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Rabenweib

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Ich suche eine Fraisenkette (Froasnkette).
Hat jemand sowas rumliegen zu Hause? Wer nicht weiß was das ist: Unter Froasnkette versteht man eine Kette die aus lauter Talisman-Anhängern, Knochen, Wirbeln von Nattern oder Kreuzottern gemacht ist, mit Heiligenbildchen und Schutzbriefen, suw....)
Man hat früher diese Ketten den Kindern zum Schutz umgehängt.
Oft findet man sowas angeblich auf Flohmärkten oder Ebay, ich hab leider noch nix in die Richtung gefunden.
Wer hat sowas und würde es entweder einer Wenderin weitergeben oder verkaufen?

Ausserdem würden mich FOTOS von solchen Ketten interessieren, wer welche hat, die ich in einem Buch veröffentlichen dürfte, möge sich bitte bei mir melden per Privatnachricht, DANKE!


Alles Liebe, Sonja
 
Fraisenketten werden tatsächlich bei ebay immer wieder angeboten! Es handelt sich aber dabei sicherlich großteils um Fälschungen, welche den ahnungslosen Hobbysammlern angedreht werden sollen!
Bitte unter der schriftdeutschen Bezeichnung "Fraisenkette" suchen und nicht unter dem mundartlichen Ausdruck "Froasenkette" !!
 
ah, danke für den tipp!
ich bekomme demnächst eine echte GEBORGT die muss ich allerdings wieder zurück geben, darf sie aber fotografieren für mein buch.
werd auch selber eine machen, wenn ich die "zutaten" dafür beinander habe.

aber eine echte alte, das wär schon was....

alles liebe, sonja
 
Zur Fraisenkette bzw. zum Fraisbeten stammt die erste wissenschaftliche Untersuchung aus dem Jahr 1910 von der Volkskundlerin Marie Andree-Eysn, die ich hier in Auszügen wiedergebe:


Fraisbeten (Froasbet'n").

Zahlreiche Krankheiten verschiedenster Art werden unter dem uralten Namen Fraisen verstanden; besonders alle konvulsivischen, eklamptischen, epileptischen Krankheitserscheinungen bei Kindern. Über die Anschauungen des Volkes in dieser Beziehung berichtet ausführlich Dr. M. Höfler in seinem erstaunlich reichhaltigen deutschen Krankheitsnamenbuch (München 1899, S. 165 und Dr. Oskar v. Horvorka, Zeitschrift für österreichische Volkskunde 13, 116, 1907). Abgesehen von der Furcht vor Verschreien“, gibt es kaum eine andere Krankheit, gegen die so mannigfache Schutzmittel und Amulette benutzt werden. Unter den verschiedenen Fraisbeten wird als besonders wirksam die aus den Wirbelknochen der Ringelnatter gebildete bezeichnet. Schmeller sagt (Bayerisches Wörterbuch 1, 826): Die Natter wird am Frauendreißigst lebendig gefangen, in einemverschlossenen neuen Topf durch Hunger und Hitze getötet, und dann in einen Ameisenhaufen gelegt, damit durch diese Tierchen das Fleisch weggenagt wird. Eine solche „Beten unter den Kopf einer mit der Frais behafteten Person gelegt, hat heilsame rettende Kraft." Fig. 115a und b zeigen die aneinander gereihten Wirbel (nebst Vergrößerung und Querschnitt) einer Natter an roter Schnur und dem irchenen Kopf-Sackl" (dem Ledersäckchen mit dem Kopf der Natter) und einer Silbermünze des Papstes Pius IX. Überhaupt werden verschiedene Teile der Ringelnatter in Oberbayern volksmedizinisch verwendet, so das Atterschmalz“ (Alter = Natter) gegen Schwinden, die pulverisierte Haut zu Einreibungen usw. (Höfler, Volksmedizin in Oberbayern 1888, S. 149).


