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Alte Worte

Elfie

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Im Zusammenhang mit der Einstellung einer Schmalspur-Bahnstrecke in Niederösterreich las ich von der „Krumpe“. Mit dieser Linie fuhr ich 4 Jahre zur Schule und 5 in die Arbeit, aber diesen Ausdruck kannte ich nicht. Wir nannten sie liebevoll respektlos „Reisabirl-(Reisigbündel-)Express.
Bei der Recherche zu einem Foto stieß ich auf die Erklärung: Krumpe, weil sie sich krumm und kurvenreich durch die Landschaft schlängelte.
Mir fielen Worte meiner Großmutter ein:
der geht krump (er hinkt); der kimmt gaunz krump daher (er geht ganz schief, oder auch mit gebeugtem Rücken); a krumpe Hax´n war, was früher öfter und vermutlich durch Rachitis verursacht vorkam – ein gebogener Unterschenkel.

Als Kind hörte ich statt strecken (sich durchbewegen) nur raunzen. Nicht nörgeln, man hat „sich geraunzt“.
Nun hab ich das Buch: „Highurcht und aufgschriebm“. Das nennt „krump“, aber raunzn nicht. Aber es nennt in den Quellen unter sehr vielen anderen auch sagen.at und „Die Mundart der Österreicher“. Schande über mich: ich hatte es noch nicht entdeckt.
Dort gibt es „ranzen“.

Heute fiel mir ein, dass der Großvater sein Taschenmesser „Schniatza“ nannte.

Welche alten Worte sind noch bekannt, unterscheiden sich regional und werden heute nicht mehr verwendet. Meine Freundin stammt aus Ternitz, ich aus St. Leonhard, beide vom Land, beide Niederösterreich und trotzdem gibt es sogar da schon Unterschiede.

Das Buch in den Dokus ist von 1811, ich bin gleich drin versunken und hab gestaunt, wie viel mir noch bekannt ist. Was davon haben junge Menschen noch gehört? Was man selber, das inzwischen durch Gleichmacherei verschwunden ist. Durch „Schönsprechen“ aberzogen.
Und was mich auch sehr interessiert: woher kommt es?
Krump und krumm ist klar. Ranzen, raunzen? Bei Katzen wird rollig auch raunzig genannt. Da nörgeln und da kugeln sie, ist das beides? Und das Taschenmesser als Schnitzwerkzeug?

Den Buchdeckel des NÖ Mundartlexikons ziert übrigens ein herrliches Foto!
 

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Hallo Wolfgang,
ja, das hab ich gemeint und auch gleich drauf los gelesen, geht ja herrlich nach den Buchstaben! Sollte jeder mal reinschauen, der sich für unsere Sprache interessiert!!
Sicher ist so eine Sammlung heute einfacher aufzubauen, aber der Autor meines Buches hat auch dazu aufgerufen, ihm etwas zu schicken.
 
Hallo Elfi,
Meine Freundin stammt aus Ternitz, ich aus St. Leonhard, beide vom Land, beide Niederösterreich und trotzdem gibt es sogar da schon Unterschiede.
Das sind eher schön größere Entfernungen, andere Landesviertel usw.. Unterschiede gibt es schon in viel kleinräumigeren Regionen, innerhalb von Bezirksgrenzen! So ist die Donau bei manchen Ausdrücken, Betonung und Aussprache so eine Trennlinie. So z.B. kennt man "entan Wossa" (=> drüber dem Wasser, der Donau, gegenüberliegende Orte...) einige Ausdrücke vom "herentan Wossa" (=> heimatliches Ufer), nicht.
"der geht krump" (er hinkt)
dazu fällt mir aus unserer Gegend noch ein "der geht hatschert od. hatschat"... wird auch für "langsames dahinschlendern" verwendet, oder wenn eine Sache langsam vorankommt => "des geht oba hatschert"...

Da könnte man stundenlang so dahinphilosophieren... :)

lg
josefkarl
 
krumpt? Das kenn ich nicht. Aaaaaber? Kraumpad. Des is a kraumpada Hund....Schimpfwort, wenn jemand sehr öööhhm, na eben kraumpad ist.
 
Kraumpad gibt´s auch bei uns - ein Grobian. Ein Kraumpn ist auch ein sperriges Stück, ein Ast oder ähnliches.

Hallo josefkarl,
du hast Recht, stundenlang ließe sich da was finden - eine Kettenreaktion...
Die Wossaseitn erinnert mich an ein altes Wortspiel: Entn san Antn - Antn san entn. Für Nichtniederösterreicher: Drüben sind Enten - Enten sind drüben.
Aber da hammas schon: wir sagen entn, ohne a.
"A so a Hatsch" meint auch einen langen, beschwerlichen Weg und ich hatte schon mal die Idee, dass es da eine Verwandtschft zur Hadsch, der Mekka-Wallfahrt gibt.
Danke jedenfalls für die Anregunen.
Liebe Grüße, Elfie
 
A Hascherl.....ein öööhm....Hascherl eben
 
Wer sich darüber informieren will, wie die niederösterreichischen Menschen im 19. Jahrhundert und in manchen abgeschiedenen Gegenden auch in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts noch geredet haben, dem seien drei Standardwerke genannt:

Franz Ziska, Österreichische Volksmährchen. Wien 1822, 111 Seiten mit einem Wörterbuch der Mundartausdrücke.

