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Lieblingsgedichte

Na, lass den Zusatz ruhig raus :D - dann war es mein Irrtum, ich hatte das wirklich als Antwort auf das Obige gelesen, vielleicht auch deshalb, weil ich im Aktuellen keinen Nonsens entdecken konnte.
Hätt mirs eigentlich denken können: Zitat hat gefehlt ;).
 
Mein Lieblingsgedicht ist von Robert Frost und somit auf Englisch. Das ist nur ganz kurz, deswegen kann man das auch gut verstehen. Ich finde nämlich, dass Gedichte an "Zauber" verlieren, wenn man sie übersetzt. Deshalb werde ich es hier in Originalsprache reinstellen:


Robert Frost:

The Road Not Taken

Two roads diverged in a yellow wood,
And sorry I could not travel both
And be one traveler, long I stood
And looked down one as far as I could
To where it bent in the undergrowth;

Then took the other, as just as fair,
And having perhaps the better claim,
Because it was grassy and wanted wear;
Though as for that the passing there
Had worn them really about the same,

And both that morning equally lay
In leaves no step had trodden black.
Oh, I kept the first for another day!
Yet knowing how way leads on to way,
I doubted if I should ever come back.

I shall be telling this with a sigh
Somewhere ages and ages hence:
Two roads diverged in a wood, and I -
I took the one less traveled by,
And that has made all the difference.
 
Heute bei einer Wanderung über die Flatzerwand auf den Gösing
im Gipfelbuch beim Aussichtpunkt gefunden. :smiley_da :smi_klats

Flatzer-Wand Gösing 030.jpg
 
Nicht jede(r) kann Fremdsprachen, es braucht schon Übersetzungen.
Natürlich verlieren diese oft gegen das Original! -Ulrike
Es ist keine Fremdsprache, sondern geschriebener Dialekt! :)

Ich denke, dass durch die Übersetzung in dem Fall nichts von dem Sinn verloren geht! ;)


Gösinglied

Wenn ich da oben am Gösing stehe
und schaue in das Tal hinein,
da tauschte ich das Himmelreich
nicht für meine Heimat ein.

Da unten liegt mein Vaterhaus
wo die Jugend ich verbrachte,
da hat mir aus dem Mutterherz
der erste Sonnenschein gelacht.

Und heute noch singt es und klingt es in mir
und das Leben tut mich so freuen,
wer so eine schöne Heimat hat,
der kann gerade glücklich sein.
 
Joa, ich meinte das englische Gedicht. Das schöne Heimatgedicht konnte ich
schon lesen. Trotzdem Dank für deine MÜhe! Viele Grüße von Ulrike
 
Wie es Lieblingsdichter gibt, so gibt es auch das Gegenteil. Eines dieser Gegenteile ist für mich Hermann Hesse. Aber er hat vier wunderschöne Zeilen geschrieben: die ersten des folgenden Gedichtes. Die weiteren zwölf Zeilen - naja, über das Alter, da einem die Gedichte nicht depressiv genug sein konnten, bin ich gottseidank längst hinaus. ;)

Im Nebel

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.

Voll Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.
 
Es freut mich wirklich sehr, den von mir begonnen Thread
wieder und immer noch lebendig zu sehen.

Passend hierzu ein bisschen Eugen Roth:

Ein Mensch, der sich zwar selber sagt,
dass Altersweisheit nicht gefragt,
lässt trotzdem noch einmal was drucken
und hofft, die Welt wird es schon schlucken.
 
Es ist zwar nicht mein Lieblingsgedicht, aber diese Entdeckung soll auch hier verewigt sein:


Wanderfreunde

Sechs Tage Arbeit und Kultur,
Am Sonntag aber “Nur Natur”.
Sieh frank und frei ins Land hinaus,
Schliff, Schick und Bildung laß zuhaus.

Des Waldes feierliche Stille
Belebe kräftig mit Gebrülle.
Laß bitte keine Blumen steh’n!
Was brauchen and’re sie zu seh’n?

Das Gras, die Saat tritt ruhig nieder,
Im nächsten Jahr wächst alles wieder.
Durch Rindenschnitt in jedem Stamme
Verew’ge Dich und Deine Flamme.

Blechbüchsen, Scherben und Papier
Laß liegen zu des Waldes Zier.
Was sind dem Walde Tiere not?
Wirf, hetze, fange, schlage tot!

Rauch flott im Holze, schür’ ein Feuer!
Das freut den Förster ungeheuer.
Wo freundlich Rast und Stille winken,
Laß knallend Deinen Motor stinken!

Hältst Du Dich stets an solche Regel,
Bist Du ein zünft’ger - Wanderflegel!
 
