Hallo hellewelle,
solche "Sonnenkreise" erregen die Fantasie (sensus numinis s.u.) von manchen Menschen, bei manchen anderen müssen die armen Kelten zur Erklärung dafür herhalten und viele weitere Deutungsversuche mehr
In der Europäischen Ethnologie ist recht einhellig die Meinung vertreten, dass es sich hierbei lediglich um geometrisch logische Muster handelt, die aber kaum nachgewiesenermassen eine ältere Bedeutung haben.
Ich zitiere als Beispiel das volkskundliche Standardwerk von Liselotte Hansmann und Lenz Kriss-Rettenbeck, Amulett - Magie - Talisman, München 1977, S. 246 - 247:
"In den Zauberbüchern und auf Zauber und Segen erscheint mitunter die Sonne als Strahlen aussendendes Menschenantlitz zusammen mit dem Mond. Doch ist dieses Bild nie eine selbständige zauberische Gestalt, sondern zusammen mit dem Mond dem Kreuz zugeordnet. Sonne und Mond sind hier als Gestalten, die den Kosmos symbolisieren und auf eschatologische Vorstellungen verweisen, zu verstehen; ein Bildsinn, der in der volkstümlichen Bilderwelt bis in das 19. Jahrhundert klar bewußt blieb. In der Volkskunst gibt es nun viele Schmuckmotive, wie das Wirbelrad, vielzackige Sterne. Schmuckscheiben usw., die als apotropäische Gestalten oder als Bilder und Heilszeichen, in denen sich gewissermaßen ein latenter, von heidnischer Zeit her in mystischer Weise überlieferter Sonnenglaube und eine auf die Sonne bezogene Heilserwartung darstellen sollen, angesehen werden. Diese Interpretationen sind kaum zu halten, wenn auch Traditionen der äußeren Erscheinung zu derartigen Assoziationen geradezu auffordern. Eher ist anzunehmen, dass diese Gestalten auf Grund ihrer inneren Struktur wegen ihrer unendlichen Variationsmöglichkeiten trotz weniger geometrischer Elemente, ihrer stets überraschenden und manchmal rätselhaft erscheinenden Systematik und der im Sinne von C. G. Jung archetypischen Kreisform immer wieder als faszinierende und staunenerregende Gestalten, als Äußerungsform der weltimmanenten Ordnung erlebt werden können. Dieses Erlebnis vermag wohl an die Zone des Heiligkeitserlebnisses heranführen, vermag den sensus numinis zu erregen. Ob aber feste Intentionstraditionen, noch dazu mit irgendeiner Form der Sonnensymbolik, gestiftet wurden oder lebendig waren, kann nicht gesagt werden.
Engere Sinnzusammenhänge und Formabhängigkeiten mit Kreisornamenten und Kreisgestalten aus vorgeschichtlicher Zeit, die zum Teil mit kühnen Interpretationsverfahren als Kultbilder der Sonne gedeutet werden, wie zum Beispiel der Wagen von Trundholm oder die verschiedenen Formen der Svastika, deren Bildsinn und Verwendungszweck im eurasischen Verbreitungsraum äußerst unterschiedlich ist, kann nicht nachgewiesen werden, da die angewendeten Formelemente bei einem bestimmten Niveau des handwerklichen Vermögens als zu werksimmanent und materialgerecht erscheinen, als dass sich in ihnen geistige Inhalte erfahrbar und ablesbar objektivieren könnten. Dies trifft besonders für Kreisornamente zu. die durch bald mehr, bald weniger raffiniert kombinierte Zirkelschläge konstruiert und in Kerbschnitttechnik ausgeführt sind. In der abendländischen Volkskunst sind diese Motive verhältnismäßig jung. Sie sind in größerer Verbreitung kaum vor dem 14. Jahrhundert nachweisbar, während sie z. B. in Palästina in den beiden Jahrhunderten um Christi Geburt zum festen Schmuckbestand der Knochenkisten aus Kalkstein gehören und in der römischen Kaiserzeit als auf Bronze übertragene Kerbschnittmuster vom römischen Kunsthandwerk vorübergehend in die germanische Schmuckkunst übernommen wurden."
Wolfgang (
SAGEN.at)