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Der MÖnch Mit Der Brennenden Kerze

Käuzchen

Member
Der Mönch mit der brennenden Kerze
(Motiv nach einer Thüringer Sage)


Dunkel ist die Nacht des Frühlings,
nur ein Wind streicht durch die Bäume,
und des Vollmonds reines Strahlen
hüllt mit Glanz die Lichtung ein,

die in tiefer Waldesstille
einsam lieget und verlassen.
Schon fällt Morgentau zur Erde,
und die ersten Knospen keimen.

Zarte Nebel auf den Wiesen.
Winterkühle zieht von dannen,
in den ersten linden Nächten
ahnt man schon der Lärche Ruf.

Fern hört man die Glocken schlagen,
die die Mitternacht verkünden,
als ein Zug im ernsten Schweigen
aus dem Dunkel tritt hervor.

In das kühle Licht des Vollmonds
Tritt ein alter Mönch voll Ruhe,
trägt in seinen beiden Händen
einer schweren Kerze Licht.

Bis zum Boden reicht sein Mantel.
Schatten, der sein Antlitz hüllet,
weiß sein Haar, es leuchtet silbern
wie des Vollmonds blanke Strahlen.

Auf seiner Brust ein Kreuz aus Silber,
das des Heilands Abbild zeiget.
Schweigend tritt, mit langen Schritten,
jener in die Lichtung ein.

Sechs sind derer, die ihm folgen,
paarweis bei einander schreitend.
Sechs noch junge, bleiche Mönche
Nahen sich gesenkten Haupts.

Auch sie tragen bei sich Kerzen,
aber die sind ohne Flamme,
und sie wollen sie entzünden
an dem großen Licht des Alten.

Doch der Alte geht gelassen,
ohne nur den Blick zu wenden,
und so können jene Mönche
ihren Führer nicht erreichen.

Dunkel ist des Waldes Dickicht,
dunkler noch die arme Seele,
die, im tiefen Tann verborgen,
leise auf die Lichtung tritt.

Eine Liebe tief im Herzen
Trägt der Jüngling, arg beklommen.
„Liebt sie mich?“, ist seine Frage,
die in fort trieb in die Nacht.

„Liebt sie mich?“, so ruft er zagend
in des Waldes Nebelschleier.
Düster hallt das Echo wieder:
„Liebt sie? Liebt sie? Liebt sie mich?“

Doch die Mönche gehn vorüber,
ohne nur den Blick zu wenden.
Leise schwinden ihre Bilder,
lösen sich in Tau und Nebel.

Und ein Wind fegt durch die Lichtung,
raschelt an den jungen Zweigen,
streicht das krause Haar des Jünglings,
fegt hinweg den dunklen Spuk.

Und der Jüngling bleibt verlassen
Mit der immer gleichen Frage
Nach der Liebe eines Mädchens.
Keine Antwort gibt es hier.

Keine Antwort geben Geister
Auf die Seelenangst der Menschen,
schwinden fort im kalten Nebel,
schweigen still wie Mitternacht.

Fraget nicht die Überird’schen
Nach dem heißen Staub der Erde.
Jeder trägt in seinem Herzen
Jede Antwort in sich selbst.
 
Hallo Käuzchen, möchte mich noch für die Antwort zur "Schwarzen Hand"
bedanken!
Hier noch einige Verse vom berühmten Bechstein zu Thüringen:
Ich bracht´` euch, treu gewunden, den reichen Sagenkranz;
ich reicht`` ihn dar den Freunden des trauten Heimatlands.
Oft war in stillen Stunden, begeisterungsdurchglüht,
Thüringen meine Freude, mein Saitenspiel, mein Lied.

Und sollte nicht erwecken das Land der Lieder Klang?
Und sollt`` es nicht begeistern zu feierndem Gesang?
Das Land so reich an Reizen, so mancher Sage Schoß,
des Gegenwart so blühend, Vergangenheit so groß?

Schon alte Lieder tönen, dein Lob, Thüringerland,
die Herzen deiner Kinder sind stets dir zugewandt.
(Aus Palästinas Fluren kehrt`` heim der Rittersmann,
der pries die goldne Aue hoch über Kanaan.

Die Bergesgipfel ragen empor zur Wolkenbahn,
und kräftige Wälder tragen die Kronen himmelan.
Süßtraulich plätschernd murmelt ein Bach durch jedes Tal;
von manchen Felsen stürzt sich ein lichter Wasserfall.

Die stillen Seen, umflüstert von windbewegtem Rohr,
sie schlagen Liebesaugen zum Himmel fromm empor.
Der Himmel taucht nieder in die kristallne Flut,
als woll er drunten kühlen sich von des Tages Glut.

Du Wartburg, schaust herunter vom Berg, du stolze Zier,
ein Greisenbild, doch munter naht frohe Jugend dir.
Ihr Burgen, einsam ragend auf euren Bergeshöhn,
scheint nicht ein Flüstern klagend von euch durchs Tal zu wehn?

Das `` bitte entschuldigen, klappt nicht anders!

Viele Grüße von Ulrike!
 
Liebe Ulrike!

Vielen dank für das schöne Gedicht.
Als Kind hat mit Thüringen nichts bedeutet. Aber mit der Zeit habe ich die Schönheit und Besonderheit dieser Gegend zu schätzen gelernt, ihren Reichtum, ihre Geschichte, ihre Sagen und die verborgenen, geheimnisvollen Orte, Wälder und Wege.

Liebe Grüße
Ilka
(aka Käuzchen)
 
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