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80 Jahre "Raketenpost"

Der Grazer Friedrich Schmiedl hat vor 80 Jahren die weltweit erste "Postrakete" vom Grazer Schöckl abgeschossen. Briefe sollten so schneller in entlegene Gebiete gelangen. Die Methode konnte sich aber nicht durchsetzen.

Der erste, der diese Idee hatte, war zwar nicht Schmiedl, sondern der Wiener Chemiker Franz von Hoefft; Schmiedl war allerdings der erste, der die Idee auch umsetzte: Am 2. Februar 1931 zündete er vom 1.500 Meter hohen Schöckl die erste "Postrakete" der Welt.

Mit der Rakete wurden Poststücke mit einer Geschwindigkeit von mehr als 10.000 Kilometer pro Stunde in Richtung der am Fuße liegenden Ortschaft St. Radegund transportiert. Die Rakete landete mithilfe eines bunten Fallschirmes, der es leicht machte, die Briefstücke wiederzufinden.

Schmiedls Biograf Karl Trobas berichtet von mehreren hundert solcher Starts, die Schmiedl durchgeführt haben soll. Die Raketenstarts des Grazer Ingenieurs erregten damals auch internationales Aufsehen: Die "New York Times" und sogar chinesische Zeitungen berichteten über Schmiedl - das beweisen schriftliche Würdigungen, die dem Grazer Stadtmuseum vorliegen.

Die Flüge der "Postraketen" fanden allerdings niemals Anwendung im Alltagsleben. Schmiedl konnte die österreichischen Behörden nicht von den Vorzügen seiner Entwicklung überzeugen, wohl auch, weil die österreichische Post das Monopol zur Postzustellung hatte.
Die Raketenstarts nützte Schmiedl deshalb auch, um sich seine weitere Forschungsarbeit finanzieren zu können: Er verkaufte die mitbeförderten Poststücke einfach an Briefmarkensammler.

Schmiedl führte noch viele andere Raketentests - nicht nur zum Zweck der Postverteilung - durch. Sein ursprüngliches Interesse galt der Fernerkundung mittels Raketen, um meteorologische Fragen zu beantworten, erklärt Bruno Besser, Experte für Raumfahrtgeschichte.
Mitte der 20er-Jahre wurde der Grazer Hausberg zum bevorzugten Startplatz für Schmiedls Raketenversuche. Er entwickelte unter anderem auch ein Spezialglas für die Raumfahrt oder Vorderantriebe für Schiffe.

Mit den Nationalsozialisten wollte sich Schmiedl nicht arrangieren: Er weigerte sich, seine Erkenntnisse dem Nazi-Regime zur Verfügung zu stellen, vernichtete seine Aufzeichnungen und meldete sich zum Heeresbauamt. Nach 1945 wollten die USA Schmiedl für die Weiterentwicklung der Weltraumforschung gewinnen. Er lehnte jedoch ab und nahm seine eigenen Forschungen wieder auf. 1955 trat er in den steirischen Landesdienst ein.

Friedrich Schmiedl starb im Jahr 1994. Er hinterließ der Stadt Graz ein ansehnliches Vermögen, mit dem 1997 die Ing. Friedrich Schmiedl-Stiftung gegründet wurde. Diese vergibt seither alle zwei Jahre Forschungspreise und -stipendien für "unkonventionelle und visionäre Ideen im Bereich der Weltraumforschung, Kommunikation und Information".

Quelle: Steiermark-ORF.at, 2. Februar 2011

In Deutschland startete der Konstrukteur Gerhard Zucker 1933 mehrere Postraketen in Cuxhaven und im Harz. Aber auch hier konnte sich die Idee nicht durchsetzen. Als Zucker 1934 seine Vorstellungen über diese Art der Brief- und Postkartenbeförderung den nationalsozialistischen Behörden darlegte, wurden ihm Forschungsmittel angeboten, um statt dessen seine Raketen mit Bomben zu bestücken, was Zucker ablehnte und ihn folglich bei den neuen Machthabern in Misskredit brachte. Daraufhin nach Großbritannien emigriert, versuchte Zucker dort, die Behörden für den Einsatz von Postraketen zu interessieren. Erfolgreiche Versuche in der Grafschaft Sussex brachten mediales Echo ("Erste britische Raketenpost") und ließen Zucker an eine Raketenpostverbindung zwischen Dover und Calais denken. Doch eine anschließende technisch missglückte Demonstration am 31. Juli 1934 vor offiziellen Vertretern auf den Äußeren Hebriden-Inseln verhinderte einen Erfolg.
Quelle: Wikipedia - Postrakete

