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Aschermittwoch und Fastenzeit

gavial

Member
In einer Woche beginnt die Fastenzeit mit dem Aschermittwoch. Da wäre es doch interessant, überlieferte oder regionale Fastenspeisen kennen zu lernen. Ich bin jedoch kein Freund des Heringsschmaus-Schlemmens - man soll IMHO besondere Tage so begehen, wie sie gedacht sind oder gar nicht. "Richtige" Fastenspeisen wären interessant.
 
Aschermittwoch und Fastenzeit - Stosuppe

Um einen Anfang zu machen, hier ein Rezept aus dem Waldviertel, die

Waldviertler Stosuppe
Rezept für 4 Personen

Zutaten
½ l Rindssuppe
¼ l Sauermilch
¼ l Sauerrahm
30g Mehl glatt
1 TL Kümmel ganz
1 Prise Majoran gerebelt

Zubereitung:
Rindssuppe mit Kümmel und Majoran aufkochen.
Sauerrahm, Sauermilch und Mehl versprudeln, in die kochende Suppe einrühren und ca. 5 min bei ständigem Rühren leicht köcheln lassen. Eventuell mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Serviere die Suppe mit einem gekochten, mehligen Erdapfel (So wird sie im Waldviertel serviert), gekochtem Ei oder mit gebähtem Knoblauchbrot.
 
Aschermittwoch und Fastenzeit - Nonnenfürzli

Nonnenfürzli:

Dieses alte und wohlschmeckende Gericht stammt aus einem Schweizer Frauenkloster. Den Namen hat es möglicherweise davon, dass die Krapfen beim Einlegen in das heisse Fett laut und vernehmlich zischen, wenn sie noch zu feucht sind.
Eine andere Geschichte sagt, dass einst der Ortsbischof bei einem Besuch des Klosters in die Küche schlich, um nachzusehen, was es dort in der Fastenzeit zu Essen gäbe. Eine Novizin, die gerade mit dem Backen dieser Speise beschäftigt war, erschrak dermaßen, als sie den Bischof sah, dass sie laut und vernehmlich .... Der Bischof segnete das gute Kind und von nun an hatte diese Speise ihren Namen.

Rezept:
I.)
1/4 Ltr Milch
1 Prise Salz
5 dag Butter
13 dag Mehl;
II.)
3 Eier
1 EL Zucker
1 TL Backpulver
1 EL Mehl;

Für den Brandteig Milch, Salz und Butter in einem grossen Topf zum Kochen bringen. Nach kurzem Aufwallen das Mehl (I.) im Ganzen sorgfaeltig einrühen, bis sich der Teig von der Topfwand löst. Vom Herd nehmen.
Eier mit dem Zucker, dem Backpulver und dem Mehl (II.) verrühren, zum Brandteig geben und gut vermischen. Mit einem
Teelöffel kleine Plätzchen formen, trocknen lassen. In einer Bratpfanne im heissen Fett schwimmend goldgelb backen.
 
Da hast Du ein interessantes Thema gewählt!

Wie wäre es mit Erbsenbrühe?

Erbsenbrühe gilt als klassische Fastensuppe, die vielfach zum Aufgießen anderer Suppen verwendet wird, auch als Ersatz für Rindsuppe.

200 g getrocknete Erbsen
1 Karotte
1 Zwiebel
1 Petersilienwurzel
1 Sellerieknolle
Muskat
Salz
8 Pfefferkörner
5 Wacholderbeeren
Backerbsen (oder Semmeln, Brot)

Die am Vortag in Wasser eingeweichten Erbsen abseihen, in 2 l Wasser geben, das Gemüse waschen, putzen und dazugeben, ebenso die Gewürze. Aufkochen lassen und so lange kochen, bis die Erbsen durch und durch weich sind, dann die Brühe abseihen. Bei Bedarf nachwürzen und dazu geröstete Brotwürfel oder auch Backerbsen servieren.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Schwer beeindruckt von den Nonnenfürzlis ;-) schicke ich hier ein Rezept, das aus Südtirol kommt:

Bäurinnenkrapferln aus Südtirol
für 4 hungrige Menschen

500 gr glattes Mehl
70 gr Butter
60 gr Staubzucker
4 Dotter
125 gr Sauerrahm
60 ml Wasser
1 Teelöfferl geriebene Zitronenschale
1 Teelöfferl Zimt
1 kleine Prise Salz
2 Birnen
45 gr Honig
40 gr gehackte Rosinen
30 gr geriebene Nüsse
1 Packerl Vanillezucker

Vorbereitungen:
Die Butter zerlassen. Für den Teig das Mehl in ein Schüsserl sieben, den Sauerrahm, die zerlassene Butter, das Wasser und sonst noch alle übrigen Zutaten zugeben und zu einem Teig kneten. Den Teig dann mit Frischhaltefolie zudecken und ca. 1 Stunde im Kühlschrank rasten lassen.

Derweil die Birnen schälen, vierteln und den Butz rausschneiden. Die Birnen dann grob raspeln, in ein Tuch einschlagen und ein wenig ausdrücken. Honig (sanft!) erhitzen, Birnen, Rosinen, Nüsse, Zimt und Vanillezucker zugeben und unter emsigem Rühren gut rösten. Mischung in einem Sieb abtropfen lassen.

