoff gangen.

Hier jetzt die kurze Übersetzung des Textes:

Vor nicht all zu langer Zeit habe ich eine Geschichte aus der Wesermarsch gelesen, die der, der sie erzählte angeblich von seinem Großvater hatte. Wahr muss sie sein, denn die Gebrüder Grimm haben bereits in der Einleitung des Märchens vom Wettrennen zwischen Hasen und Igel in der Buxtehuder Heide gesagt, wenn eine Geschichte nicht wahr währe, könne man sie nicht erzählen.

Es muss wohl zu Beginn des letzten Jahrhunderts gewesen sein,als besagter Großvater noch ein junger Mann voller Leben war, als er mit einer Menge anderer Leute im Gasthof bei reichlich Bier und Schnapps saß.Mit der Zeit kam die Rede auf Gespenster und den Teufel. Unter ihnen war einer, der meinte, dass es soetwas nicht gäbe und überhaupt hätte er keine Angst vor so etwas. Er wettete eine Lokalrunde, dass er nachts auf den Friedhof gehen würde und aus dem Gebeinhaus ihnen einen Totenkopf mitbringen würde. Die anderen glaubten ihm das nicht: er würde vor den Toten und dem Teufel schon das weite suchen und keinen Totenschädel mit bringen. Aber er sagte, er würde ihnen das schon zeigen und ihnen einen Totenschädel zur Ansicht mitbringen.

Gesagt getan, er ging los und ging auf den Friedhof und schnustracks ins Gebeinhaus. Dort begann er auch in den Knochen herumzuwühlen und hatte auch bald einen richtigen Totenschädel in der Hand. "Den habe ich gefunden" sagte er - aber mit einem Mal hörte er eine Stimme sagen "Das ist aber mein Kopf" - nun, er legte den Schädel beiseite und nahm einen anderen. Knapp hatte er ihn in der Hand, war wieder die Stimme zu hören: "Das ist der Kopf von meinem Vater!". Er legte nun auch den zweiten Schädel weg und suchte zwischen den Knochen weiter und fand auch bald einen ditten Schädel. Kaum hatte er ihn in der Hand war auch schon die Stimme zu hören: "Das ist der Kopf meiner Großmutter!" Da wurde er aber wütend und rief: "Und wenn der Kopf dem Teufel seiner Großmutter gehört - den nehme ich jetzt mit!" Und nahm ihn mit ins Gasthaus. Die Wette hatte er gewonnen, aber das ganze hatte ihn dann doch ziemlich mitgenommen und er ist nie wieder zu nachtschlafender Zeit auf den Friedhof gegangen.


Anmerkung: ich weiss leider nicht mehr die Quelle dieser Sage - ich kenne sie nur auf Plattdeutsch und da das eine eigene Sprache und kein Dialekt bzw. Mundart ist, gibt es gewissen Probleme mit der Übersetzung; es geht leider viel vom genüsslichen Flair der Sprache verloren.
Ich habe die Geschichte einfach aus dem Gedächtnis heraus erzählt. Ich persönlich glaube, dass sie sich genau so zugetragen hat - allerdings möchte ich sehr stark bezweifeln, dass die Stimme im Beinhaus ein Gespenst gewesen ist, sondern dass sich dort einige Leute - möglicherweise aus dem Wirtshaus - einen Riesenspass gemacht haben. ;)
 
Zurück
Oben