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Wie wär's mit einem Maipfeiferl?

gavial

Member
Jetzt wäre gerade noch die Zeit, ein Maipfeiferl zu machen.

Weidenpfeiferln oder Maipfeiferln kann man – wie der Name schon sagt – nur im Spätfrühling schnitzen, wenn die Bäume müssen dazu richtig im Saft stehen.

Man schneidet sich von einer Esche oder Weide ein etwa 25 cm langes gerades Aststück herunter (Bitte lasst das eure Eltern machen, damit der Baum keinen Schaden nimmt!). Am dünneren Ende des Stabes schrägt man für die Lippen das Holz bis zur Hälfte ab.

Maipfeiferl_1.jpg




Etwa 10 cm unterhalb dieses Mundstückes ritzt man die Rinde rundum völlig ein:

Maipfeiferl_2.JPG




Mit dem Taschenmesser klopft oder streicht man vorsichtig über die Rinde, bis sich diese komplett vom Holz löst und drehen lässt (hier ist Geduld gefragt).

Dann wird das Pfeifloch eingeschnitten und die Rindenhülse durch behutsames Drehen heruntergezogen:

Maipfeiferl_3.JPG




Nun flachst du zwischen Pfeifloch und Mundstück das Holz mit dem Messer ein wenig ab, damit ein Luftkanal entsteht:

Maipfeiferl_5.JPG




Anschließend schneidest du das Mundstück auf der Höhe des Pfeifloches ab.
Dann steckst du das Mundstück in die Rindenhülse hinein und schiebst diese wieder auf das Holz:

Maipfeiferl_4.JPG




Bitte mit dem Messer vorsichtig arbeiten! Wenn du unvorsichtig bist, kann das zu schwersten Verletzungen führen!

Maipfeiferl_6.JPG




Jetzt ist die Flöte bereit zum Blasen. Je weiter man den Stock in die Hülse hinein schiebt, umso heller wird der Ton. Zieht man ihn heraus, so wird er tiefer.

Maipfeiferl_7.JPG





Hier nochmals eine Skizze, die das Ganze verdeutlichen soll:

Maipfeiferl_8.JPG


Viel Spaß beim Schnitzen und Pfeifen!
 
kotona hätte noch lückenhaftes Wissen zu diesem Thema anzubieten:

Mein Opa (Ossiachersee) hat jedem Maipfeiferl vor dem Ablösen der Rinde mit einem kleinen Gedicht "gedroht", damit das auch ja funktioniert, nur habe ich leider nicht mehr alle Strofen im Kopf (ich würde mich über die Vervollständigung dieses Reimes sehr freuen)

Maipfeifale, Maipfeifale
...
sunst hau i di in boch
und drei tschippl stana noch

In der letzten Zeile könnte es auch "und an tschippl stana noch" geheißen haben.

lg.kotona.
 
Danke für Deinen interessanten Hinweis kotona!

Vielleicht schaffen wir es mit Hilfe von Lesern, das Gedicht vollständig zu bekommen?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Spruch beim Schneiden der Maienpfeifen

aus den Tiroler Heimatblättern 1934, S. 256, von Hans von der Trisanna

Der Frühling bringt für die Dorfbuben allerlei Freuden. Dazu zählt auch das Schneiden von Pfeifen aus dicken Weidenruten. Unser alter Nachbar, genannt "Bockamandli", unterwies uns hierin mit besonderem Geschick. Hiebei bediente er sich folgenden Spruchs:

"Pfeifli willst du nicht geraten,
Werf' ich dich in Nachbarsgarten.
Kommt die Kuh,
Frißt dich zu.
Kommt das Kalb,
Frißt dich halb.
Kommt die Maus,
Frißt dich aus.
Kommt das Schwein,
Frißt dich obendrein.
Dann wird das Peifli fertig sein."

Das ging völlig im Takt nach dem Reim,
und die Maienpfeife war fertig.

***

Ein weiteres Lied zur Maienpfei findet sich bei Ludwig von Hörmann

Berit
 
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