Hier noch ein Zitat zur Fraisenkette aus dem hervorragenden Buch von Klaus Beitl, Volksglaube, Zeugnisse religiöser Volkskunst, Salzburg 1978:
Bildzitat hier notwendig zur Erklärung
a) Geflochtene Schnur mit verschiedenen angenähten und angeknüpften fraisen-abwehrenden Anhängern: 2 Bocksbärte in Silberhülsen, ein Schreckstein in ovaler Silberfassung mit eingraviertem Jesus-Monogramm IHS und Dreinagelherz und 11 silberne Weihe- und Geldmünzen, davon 6 zu je 3 zusammengelötet, an Ringösen: österreichische Münzen aus 1627, 1700, 1702, 1704, 1711, bayerische Münze aus 1686, Salzburger Münzen mit Bildnis des hl. Rupert aus 1644, 1681 und 1758, Osnabrücker Münze aus 1714 sowie eine Weihemünze mit dem Bildnis der hl. Justina.
Salzburg; Datierungen zwischen 1627 und 1758; 1 (Schnur) = 60 cm
b) Glasperlenkette mit abwechselnd 13, 14 und 13 blauen, 11, 13 und 13 sowie 8 weißen ungleichmäßig großen Glasperlen. Dazwischen in Abständen 7 Anhänger: 1) Ovale Wallfahrtsmedaille, Messing geprägt, A: Gnadenbild Maria Länslberg über Kirche mit Umschrift O MARIA LÄNSLBERG ORA PRO NOBIS, R: Benedictuskreuz mit Benedictussegen (h = 4 cm); 2) durchbohrtes flaches Herz aus Geweihabschnitt (1 = 3,5 cm, 0=4 mm); 3) durchbohrtes Serpentinstein-Herz (1 = 3,8 cm); 4) aus Horn geschnitzte Neidfeige in Silberfassung (1 = 3 cm); 5) durchbohrte facettierte klare Glasperle (0=1 cm); 6) ein Reißzahn in langer geprägter Messinghülse mit IHS-Monogramm zwischen den Ornamenten (1 = 6,5 cm); 7) ein abgekautes Aststück in langer Messingfassung mit Kugelende (1 = 6,5 cm).
Oberösterreich; 18. Jahrhundert; 1 (Schnur) = 55 cm
2 FRAISENKETTEN. SALZBURG UND OBERÖSTERREICH; 17. UND 18. JAHRHUNDERT
Die Freis oder Frais, vom althochdeutschen
freisa „Not, Gefahr", ist — wie Fluss, Gicht und anderes — ein volksmedizinischer Sammelbegriff für Krankheiten, die sich in heftigen, furchterregenden Anfällen äußern wie Epilepsie oder Kinderkrampf, wobei nach der vermeintlichen Ursache oder nach den äußeren Symptomen — ähnlich wie beim Fieber — eine primitive Systematik versucht wird: „Reißende, rote, abtötende, zitternde, kalte, fallende, abtrennende, spreizende, stille, schreiende, wütende, geschwollene und gestoßene Fraiß" unterscheidet ein Fraisbrief aus Oberösterreich. Die volksläufigen Gegenmittel sind zahlreich. Neben „Freissamkraut" (
viola tricolor = „Stiefmütterchen"), „Fraisschüsseln" und „Fraisensteinen" mit dem aufgepressten Bildnis der Sonntagberger Dreifaltigkeit oder der Muttergottes von Einsiedeln sollen die Fraisenbänder oder Fraisenketten, auch „Fraisenbeten" genannt, helfen. Sie sind Sammel- und Universalamulette, die, an ein Band geknüpft, meist eine ungerade Anzahl von Anhängern aufweisen, die neben sakramentalen und devotionalen Typen — kirchliche Reliquien in Silberfassung oder Breverln, Münzen mit dem Bildnis der Muttergottes oder des Auferstandenen, Benediktuspfennig und Benediktuskreuz, viereckige Salzburger Silberklippen mit der Darstellung des hl. Bischofs Rupertus und anderem — Amulettwertiges erkennen lassen: zu dritt kleeblattförmig verlötete Silbergroschen, die Handgebärde der Verschreifeige, magische Kraft vermittelnde Tierzähne, Manneskraft bezeichnende Bocksbärte, Kinderlutscher aus Zedernholz und apotropäische „Fraisen-" und „Schrecksteine" aus Serpentin, Achat, Bergkristall und dergleichen.
Wolfgang (
SAGEN.at)