Die Zubereitung:
Teig auf einer leicht bemehlten Fläche ca. 2 mm dick rechteckig (ca. 60x50 cm) ausrollen. Mit einem Messer Rechtecke ausschneiden, dann die Teigränder dünn mit Ei bestreichen. Auf jedes Teigstückerl 1 TL von der Fülle setzen. Den Teig über die Fülle zusammenklappen, die Ränder sachte zusammendrücken.

Backrohr auf 70 Grad vorheizen. Ca. 3 Finger hoch Öl mäßig erhitzen (ca. 170 Grad). Die Krapferln darin portionsweise schwimmend goldbraun backen. Krapferln mit einem Siebschöpfer herausheben, auf Küchenpapier abtropfen lassen und im Rohr warm stellen bzw gleich mit Staubzucker bestreut servieren.
 
Mmmmh! Die Krapfen klingen verführerisch! - Muß ich in den nächsten Tagen machen!
Ich habe da noch ein Fastenrezept aus dem Burgenland, es sollen ja alle Regionen vertreten sein :) :

Schwarzbrotsuppe

1/4 kg altes (hartes) Schwarzbrot
1 mittelgroße Zwiebel
ein Stück Butter
1 Messerspitze Zucker
1 Eßlöffel Mehl
1/2 Ltr kräftige Gemüsesuppe (evtl. aus Suppenwürfel hergestellt)
2 Tassen (= ca. 2/8 Ltr) dunkles Bier, möglichst Bockbier :smi_prost
1 Teelöffel getrockneter Majoran
Salz und Pfeffer

Schwarzbrot zu groben Bröseln reiben. Die Zwiebel in kleine Stücke hacken, in der Butter, der Prise Zucker und dem Mehl glasig anbraten. Erst dann die Brotbrösel zugeben und rösten bis die Butter aufgenommen ist. Die Gemüsesuppe langsam einrühren, mit Majoran, Salz und Pfeffer abschmecken und 10 Minuten bei kleiner Hitze köcheln lassen. Das Bier erst kurz vor dem Servieren dazu geben und keinesfalls mehr aufkochen, sonst gibt es einen bitteren Geschmack.
Die Suppe ist genau das Richtige für die Fastenzeit: sättigend, ohne den Magen zu belasten und sehr bekömmlich.
Guten Appetit!
 
Der Scheiterhaufen ist typische Fastenspeise in Tirol, hier ein Rezept aus Schwaz:

Zutaten:
10 Semmeln
1/4 l Milch
2 Eier
8 dkg Rosinen
8 dkg Zucker
1/2 kg Äpfel

Zubereitung:
Semmeln werden blättrig geschnitten und mit Milch, in der Eier abgesprudelt werden, übergossen.
Wenn sie durchzogen sind, legt man sie in eine befettete Auflaufschüssel schichtweise ein, bestreut jede Schichte mit Rosinen, blätterig geschnittenen, geschälten Äpfeln, Zucker und kleinen Stückchen Butter und bäckt sie bei mäßiger Hitze.
Berechnet für 6 Personen.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
...aus dem Burgenland, es sollen ja alle Regionen vertreten sein
Daher nun ein Rezept für Fastenknödel aus dem Lustenauer Kochbuch (Vorarlberg):

Zutaten:
350 g Knödelbrot (trockenes, altbackenes Brot)
etwas Butter
100 g Mehl
4 Eier
3/8 l Milch
1 Zwiebel
Petersilie
Selleriekraut
Salz
Pfeffer
Muskat
Majoran
1 Messerspitze gemahlener Kümmel

Feingeschnittene Zwiebel in Butter anrösten. Wenn die Zwiebel hellgelb ist, das in Würfel geschnittene Brot dazugeben und mitrösten. Brotwürfel und geröstete Zwiebel in eine große Schüssel geben. Mehl unterrühren. Die gehackten Kräuter und die Gewürze dazugeben, gut durchmischen. In einer Schale Eier und Milch gut durchmischen und über die Knödelmasse gießen. Zuerst mit einem Löffel, dann mit der Hand gut durcharbeiten.

Die Masse zugedeckt zwei Stunden ruhen lassen. Salzwasser zum Kochen bringen, nicht zu kleine Knödel formen und etwa 20 Minuten sieden lassen.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
In Bayern gilt der Stockfisch als bäuerliche Fastenspeise:

Zutaten:
2 - 3 l Wasser
pro l Wasser 20 g Salz
1 kg Stockfisch, gewässert
2 Semmeln
30 g Butter
1 Zwiebel
50 g durchwachsener Speck

Salzwasser zum Kochen bringen; Fisch einlegen, einmal aufkochen, 20 - 30 Minuten ziehen lassen. Den Fisch herausnehmen, entgräten, mit einer Gabel zerpflücken. Semmeln in Würfel schneiden und in Butter rösten, mit Fischsud anfeuchten. Zwiebel und Speck in Würfel schneiden und andünsten. Fisch vorsichtig mit den Zutaten mischen.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
In Bayern wird der Scheiterhaufen in der bäuerlichen Küche etwas anders wie in Tirol bereitet:

Zutaten:
7 alte Semmeln
500 g Äpfel
3/4 l Milch
75 g Zucker
4 Eier
3 EL Rum
Zimt
50 g Rosinen
Butter für die Form

Zubereitung:
Semmeln in gleichmäßige dünne Scheiben schneiden, Äpfel schälen, entkernen und in Spalten schneiden, Milch leicht erwärmen, 50 g Zucker darin auflösen. Eier und Rum unterrühren.