Fig_115a_b_Fraisbeten_Natterwirbel.jpg
Fig. 115 a u. b. Fraisbeten aus Natterwirbeln

Im Lechrain bringt die Atter“ alles mögliche Glück. Man kann sich mit ihrer Haut unsichtbar machen, namentlich die Zunge ist zauberkräftig (v. Leoprechting, Lechrain 1855, S. 77, 231).

Auch in Österreich spielen die Hausadern“, die sich in Winkeln oder Kellern aufhalten, eine glückbringende Rolle. Sie erscheinen in zahlreichen Sagen, namentlich als gekrönte Natter und ihre abgelegte Haut besitzt heilende und zauberkräftige Wirkung (Vernaleken, Alpensagen 1858, Nr. 167 bis 179).

Wahrscheinlich hat das zauberische Wesen, das man von alters her den Schlangen zuschrieb, sowie die Verehrung, die man ihnen zollte (Nehring, Die Anbetung der Ringelnatter, Globus 73, Nr. 4, und Stieda, Die Anbetung der Ringelnatter, Globus 75, Nr. 10), dazu beigetragen, dass man sie nicht nur volksmedizinisch, sondern auch ihre Wirbel als Amulett benutzte, gilt doch die Schlange als Hausbewohnerin schon als ein Unglück abwehrendes Mittel (Grohmann, Aberglaube aus Böhmen, Nr. 557 bis 562, Jühling, Tiere in der Volksmedizin, S. 158 f.).

Auch Rosenkränze werden von diesen erwähnten Wirbelngefertigt, gleichwie von den grauen, steinharten Früchten von Coix lacrimae L. („Josefstränen“), einer fremden Grasart, die ebenfalls Natterbeten“ genannt werden und zu dem gleichen Zweck verwendet werden.

Måderboanl“

Fig_116_Maderboanl_Bayern.jpg
Fig. 116. Måderboanl, Oberbayern

Ein wenig beachtetes, aber nicht seltenes Amulett ist das Måderboanl“, der Penisknuchen eines Marders oder Iltisses, der in Silber gefasst, von der männlichen Bevölkerung Oberbayerns als Anhängsel getragen wird. Es gilt als Mittel zur Erhöhung der männlichen Kraft. Wo ein Marder gefangen wird, sind die Burschen rasch zur Hand, um das wertvolle Stück zu erlangen und beim Silberschmied fassen zu lassen (Fig. 116). Auch gepulvert wird dieser Knochen volksmedizinisch verwendet (D. v. Hovorka, Allgem. Wiener medizinische Wochenschrift, 1907, Nr. 16).

Maulwurfspfote (Fig. 117) Schergrebal".

Fig_117_Schergrebal.jpg

Fig. 117. "Schergrebal"

Der Maulwurf ist ein in der Volksmedizin vielfach verwendetes Tier (Höfler, Volksmedizinische Organtherapie 1908, S. 113, 180, 250), als Amulett aber kommt wesentlich die rechte vordere Pfote in Betracht, sie muss aber dem lebenden Tier abgebissen sein. Dies Amulett erleichtert dem Kinde das Zahnen, wie es auch allgemein als Schutz gegen Zahnschmerz benutzt wird. Auch in Franken heißt es, man solle einen Maulwurf fangen, ihm einen Vorderfuß abbeißen und dann wieder laufen lassen; den Fuß hängt man aber dem Kinde in einem Beutelchen an den Hals, um ihm das Zahnen zu erleichtern (Wuttke, a.a.O, § 602). In Thüringen hängt man ihm gar drei abgebissene Maulwurfspfoten an (J. Jühling, Die Tiere in der deutschen Volksmedizin, Mittweida, o. J., S. 122). Dasselbe gilt in der Schweiz, dort heißt es: Reiße einem lebendigen Schärren den recht Fues ab, so thut dir kein Zahn mehr weh“, womit aber das Tragen des abgerissenen Fußes verbunden war. Wie der Fuß des Maulwurfs mit dem Zahnweh in Verbindung geraten, ist mir völlig unklar“, fügt Zahler (Die Krankheiten im Volksglauben des Simmentals, Bern 1898, S. 39, 40) bei, unverständlich ist auch, wodurch die Maulwurfspfote gegen oder wie es heißt, zum ein Halswe zu brauchen“ ist, wie ein geschriebener Zettel besagt, der dem Schergrebal“ beigegeben ist, das sich im städtischen Museum zu Steyr (Oberösterreich) befindet, und unter Nr. 2124 im Katalog des Antwerpener Museum voor Folklore 1907, S. 85, heißt es gar: Molspoten; algemeene talisman, vooral bij liefdezaken (Liebessachen) gebruikt“. In England dient die Maulwurfspfote aber wieder als Mittel gegen Zahnschmerz; aus Sussex heißt es: A paw cut off from a live mole is good for toothache (The Folk-Lore Record I, p. 40, 184, 1878). Ein zierlich in Silber gefasstes Greberl“ (hier die Hinterpfote) zeigt auch Nr. 9 an der Beten“ in Fig. 118.