Die Veilchen träumen nicht mehr, sie sind längst da ... ;)
Diese Tafel ist außen an der Kapelle beim Gütersteiner Wasserfall (oberhalb von Bad Urach, Baden-Württemberg) angebracht.

Eduard Mörike, der Lieblingsdichter der Schwaben, wurde 1804 geboren und besuchte von 1818 bis 1822 das Evangelische Seminar in Urach, ehe er im Tübinger Stift zum Pfarrer ausgebildet wurde (allerdings hat er seinen Beruf gehaßt und sich so früh wie möglich in den Ruhestand begeben).
 

Anhänge

  • MörikeFrühling1000.jpg
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Das ist wohl eines der bekanntesten und meistzitierten "alten" Frühlingsgedichte - ich mag es auch :).
 
Von Eduard Mörike: Auf ein Ei geschrieben

Ostern ist zwar schon vorbei,
Also dies kein Osterei;
Doch wer sagt, es sei kein Segen,
Wenn im Mai die Hasen legen?
Aus der Pfanne, aus dem Schmalz
Schmeckt ein Eilein jedenfalls,
Und kurzum, mich täts gaudieren,
Dir dies Ei zu präsentieren,
Und zugleich tät es mich kitzeln,
Dir ein Rätsel draufzukritzeln.
 
(Forts.)

Die Sophisten und die Pfaffen
Stritten sich mit viel Geschrei:
Was hat Gott zuerst geschaffen,
Wohl die Henne? Wohl das Ei?

Wäre das so schwer zu lösen?
Erstlich ward das Ei erdacht:
Doch weil noch kein Huhn gewesen,
Schatz, so hats der Has gebracht!

Ulrike
 
Bertolt Brecht
Überall vieles zu sehen

Was hast du gesehen, Wanderer?
Ich habe eine anmutige Landschaft gesehen, da war ein grauer Hügel vor einem hellen Himmel, und das Gras wiegte sich im Wind. An den Hügel lehnte sich ein Haus, wie sich ein Weib an einen Mann lehnt.

Was hast du gesehen, Wanderer?
Ich habe einen Höhenzug gesehen, gut, um Kanonen dahinter zu stellen.

Was hast du gesehen, Wanderer?
Ich habe ein Haus gesehen, das war so baufällig, daß es nur durch einen Hügel aufrecht gehalten wurde; aber so lag es den ganzen Tag im Schatten. Ich kam zu verschiedenen Stunden vorbei, und niemals stieg aus dem Kamin Rauch, als ob Essen gekocht würde. Und ich sah Leute, die dort wohnten.

Was hast du gesehen, Wanderer?
Ich habe ein dürres Feld auf felsigem Grund gesehen. Jeder Grashalm stand einzeln. Steine lagen auf der Wiese. Zuviel Schatten von einem Hügel.

Was hast du gesehen, Wanderer?
Ich habe einen Felsen gesehen, der seine Schulter aus dem Grasboden erhob wie ein Riese, der sich nicht besiegen läßt. Und Gras, das steil und gerad stand, mit Stolz, auf dürrem Boden. Und einen gleichgültigen Himmel.

Was hast du gesehen, Wanderer?

Ich habe eine Bodenfaltung gesehen. Hier müssen vor Jahrtausenden große Bewegungen der Erdoberfläche vor sich gegangen sein. Der Granit lag offen zutage.

Was hast du gesehen, Wanderer?
Keine Bank. Ich war müde.
 
Dazu passend ein Eintrag aus
dem Gipfelbuch des Brocken:

Viele Steine
Müde Beine
Aussicht keine
Heinrich Heine


Der Eintrag stammt aber nicht
von Heinrich Heine, sondern wurde
ihm nur in den Mund gelegt.
 
Die erste alte Tante sprach:
wir müssen nun auch dran denken,
Was wir zu ihrem Namenstag
Dem guten Sophiechen schenken.

Drauf sprach die zweite Tante kühn:
Ich schlage vor, wir entscheiden
Uns für ein Kleid in Erbsengrün,
Das mag Sophiechen nicht leiden.

Der dritten Tante war das recht:
Ja, sprach sie, mit gelben Ranken!
Ich weiß, sie ärgert sich nicht schlecht
Und muß sich noch bedanken.

(Wilhelm Busch)
 
Nun ist neben Agnes Miegel auch Ina Seidel als Nazi_Dichterin "entlarvt".
Ricarda Huch war allerdings eine Gegnerin und hat sich nicht der
damals geltenden Propaganda unterworfen. Ich muß meine Literatur-
kenntnisse weiterhin revidieren und meine alten Lehrbücher anzweifeln.
Hier ein Gedicht von Ricarda:
Sturmlied
 
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