Eine ofenfeste Form ausbuttern, abwechselnd Semmeln, Äpfel und restlichen Zucker und Rosinen einschichten (oberste Schicht sollten Semmeln sein), Eiermilch darübergießen.

In vorgeheizter Röhre bei 180 °C ca. 45 - 60 Minuten goldbraun backen.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Im Vinschgau, Südtirol wird der Scheiterhaufen wieder anders gebacken:

Zutaten:
6 alte Brötchen
1/2 l Milch
3 - 4 Äpfel
250 g Magertopfen
3 Eier
150 g Zucker
50 g Rosinen
1/2 Teelöffel Zimt
eine Prise Salz
1/2 Schnappsglas Rum
50 g Butter

Zubereitung:
Das Weißbrot in Würfel oder Scheiben schneiden und mit heißer Milch übergießen. Kurz ziehen lassen. Inzwischen die Äpfel schälen und fein würfeln oder grob reiben.

Die Eier trennen und die Eigelbe mit Topfen (D: Quark) und Zucker vermischen. Topfenmasse, Rosinen, Apfelstücke und Zimt unter die Brotmasse mischen.

Die Eiweiße mit Salz zu steifem Schnee schlagen und unterheben. In eine gefettete Auflaufform geben, mit Rum beträufeln und mit Butterflöckchen bestreuen. Bei 160 Grad ca. eine Stunde backen.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Zuletzt bearbeitet:
In Kärnten wird der Scheiterhaufen wie folgt gebacken:

Zutaten:
200 g Vollkorntoast
2 Eier
1/2 Liter Milch
3/4 kg Äpfel
1 Zitrone
50 g Butter
50 g Rosinen
50 g Zucker

Zubereitung:
Milch mit den Eiern versprudeln und über die Toastscheiben gießen. In einer befetteten Auflaufform zuerst eine Lage befeuchtetes Toastbrot hinein geben, dann eine Lage geschälte, blättrig geschnittene Äpfel, die mit 2 Esslöffel Zucker, Zitronensaft und ein paar Rosinen bestreut werden, und wieder eine Lage Toastbrot. Obenauf wieder Äpfel geben und bei 200 Grad 1/2 Stunde backen.

Es können auch Birnen oder Zwetschken verwendet werden.
Mit einem Kompott servieren!

Wolfgang (SAGEN.at)
 
SAGEN.at schrieb:
In Kärnten wird der Scheiterhaufen wie folgt gebacken:

Zutaten:
200 g Vollkorntoast
.......
Hallo Wolfgang!
So ähnlich kenne ich den Scheiterhaufen auch. Meine Mutter hat allerdings immer altbachene Semmeln in Scheiben geschnitten,
Vollkorntoast dürfte eine Konzession an die heutige Zeit sein. Toastbror, und schon gar Vollkorntoast etwas gab's bei uns damals (vor 50 Jahren) noch nicht.
 
Jetzt habe ich im Kochbuch meiner Großmutter (ca. 1915) gestöbert. Da habe ich doch ein Scheiterhraufen-Rezept gefunden. Leider hat sie den so oft gemacht, dass das Rezept durch Flecken fast unleserlich ist. Ich hab's halt abgeschrieben (Die Kanarie-Milch gibt es in der Originalversion unten):

Scheiterhaufen mit Kanarienmilch:

8 Semmeln
ca. 1/4 Ltr Milch
1-2 Eier
1 kg Äpfel
4 dag Rosinen
8 dag Zucker
8 dag Margerine

Semmeln halbieren, feinblättrig schneiden, Eier in Milch versprudeln und über die Semmeln gießen. In gefetterer Pfanne schichtenweise Semmelschnitten, blättrig geschnittene Äpfel, Zucker, Rosinen und Butterflocken einlegen. Bei mittlerer Hitze im Rohr backen. Dazu:

Kanariemilch!
1/2 l Milch, 3-4 Dotter, 3 Löffel Mehl, 4 Löffel Zucker, 1 Pkt Vanilli [Vanillezucker], nach Geschmack kann man auch Rum dazu geben. Solange am Herz [Herd] sprudeln bis es kocht, dann auskühlen. Wenn zu dick, kann man immer noch Milch dazu geben.

Anm.: Die heutige "Fast-Food-Methode" wäre: 1 Ltr Milch mit Zucker nach Geschmack aufkochen. In der Zwischenzeit 1 Packerl Vanille-Puddingpulver mit etwas von dem Liter Milch kalt anrühren und, wenn die Milch kocht zazugeben. dann 1-2 Minuten auf kleinster Flamme köcheln lassen.
 

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