Auch unter den Portugiesischen Amuletten ist die Maulwurfspfote, und genau wie wir sie mit der „figa“, dem Schlüsselchen usw. zu der Beten“ zusammenfassen, so dort zu arrelicas(Leite de Vasconcellos a.a.O., S. 7).

Bocksbart in Silber gefasst, wird noch hier und da von Männern als Amulett getragen, hauptsächlich findet man ihn an den Beten“ angebracht, die in die Wiegen der Knaben gelegt werden. Vgl. Nr. 6 in Fig. 118. Die Vorstellung ist dabei, dass dadurch die Zeugungskraft gestärkt und ähnlich wie bei dem Tier werde, von dem die Haare stammen. Dahin deutet auch, was Jühling (Die Tiere in der deutschen Volksmedizin alter und neuer Zeit, S. 256) aus einem geschrieben Artzney-Buch“ veröffentlicht: Welche schmertzen habend bey den gemächten / solt du mit Bockshaar beröuken“. Die Haare sollen aber von einem Bock sein, der auf einen steilen Felsen geführt und von diesem herabgestürzt wurde. Auch die Klaue des Bockes dient als Amulett, und wer sie trägt, ist vor Ausschlag und Geschwüren sicher.

Die Rückenhaare der Gemse (Gamsbårt, Wachler) macht den Träger kräftig und gewandt, die Klaue des Tieres aber wird, in Ringe gefasst, gegen Schwäche und Kraftlosigkeit im Alter getragen. Das Horn des Steinbocks wurde zur Zeit, als er in den Alpen noch nicht selten war, zu Bechern verarbeitet, die einen darin enthaltenen Gifttrank paralysierten, ebenso schützte eine Prise aus den noch vielfach vorkommenden Schnupftabaksdosen aus Steinbockshorn vor allerlei Krankheiten, und noch heute sagt man, solche Prise vertreibe den Schnaggerl, Schnackel“, den Schluchzen.

Zähne von verschiedenen Tieren findet man sehr häufig an den Uhrketten der Burschen befestigt. Hirschgranl“ sollen Glück bei der Jagd erzielen; Schweinszähne kommen, in Bronze gefasst, schon in prähistorischen Nekropolen Italiens vor (Bellucci a.a.O., S. 35), heute dienen sie in Italien zum leichteren Zahnen der Kinder; im Salzburgischen aber nimmt man zu solchem Zweck Hasenzähne, ebenso in Oberösterreich (Zeitschrift für österreichische Volkskunde 13, 113) und in Bayern. Gegen Zahnschmerzen hilft auch ein in der Geld- oder Westentasche getragenes knöchernes Labyrinth aus dem Ohr des Schweines, das Schweins-G'hö'rl“. Es ist bei den Münchener Schweinemetzgern unter diesem Namen wohlbekannt, da es sehr häufig begehrt wird.

