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Die Polarkreiseisenbahn (Трансполярная магистраль) in Nordwestsibirien mit einer Länge von 1459 km kann zu den geheimnisvollsten Eisenbahnen der Welt gezählt werden.

Von der Station Tschum an der Petschora-Eisenbahn über Labytnangi und Salechard am Ob nach Igarka am Jenissei wurde die Bahnstrecke entlang dem nördlichen Polarkreis geplant.

Während der Bauzeit unter Josef Stalin von 1947 bis 1953 trug das Gulag-Projekt die Bezeichnungen Nummer 501 und Nummer 503, es wurden 100.000 bis 120.000 Menschen, hauptsächlich Gulag-Insassen und Sträflinge zum Bau eingesetzt. Die Häftlinge fielen der extremen Kälte (im Winter bis zu –60 °C), den Stechmücken im Sommer, dem Hunger, permanenten Unfällen, körperlicher Überanstrengung und dem sadistischen Treiben ihrer Bewacher zum Opfer.

"Es existieren keine offiziellen Angaben über die Anzahl derer, die bei diesem Bauvorhaben umgekommenen sind. Schätzungen schwanken zwischen 60000 und 100000 Menschen.
Gegen Ende der Bauarbeiten waren mehr als 500 Meilen Schienenstränge gelegt; das entsprach einem Toten pro Schwelle."

Westlichen Geheimdiensten war dieses Projekt zu dieser Zeit gänzlich unbekannt. Erst entlassene Kriegsgefangene bzw. Sträflinge berichteten ab 1953 von der Existenz dieser Strecke. Sie berichteten nicht nur von den technischen Daten und Fakten, sondern auch von den unglaublichen Bedingungen, unter denen die Gefangenen arbeiten mussten.

Die Sterblichkeitsrate war nach Angaben der Überlebenden extrem hoch. Offizielle Zahlen gibt es nicht.

Polarkreisbahn_1.jpg





Polarkreisbahn_2.jpg



Polarkreisbahn_3.jpg


Polarkreisbahn_4.jpg



Polarkreisbahn_5.jpg

Bildquelle: Alexey Voevodin 1991


Bis heute ist über die Polarkreiseisenbahn nicht sehr viel bekannt.
Ich werde mich bemühen, hier ein paar weitere Fakten zu bringen.

Wer weiteres über diese Eisenbahnstrecke weiß, ist eingeladen, hier Informationen zu bringen.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Die Gesellschaft "Memorial", Krasnojarsk bringt einen sehr drastischen Bericht eines unbekannten Autors "Über den Bau der Eisenbahnlinie Salechard – Igarka". (externe Links existieren nicht mehr)

Zitat:

"Gegen Ende des II. Weltkrieges war die Sowjetunion geschwächt und hatte schwere Verluste erlitten, aber Stalin feierte den Triumph. Und zu Ehren des Sieges beschloß er grandiose Bauplätze zu schaffen, unter anderem den Bau einer riesigen Eisenbahnlinie, die den arktischen Polarkreis überqueren und die Bezeichnung Große Stalinsche Eisenbahnlinie tragen sollte. Sie erforderte eine ungeheure Menge an Materialien, Ausrüstungsgegenständen und Menschenleben. Hunderttausende von Sklavenarbeitern wurden dort verwendet."

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Einen drastischen Bericht zur Polarkreiseisenbahn bringt Alexander Vologda mit "Dead Road". (externer Link existiert nicht mehr)

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Sehr eindrucksvoll mit einem Dokumentarfilm:

Der Bau der Bahnlinie entlang des Polarkreises Salechard - Igarka (externer Link existiert nicht mehr)

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Sehr beeindruckende Fotogalerien und natürlich auch profunde historische Informationen zum aktuellen Wissensstand, bringt das online - Museum "Gulag. Construction Nr. 501": doroga501.ru (externer Link existiert nicht mehr)
Zweifellos ein notwendiger Pflichtbesuch zu diesem zeitgeschichtlichen Thema.

