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Bergschwebebahn Dresden - die erste Bergschwebebahn der Welt

Dresdner

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Eine aus technikhistorischer Sicht sehr interessante Anlage befindet sich in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden.
Es ist dies die Bergschwebebahn Dresden; keine Seilschwebebahn, sondern eine Bergschwebebahn, welche statt auf einem Tragseil auf einer Fahrschiene geführt wird. Diese Sonderkonstruktion einer Schwebebahn gilt als älteste Bergschwebebahn der Welt - sie ist auch heute noch im täglichen Betrieb.

Die Geschichte der Bahn begann Ausgang des 19. Jahrhunderts, das Loschwitzer Oberland wurde immer mehr besiedelt. 1893 wurde die wohl berühmteste Dresdner Elbbrüche, das "Blaue Wunder", so benannt nach ihrer Farbgebung, eingeweiht, die erste sächsische elektrische Straßenbahn fuhr vom Dresdner Schloßplatz über Schillerplatz, "Blaues Wunder" und Körnerplatz nach Loschwitz. Die Continentale Gesellschaft für elektrische Unternehmungen aus Nürnberg, ein Tochterunternehmen von Schuckert & Co. war es, die die im Herbst 1893 mit ersten Bauarbeiten begann, im selben Jahr gründeten Schuckert & Co. ein neues Tochterunternehmen in Dresden, die Elektra AG. Diese AG übernahm neben weiteren Anlagen auch die Dresdner Bergschwebebahn. Am 16. Juli 1898 schließlich erteilte die sächsische Regierung die Konzession zum Bau der Bahn.

Schuckert & Co. verfügten über die Patente von Eugen Langen zum Bau von Einschienenbahnen. Dies gab den Ausschlag dafür, dieses System weltweit erstmalig ( und auch einmalig ) für den Bau einer Bergbahn zu nutzen. Bauausführende Firma und auch Lieferant der vier Wagen waren die Vereinigte Maschinenbau AG Nürnberg, heute MAN. Der leichte Bogen im Bereich der Talstation ist übrigens der Tatsache geschuldet, dass man ein avisiertes Grundstück am Körnerplatz nicht kaufen konnte, die massive Konstruktion der Bergstation dagegen der Tatsche dass man den Schornstein der Dampfmaschine zu verstecken hatte.

Nach einigen Verzögerungen, die Eröffnung sollte eigentlich bereits 1900 stattfinden, war es am 06. Mai 1901 endlich soweit.. In Anwesenheit Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich August von Sachsen wurde die Bahn eröffnet, der reguläre Fahrbetrieb begann einen Tag später. Ein regelrechter Ansturm auf die Bahn begann, allein im Eröffnungsjahr beförderte die Bahn 385 000 Personen. Dies war nur möglich, weil außer den beiden Hauptwagen die Vorsatzwagen zum Einsatz kamen. Bis 1937 standen diese Zusatzwagen zur Verfügung, dann wurden sie verschrottet. Einige Unfälle überschatteten die Anfangsjahre, so der Tod eines Schaffners beim Abspringen im Jahr 1902 und das Reißen des ersten Zugseils 1908. Allerdings kamen dabei keinerlei Personen zu Schaden - die Wagenbremsen funktionierten einwandfrei. Ursache war übrigens das Rosten des unverzinkten Zugseils von innen her.

Aus wirtschaftlichen Gründen bemühte sich die Elektra-AG sowohl die Schwebebahn als auch die benachbarte Standseilbahn zu verkaufen. So gingen beide Anlagen 1911 in das Eigentum der Stadt Dresden über, am 1. Januar 1912 übernahm die Städtische Straßenbahn den Betrieb der Anlagen. Über viele Nachfolgegesellschaften führen auch zur heutigen Zeit die Dresdner Verkehrsbetriebe AG den Fahrbetrieb.

Die Anlage blieb einschließlich ihrer Wagen bis 1984 ohne größere Veränderungen in Betrieb. Beide Schwebebahnwagen waren damit die ältesten für die Personenbeförderung im planmäßigen Linienverkehr eingesetzten Wagen Deutschlands. Natürlich fanden auch in der Zwischenzeit kleinere Verbesserungen statt, so zum Beispiel das Schließen des Glasvorbaus der Hauptwagen (1934) und die Schaffung eines geschlossenen Maschinenstandes für den Maschinisten mit Blick auf die Fahrstrecke (1951). 1964 erfolgte die Erneuerung des Antriebsmotors, 1967 begannen Sanierungsarbeiten am Traggerüst.

1975 wurde die Gesamtanlage der Schwebebahn unter Denkmalschutz gestellt, jedoch zeigten Überprüfungsarbeiten am Traggerüst umfangreiche Mängel, ein weiterer Bahnbetrieb war nur eingeschränkt möglich. Fahrtgeschwindigkeit, tägliche Betriebszeit und Fahrthäufigkeit mussten verringert werden. Am 01. September 1981 begann die Generalreparatur der Fördermaschine und die Instandsetzung der hochbaulichen Anlagen. 1984 - 1991 erfolgten weitere Rekonstruktionsarbeiten, einschließlich Erneuerung des gesamten Tragegerüstes. 2001/2002 musste die Bahn schließlich nochmals eine Rekonstruktion des Traggerüstes über sich ergehen lassen. Immerhin 230 Tonnen hochwertigen Stahls wurden verarbeitet, ein spezieller fahrbarer Montagekran kam zum Einsatz, der mit einer Winde zwischen den Stützen 12 und 26 hin und her bewegt werden konnte. Die mechanische Seilüberwachung der Bahn wurde durch eine elektronische Schlaffseilüberwachung ergänzt. Die Bergstation erhielt zwei neue Aussichtsterrassen und einen gläsernen Aufzug. Im Turmhaus sowie im Maschinenhaus der Bergstation finden ständig Ausstellungen rund um das Thema Seilbahnen statt.

Im Regelfahrbetrieb wird die Bahn von der Talstation aus gefahren, auch ein Betrieb von den Wagen aus ist möglich. Der Hauptfahrstand befindet sich in der Bergstation, von welchem aus die Bahn auch im Notbetrieb gefahren wird.

Von besonderem historischen Interesse ist der Antrieb mit seinen großen Treibscheiben. Diese Treibscheiben sowie weitere wesentliche Teile des Antriebs sind noch die originalen Bauteile von 1901.

Für Schwebebahn und Standseilbahn machen seit einigen Jahren auch zwei Stadtbahnwagen der Dresdner Verkehrsbetriebe AG Werbung, die zu diesem Zweck eine spezielle Lackierung erhielten

Ein Fotoalbum zur Anlage ist unter https://www.sagen.info/forum/media/categories/bergschwebebahn-dresden.1129/ einzusehen.
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