Wenn schon die einzelnen Amulette zu schützen vermochten, wieviel mehr, wenn man eine größere Anzahl derselben vereinte, dadurch entstanden die Beten (Fras- oder Froasbeten). Die Zahl der Amulette, die da aneinandergereiht sind, ist verschieden; fast immer sind sie an einen roten Faden oder rotes Band geknotet, ist das Band aber grün, so ist wenigstens jedes einzelne Amulett mit roter Seide daran befestigt. Fig. 118 (Eingehend beschrieben von K. Österreicher in der Zeitschrift für österreichische Volkskunde 13, 101 bis 104) aus Niederösterreich und Fig. 119 aus Oberbayern zeigen in buntem Wechsel die oben beschriebenen Amulette mit Heiligenbildchen und Münzen. Letztere sowohl von protestantischen als katholischen Herrschern. Nicht selten sind an solchen Beten“ wertvolle Klippen der salzburgischen Erzbischöfe. Die seltene Form gab wohl die Veranlassung, sie hier anzuhängen. Von solchen Beten“ gebe ich hier zwei Beispiele.

Fig. 118 aus Niederösterreich, dort Fras- oder Froasbeten“ oder D'Schatz“ (die Schätze) genannt (im Besitz von Pater Lambert Karner, Pfarrer zu St. Veit an der Gölsen in Niederösterreich):

Fig_118_Fraisbeten.jpg
Fraisbeten. 1/2 natürl. Gr.

Fig. 1. Mansfeldische Silbermünze mit St. Georg und dem Drachen.
„ 2. Dreieckiger, in Silber gefasster Schreckstein.
„ 3. Braunschweigische Münze von 1671 mit dem hl. Andreas.
4. Herzförmiges Amulett aus Korallenkalk.
5. Kremnitzer Münze von 1744 mit Muttergottes und Umschrift: S. Maria, Mater Die, Patrona Hungar.
6. Schwarzer, in Silber gefasster Bocksbart, 3 cm lang.
7. Feige aus Silber.
8. Stolberg-Wernigerodische Münze von 1672 mit Hirsch im Wappen.
9. Maulwurfspfote in Silber gefasst.
„ 10. Braunschweigische Münze von 1671 mit dem Sachsenross.
11. Silbermedaille mit der Umschrift: Tu es speculum sine macula.


Fig. 119, Beten, Froasbeten“ aus Oberbayern (Im Besitz der Verfasserin):

Fig_119_Fraisbeten.jpg
Fraisbeten. 1/2 natürl. Gr.

Fig. 1. Herzförmiges in Silberfiligran gefasstes Bildchen der schwarzen Muttergottes von Alt-Ötting.
2. Schreckstein aus dunklem Glas in Silber gefasst.
3. Gicht- oder Krampfring aus Kupfer.
4. Schneckendeckel.
5. Silbergefasstes Medaillon mit Maria und Jesuskind.
6. Silbergefasste Feige“ aus roter Koralle.
7. Sebastianspfeil (Armbrust aus Silber).
6. Medaillon, abgewetzt.
9. Schreckstein aus künstlicher Masse in Silber gefasst.
10. Wolfgangshackl (silbernes Beilchen).
11. Herzförmige Silbermedaille mit Christus im Kerker“.
12. Breverl“ in altem grünen Seidenstoff.
13. Silberne Kapsel mit dem Monogramm Jesus und Maria. Inhalt: Agathazettel.
„ 14. Breverl“ in Hornkapsel und Messingfassung. Darin liegen die steinharten, weißen Früchtchen von Lithospernum offic. L. (gegen Steinleiden), ein Sebastianspfeil, ein Benediktuskreuz u. dgl.
15. Silbermedaille aus Alt-Ötting.
16. Alter kleiner Kupferstich der Muttergottes unter Glas.
17. Österreichische Silbermünze von 1711 mit Kaiser Josef I.
18. Kapsel mit Reliquien des hl. Theodor.
19. Silbermedaille. Avers: Madonna mit Engeln. Revers: St. Anton von Padua.

