cerambyx
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Ein kleines Büchlein hat von Wien zu mir gefunden mit dem Titel "Wiener Sagen" / 1922
Die meisten davon sind bereits auf sagen.at in den Wiener Sagen (Bezirksweise sortiert) vorhanden, allerdings gibts in dem Büchlein wieder ein paar neue bzw. Varianten vorhandener Sagen, so auch den "Stock im Eisen" in interessanter Gedichtform, leider ohne Angabe des Verfassers ...
Der Stock im Eisen
O lieber Stock im Eisen,
du warst ein Baum zumal
mit Blättern und mit Zweigen
im grünen Gartental.
Der Städter wohnt im Frieden
in hoher Häuser Pracht,
seit dich hier anzuschmieden
der Schlosser war bedacht.
Gleich einem müden Greisen
was lehnst du am Gestein?
O lieber Stock im Eisen,
wo sind die Zweige dein?
Es scheint der Mond herunter,
der Stern auf Wolken hängt;
die Nachtgespenster munter,
der Mensch in Schlaf versenkt.
Die Eule weint, die Eiche
hoch in den Winden saust,
der Schlosser naht zum Streiche,
die Axt in schwerer Faust.
Er leget an die Zweige
die Axt rotglühend an –
Da weint der Stock im Eisen;
was hat man Dir getan?
„Herr Gott! Auf meinen Zweigen
der Vogel dich lobpries!“
Der Schlosser heißt ihn schweigen
und macht ihm ein Gebiß.
Der Schlosser liegt im Flaume,
vom schweren Handwerk müd.
Die Seele von dem Baume
durchs Eisen glänzt und glüht.
In schauerlichen Weisen
der Adler oben schreit:
„Macht flink aus Holz und Eisen
ein’n Sarg, ihr Zimmerleut!“
Und die vorüberreisen,
viel Nägel schlagen ein;
o lieber Stock im Eisen,
das ist die Rinde dein.
Es schaun den Stock im Träume
die kleinen Junker an; -
Wer zog, wer zog dem Baume
die schwarze Rüstung an?
------------------------------------
Die neuen Sagen (5) muss ich noch erarbeiten und gibt's in Kürze !!
Liebe Grüße
Norbert
Die meisten davon sind bereits auf sagen.at in den Wiener Sagen (Bezirksweise sortiert) vorhanden, allerdings gibts in dem Büchlein wieder ein paar neue bzw. Varianten vorhandener Sagen, so auch den "Stock im Eisen" in interessanter Gedichtform, leider ohne Angabe des Verfassers ...
Der Stock im Eisen
O lieber Stock im Eisen,
du warst ein Baum zumal
mit Blättern und mit Zweigen
im grünen Gartental.
Der Städter wohnt im Frieden
in hoher Häuser Pracht,
seit dich hier anzuschmieden
der Schlosser war bedacht.
Gleich einem müden Greisen
was lehnst du am Gestein?
O lieber Stock im Eisen,
wo sind die Zweige dein?
Es scheint der Mond herunter,
der Stern auf Wolken hängt;
die Nachtgespenster munter,
der Mensch in Schlaf versenkt.
Die Eule weint, die Eiche
hoch in den Winden saust,
der Schlosser naht zum Streiche,
die Axt in schwerer Faust.
Er leget an die Zweige
die Axt rotglühend an –
Da weint der Stock im Eisen;
was hat man Dir getan?
„Herr Gott! Auf meinen Zweigen
der Vogel dich lobpries!“
Der Schlosser heißt ihn schweigen
und macht ihm ein Gebiß.
Der Schlosser liegt im Flaume,
vom schweren Handwerk müd.
Die Seele von dem Baume
durchs Eisen glänzt und glüht.
In schauerlichen Weisen
der Adler oben schreit:
„Macht flink aus Holz und Eisen
ein’n Sarg, ihr Zimmerleut!“
Und die vorüberreisen,
viel Nägel schlagen ein;
o lieber Stock im Eisen,
das ist die Rinde dein.
Es schaun den Stock im Träume
die kleinen Junker an; -
Wer zog, wer zog dem Baume
die schwarze Rüstung an?
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Die neuen Sagen (5) muss ich noch erarbeiten und gibt's in Kürze !!
Liebe Grüße
Norbert