Franz Ziska und Julius Max Schottky, Österreichische Volkslieder mit ihren Singweisen, Pesth 1819, 289 Seiten. Am Schluß die Kapitel "Einige Worte über die Unter=Oesterreichische Mundart" und "Erklärung der mundartlichen Wörter".

Josef Misson, Da Naz, a niederösterreichischer Bauernbui geht in d´Fremd. Gedicht in unterennsischer Mundart, erste Auflage Krems 1850.

Diese drei Werke gibt es auch in späteren Veröffentlichungen bzw. Nachdrucken.

Die beigeschlossenen Abbildungen nach den Exemplaren in der Sammlung Prof. Hermann Maurer, Horn.
 

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Hallo Hornarum,

Respekt: Franz Ziska's Originalausgabe aus 1822 ist ein edler Besitz einer volkskundlichen Primärquelle aus Österreich!
Du hast ein sehr gut erhaltenes Exemplar.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Da Naz war in meinen Anfangszeiten allgegenwärtig. War der Hl. Ignazius ein ganz besonders rühriger Heiliger oder gab es immer schon so was wie Modevornamen??
 
Ich habe in meiner Jugend noch Leute kennengelernt, welche die ui -Mundart sprachen (Bui, Muider). Heute sagt man auch im Waldviertel Bua,Muader usw. !
 
Zum "Naz":
Ich glaube es gab "schon immer" Modevornamen, in alten Zeiten waren sie oft an Politiker gekoppelt, so hieß mein Urgroßvater z.B. Wilhelm, wenig später gab es dann in sehr vielen Familien einen Adolf.

Eine Häufung von eher ausgefallenen katholischen Vornamen steht oft in Zusammenhang mit dem Patronat, so war der Männername "Zeno" in Naturns (Südtirol) sehr verbreitet oder "Romed" in Thaur (Nordtirol).

Ich kann mir aber auch vorstellen, dass es weitere Strömungen in der Popularität eines Heiligen gibt, die vielleicht mit einer Wallfahrt oder eben mit der Heiligsprechungen oder dergl. zusammenhängen. Mir fällt da das Ignatiuswasser ein, ich glaube es ist mir erstmals in OÖ begegnet.

Berit
 
Elfie: Ich kenne nur Ignatius von Loyola, erster Jesuiten"general", Heiliger -
er hat wohl auch Schulen gegr. u.a. Muß sehr bedeutend gewesen sein!
Ich bin aber als Evangelische mit den Heiligen nicht so vertraut!
Viele Grüße von Ulrike
 
Alte Worte meiner Oma..... heid haun i scho an Kaffee gessn....Aber, eigentlich sagte das ihre Frau Muatta.....und noch früher sagten sie zur Mutter....nein, nicht Sie, sondern? Euch Muatta....
 
Eure Frau Muatta, hobs euch heit schon die Hodalumpn vom Boch ghoid?
 
meine oma und die oma meines mannes nannten die mutter die "frau mamaaaaa" und waren auch per "sie" mit ihr. :)
 
Eure Frau Muatta, bittsche gehms ma ihna Haundoaweit zum Fiadi Glöckln her, damits ihna ihre Aung ned vaduan.
 
Wirklich interessant, danke!!
War Mamaaaa nicht eher in der Stadt??
Die ui-Mundart kannte ich nie, vielleicht ist da auch die Donau eine Grenze, ua ist immer noch. Muada war eher geringschätzig (obwohl die Großeltern einander so nannten und das war durchaus liebevoll), Muata war üblich. Die Wertschätzung dürfte überhaupt am t gelegen haben, denn die Steigerung war Mura. Galt auch für Voda. Aber sie wurden mit DU angesprochen. Auf Bauernhöfen war es anders, zwar nicht "Eure Frau Muatta", aber statt z. B. "hast du" - "hot d´ Muatta" , "hot da Vota".
@Mystika: dein letzter Satz klingt bis auf die Anrede sehr vertraut, mit Glöckeln ist wahrscheinlich klöppeln gemeint, auch typisch, dass dann ein bekannter Begriff draus wurde. Der kaffee wurde auch bei uns gessn.
Wo war das bei dir??
 
hi hi hi....ach ja, klöppeln....nein so was Dummes. Aber bei unserer Familie wurde eher gehäckelt und gestrickt und genäht und gewebt und gesponnen als geklöppelt....aber, die Mutter meines Ex klöppelt noch. Entschuldige meinen Versprecher.
 
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