Die angeführten Amulette sind nur eine geringe Auswahl unter den vielen, die noch Verwendung finden, aber alle besitzen ähnliche oder gleiche Wirkungen wie die genannten. Da gibt es noch mannigfache Büchlein, Heftchen und Blättchen mit Segensformeln, Heiligenbildchen, Medaillen, Münzen, Kreuze mannigfachster Art, angebliche Reliquien, Knochenstücke in Silber gefasst, geweihte Kräuter, Knollen, Früchte und Blüten, Erde von Grabstätten der Heiligen, dazu die mannigfachsten angerührten“ Gegenstände, d. h. solche, die mit etwas heiligem, einem wundertätigen Bilde, einer Statue oder Reliquie in Berührung gebracht wurden, usw. usw.

Fragt man schließlich, wie es kommt, dass fort und fort, durch Jahrtausende die Amulette sich erhalten haben, so hat man nur die Antwort, dass der Glaube an sie wohl eine Suggestion hervorruft, die schützend und heilend einzuwirken vermag. Wird durch irgendetwas eine günstige Wirkung hervorgerufen, so wird des Amuletts gedacht, im ungünstigen aber, dass es nicht im richtigen Glauben“ getragen wurde. Man bespricht wohl den Gewinn in der Lotterie, nie aber die Nieten, die vorhergegangen.

Quelle: Marie Andree-Eysn, Volkskundliches aus dem bayrisch-österreichischen Alpengebiet, Braunschweig 1910, S. 141 – 146.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Hier noch ein Zitat zur Fraisenkette aus dem hervorragenden Buch von Klaus Beitl, Volksglaube, Zeugnisse religiöser Volkskunst, Salzburg 1978:

Fraisenketten.jpg
Bildzitat hier notwendig zur Erklärung

a) Geflochtene Schnur mit verschiedenen angenähten und angeknüpften fraisen-abwehrenden Anhängern: 2 Bocksbärte in Silberhülsen, ein Schreckstein in ovaler Silberfassung mit eingraviertem Jesus-Monogramm IHS und Dreinagelherz und 11 silberne Weihe- und Geldmünzen, davon 6 zu je 3 zusammengelötet, an Ringösen: österreichische Münzen aus 1627, 1700, 1702, 1704, 1711, bayerische Münze aus 1686, Salzburger Münzen mit Bildnis des hl. Rupert aus 1644, 1681 und 1758, Osnabrücker Münze aus 1714 sowie eine Weihemünze mit dem Bildnis der hl. Justina.
Salzburg; Datierungen zwischen 1627 und 1758; 1 (Schnur) = 60 cm

b) Glasperlenkette mit abwechselnd 13, 14 und 13 blauen, 11, 13 und 13 sowie 8 weißen ungleichmäßig großen Glasperlen. Dazwischen in Abständen 7 Anhänger: 1) Ovale Wallfahrtsmedaille, Messing geprägt, A: Gnadenbild Maria Länslberg über Kirche mit Umschrift O MARIA LÄNSLBERG ORA PRO NOBIS, R: Benedictuskreuz mit Benedictussegen (h = 4 cm); 2) durchbohrtes flaches Herz aus Geweihabschnitt (1 = 3,5 cm, 0=4 mm); 3) durchbohrtes Serpentinstein-Herz (1 = 3,8 cm); 4) aus Horn geschnitzte Neidfeige in Silberfassung (1 = 3 cm); 5) durchbohrte facettierte klare Glasperle (0=1 cm); 6) ein Reißzahn in langer geprägter Messinghülse mit IHS-Monogramm zwischen den Ornamenten (1 = 6,5 cm); 7) ein abgekautes Aststück in langer Messingfassung mit Kugelende (1 = 6,5 cm).
Oberösterreich; 18. Jahrhundert; 1 (Schnur) = 55 cm