Wolfgang (SAGEN.at)
 
Auch mit Google Earth kann man interessante Entdeckungen zur Polarkreisbahn machen.

Wer in Google Earth die Koordinaten:

Lat 65.6972°
Lon 71.7661°

eingibt, kommt zu einem Gulag an der Bahnstrecke (siehe Anhang).

Unter den Koordinaten:

65°36'33.07"N
71°58'50.83"E

gelangt man zu der Eisenbahnbrücke, die auch mit Fotos beschrieben ist. (vgl. Anhang 2).


Unter den Koordinaten:

65°49'43.66"N
71°17'37.27"E

gelangt man zu einem weiteren Gulag, mit drastischen Fotos (vgl. Anhang 3)


Die "Verfolgung" der Bahnstrecke via Google Earth kann als ganz spannend betrachtet werden...

Wolfgang (SAGEN.at)
 

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Ergänzend zu oben Geschriebenen gibt es jetzt das erste Buch im deutschsprachtigen Raum was sich ausschließlich mit der Polarkreiseisenbahn geschäftigt. Es nennt sich
"Die Stalinbahn-Trilogie: Auf Spurensuche am Polarkreis" ISBN: 978-3842353985

Alleine schon der dazugehörige Internetauftritt www.Stalinbahn-Trilogie.de ist sehr interessant.

LevKuhUl
 
Hallo!!
Obwohl ich mich auch sehr für die Geschichte der Eisenbahn interessiere,von der "Polarkreiseisenbahn" habe ich überhaupt noch nichts gehört!!!!Dieses Buch von der Bahn,hat es schon jemand gelesen??Bitte berichtet mir aus dem Buch!!!Wäre euch sehr dankbar.
 
Hallo Drachentöter,
es ist wirklich erstaunlich, dass dieses Eisenbahn-Projekt bis heute recht unbekannt ist. Z. Zt. des Baus war das ja noch zu verstehen, selbst russ. Bürger (äh Genossen) wussten wegen des Geheimhaltungsvermerks davon nichts. Aber im 21. Jhd. ….? Die Unpopularität ist nicht erklärbar. Immerhin war dies quasi ein Parallelprojekt zur Transsibirischen Eisenbahn. Das Wort "Parallel" kann man - neben der Länge und den Kosten - tatsächlich wörtlich nehmen, denn die Strecke sollte (zwar weit nördlicher) aber auch von Westen nach Osten und in diesem Falle bis zur Beringstraße gehen. Leider ist der erste Bauabschnitt (ca. 1.500 km) nur zu ca. 60% fertiggeworden, aber so etwas passiert schon einmal mit wahnwitzigen Ideen.
Das Buch behandelt, wie kein anderes deutschsprachiges, die Geschichte dieser sogenannten „Stalinbahn“. Es geht in dem Buch aber auch darum, wie drei Bereiche dieser Strecke anlässlich dreier unabhängiger Reisen erwandert und „erforscht“ wurden, daher "Trilogie". Das Buch ist deshalb aber kein Wanderführer. Die vier Unerschrockenen berichten auch, wie sie einiges anstellen mußten, um erst einmal so hoch in den Norden zu kommen. Zum einen gilt bis heute:
"You can’t go there. On january 1st 2007 the FSB has declared the railroad and the whole region north of it as part of the border zone (including Salekhard), which means the same regulations as for Norilsk, and other closed city’s and border regions: special visa/documents required. ..." Quelle: https://englishrussia.com/2007/08/22/stalins-lost-railway/
Und zum anderen müssen auch schon mal die letzten 50 km mit einem Kanu bewältigt werden, um an die entlegenen Stellen dieser heute verlassen Strecke (und Gulag-Lager) zu kommen.
Ok, ist das schon mal ein Einblick in das Buch??
Noch eine Anmerkung: Jagd kann man da oben auf Bären und den Vielfraß machen. Natürlich muss man aufpassen wer am Ende wenn jagt bzw. tötet. Drachen gibt es dort übrigens nicht ;-) .
Beste Grüße
LevKuhUl
 
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