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Die Waldmännchen

Elfie

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Kürzlich kam ich während einer Zeitreise zu einem Platz vor einem mittelalterlichen Turm.
Eine Zeltstadt war aufgeschlagen, ein Marktplatz eingerichtet mit Feuerkörben – es war kalt – und viele ungewöhnlich gekleidete Menschen waren da.
Begleitet vom Trommelwirbel trat eine schöne Burgfrau in die Mitte und erzählte spannend und gestenreich, was die Menschen schon lange wissen wollten:

Warum sind die Waldmännchen verschwunden?

Diese Geschichte will ich gerne weitererzählen.

Vor langer Zeit war der Wald voll von Waldmännchen.
Sie kümmerten sich um ihre Mitbewohner, warnten vor Fallen, zeigten Futterplätze an und zupften so manches Ungeziefer aus den Fellen.
Sie pflegten auch einen friedlichen Umgang mit den Menschen, zeigten den guten Plätze voller Pilze und verscheuchten den anderen das Wild.
Irgendwann begannen einige Waldmännchen Schabernack zu treiben, wie das eben so ist, wenn es langweilig wird. Sie versteckten die Körbchen mit den Pilzen, verschreckten Holzknechte, indem sie die Stimmen von Wölfen und Bären nachmachten und Kinder getrauten sich gar nicht mehr, Himbeeren und Brombeeren zu sammeln.
Das säte Zwietracht, so mancher Mensch warf Stöckchen nach ihnen und nannte sie Kobolde. Mit der Zeit sagte keiner mehr Gutes über den anderen, wie immer, wenn man sich aus dem Weg geht und nicht mehr weiß, warum.

Eines Tages beschloss ein kleiner Waldmann, sich die Menschen genauer anzuschauen, um seiner Sippe davon zu berichten.
Tagelang wartete er auf eine passende Gelegenheit, endlich kam sie in Gestalt eines Holzknechts. Er hatte eine große Axt dabei, sah aber sonst recht gemütlich aus.
„Den schau ich mir genauer an“ dachte das Männchen und kam näher. Es sah, wie der Mann seine Axt an den Baum lehnte und seine Hände aus den Fäustlingen zog, die Finger waren starr und bleich. Der Mann hob sie zum Mund und begann auf sie zu blasen. Über sie hinweg schaute er das Waldmännchen an.
Dieses fasste sich ein Herz und fragte:“ Was machst du denn da?“
„Ich blase meine Finger, damit sie warm werden. So kann ich ja die Axt nicht halten!“
„Das hilft?“ fragte das Männchen erstaunt.
„Freilich – schau her, geht schon“ er zog die Fäustlinge an, packte die Axt und schlug sie in den Baum.
Das Männchen, das nie kalte Finger hatte, sah staunend zu. Irgendwann entledigte der Mann sich seiner Fäustlinge, vom Arbeiten waren die Hände rot und warm.
Nach einigen Stunden machte der Holzknecht Pause.
Er legte ein paar Steine zusammen, machte Feuer, holte aus seinem Rucksack einen Topf, ging zur Quelle um Wasser und stelle ihn ins Feuer. Dann holte er noch eine Wurst aus dem Ranzen und legte sie in den Topf.
Der Feuerschein ließ das Männchen wieder näher kommen. Es sah, wie der Mann die dampfende Wurst aus dem Wasser nahm und sie zum Mund führte. Aber er biss nicht hinein, er blies darauf.
„Wie jetzt“, dachte das Männchen, „haben Feuer und Wasser und Dampf es nicht geschafft, die Wurst zu erwärmen?“
„Was machst du da?“ fragte es abermals den Mann.
„Ich blase die Wurst, damit sie auskühlt. So kann ich sie nicht essen, sie ist viel zu heiß!“
Dem Männchen lief es kalt über den Rücken.
Was sind die Menschen doch für unheimliche Wesen? Heiß und kalt, alles aus einem Mund.
Das muss ich weitersagen, dachte es bei sich. Es lief nach Hause und erzählte, was es erlebt hatte.
Und der Weise Rat der Waldmännchen beschloss einstimmig, ab nun den Menschen für immer aus dem Weg zu gehen.
 

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danke für die schöne geschihte! die hab ich in inm alten märchenbuch meiner mama vor langer zeit gelesen. :)

alles liebe, sonja
 
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