2 FRAISENKETTEN. SALZBURG UND OBERÖSTERREICH; 17. UND 18. JAHRHUNDERT

Die Freis oder Frais, vom althochdeutschen freisa „Not, Gefahr", ist — wie Fluss, Gicht und anderes — ein volksmedizinischer Sammelbegriff für Krankheiten, die sich in heftigen, furchterregenden Anfällen äußern wie Epilepsie oder Kinderkrampf, wobei nach der vermeintlichen Ursache oder nach den äußeren Symptomen — ähnlich wie beim Fieber — eine primitive Systematik versucht wird: „Reißende, rote, abtötende, zitternde, kalte, fallende, abtrennende, spreizende, stille, schreiende, wütende, geschwollene und gestoßene Fraiß" unterscheidet ein Fraisbrief aus Oberösterreich. Die volksläufigen Gegenmittel sind zahlreich. Neben „Freissamkraut" (viola tricolor = „Stiefmütterchen"), „Fraisschüsseln" und „Fraisensteinen" mit dem aufgepressten Bildnis der Sonntagberger Dreifaltigkeit oder der Muttergottes von Einsiedeln sollen die Fraisenbänder oder Fraisenketten, auch „Fraisenbeten" genannt, helfen. Sie sind Sammel- und Universalamulette, die, an ein Band geknüpft, meist eine ungerade Anzahl von Anhängern aufweisen, die neben sakramentalen und devotionalen Typen — kirchliche Reliquien in Silberfassung oder Breverln, Münzen mit dem Bildnis der Muttergottes oder des Auferstandenen, Benediktuspfennig und Benediktuskreuz, viereckige Salzburger Silberklippen mit der Darstellung des hl. Bischofs Rupertus und anderem — Amulettwertiges erkennen lassen: zu dritt kleeblattförmig verlötete Silbergroschen, die Handgebärde der Verschreifeige, magische Kraft vermittelnde Tierzähne, Manneskraft bezeichnende Bocksbärte, Kinderlutscher aus Zedernholz und apotropäische „Fraisen-" und „Schrecksteine" aus Serpentin, Achat, Bergkristall und dergleichen.


Wolfgang (SAGEN.at)
 
Super Thema!!!! Genau sowas wollte ich auch demnächst mal in meinem Webshop anbieten, aber viele der Dinge dürften leider nicht (mehr) zu bekommen sein oder es würde gegen geltendes Recht verstoßen sie zu verkaufen.
 
@ Rudolf: Ja es könnte sein dass Du mit Tierschützern Probleme bekommst, wenn Du stundenlang im Acker liegst und dann einem Maulwurf nachspringst um dem armen Tier den Vorderfuß abzubeißen...

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Wie wäre es mit einem Fraisbrief. Papier und Tinte sind gesetzeskompatibel. Es gibt sie sogar im Supermarkt :)

 
Ich war heute im mostviertler Bauernmuseum (Privatsammlung) bei Ardagger, ein betagter Herr hat da in 40 Jahren 17.000 volkskundliche Exponate zusammengesammelt, unter Anderem auch die für mich interessanten Fraisenketten, Fraisensteine, Stallbet`n, Krebsaugen, Aflkerzen, und vieles mehr....
Hab grad sowas wie einen Informationskollaps *lach*
Und faszinierend ist: Der Herr Distelberger weiß wirklich von jedem Ding die Jahreszahl.... und hat Dampfmaschinen, Kutschen, komplette Schusterwerkstatt, Sattlerwerkzeug, einen greisslerladen (komplett mit Inhalt), und vieles, vieles mehr zu bieten! Auch Bücher hat er geschrieben, sehr zu empfehlen!!!

http://www.distelberger.at/page.asp/-/Bauernmuseum

Liebe Grüße, Sonja
 
Hallo Sonja,

DAS ist aber ein interesanter Hinweis - vielen Dank!
Das volkskundliche Museum von Herrn Distlberger müssen wir für den nächsten Urlaub in die Region unbedingt einplanen.

