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Kyselak war da

Huber

Member
Wahrscheinlich bin ich in dieser Abteilung nicht ganz richtig. Sollte dem so sein, bitte um Verschiebung an den korrekten Platz. Gewählt habe ich die Alltagskultur wegen der Inhaltsangabe auf der Forum-Startseite. Denn es geht um Graffiti.

Gestern wurde in der Wienbibliothek im Rahmen einer Veranstaltung ein Reprint eines ganz besonderen Buches vorgestellt. Ich habe mir erlaubt, den Veranstaltungswerbetext von der Wienbibliothek-Seite herüberzukopieren.

Joseph Kyselak, Skizzen einer Fußreise durch Österreich (1829)
Herausgegeben und mit einem Vorwort von Gabriele Goffriller und Chico Klein Jung und Jung Verlag, 2009

Im Sommer 1825 bricht der junge Wiener Josef Kyselak zu einer viermonatigen Wanderung durch das Kaisertum Österreich auf. Geleitet von romantischer Natursehnsucht, Wissensdurst und seinem weißen Wolfshund, erforscht er Burgen und Ruinen, beschreibt liebreizende Plätze und vollbringt dabei alpinistische Höchstleistungen. Obwohl Kyselaks Erzählung zu den originellsten Werken der Reiseliteratur des österreichischen Biedermeier zählt, war der Grund seiner Berühmtheit ein anderer: Er pflegte seinen Namen in großen Buchstaben aus schwarzer Ölfarbe zu hinterlassen – einige dieser Signaturen existieren noch heute...!

Ich durfte heute bei einer Führung (wirklich faszinierend, sollte man öffentlich machen) durch meinen Ex-Boss Dr. Alfred Pfoser Einblicke in die Tiefen des Wiener Rathauses machen, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Ganz nebenbei hat er von Kyselak erzählt und uns auch das (damals zweibändige) Originalbuch aus 1829 in unsere unwürdigen Hände nehmen lassen.
Aber zurück zu Kyselak:
Der Mann kann mit Fug und Recht behaupten, einer der ersten Graffiti-Künstler der Welt gewesen zu sein. Die Legende besagt, dass Kyselak aufgrund einer Wirtshauswette behauptet hatte, den schnellsten Weg zu kennen, weltberühmt zu werden. Daraufhin bastelte er sich eine Schablone mit den Worten "Kyselak war da" und wanderte durch Österreich, wo er mit Hilfe der Schablone an allen möglichen Burgen, Naturdenkmälern, Statuen und wo weiß ich, seinen Schriftzug an.
Eine weitere Geschichte besagt, dass der russische Zar bei einem Besuch beim österreichischen Kaiser auf einen dieser Schriftzüge gestoßen ist und das schlichtweg als Skandal und Regierungsunfähigkeit seitens der Krone gesehen hat. Daraufhin hätte angeblich der Kaiser den kleinen Beamten Kyselak zu einer Privataudienz befohlen und ihm kräftig die Meinung gesagt, nur um dann festzustellen, dass nach Abgang des Reumütigen auf seinem kaiserlichen Schreibtisch eingeritzt zu lesen war ... na, was glaubt ihr?

Sagen hin, Legenden her - wenn ich mal wieder im Hofmobiliendepot sein sollte, werde ich mich überzeugen. Aber selbst, wenn nichts geschrieben stehen sollte, Kyselak war sicher ein sehr faszinierender und wichtiger Österreicher. Ein Großer unter den Kleinen, was sich auch dadurch beweisen lässt, dass er trotz geringem Lohn in der Lage war, wertvolle eigentlich unerschwinglich teure Bücher zu sammeln, die heute in National- und Wienbibliothek ruhen.
 
danke, lieber Huber, für den Hinweis auf unser Buch! Kyselak war natürlich – wie könnte es anders sein – längst schon vorher hier! frauhittsage

@baru: danke für die Ergänzung und viel Spass beim Suchen!

In Salzburg haben wir 3 Hinweise auf Signaturen gefunden (Abb. 8 & 9 im Vorwort Wo war Kyselak? Notizen zu einer Verewigung)
 
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