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Zur Raketenpost habe ich einige mit Raketen geflogene Poststücke bzw Briefe in die SAGEN.at-Fotogalerie getan.

Hier die Links:

1. Amtliche Raketenpost zum Gedenken 30 Jahre Raketenpost Ing. Schmiedl in Österreich, 23. Mai 1961:



Raketenpost Großglockner, Bruchlandung beschädigt, 23. Juni 1962:



Raketenpost Großglockner, 23. Juni 1962:



Postraketenflug, signiert von Ing. Friedrich Schmiedl, 12.1.1963:



Postrakete AUSTRO-MR-2, 6. November 2005:



Raketenpostflüge, Semriach, Bruchlandung beschädigt, Postrakete Phila 3, 12. Mai 2002:



Doppelbeförderung mit Raketenpost (Lufttorpedo), System Zucker, Flugrakete "Herta", 1933/34:



Wolfgang (SAGEN.at)
 
Mir kommt die Geschwindigkeit von 10000 km/h einwenig hochgegriffen. Der Ort St.Radegund liegt doch nur rund 17 km von Graz entfernt.

Die Ersten "brauchbaren" Raketen, die von den Nazis gebauten V2, auch A4 genannt, erreichte bei ihren Flug nach London eine Geschwindigkeit von rund 5000 km/h.
Die geplanten Interkontinentalraketen der Nazis A9 und A10, sollten mit einer Höchstgeschwindigkeit von 4000 km/h Amerika treffen.

Im Bericht von ORF war wahrscheinlich mit 10000 die Flughöhe gemeint.
 
Hallo Maex,

vielen Dank für den Hinweis! Du hast recht, hier kann was nicht stimmen...

Es würde mich aus technischer Sicht sehr interessieren, wie solche Postraketen aufgebaut sind und was für technische Daten und Fakten (Antriebssystem, Feststoffraketen, Turbinenraketen etc.) hier tatsächlich zu Grunde liegen?

Vor allem, da auf Grund der oben angeführten Belegstücke sowohl von mehrstufigen, als auch gelenkten Raketen die Rede ist.

Sollte ich eines Tages auch mit meinem Quadkopter so fliegen können, dass es auf den Poststücken keinen Zusatzstempel "Bei Bruchlandung beschädigt" mehr braucht, dann werde ich auch überlegen, endlich etwas Geld mit Sonderbriefmarken und Sonder-Postbeförderung zu machen :)

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Auf Wikipedia findet man eine gute Zusammenfassung

Naja..."gut" ist etwas anderes... Der Artikel von Wikipedia ist auch nur eine Zusammenfassung dessen was sonst auch jeder halt über die üblichen Suchmaschinen findet...
Diesen einführenden Artikel habe ich schon im ersten Beitrag zum Thema zitiert.

Interessant wären Berichte von Raketentechnikern der Postraketen, technische Daten oder Fotos etc.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Das Jubiläum "80 Jahre Raketenpost" wird am 3.9.2011 in Semriach gefeiert! Das "Österreichische Weltraum Forum" ÖWF und die beiden ortsansässigen Philatelievereine veranstalten 2-3 Raketenflüge mit Postbeförderung (siehe auch (Admin: Link existiert nicht mehr) auf englisch). Unsere Rakete hat etwa 400km/h, ist etwa 7kg schwer, 2,5Meter lang. Wir werden bis zu 500 Briefe bei den 3 Flügen befördern. Weitere Fragen??? :)
 
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