Hast Du ein paar Fotos von dort mitgebracht?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
lieber wolfgang, ich VOLLTROTTEL hab vergessen, eine KARTE in die kamera zu geben!!!!!

:smi_heult:smi_mit k

das heißt ich fahr nochmal hin sobald es ein bissl wärmer ist, weil ich hab mir heute fast die zehen blaugefroren in den kalten gemäuern. *bibber*

aber fotos folgen, versprochen!!!!

- und alles was ich mir aufgeschrieben und gemerkt habe wird dann in einem buch erscheinen an dem ich fleissig arbeite. ;-)

liebe grüße, sonja
 
Hallo Althea,

ein sehr interessanter Hinweis und vor allem sehr interessanter Text!

Wobei ich die im Text spärlich verwendete Bezeichnung "magischer Dinggebrauch" und "apotropäische und magisch besetzte Artefakte" besser, verständlicher und in der Europäischen Ethnologie/Volkskunde üblicher finde als die mehrfach verwendete Bezeichnung "superstitiöse Objekte", die mir - offen gesagt - nichts sagt?

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Hallo Althea,

ein sehr interessanter Hinweis und vor allem sehr interessanter Text!

Wobei ich die im Text spärlich verwendete Bezeichnung "magischer Dinggebrauch" und "apotropäische und magisch besetzte Artefakte" besser, verständlicher und in der Europäischen Ethnologie/Volkskunde üblicher finde als die mehrfach verwendete Bezeichnung "superstitiöse Objekte", die mir - offen gesagt - nichts sagt?

Wolfgang (SAGEN.at)

Hallo Wolfgang,

"Superstition" ist wohl ein sehr unüblicher Begriff in der deutschsprachigen Volkskunde, ich kenne ihn auch nur von Eva Kreissl.
Im englischsprachigen Wikipedia wird sehr ausführlich erläutert woher er etymologisch kommt, wie Superstition ursprünglich ausgesehen hat - eine Furcht vor den Göttern, so wie ein Sklave seinen Herrn fürchtet, etc.

LG
althea

Ps. ich bin keine Volkskundlerin, nur interessierte Laiin.
 
Meine Suche ist hiermit beendet, ich bekomme eine Stallbethe (größer und schwerer als die Fraisenkette, sie wurde im Stall zum Schutz für das Vieh aufgehängt, an der Stallwand oder an der Tür) - eine Originalkette die aus Österreich stammt (etwa 1800) und im Privatbesitz eines älteren Herrn in Deutschland ist, dessen Vater Wender war. Er schenkt sie mir, weil sie bei mir in guten Händen ist, wie er sagt.
Für mich die größte Ehre..... wenn sie da ist, stell ich ein Foto für euch rein.

Alles Liebe und vielen Dank nochmal an alle!

Sonja
 
ich habe jetzt eine VU zu dem thema "superstition" und diesem projekt besucht. es ist ein wirklich sehr interessantes usn spannendens thema und ich hoffe das es auf breites interesse stoßen wird.

"superstition" wird anstatt der bezeichnung "aberglauben" benutzt, da man versucht, jetzt mal den aberglauben anders zu sehen. es soll eine neutralere bezeichnung sein...

lg
Athunis
 
da bin ich sehr dafür, zu einer neutraleren Bezeichnung für "Aberglaube" zu kommen. Aber muss es denn wieder eine sein, die eine Übersetzung braucht, welche früher oder später - falls sie sich überhaupt außerhalb von Fachkreisen durchsetzt - lauten wird: "heißt so viel wie Aberglaube" ?
 
vorschläge sind sicher immer herzlich willkommen ;)

typsich volkskundlich geht es hierbei auch ziemlich in die tiefe und rührt in den grundsätzen herum... was ist aberglaube, was ist glaube, was echt, was falsch, wie wird was von wem gesehen uvm...
 
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