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Die Made

Joa

Active member
Das wurde heute bei einer Gemeinschaftswanderung vorgelesen. :)

Die Made

Hinter eines Baumes Rinde
wohnt die Made mit dem Kinde.
Sie ist Witwe, denn der Gatte,
den sie hatte, fiel vom Blatte.
Diente so auf diese Weise
einer Ameise als Speise.

Eines Morgens sprach die Made:
Liebes Kind, ich sehe grade,
drüben gibt es frischen Kohl,
den ich hol. So leb denn wohl.
Halt! Noch eins, denk, was geschah,
geh nicht aus, denk an Papa!

Also sprach sie und entwich -
Made junior jedoch schlich
hinterdrein, und das war schlecht,
denn schon kam ein bunter Specht
und verschlang die kleine fade
Made ohne Gnade. - Schade.

Hinter eines Baumes Rinde
ruft die Made nach dem Kinde.

 
Danke auch von mir!

Das erinnert an die ganz frühe Fernsehzeit. Heinz Erhardt war mit seinen Gedichten oft zu sehen und zu hören, und wir liebten ihn sehr. Er tapste auf die Bühne, rieb sich ein Auge (durch die Brille, woran man sah, daß sie nur ein Gestell ohne Gläser war), entfaltete umständlich ein Papier und las etwa so, wie ein Schüler, dem man aberlangt, "mit Betonung" zu lesen. Da die Gedichte oft sehr kurz waren, genügte ein einziges Anhören, um sie zu behalten, und so konnte ich eine ganze Reihe auswendig:

"Ich hol vom Himmel dir die Sterne",
so schwören wir die Frauen gerne.
Doch nur zu Anfang – später holen
wir nicht mal aus dem Keller Kohlen.

Wenn die Opern dich umbrausen
mit Getön,
dann genieße auch die Pausen.
Die sind schön.

Nach diesen Fernseherlebnissen haben mir die Heinz-Erhardt-Filme nicht gefallen. Mir schien, daß sich dieser Meister der kleinen, ja winzigen Form mit den zusammenhängenden Kinodramen auf einem Feld bewegte, das irgendwie nicht seins war. Ich hätte wahrscheinlich vergessen, daß es die Filme überhaupt gab, wäre da nicht ein besonderes Erlebnis gewesen:

Meine beste Freundin hatte einen Tag vor mir Geburtstag, und wir fieberten auf den Tag hin, an dem wir beide den ersten Film "ab 16" sehen durften. Nun waren wir endlich 16 und gingen ins Nürnberger "Phoebus", ein besonders großartiges Kino, denn es hatte zwei Vorführsäle. Wir saßen also und warteten auf das, was "nicht jugendfrei" war. Wir warteten bis zum Schluß vergeblich. Es war ein Heinz-Erhardt-Film, und er war geradezu abstoßend jugendfrei. Wir hatten uns im Kinosaal geirrt. ;)
 
wir fieberten auf den Tag hin, an dem wir beide den ersten Film "ab 16" sehen durften.

Wir haben uns noch vor Erreichen der 16 in einem eher verrufenen Dorfkino einen "Emanuelle"-Film angesehen. Ich glaube es war Teil 2 "Im Garten der Liebe".
Dann ist auch noch in der Mitte der Vorstellung der Film gerissen und das Saallicht angegangen: uns ist beinahe das Herz stehengeblieben, weil wir mit einer Alterskontrolle gerechnet haben...

Das Kino war bis auf den letzten Platz ausverkauft, die Hauptdarstellerin Sylvia Kristel (1952-2012) zweifellos hübsch, aber das war's dann auch schon. Da war ebenso nichts, was nicht jugendfrei war - ich habe schon vor ein paar Jahren im TV-Programm gesehen, dass die Emanuelle-Filme heute schon im Nachmittagsprogramm laufen ;)

Wolfgang (SAGEN.at)
 
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